Veränderung. Der Wagen zur Ueberführung der Leiche iſt geſtellt von der Badener Gemeinde; es eskortirten ihn Gendarmen. Derſelbe ſetzte ſich um 7 %½ Uhr in Bewegung und traf um 8 ½ Uhr auf 1 dem Badener Bahnhofe ein, wo eine ungeheure, laut⸗ loſe Menſchenmenge die Leiche mit ehrfurchtsvoll ent⸗ a blößten Häuptern begrüßte. Die Leiche iſt zu Wagen 1 von Baden in die Hofburg nach Wien übergeführt, g wo ſie um 1 Uhr anlangte und von dem Oberſt⸗ hofmeiſter Hohenlohe auf dem Südbahnhofe empfan⸗ gen wurde, ſodann wurde ſie begleitet von Hofburg⸗ pfarrer Meyer, Hohenlohe, den Adjutanten des Verblichenen, Oberſtleutnant Graf Orſini u. Haupt⸗ mann Gießl und in ſechsſpännigem Hoſwagen in die Hofburg geführt. Die Ueberreſte wurden von der Menge entblößten Hauptes in ffummer Ehrer⸗ bietung begrüßt. In der Hofburg wurde der Sarg ö ſofort in die Gemächer des Kronprinzen getragen. f Das Abgeordneten und Herrenhaus halten morgen Mittag Trauerfitzungen ab. Die Haltung der Wiener Bevölkerung ſpiegelt eine tiefſchmerzliche Stimmung wieder. Die Damen erſcheinen vielfach mit Trauer⸗ gewändern. ö Wien, 31. Jan. Ein nach Meyerling ge⸗ 1 ſandter Berichterſtatter des Fremdenblattes meldet: Der Kronprinz hatte am Montag Mittag ſich in einem Hofwagen von Wien nach Breitenſurth be⸗ geben, wo ein Wiener Fiaker denſelben erwartete. Der Kronprinz benutzte jedoch den Wagen nicht, ſondern legte die kurze Wegſtrecke nach Meyerling zu Fuß zurück, indem er ſehr vergnügt mit den Jagdgäſten plauderte. Nach der Rückkehr von der Jagd, am Dienſtag, klagte der Kronprinz über Kopf⸗ weh, zog ſich in ſeine Gemächer zurück und ließ die Teilnahme an dem für den Abend anberaumten Familieneſſen abſagen. Am Abend deſſelben Tages arbeitete der Kronprinz einige Zeit im Schlafzimmer und schrieb mebrere Briefe. Am Mittwoch Morgen erwachte der Kronprinz vor 7 Uhr, läutete ſeinem langjährigen Kammerdiener Loſchek und befahl das Früßſtück. Als der Leibkammerdiener dieſen Befehl ausführend, kurz vor 7½ Uhr in des Kronprinzen Schlafzimmer trat, fand er denſelben tot im Bette. Prinz Philipp von Koburg und Graf Hoyos be⸗ fanden ſich im Schloßhofe, als der Leibkammerdiener leichenblaß mit der Entſetzenskunde herausſtürzte. Sofort eilten dieſelben zum Kronprinzen in das Schlafgemach, ſahen aber, daß menſchliche Hilfe ver⸗ gebens ſei. Prinz Philipp verblieb am Sterbebette ſeines Schwagers, während Hoyos nach Wien fuhr, — — 2 — . 2 * ö 1 um der kaſſerlichen Famille die Botſchaft zu 5 ien 1. Febr. Das Leichenbegängnis des Kronprinzen wird vorbehaltlich der Genehmigung des Kaiſers am Dienstag Nachmittag 4 Uhr ſtattfinden. Wie verlautet, wünſcht der Kaiſer eine einfache Lei⸗ chenfeier, wesholb der Leichenzug den kürzeſten Weg zur Kapuzinerkirche nehmen wird; wo die Beiſetz⸗ ung erfolgt. Die Leiche wird Sonntags Nachts aus aus dem Schlafgemach in die Hofburgfirche Über⸗ tragen, wo Montag Vormittags dem Publikum der itt geſtattet wird. 855 A 1 5 11 and, 30. Jan. Das Bureau Reuter meldet aus Samoa, neueren Nachrichten zufolge ſei gegen König Mataafa deu ſcherſeits der Krieg erklärt worden. Berſchieder es. — Karlsruhe, 31. Jan. Am 30. Jan. hat der Erbprinz Friedrich von Anhalt — Sohn des regierenden Herzogs Friedrich von Anhalt und deſſen Gemahlin, der Herzogin Antoinette, Tochter des verſtorbenen Prinzen Eduard von Sachſen⸗Al⸗ tenburg, geboren den 19. Aug. 1856 — um die Hand der Prinz⸗ſſin Marie von Baden, Tochter des Prinzen und der Prinzeſſin Wilhe'm von Baden, geboren den 26. Juli 1865, bei deren Eltern an⸗ gehalten. Nachdem der Großherzog als Haupt der Großherzoglichen Familie die erbetene Einwilligung zu dieſer Verbindung erteilt batte und hierauf die Zuſag⸗ der Eltern der Prinzeſſin erfolgt war, fand noch geſtern Abend die Verlobung des am Nach⸗ mittag in Karlsruhe eingetroffenen Erbprinzen mit der Prinz⸗ſſin Marie ſtatt. — Schriesheim, 31. Jan. Anlößlich der Kaiſerfeier iſt auch von hier zu berichten, daß das Feſt einen ganz würdigen Verlauf nahm. Der Vor⸗ abend wurde durch allgemeines Glockengeläute und Böllerſchüſſe eing⸗leitet. Punkt 8 Uhr Abends ber⸗ ſammelte ſich der hieſige Kriegerverein in dem feſt⸗ lich dekorirten Saale des Gaſthauſes „Zum Hirſch“ zu einem ſolennen Balle. Ein von Herrn Ratſchreiber Brehm in meiſterhaft gehaltenen Rede ausgebrachter Toaſt mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer fand bei ſämtlichen Teilnehmern lebhaften Wieder⸗ ball. Küche und Keller des Wirtes hielt die meiſten Gäſte bis zur früheſten Morgenffunde beiſammen. Am Feſttage ſelbſt fand um 9 Uhr vom Schulhauſe aus ein ſtattlicker Zug durch den reich beflaggten Ort in die Kirche ſtatt. Voran die Schuljugend, dann ſämtliche Vereine. Nach been⸗ igtem Goktesdieuſte 3 der Verein „Aederltenz a das ergreifende Lied: „Jehova, Jehobg, deinem 14 Namen ſei Ehre, Preſs und Ruhm“ por. 5 14 un — Wertheim, 30. Jau. Dieſer Tage er. 1015 e eignete ſich in der Stadtmühle ein gräßſiches Un. 710 . c, Dau Mulknacht Goitftted Wolde hahe e J le ſchwere Getreidefuhr in die Mühle zu fenen und i wollte an dem bekannten ſteilen Abhang den Hemm. n ſchub während der Fahrt einlegen. Er gere z , 71 unter die Räder des im vollen Lauf befindlichen e 1 Wagens und wurde ihm des eine Beim fog gz % a 1 gedrücken, das andre ſchwer verletzt. Der Verunglüche 7 lam nicht mehr zum Bewußtſein und erlog Lag lu 10 dorgu' ſeinen Leiden. e 1 — Hamburg, 30, Jan, Bel dem hieftgen ie Bankhauſe Behrens und Söhne berſuchte eule er Frkf. Ztg. ein engliſcher Schwindler hunderktauſeeg Mark Hamburger Rente gegen einen Spier ln fd, werthlos befundenen Check auf die Kommers e f zu erhalten. Telegraphiſch eingezogene Erfurt, ahl ungen führten rechtzeitig zur Entdeckung des e e trugs. Der Schwindler bei dem ſich 2 Revolber borfan⸗ alu den wurde verhaftet. 1 u dz — Bremen 30. Jan, Nach einer Zuſam⸗ menſtellung ſeitens der Einwanderungsbehörde in Neuyork, wurden von nachſtehend verzeichneten Linien die folgende Anzahl Paſſogiere im Jahre 1888 dort gelandet: Norddeutſcher LAloyd Bremen Cate 14.840 Zwiſchendeck 52,926. Homb. Amer. Pack ⸗Ael Ge Aunttg Hamburg Cajüte 3,190, Zwiſchend⸗ck 39H N Außerdem beförderte der Norddeutſche Lloyd nach dente Baltimore 421 Cajüte und 29,105 Zwischen ne paſſagiere. 1 — NVorddeutſcher Floyd Der Schneldoomoſt fen uh Ems, Capt. Th. Jüngſt, vom Norddeulſchen Alohd „ ehe, in Bremen, welcher am 17. Januar von Brem „ an! und am 18. Joauar von Southampton abgegangen , fun war, iſt vorgeſtern 11 Uhr Vormitt ags wohlbehalien A, bahn in Newyork angekommen. fe n Der Poſtdampfer Neckar, Cagt. H. Suppe b Sg bom Norddeutſchen Lloyd in Bremen, welcher an dan 1h du fi 10. Januar von Bremen abgegangen war, am f i ll. 90 25. Januar, 9 Uhr, Vormittags, wohlbehaltlich in N Baltimore angekommen. U — amburg⸗Amerifauiſchen Packelfahrt lade Alktien-Geſellſchaft. „Amalfi“ von Hamburg au 24. Januar in Newyork angekommen; „Nhgelſge, vonſHamburg am 26. Jan. in Newyork angekommen; ⸗Auſtralia, von Hamburg am 27. Jan. in Newfolf 3 Hinreißendes in ſeiner Erſcheinung. als gehöre er zu jenen Auserwählten, von der Muſe geküßten Menſchenkindern, denen andere Wege vorgeſchrieben find wie die alltäglichen gewöhn⸗ licher Sterblichen. Voll aufrichtiger Bewunderung blickte Walter zu ihm auf, während Eveline den einſtigen Jugend⸗ geſpielen mit faſt ſcheuen Blicken ſtreifte.“ „In ihrer jungen Seele aber begann es ſich zu regen und wie leiſes Ahnen aufzugehen: Das ihr die kleine Welt, in welcher ſie lebte und glücklich war, einſt zu eng werden könnte, daß es ſie hinaus⸗ 1 05 wülde, um — Magnus Bahnen dereinſt zu olgen. 5 5 5 e Einige Wochen waren vergangen. Walters erlen nahten ſich ihrem Ende, er mußte nach der „ zurück und auch Magnus rüſtete ſich zur relſe. Einſam durchſtreifte er heute noch einmal bſchied nehmend Wald und Flur von Felſeneck. Er lag draußen auf der Haide unter dem alten achholderbaum und träumte ſich zurück in ſeine kindheit. 5 Wie lange Jahre lagen nun ſchon zwiſchen jznen Zeiten, wo er nichts ſchöneres gekannt, als hier bei dem alten Janko zu ſitzen und zu geigen. Wie innig batte er den alten Freund betrau'rt, und wie oft hatte er noch in ſpätern Jahren ben einſamen Grabhügel, unter welchem Janko e e aufgeſucht, um des guten Alten zu ge⸗ enken. Langſam lenkte Magnus ſeine Schritte jetzt wieder dorthin. Die Veilchen, welche er einſt voll kindlicher Pietät auf Jankos Grab gepflanzt, blühten und dufteten. . Ein Hauch von Melancholie, von tiefer Ein⸗ ſamkeit umgab dieſe Grabſtätte und Magnus drängten ſich unwillkürlich Thränen aus den Augen. Der alte Mann, der hier begraben lag, hatte ihn doch mehr wie alle andern Menſchen geliebt und ſein Tod hatte eine ſchmerzliche Lücke in dem jungen Herzen zurück⸗ gelaſſen. „Ruhe ſanft, alter Janko,“ ſagte Magnus leiſe; „Du warſt es doch der mir zuerſt die Pforten zu dem Reich der Töne aufgeſchloſſen. Lange Jahre war ich jetzt verbannt aus dieſem Reſche der Kunſt aber nun Janko nun darf ich es wieder betreten, und Alles was wir Belde vor langen Jahren ge⸗ träumt und erhofft ich denke es ſoll Alles noch erfüllen. Mit dieſen Gedanken und Hoffnungen verlie Magnus, am andern Tag Felſeneck und 1 8 dann vor einem Conzerthauſe ſtehen, wo die Menſchen unaufhaltſam hineinſtrömten 9555 05 Menſchenſtrom und trat, nachdem er ein Billet gelöſt, hinein in d i gefüllten Saal. 1 Anfangs verwirrte ihn das ihm un ewohnt e e als jetzt die erſte Arend 15 ethovenſchen Synphonie du den S vergaß er alles um ſich her. 15 5 Todtenblaß und mit Erregung lauſchte er den er⸗ angekommen. ernte hel Heros, die durch das Weltall tönt und Alles 9 ö ſich fortreißt. „ 0 0 Und nun wieder dieſe welchen Töne des Ap, d lt gius! Klangen ſie nicht wie ein ſchüchternes dehnen z. geſtändnis beim Murmeln eines klaren Boches unit ain arch Blütenbäumen fern von allem Weltgelriebe ) Az m grünem Blättergewirr tauchte ein goldlockiges Köpfe ang ! Lebt chen auf. J Miu Eveline! Magnus ſah ſie ganz deutlich, 1 5 Geſichtchen aber war traurig, Thränen ſtanden ihren dunklen Augen. Ueber die ihm Sonnenlichſe ſtrahlende Landſchaſt hatten ſich plötzlich dun Wolken gebreitet und wehmütig in gebrochenen Mol“? acorden tönte es durch den Saal wie die Rage tiefſten Liebesleides. N In Magnus erregten Zügen ſpfegelten ſich f, alle dieſe Eindrücke ab, welche die Muſſt in feine I Innern wachrief und ſein Ausdrucksvolles Antli waz r 5 0 ſchon längere Zeit der Gegenſtand eifriger Beobah ae ungen ſeitens der umſtehenden Conzertbeſucher, ohne W feel daß er es bemerkte. i I 1 Nicht weit von der Säule, an welcher Magnus U Be lente, ſaß ein älterer Herr und eine junge bine f Dame. Beide hatten der Muſik ungeteilte Aufme, e. ab. ſamkeit zugewandt, bis plötzlich die Blicke der Dame lde auf Magnus fielen und gefeſſelt daran heften liehen Der Ausdruck von Begeiſterung in ſeinem genialen Antlitz ſchien ſie zu intereſfiren. „Sie nur Karl dieſen begeiſterten Zubbre Welch ein ausdrucksvolles Geſicht!“ Fortſetzung folgt.