Kronprinz Nudolf ſcheiden des Thronerben der öſterreichiſch⸗ungariſchen 5 85 g Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich in Schriesheim 70 Pfennig mit illuſtr. Anterhaltungsblatt 1 Ak. erel. Poſtprodifon Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Ubr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg., ſprechende Rabattbewilligung. — Inferate nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit entgegen. Aenzeiger für Schriesheim und den Odenwald. Reclamen mit 20 Pf. berechnet. nzeiger. Bei größeren Aufträgen ent ⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg — Nr. 10. — — ——————̃ ͤ ͤ— Die ſchmerzliche Nachricht von dem jähen Hin⸗ Monarchie, Kronprinzen Herzog Rudolf (geboren 21. Auguſt 1858) wird im ganzen deutſchen Volke ſchmerzlichſte Teilnahme und herzliches Beileid er⸗ wecken. Sein außerordentlich liebenswürdiger Charakter ſeine hohe Geiſtesbildung, die enge Freundſchaft, welche den öſterreſchiſchen Thronfolger mit unſerm Kaiſer verband, hatten dem nunmehr Verblichenen einen hervorragenden Platz in den Sympathien un⸗ ſeres Volkes geſichert, und der Trauerfall, der die Dynaſtie des uns ſo eng verbündeten Oeſterreich und die ganze Nation heimgeſucht hat, geht uns nahe, als wäre er einer der Unſrigen geweſen. Mit dem Habsburgiſchen Fürſtenſohne finken blühende Hoff⸗ nungen, eine reiche Zukunft ins Grab. An ſeiner Bahre trauert das kaiſerliche Elternpaar, trauert die ſchmerzgebeugte Witwe, die dem entſchlafenen im Jabte 1881 ang⸗ traute Kronprinzeſſin Stephanie, Tochter des Königs der Belgier, mit dem einzigen der Ehe entſproſſenen Kinde, der jungen, noch nicht 6 Jahre alten Erzherzogin Eliſabeth trauern alle Völker und Stämme der habsburgiſchen Monarchie und Fürſten und Völker der befreundeten Staaten. Kronprinz Rudolf war ein mit reichen Geiſtesgaben und Kenntniſſen ausgeſtateter Fürſt der ſich mit den Wiſſenſchaften, namentlich der Naturkunde mit beſtem Erfolge beſchäftigte Es iſt bekannt, wie der Wiſſensdrang, den Dahingeſchiedenen zu großen Reiſen beranlaßte, deren Erg⸗bniſſe der fürſtliche Forſcher dann weiten Kreiſen zugänglich machte. Ein edler Menſch und Fürſt iſt hier allzu frühzeitg vom Tode dahingerafft worden, ein edler Geiſt iſt mit er⸗ Samstag, den 2. Februar 1889. ſchreckender Schnelligkeit in die Nacht des Todes berſunken. Da Kronprinz Rudolf der einzige Sahn des Kaiſers Franz Joſef war, und nach öſterreichiſchem Geſetz die junge Erzherzogin Eliſabeih nicht erbbe⸗ rechtigt iſt, ſo iſt der nächſte Agnat jetzt der Bruder des Kaiſers, der 59 Jahre alte Erzherzog Karl Ludwig. Deſſen Sohn Franz Ferdinand, Gemahl der Tochter des Prinzen Georg von Sachſen, würde dann präſumtiver Thronfolger werden. CCC y Politiſches Wien, 30. Januar. Ein Nachmittag 5 Uhr 38 Min. von oer amtlichen „Wiener Zeitung“ aus⸗ gegebenes Extrablatt hat folgenden Wortlaut: „Ein erſchütternder Schickſalsſchlag hat das allerhöchſte Kaiſerbaus, bat alle Völker der öſterreichiſch⸗ ungari⸗ ſchen Monarchie, hat jeden Ungarn betroffen: Der allberehrte Kronprinz Rudolf iſt tot! Der kiefgellebte Sohn Sr. Mojeſtät des Kaiſers und Ihrer Majeſtät der Kaiſerin, das Lebensglück der zärtlichen Gemahlin Kronprinzeſſin Stefani, der liebevoll verehrte Bruder der Prinzeſſin Giſela und der Erzherzogin Valerie, der Stolz des geſamten Allerhöchſten Kaiſerhauſes, die Hoffnung der treuen Völker der Monarchie iſt in der Blüte ſeiner Jahre in der Vollkraft ſeines Wirkens in ein frühes Grab geſunken. In tiefſter Trauer, das Herz voll unendlichen Web's wenden in angeſtammter Liebe und Treue die Völker des Reiches ihren ſchmerzerfüllten Blick dem allerhöchſten Throne zu und vereinigen ſich in dem innigen Ge⸗ bete — Gott möge unſer allgeliebtes Herrſcherpaar und das ganze Kaiſerhaus in ſo ſchwerer Stunde jenen Troſt finden laſſen, den ein Menſchwort, tönt es auch von Mill onen Zungen, zu bringen kaum Sr ——————k im Stande iſt. — U ber den erſchütternden Todes⸗ fall können wir Nachſtehendes mitte len. Der durch⸗ laucht gde Kronpeinz hatte ſich vorg⸗ſtern zur Jagd nach Maierling bei Baden begeben und mehrere Jagdgäſte, wie den Peinzen Philipp von Coburg und den Grafen Hoyos geladen. Se. k. k. Hoheit befand ſich jedoch ſchon geſtern etwas unwohl und mußte ſich deshalb entſchuldigen bei dem in der Hofburg Allerböchſt anberaumten Famjliendiner nicht erſcheinen zu können. Als die Jagdgäſte ſich heut Morgens verſammelten und der durchlauchtiaſte Kronprinz nicht erſchien, wurden dieſelben nach ſo⸗ fortiger teilnahmvoller Erkundigung durch die ent⸗ ſetzliche Nachricht vom Schmerz überwältigt, daß der durchlauchtigſte Kronprinz infolge Schlaganfalls ſeine edle Seele ausgehaucht hab:. — Wie ein Blitz aus heiterm Himmel traf die erſchütternde Kunde in der Hofburg ein. Bei dem unausſprechlichen Weh wel ⸗ ches das allerhöchſte Kaiſerhaus erfüllt, treten un⸗ willkürlich auf jedes Oeſterreichers Lippen die Worte: „Gott erhalte, Gott ſchütze, Gott ſegne Seine Maje⸗ ſtät und das Allerhöſte Kaiſerbaus und verleihe uns Allen Stärke und Kraft, ſolch' großes Unglück ſtand⸗ haft zu tragen. Wien, 31. Jan. Das Sterbezimmer des Kronprinzen in Maierling weist die denkbar ſchlich⸗ teſte Einrichtung auf. Das Sterbebett iſt ein ein⸗ faches Nußholzbett, worüber in einer Silb⸗rrahme das Bild der Kronbrinzeſſin hängt. Auf dem Schreib⸗ tiſche lagen Aquarellzeichnungen, Bücher, eine große Mappe mit Bauplänen, 2 uneröffn⸗te Briefe. Die aus Wien angekommenen Hofbeamten nahmen ſofort ein Protokoll auf und verſiegelten die Briefſchaften und Papiere. Der Hofburgpfarrer Meyer ſegnete die Leiche ein, deren Kopf auf zwei Polſter gebettet iſt; die Züge des Todten zeigten nicht die geringſte ünſtler bahnen. 1 Nobelle von F. Stöcker. Nachdruck verboten. 5. Fortſ. Es war ein unbegründeter Verdacht und er beſann ſich auch, daß Eveline von Kindheit an dieſe Lockchn die ihr j tzt ſo reizend ſtanden, gehabt. Je länger ſeine Blicke auf ihr ruhten, je mehr mußte er Walter Recht geben, ſie war wirklich ein liebreizendes Geſchöpf, und dieſer faſt zu beneiden, um das Glück ſie am Arm zu führen. Walter war auch jetzt ſeiner Verwirrung Herr geworben und plauderte unbefangen mit Eveline von allen möglichen harmloſen Dingen. Sie ſchienen Beide nicht zu b'merken, daß Magnus, als ſie jetzt! den Park erreicht, einen Seitenweg einſchlug der nach jenem melancholiſchen Platz führte, wo der ſteinerne Pſyche noch ebenſo ſchwermütig ins Grüne ſtarrte wie vor Jahren, als er hier mit Walter und Eveline geſeſſen, und dieſe ſein Geigenſpiel bewundert hatten. Er ſetzte fich auf die eingeſunkene Raſenbank 0 und ließ die Bilder der Vergangenheit an ſeinem Geiſt vorüberziehen. Em Lebensabſchnitt die Kindheit ö und die Jugend lag nun hinter ihm, vor ihm aber lang ein farbenprächtiges Bild, ein neues Leben voll noch ungekannter Schönheiten. Er ſollte ſeine Studienzeit in der Reſidenz fort⸗ ſetzen, wo Frau von Senden Verwandte hatte, an welche er empfohlen werden ſollte. Ein ziemlich reiches Familienſtipendium ſtand ihm für dieſe Zeit zu Ge⸗ bote. Er war alſo nicht mehr ſo direkt von ſelnem Onkel abhängig. Wenn er auch ſich ſeinen Befehlen noch fügen mußte, ſo konnte er ſich doch in jeder Hinficht nun freſer bewegen, und fich vor Allem Muſikgenüſſe geſtatten, wonach ſein ganz s Sein dürſtete. f So ſaß der junge Student in dem tiefen Tan⸗ nendunkel, ſinnend und träumend und immer ſtrahlen⸗ der ging die Zukunft auf vor ſeinem Geiſt Erſt als die ſuchenden Stimmen Walters und Evelinens an ſein Ohr ſchallten, raffte er ſich auf und gina mit den Beiden dem Schloſſe zu, um Onkel und Tante zu begrüßen. Er wurde ſehr herzlich von dieſen Empfangen ſeine Tante ſchloß ihn wiederholt in die Arme, und auch Herr v. Senden begrüßte ihn weniger kalt und förmlich wie ſonſt. Magnus hatte ſich durch ſein gutes Examen die größte Anerkennung des Onkels erworben und letzterer zweifelte auch nicht daß fernerhin Alles nach ſeinem Wunſch und Willen in Bezug auf Magnus ſich geſtalten würde. „Du ſiehſt blaß und angegriffen aus, Mag⸗ nus,“ ſagte Frau v. Senden jetzt beſorgt; „wir werden Dich ordentlich pflegen müſſen, ehe wir Dich wieder fortlaſſen. „Ja ſolch Examen hat auch etwas zu bedeuten,“ rief Walter, Magnus hat ſich noch tapfer genug gehalten. „O, es war gar nicht ſo ſchlimm, verſetzte dieſer, „mit einem feſten Willen erreicht man ſchließlich alles!“ Das iſt ſtolz gedacht Magnus!“ nahm jetzt Herr v. Senden das Wort nur bringt uns das Leben oft Schickſale, die ſelbſt den ſtolzeſten Sinn beugen, und das kühn be⸗ flagate Lebensſchiff erbarmungslos ſcheitern. Du kennſt Welt und Menſchen noch nicht, ahnſt noch nichts von den Kämpfen, die Dir vielleicht bevor⸗ ſtehen?“ „Im Kampfe aber wächſt uns Kraft und Muth, Onkel, ich denke es mir ſchön, zu kämpfen für etwas Großes, Gutes, und wenn ich unterliege dann weiß ich doch wofür ich ſtritt und nehmen den Kampf von Neuem auf, bis ich endlich, endlich ſiege! a Begeiſtert blickte Magnus in's Weite, als ſähe er dort das volle reiche Leben ſich auf⸗ thun, mit ſeinen Wirrniſſen, ſeinen Kämpfen ſeinen lockenden Schönheiten, ſeinen bethörenden Freuden. Es verlangte ihn, mit voller Kraft in dieſes Leben zu treten und wie er ſo daſtand, mit all der Jugendſchwärmerei in dem ſchönen Jünglingsantlitz