Reklamen mit 20 Pf. berechnet. r. 19. 0 Politiſches Berlin, 3. März. S. M. der Kaiſer empfing den Zentralausſchuß der vereinigten Innungsver⸗ bände Deutſchlands, welcher einer Adreſſe überreichte Heute Abend entſprach Sr. Maj⸗fſät einer Einla⸗ dung des italieniſchen Botſchakters, Graben de Lennoy zur Tafel. — Ueber den Beſuch des Czaren am Berliner Hofe meldet ein Petersburger Drahſbericht: Mührend bisher eine Reiſe der kaiſerlichen Familie für den März nach der Grim geplant war, gewinnt es neuerdings an Wahrſcheinlichkeit, daß Sr. Maj. der Kaiſer ſeinen Gegenbeſuch in Berlin bereits Ende März abſtatten und dann ſelbſtverffändlich ſich auf dem Landweg ⸗ dorthin begeben wird. That⸗ ſache iſt, daß der in Wirballen ſtationirte kaiſerliche Hofzug vollſtändig fahrbereit gemacht und auch mit neuen Bremſen verſehen wird. Berlin, 3. März. Der dem Bundesrath heute zugegangene Nachtraasetat beläuft fich insge⸗ ſamt auf Mark 21.882 600; davon 4.6 Millionen auf fortdauernde Ausgaben des Ordinariums, 4.78 Mill. auf die einmaligen Ausgaben des Ordinariums und Mk. 12.492.000 auf einmalige Ausgabe des Extraordinariums. Von den fortdauernden Ausgaben find Mark 423,000 für die Marine beſtimmt; von den einmaligen Ausgaben des Ordinariums Mark 1.200.000 im auswärtigen Amt als Reſt der für Oſtafrika bewilligten 2 Millionen und für die Marine Mek. 37,000. Das durch Anleihe gufzubringende Exttaordinarium von Mk. 12,492,000 iſt allein für die einmaligen Ausgaben des Reichsheeres beſtimmt und zwar für die bekannten Umänderungen in der Artillerie, über welche ein⸗ kurze Denkſchrift unter Hinweis auf die franzöfiſche und ruſſiſche Artillerie Mitteilung macht. Die Anſchaffung von 3400 Pferden iſt auf Mark 4 Mill. veranſchlagt. Für Erſcheint jeden Fittwoch und Hamstag und koſtet viertelfahrlich 1 % — mit illuſtiertem Anterhaltungsblatt 1 %% 40 4 excl. Poſtproviſion. IJnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. JVVJVVVVTVVTVTVVTTTTTT 5 WMiktwoch, den 6. März Artilleriematerlal und Beſpannung werden Mk. 4 48 Mill. gefordert. Außerdem find noch Neubauten in Folge der Verm⸗hrung von Mannſchaften u. Pferden erforderlich. Die Trennung der Admiralität der Marine in ein Oberkommando und in ein Reichs⸗ amt wird mit Geſchäftsüberhäufung begründet. Berlin, 3. März. Im Nachtragsetat be⸗ finden fich auch Forderungen, die durch die Blokade an der oſtafrikaniſchen Küſte und durch die Anweſen⸗ heit aröß⸗rer Streitkräfte vor Apia entſteh n, näm⸗ lich für Indienſthaltung von Sch ffen 777.800 M., für Naturalp⸗rpflegung 141.650 Mk., für Kranken⸗ pflege 100.000 und für Reiſe⸗, Marſch⸗ u. Frach'⸗ koſten 50,000 Mk. Amſterdam, 2. März. Die Erſchöpfung des Königs ſchreitet fort. Nach ärztlichem Gutachten wird der König die kommende Woche nicht überleben. Rom, 3. März. Der Papſt empfing geſtern Mittag die Kardinäle und Prälaten, welche ihn zum Jahrestage ſeiner Krönung und zum Geburtsf,ſte beglückwünſchten. Auf die Adreſſe des Kardinals Valletta antwortete der Papſt: Beim Eintritte in das achtzigſte Lebensjahr und das zwölfte ſeines Pontifikats ſehe er für die Regierung der Kirche eine ſchwierige Lage und füble das B⸗dürfnis, ins⸗ beſondere die Hilfe Gottes anzuflehen. Die Kardinäle kennten alle die thatſächlichen Schwierigleiten und Europas ungeweſſe, drohende Lage, wodurch auch die Kirche in Mitleidenſchaft gezogen werde. Denn ihrer Souveränetät und Unabhängigkeit im Handeln beraubt und der fremden Macht unterworſen, leide ſie bei allen G⸗fahren, denen Itolien nach innen und außen ausgeſetzt ſei. Der Papſt verwies als ⸗ dann auf die jüngſten Unruben in Rom, auf die äußeren Verwickelungen, wodurch unter den Katho⸗ lichen Beſorgniß wegen ſeiner und wegen der ernſten Nachſtehende Annoneen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in elf f 1 5 ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, oſſe, G. E Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamteit. Druck und Verlag von Karl Moliter in La L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. neh 5 3 1889. Lage, die d'r Religion in Italien bereitet werde, auftauchten. Man ſage manchmal, die Kirche freue ſich in Italien einer größeren Freiheit, als in andern Ländern. Dies iſt jedoch falſch, denn die Beraubung jeglicher w⸗ltlichen Gewalt iſt allein ſchon ein gegen die Unabbänaiakeft des Papſtes gerichteter ſchwerer Schlag. Die Beleidigung der Kirche durch die (den Biſchöfen bereiteten Schwierigkeiten, die Verweia⸗rung oder Verzögerung des Ex⸗quatur, die neuen Patronatsanſprüche, die Schwieriak⸗iten Be⸗ treffs Rekrutirung der Geiſtlichen, die Auflösung der relig öſen Orden, die Ausſchließung der Kirche vom Unterricht, das neue Strafgeſetzbuch, die geplante Beſchlagnahme der geiſtlichen Güter, die Angriffe auf die fromm n Stiftungen und andere Einricht⸗ ungen, ſowie der den Feinden der Kirche und den Sekten gewährte Schutz — dies Alles find hinreich⸗ ende Beweiſe dafür, daß der Kirche in Italien die Freiheit fehlt. Möge darum dos italieniſche Volk wohl nachdenken und zu den guten Ueberlieferungen ſeiner Väter zurückkehren! Rom, 3. März. Heute iſt auf dem Babn⸗ bofe von Sampierdarena bei Genua, wo am 10. März 1888 die letzte Begegnung des Königs Humbert und des Kaiſers Friedrich bei deſſen Rück⸗ kehr nach Berlin ſtattfand, ein Denkſtein enthüllt worden. g a Berſchiebenes. f — Ladenburg, 5. März. Vergangenen Sonntag veranſtaltete der hieſige Geſangverein im Gaſthaus zum Sch ff eine närriſch⸗Abendunterhaltung, die ſehr zahlreich beſucht war. Das Praaramm war ſehr reichhaltig und fanden die einzelnen Nummern den woblverdienten Beifall. Beſonders bervorbeben möchten wir noch die wohlgelungene Aufführung des Luſtſpieles „Die ſchöne Müllerin“, welches von Künſtlerbahnen. Novelle von F. Stöcker. e Nachdruck verboten 1 2 14. Fortſ. Sie ſah die ſchwindelnden Abgründe nicht, wollte ſie nicht ſehen, die da drohend ihr entgegen gähnten auf den Irrwegen, in welchen ſi' ſich immer mehr und mehr zu verlieren drohte. Führten doch dieſe Irrwege ſie weit hinweg aus dem g wöhnlichen Daſeinsgetriebe, zurück in jene längſt verlaſſene ver⸗ geſſene Lande der Jugendträume. Das Leben dünkte ihr ſo reich und ſchön wie nie zuvor, als wäre die ganze erſte Jugend um die ſie betrogen war, ihr nun wieder zurückgegeben. War denn der Frühling je ſo wunderſchön geweſen? Hatte das blaue Grün, der blaue Früb⸗ lingshimmel ſie je ſo entzückt wie in dieſem Jahr? So fragte ſich Irene immer wieder von Neu m, wenn die warme Lenzensluft hineinſt ömte in ihr Zimmer, oder wenn ſie, wie heute draußen auf dem kleinen Balkon ſtand, und alte Liebes- und Lenzes⸗ lieder aus fernen Jugendtagen ihr in den Sinn kamen. Leiſe ſummte ſie die Melodie des Schubert ichen Frühlingsliedes: „Die linden Lüfte find erwacht — und ſchaute ſehnenden Auges hinauf zu den vorüberziehenden Wollen. Da legte ſich leicht ein Arm um ihre Taille; ſie zuckte zuſammen. O wenn es Magnus wäre! Die Vergangenheit tod, nie ge⸗ wefen und ſi⸗ ein Mädchen, das den erſt en Liebes⸗ traum träumt! Es wäre ſo ſchön! Sie ſchloß einen Moment die Augen, um den thörichten Traum feſt⸗ zuhalten. „Irene.“ erklang es und ein tiefer Klang vor Zärtlichkeit zitterte durch das eine Wort. Sie blickte empor, in das Antlitz ihres Mannes, ſeine Züge waren ihr noch nie ſo alt erſchienen wie heute, kein Schimmer von Jugend lag mehr darauf, das Haar war ergraut. die Stirn gefurcht, an den Mundwinkel hatten ſich tiefe Falten eingegraben. Sie ſah das Alles in dem hellen Licht des Frühlinastages, und wie zum ſchroffen Gegenſatz mußte ſie jetzt Magnus erblicken, der elaſtiſchen Schritts die Straße herauf kam. Grüßend zog er den Hut, die dunklen Locken glänzten in der Frühlingssonne, die Wangen waren friſch gerötet. Irene hatte ſich unwillkürlich aus den Armen ihres Gatten befreit, ihr Herz ſchlug börbar und ein heißes Rot lag auf ihren Wangen Schön⸗ born war jedoch zu unbefangen, dieſe verröteriſchen Symptome zu bemerken. Noch nie war ihm der Gedanke gekommen, daß Irene nicht glücklich ſein loͤnne an ſeiner Seite. Hatte er ihr, dem armen verwaiſten Fräulein, das von der Gnade ihrer Ver⸗ wandten lebte, doch eine glückliche ſorgloſe Lebens⸗ anſtellung gegeben und ihr ſoviel in ſeinen Kräften ſtand, alle Genüſſe und Freuden des Lebens zu 8 berſchaffn geſucht. Die Jahre die er vor ihr vor⸗ aus hatte, hatten ihn nie beunruhigt, ſolchen un⸗ gleiche Eh paaren begegnete man ja alle Tage. Daß ſie ſeine Liebe nicht in dem Grade erwiederte, wie er wohl im Anfang ihrer Ehe gehofft und aewünſcht darin hatte er fich längſt gefunden und fich beſcheiden gelernt. Magnus war heraufgekommen und trat jetzt in den Salon. „Ich bringe neue Noten, die Schubert'ſche Symphonie die ſie zu ſpielen wünſchten! rief er Irene entgegen. Ach, das iſt ſchön, laſſen Sie uns ſofort be⸗ ginnen mit dem Zuſammenſpiel! Aber Kind, ſo gönne doch dem Herrn erſt ein wenig Rube, er hat ſoeben erſt Unterricht gegeben, ſagte der Oberſt. Die Frühlingsluft ermüdet ohne dies ſehr, ich fühle den Spaziergang noch, den ich heute Morgen unternommen. „Ja, Du, Du biſt auch“ — Irene verſtummte plötzlich. Sie hatte doch zu viel ge ſellſchaftlichen Tact, um eine Unvorſichtigkeit, ihren Mann an ſein Alter zu erinnern, zu begehen. Du biſt auch kein Mufikenthuſtaſt, wollteſt Du wohl ſagen, fiel der Oberſt lächelnd ein. Ja ſo etwas Aehnliches ſchwebte mir auf der Zunge. Mache es Dir nur bequem auf Deinem Lehn ⸗ ſtuhl, Karl, und wenn Du einſchlafen ſollteſt, wollen