— — 2 gespielt wurde, fe sämtlichen Mitwirkenden aut chen dem Alt und Jung in reichem Maße huldigte. — Mannheim, 4. März. In einer der heutigen Generolverſommlung der Waßlb' rechtigten der Handelskammer für den Kreis Mann- heim vorausgegangenen Sitzung der Handelskammer wurde ein ſeltenes Feſt begangen. Der Vorfitzende, Herr Kommerzienrat Diffene, begrüßte Namens des Kollegiums Herrn Famnel Jonas Darmſtädter, in Firma Joſef Darmſtädter Söbne, in einer läng⸗ eren, den Gefühlen des lebhafſten und wärmſten Dankes Ausdruck gebenden Anſprache, doß er nun⸗ mehr 25 Jahre der Handelskammer angeböre, und ſeit dieſer Zeit zugleich des Amtes eines Rechners in gewiſſenbafteſter Weiſe gewaltet babe. Derſelbe trat am 20. Jonuar 1864 in die Handelskammer ein, das erſte Kollegium, welches auf Grund des badiſchen Gewerbegeſetzes vom 20 S'⸗ptember 1862 gewählt worden war. In der beutigen Handels⸗ kammer fitzt keiner mehr von den 14 Herren, welche damals der Handelskammer angehört haben. Es leben überhaupt von denſelben nur mehr Herr Ober⸗ bürgermeiſter Moll, Herr Julius Baßermann, Herr Guſtav Hummel und Herr Louis Stoll. Möchte es dem Jubilar, dem eine künſtleriſch ausgeführte Adreſſe gewidmet wurde, vergönnt ſein, noch recht viele Jahre ſeine reichen Erfahrungen, ſein vielſeitiges Wiſſen den Intereſſen ſeiner Vaterſtadt auf dem Gebiete von Handel und Induſtrie zu widmen! — Heddesheim, 5. März. Bei der ge⸗ ſtriegen Bürgermeiſterwahl wurde Herr Lehmann wiedergewählt. — Karlsrube, 3. März. Der auf Grund der Geſetze vom 30. Januar 1879 und 6. März 1880 der Großh. Staatskoſſe zu erſetzende Aufwand an Entſchädigungen einſchließlich der Hebgebübren und ſonſtigen Verwaltungskoſten betrug im Jabre 1888: 1) für getötete Pferde 6372 M. 11 Pf., biervon find durch Ueberſchüfſe bei der letztjährigen Abrechnung gedeckt 336 M. 83 Pf. zur Deckung des Reſtes mit 6035 Mk. 28 Pfg. iſt von den Pferdebefitzern im Jabre 1889 bei einem Pferde⸗ beſtand von 64676 Stück für j⸗des Pferd der ge⸗ ſetzliche Mindeſtbetrag von 10 Pfg. zu entrichten; 2) für getödtetes und gefallenes Nindvieh 40,387 Mk. 60 Pf., wovon durck Ueberſchüſſe bei der letzt jährigen Abrechnung gedeckt find 5873 Mk. 42 Pf., ener „Die türkiſche Schaarwoche“ die mit ihrer poetiſchen Beigabe die Lachmuskeln der Anweſenden ſtark in Bewegung ſitzte. Der Schluß bildete ein Tanzkränz⸗ zur Deckung des Reſtes mit 34.514 Mk. 15 Pf. find von den Rindvi⸗hbeſitzern im Jahre 1889 bei einem Rindviehbeſtand von 607,175 Stück für jedes Stück Rindvieb 6 Pf. zu entrichten. 0 — Urloffen, 4. März. Heute früh 4 Uhr wollte hier ein Vater von 7 unverſorgten Kindern, wovon das zweitälteſte 11 Jahre alt iſt, Hanf zum Schleißen vom Stock thun, um mit demſelben, wie es im ganzen Orte im Herbſt und Winter üblich iſt, die Woche mit zu Arbeit beginnen. Als die Kinderchen mit dem Schleißen anfangen wollten, fanden ſie ihren Vater todt in der Scheune infolge eines Sturzes vom Honfſtock. Es iſt dies für die ſehr bedürftige Familie ein trauriger Fall! — München, 1. März. Ein guter Tropfen, gebraut aus Malz und Hopfen, wird den Teilnehmern der Wißmann⸗Expedition unter der heißen Sonne Oſtafrikas nicht fehlen. Herr Kommerzienrat Pſchor hat Herrn Wißmann 1000 Flaſchen ſeines Bieres zur Verfügung geſtellt und von der Spatenbrauerei find mehrere kauſend Flaschen nach Zanzibar abge⸗ gangen. So melden die N. N. An dem nbthigen Durſt wird es wohl auch nicht fehlen. — Berlin. Eine originelle Wette hat vor einigen Tagen ein Taubenliebhaber gewonnen. Unter den am Stammtiſch einer Meinſtube fitzenden Herren kam das G. ſpräch auch auf Brieftaubenzucht u. die darauf bezüalichen Mitteilungen des Herrn F. feſ⸗ ſelten die Aufmerkſamkeit der Anw'ſenden. Im Begriff, die Weinſtube zu b'rlaff en, äußerte derſelbe noch: „Aber eins veraaß ich noch Ihnen mitzuteilen, nämlich, daß die Tauben nicht hören können.“ All⸗ gemeines Erſtaunen und eine Wette um 10 Flaſchen S'ect war die Folge dieſer ſeltſamen Behauptung. Am nächſten Tage ſollte Herr F. den Beweis an⸗ treten und fand ſich zur beſtimmten Zeit am Stamm⸗ tiſch ein. Siegesbewußt entfaltete er ein Papier, auf welchem ein bekannter Ohrenarzt auf Wunſch des Herrn F. atteſtirt hatte, daß die „Tauben“ nicht bören können. Nun aing Allen Anweſenden ein Licht auf und man amüſirte ſich über den „Rein⸗ fall“. Der Gewinner der Wekte aber gab, erfreut über ſeinen Erfolg, die 10 Flaſchen Sect der Stamm⸗ tiſchrunde zum Beſten. — Kaſſel, 2. März. Der Luſtmörder Prior aus Erlingbauſen, welcher 2 Mädchen auf freiem Felde vergewaltigt und dann mittelſt einer Heck · n⸗ ſcheere ermordet batte, wurde beute Morgen in Ans⸗ berg durch den Scharfrichter Krauts aus Berlin hingerichtet. 5 64 1 N 925 . e 85 Der Geburtstag des Profeſfors vot linger geſtaltete ſich für den greſſen Gelehrt einem wahren Jubeltage. Von überall liefen wünſche ein. Der Prinz⸗Regent überſandte Profeſſor zu ſeinem 90. Geburtstage eine prachtt Blumenſpende. Prinz Wilhelm von Baden üb mittelte ſeine Glück wünſche telegraphiſch; die Reſch räte gratvlirten teils brieflich, teils perſönlich. Te gramme, Briefe und Adreſſen gingen ein von de früheren Geſaadten Grafen Werthern, dem Geſan a ten Grafen Arco (Wachington), dem badiſchen Lan. desarchiv, der Stadtbibliotbek von Metz, den Uni⸗ verfttäten Durham (Amerika) und Jena und dem Kirchengeſchichtsſeminar daſelbſt, ferner von den Pro⸗ fſſoren Sickel (Wien). Beyſchlag (Halle), Lolhon (Oxford), ſowie von Paul Heyſe und den deulſchen Schriftſtellerverband. Deputationen entſendeten daz altkatboliſche Komitee, das Gemeindekollegſum die Staatsbibliothek, die Akademie der Miſſenſchaften im gleichzeitigen Auftrage der hiſtoriſchen Commiffon und viele Univerfitäten. Der Director der Uniber⸗ fität war mit dem geſammten Senat zur Beglg⸗ wünſchung erſchienen. a — Selbſtmord eines Schulmädchens i aug Dresden mitgeteilt wird, hat ſich dort am 1. Mag früh gegen 7 Uhr ein bis Oſtern noch ſchuſpfſch⸗ tiges Mädchen, die Tochter eines Schne ders aug Furcht vor Strafe in die Elbe geſtürzt. Dazleße trug jeden Morgen Bäckerwaaren in die Häuſer und hatte dabei etwa 55 Mark unterſchlagen. Als zn die Bäck⸗rsfrau dahinter kam und mit einer Aeg bei der Polizei drohte, ſiellte das Kind den nd hin und lief ſchnurrſchracks in die Elbe. Zwar wa es bald wieder aus dem Waſſer gezogen, doch wieſen fich die ſofort angeſtellten Miederbelebungz⸗ verſuche als erfolglos. f Zur Belehrung. Kein Menſch bedarf der Belehrung und Hilfe mehr, wie derjenige, welcher durch Krankheit heim⸗ geſucht iſt und wird ihm durch guten Rat zur Be⸗ freung von derſelben der größte Dienſt erwieſen. Dieſer Ratgeber findet jeder Kranke in War⸗ ners mediziniſcher Brochüre. welch ⸗ rgatis und franco von H. H. Warner u Co. Schäfergaſſe 10 Frankfurt a. M. verſandt wird. 0 wir auch nicht zürnen. Aber wir ſpielen, nicht wahr? wandte ſie ſich an Magnus. „Sie haben zu befehlen, gnädige Frau,“ ent⸗ gegnete dieſer. „Die weichen, anſchmeichelnden Melodien der Schubert ſchen Symphonie klangen durch den Salon, Die Blicke des Oberſt richteten ſich eine weile auf das junge ſchöne Menſchenpaar und dann war es ibm, als ob eine ziſchende Stimme ihm zuflüſterte: Hüte Dein Weib, es iſt Lenzeszeit, und Lenz. Jugend und Liebe geben Hand in Hand. — Nein, nein, er wies die Gedanken unmutig von fich, Irene ſtand viel zu hoch in ſeinen Augen, um derartigen niedrigen Verdächtiaungen Raum zu geben in ſeinem Innern und auch der junge Künſtler an Ihrer Seite beſaß ſein volles Vertrauen. Das Andante begann und der Oberſt ſchloß die Augen, um ſich von der ſüßen Melodie in Schlaf und Traum einwiegen zu laſſen. „Er iſt ein alter Mann,“ ſagte Irene gering⸗ ſchätzig, als das Spiel beendet und ihre Blicke zu ihrem Gatten hinüber ſchweiften. Magnus ſah ſte verwundert an. „Und ich bin jung,“ fuhr fie fort, und ich will auch mein Recht am Leben haben, ich will mich nicht länger um meine Jugend betrügen laſſen.“ Sie waren auf den Balkon hingetreten, die zierliche Geſtalt der jungen Frau lehnte gracibs an dem eiſernen Gitter desſelben, während ihre dunkel ⸗ blauen Augen zu Magnus auffſahen, mit einem Blick der mebr als Worte ausdrückte, welche leidenſchaft⸗ liche Gedanken ibr Inneres bewegten. Magnus aber blieb von einer rührenden Unbefangenheit dieſen Augen erwiederte er; „meines Erachtens genießen ſie ihr Leben doch genug hier in der Reſidenz. Wenn ich bedenke wie wenig Vergnügen man dagegen auf dem Lande hat; ich glaube meine Jugendgeſpielin Eveline, von der ich Ibnen ſchon erzählte, hat in ihrem ganzen Leben noch keinen Ball mitgemacht oder eine Theatervorſtellung geſehen. Irene ließ langſam die ſeitenen Wimpern Über die dunklen Augenſterne fallen. „O, Sie großes, großes Kind vom Lande!“ rief ſie dann mit einem erzwungenen Lächeln. Nein Sie haben mich nicht verſtanden und es ſſt vielleicht gut ſo, ſetzte ſie leiſer hinzu. Sie war beſchämt, ratlos dieſer Harmlofigkeit des keuſchen Jünglings gegenüber und doch lag grade darin, für eine Frau wie ſie, die durch Huldigungen oller Art herwöhnt war, ein unendlich gefährlicher Reiz. Leo kam jetzt in der Salon gefftiemt, der Oberſt erwachte, und blickte ſchlaftrunken um ſich. Itene eilte auf ihren Es war im Hochſommer und wer es irgend konnte, hatte die heißen, ſtaubigen Straßen der Re⸗ fidenz verlaſſen, um im Gebirge, oder an der See ſich zu erfriſchen. Auch an Magnus war, Dank der Fürſorge Irenens, eine Aufforderung zu einer Sommerreſſe ergangen. Er ſollte eine Familie, als Lehrer einiger Knaben, in die Sommerfriſche begleiten. Irene halte ihn empfohlen und er hatte dankbar dieſe Offerte angenommen, um ſich etwas von ſeinen angeſtrengten Studien und Unterrichtgeben zu erholen. Nachdem fich das Alles glücklich arrangirt, beſtemmte die Frau Oberſt ihren Gemahl, ſich an den Ausflug ins Harzgebirke, den man profſectirte, zu beteiligen. Daß Ziel der Reiſe war das Bodethal und hier in der wilden Romantik hoher düſterer Felſen, des Waldes, dunkels und des brauſenden Gebirgsfluſſes, figden wir unſere Bekannten aus der Reſidenz wirder Auch der Doctor Kant war, trotzdem er ſich einen Narren Knaben zu ſchloß ihn mit einem dumpfen unklaren Empfinden zärtlich in ihre Arme, als könne die Liebe zu ihrem Kinde ſie allein bewahren vor allen Verwirrungen. Es war ein anmutiges Bild die junge mädchenbafte Mutter mit dem ſchönen Knaben im Arm. Des Oberſt Blicke hafteten voll Bewunderung darauf, und auch Maanus ſchienen plöͤtzlch die Augen aukzugehen, über den beſtrickenden Zauber, der dieſer Frau zu eigen war. Noch nie war ihm Irene ſo lieblich erſchienen. Vielleicht log es allein darin, daß ſie fich, als vollendete Weltdame, nur ſelten ſo einfach und natürlich zeigte, wie in diesem Augenblick, in welchem ſie ſich, von einem beſchämen⸗ gegenüber. V Ich verſtehe Sie nicht recht, gnädige Frau,“ den Gefüble übernannt, hinflücht⸗te zu den Heilt n auf Erden, d Mutterliebe. 1 N 5 ſchalt, den Reiſenden gefolgt, nur Irenens wegen wie er ſich hoͤhniſch eingeſtand. Wa um auch ſollte er ſich das armſelige Glück, ſie zu ſehen, verſagen, warum es ſich verſagen, den Gang der Dinge weſter zu verfolgen: Wie ein ſchönes, gefeiertes Weib ſich einen blöden Jüngling zum feurigen Debhaber er⸗ ziehlt. Noch war, das ſah der ſcharſe Beobachter und Menſchenkenner, das Verhältniß zwiſchen Jene und Magnus ein harmloſes, woran erſtere allerdings wohl weniger unſchuldig war als ihr Schützling. Dem Doctor war dieſe Jünglingsſeele ein Problem eine derartig Erſcheinung war ihm kaum begegnet, unter all den zahlloſen Perſönlichteiten, die ſeme Pfade ſchon gekreuzt. f 950 Fiottſetzung folgt.