6 Polfitiſches Karlsruhe, 1. Febr. Der Großherzog und die Großherzogin find mit Schnellzug 11 Uhr 42 Min. heute Mittag von Berlin hier wieder ein⸗ getroffen. d Berlin, 2. Feb. Dem preuß. Abgeordneten⸗ haus ging ein Geſitz entwurf zu, betr⸗ffend die Er⸗ ten Dene, höhung der Krondotation, wonach außer der vom ſchen A 17. Jan 1820 ab, ange wieſene Rente aus Domänen ee von 7 719,296, aus der geſetzlich vom 27. Jan. 71 die Reiſe vn aß Nm 8 agen 1868 zu entrichtende Rente von 4 500,000 eine u weite re Jahresrente von 3.500 000 Mark vom 1. iter April 1889 ab aus der Staatskaſſe bezahlt werden ten ſolle. — Das Kieler Schloß nebſt Zubehör wird . der Benutzung des Königs überwieſen, die Erhalt⸗ alien ung des Schloſſes trägt der Kronfideikommißfonds. Berlin, 2. Febr. Das 7. deutſch⸗ Turnfeſt merit findet d. J. in München ſtatt. Der Prinzregent Luitpold von Boy ern hat das Protektorat über das⸗ felbe übernommen. Senkel Berlin, 2. Februar. Die Nordd. Allg. Zig. Eglin bemerkt zu der Reuter⸗Meldung in Betreff der an⸗ hein. geblichen Kriegserklärung deutſcherſeits an Samoa, daß eine Kriegserklärung im völkerrechtlichen Sinne ue At A1 alſo von Seiten des dortigen Konſuls oder komman⸗ Ouclitt l. Direnden Offiziers, nicht wahrſcheinlich ſei, weil kein Auftrag dazu erteilt worden ſei; ferner weil es an einem dortigen Gegner fehle, dem der Krieg erklärt werden könnte. Tamaſeſe iſt deutſchfreundlich, Ma⸗ taafa aber war von Deutſchland nicht als Herrſcher anerkannt. Durch eine Kri⸗gserklärung an ihn würde man ihn aber als Herrſcher anerkennen. Es ſei nicht ausgeſchloſſen, daß die in Samao vorhandene deutſche Streitmacht durch einen Angriff der Mataa⸗ eneral- Anzeiger für Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 * mit illuſtiertem Anterhaltungsblalt 1 K 40 4 exel. Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Mikkwoch, den 6. aber nicht die völkerrechtlichen Konſequenzen eines Krieges habe. Als vor mehreren Jahren an der ſpanniſchen Küſte von carliſtiſcher Seite der deutſche Offizier Schmidt erſchoſſen wurde, ſei es Niemandem eingefallen, dem uns befreundeten Spanien den Krieg zu erklären, dagegen waren unſere Schiffe bemüht, an der Küſte Angehörige der carliſtiſch n Streitmacht ab⸗ zufangen um an dieſen Repräſſalien für die Erſchießung zu üben. Die Affaire in Samoaliege analog, die deutſche Streitmacht könnte ohne weitere Inſtruktion zur Ab⸗ ebru wehr und Vergeltung des auf ſie gerichteten Angriffs ſeitens der Mataafiſten ſolche am Strande, wenn ſie erreichbar ſeien, beſtrafen. Ob dies der Fall, ſei noch unbeſtimmt, jedenfalls ertrage eine ſolche Abwehr nicht den Charakter eines deutſcherſeits erklärten Reichskriegs. Berlin, 3. Februar. Geſtern um 4 Uhr Nachm. entlud ſich, lt. Pol. Nachr., über Berlin während eines fürchterlichen Schneeſturmes ein hef⸗ tiges Gewitter. Der Verkehr in den Straßen ſtockte für einige Zeit völlig. — Der Verband deutſcher Feuerverſicherungsgeſellſchaften hat dem Ausſchuß für Unfallverhütung 10,000 Mark zu Preiſen für die beſten Leiſtungen auf dem Gebiete der Verhütung von Feuerſchäden zur Verfügung geſtellt. Wien, 2. Februar. Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht folgendes Gutachten, welches auf Grund des protocollariſch aufgenommenen Sec⸗ tionsbefundes über den Kronprinzen Rudolf abzu⸗ geben iſt. Dasſelbe lautet: „1) Der Kronprinz Rudolf iſt an Zertrümmerung des Schädels und der vorderen Hirnpartieen geſtorben. 2) Dieſe Zer⸗ trümmerung veranlaßte ein aus unmittelbarer Nähe gegen die rechte vordere Schläfengegend abgefeuerter Schuß. 3) Der Schuß aus einem Revolver von mittlerem Kaliber, war geeignet, die beſchriebene Nachſtehende Annoncen - Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. VBarck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamleit. 2 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg Ar Verl zung zu erzeugen. 4) Das Proj'ctil iſt nicht aufgefunden worden, da dasſelbe durch die über dem linken Ohre conſtatirte Ausſchußöffnung ausgetreten war. 5) Es iſt zweifellos, daß der Kronprinz ſich ſelbſt den Schuß beigebracht hat und daß der Tod augenblicklich eingetreten iſt. 6) Die vorzeitige Ver⸗ wachſung der Pfeil⸗ und Kranznaht, die auffällige Tiefe der Schädelarub und der ſogenannten „finger⸗ förmigen Eindrücke“ an der inneren Schädelknochen⸗ fläche, die deutliche Abflachung der Hirnwindungen, die Erweiterung der Hirnkammer find pathologiſche Befunde, welche erfahrungsgemäß mit abnormen Geiſteszuſtänden einhergehen, daher zur Annahme berechtigen, daß die That in einem Zuſtande der Geiſtesberwirrung geſchehen iſt. (gez.) Hofmann. Kundrat. Widerhofer.“ Wien, 1. Febr. Dem Pariſer Korreſpondenten der Dails News zufolge war Kronprinz Rudolf als Kind einmal an Hirnhautentzündung erkrankt. Auch ſey in der kaiſerlichen Familie die Epilepfie vertreten. Ein Erzherzog und eine Erzherzogin litten an dem Uebel; auch Kaiſer Ferdinand und der Vater Kaiſer Franz Joſefs, Erzherzog Franz Karl, waren epilep⸗ tiſchen Anfällen ausgeſetzt. — Der Thronfolger Karl Ludwig iſt ſeit dem Tode des unglücklichen Kaiſers Max von Mexiko (1867) der älteſte Bruder des regierenden Kaiſers Franz Joſef. Geboren am 30. Juli 1833, ſteht er gegenwärtig in dritter Ehe. Aus der erſten mit Magaretha (geſtorben 1858), einer Tochter des verſtorbenen Königs Johann von Sachſen, find Kinder nicht vorhanden, aus der dritten mit der noch lebenden Erzherzogin Maria Thereaſia, Tochter des verſtorbenen Infanten Miguel von Por⸗ tugal, nur zwei Mädchen, die Erzherzogin Maria Annunciata und Eliſabeth Der zweiten Ehe mit Annunciata (geſtorben 1871), Tochter des verſtor⸗ 25 60 V , fachen Patel im Weg- der Nothwer und Repreſ⸗ ien hohe ſalje thatſächlich in Kriegszuſtand geraten ſei, der ndaunen von 50 f ſabatt. geſtattet Künſtlerbahnen. Novelle von F. Stöcker. Nachdruck verboten. 6. Fortſ. „Mit dieſen Worten wandte ſie ſich an den alten Herrn. Jedenfalls iſt er ein Jünger der edlen Mufica. »Ein echter Künſtlerkopf iſt er wenigſtens, er⸗ widerte der alte Herr, nachdem er auch Magnus ſcharf fixirt hatte.“ „Wir möchten ihm den leeren Stuhl an unſerm Tiſch anbieten, nahm di junge Dame wieder das Wort, er hat die ganze Sympponie ſtehend an⸗ gehört.“ „Die Symphonie war zu Ende und Mag⸗ nus nahm das Anerbieten des alten Herrn, an dem Tiſch mit Platz zu nehmen, dankbar ienstag, ach 1 60 ach esd b an.“ 14 0 Nachdem man ſich gegenſeitig vorgeſtellt und nach 1 Magnus erfahren, daß der alte Herr ein Oberſt a. 1 1 Wal. ue D. v. Schönborn und die junge Dame ſeine Gemahlin ſei, benutzte man die Pauſe zu einer ziemlich lebhaften Unterhaltung. „Magnus ſprach ſein Entzücken über den gehabten muſikaliſchen Genuß aus, und daß er 8 Sohn a 5 derartiges noch nie gehört habe, er ſei ſehr ge⸗ waltſam fern gehalten von aller mufikaliſchen Kunſt. „Aber nun!“ rief die Frau Oberſt lebhaft „nun ſteht Ihnen jedenfalls die Welt offen und die Bahn zur Kunſt frei, Sie werden Kunftge⸗ nüſſe öfters genießen und auch wohl ſelbſt Muſik treiben. „Ja, ſch hoff, doß mir meine ferneren mediciniſchen Studien das geſtatten werden,“ er⸗ wiederte Magnus. „Vorläufig muß ich Mediein ſtudiren.“ „Mediein ſtudiren Sie? Sie mit ihrer Be⸗ geiſterung für Muſik, mit ihren ſo entfchieden lünſtleriſchen Anlagen wollen ſich in die Hoͤrſäle der Mediein vergraben, in die gräßliche Ana⸗ tomie gehen, Leichen ſteiren und ſpäter Arzt werden. „Ueberlaſſen Sie doch das anderen jungen Leuten die kein künſtleriſches Genie befftzen. Es geſchieht auch weniger aus Neigung gnädige! Frau, daß ich Mediein ſtudire, aber es iſt der Wille meines Onkels und Wohlthäters. „Aber die Muſe der Muſik wird Sie gefangen nehmen, Sie werden aus ihrem Banne nicht loskommen! Es ſteht Ihnen auf der Stirn ge⸗ ſchrieben, daß Sie ihr Jünger werden müſſen,“ er⸗ wiederte im Tone einer begeiſterten Prophetin die junge Dame. Magnus lächelte. Sollte das der Fall ſein, dann ſtehen mir jeden⸗ falls ſchwere Kämpfe bevor, ich zweifle, daß ich die Vorurteile meines Onkels je beſiege. Vorläufig will ich es wenigſtens, auch ferner verſuchen, mich ſeinem Willen zu fügen. Und daran werden Sie Recht thun, mein junger Freund, ſagte der Oberſt. Es iſt immer beſſer, dem practiſchen Leben gerecht zu werden und ſeinen An⸗ forderungen, die es an jedem von uns ſtellt, zu ge⸗ nügen. Den Damen iſt es eher geſtattet, unbekümmert um das nüchterne practiſche Leben ihren idealen Ziele nachzubängen. Sein Blick ruhte bei dieſen Worten zärt⸗ lich auf dem klaſſiſch ſchönen Haupte ſeiner Frau. Und dafür ſei dem Himmel gedankt!“ rief dieſe lachend. „Ich bin dem praktiſchen Leben noch nie gerecht geworden, nur bisweilen habe ich practiſche Anwandlungen wie in dieſem Augenblick. Sie haben noch keine Wohnung Herr Vollmut. Da fällt mir ein, daß in unſerm Hauſe eine Garconwohnung leer iſt. Wir wohnen in der L. Straße, nicht weit da⸗ von iſt eins der erſten Conſervatorien, auch die Uni⸗ verſität iſt durch einige Seitenſtraßen ſchnell zu er⸗ reichen. Ich werde ſie in meinen ſpeciellen mütter⸗ lichen Schutz nehmen und lade fie vorläug als ſtän⸗ digen Gaſt zu unſern muſikaliſchen Abenden ein. Und nun ſage einer, daß ich nicht practiſch bin,“ ſchloß ſie lachend. „Unvergleichlich practitſch! rief ihr Gemahl voll Bewunderung.“