Ing 0 Mark 10 n Nitſt 6 — Folitiſches n 8 Berlin, 16. Januar. Der Reichsanzeiger Scuits, eidffentucht die Schrffiſtücke, betreffend den Prozeß 8 Geffcken. Eingeleitet wird die Veröffentlichung durch verek einen Erlaß des Kaiſers an den Reichskanzler vom 18. Jan., welcher den Reichskanzler beauftragt, den 10 — Bundesregierungen und dem Reichsanzeiger amtliche e 1 Mitteilungen zu machen, welche erforderlich ſind, . um den Regierungen und den Reichsangehörigen ein Sorten 0 eigenes Utteil über die Reichs juſtizverwaltung in der m Kolonial Unterſuchungsſache wider Geffcken zu ermoglichen. tatesser r Der Bericht des Reichskanzlers vom 13. Jan. an itreien n den Kaiſer hebt hervor: Gegenüber der Tendenz der „ reichsfeindlichen Preſſe, das Verfahren der Reichs⸗ 8 anwaltſchaft des Reichsgerichts im Lichte der Partei⸗ lichkeit und tendenziöſen Verfolgungen darzuſtellen, ſei es ein Bedürfnis, der Juſtizverwaltung die Möglichkeit eines eigenen, durch die reichsfeindliche Preſſe nicht geſälſchten Urteils bei den Regierungen und in der öffentlichen Meinung herzuſtellen. Dies ——ů—ů— Usfraug 1 Mannheir der Mate Caf all, mit der ganzen Sicherheit könne nur durch Verbffentlichung des geſammten Materials geſchehen. Alsdann folgt der Beſchluß des Reichsgerichts vom 4. Jan., ſowie die geſamte Anklageſchrift. Aus letzterer iſt hervorzuheben, daß das von Geffcken veröffentlichte Tagebuch ein Aus⸗ zug aus dem ihm im März 1873 vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm übergebenen, 700 Seiten um⸗ fuͤſſenden Tagebuch war. Geffcken gibt zu, daß er zur Veröffentlichung keinerlei Ermächtigung gebabt habe, auch nicht geglaubt habe, daß er eine ſolche von der Kaiſerin Friedrich erhalten werde. Aus Aeußerungen des Generals von Stoſch und Guſtav Freytags geht hervor, daß der Kronprinz ſelbſt die Veröffentlichung nach ſehr langer Zeit für thunlich gehalten habe. Die Anklageſchrift veröffentlicht ein⸗ zelne Stellen des Tagebuchs, deren Geheimhaltung HGeeneral- Anzeiger Erſcheint ſeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljahrlich 1 4 — 3 mit illuſtiertem Auterhaltungsblalt 1 4 40 3 excl. Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Rudolf Moſſe, für das Wohl des deutſchen Reiches erforderlich war, ſowie die bezüglichen Stellen, betreffend die Ent⸗ ſtehung der deutſchen Reichsverſaſſung, die Bezieh⸗ ungen zur Kurie, zu Rußland, England, Luxemburg und den Garantiemächten Belgien und Frankreich. Als Diplomat, Staats- und Volkerrechtslehrer konnte der Angeſchuldigte über den wahren Karakter der veröffentlichten politiſchen Nachrichten nicht im Zweifel ſein, Falls er nicht geiſteskrank war, was allerdings die Familie, wie zwei Hamburger Aerzte annahmen, während es der Berliner Stadtphyſikus Wolf ver⸗ neinte, welcher nur langjährige Hypochondrie mit periodiſchen Anfällen von Angſt und Verwirrtheit annahm. Die Motive und der Endzweck der Ver⸗ oͤffentlichung liegen in der offentlichen Diskreditirung der Reichspolitik, welche außerdem die im Geheimen bezweckte Politik des Reichskanzlers bei dem Kaiſer in Mißkredit bringen ſollten. Hierfür ſpreche die von dem Angeſchuldigten entworfene Denkſchrift mit der Ueberſchrift: „Ausblicke auf die Regierung Kaiſer Wilhelm's II.“ Aus der Anklageſchrift ergibt ſich endlich, daß der Erlaß des Kaiſers Friedrich an den Reichskanzler nebſt dem Aufruf „An mein Volk“ vom 12. März 1888 von Geffcken verfaßt ſei, und zwar bereits im Juni 1885, als Kaiſer Wilhelm I. in Ems einen tiefen Ohnmachtsanfall hatte. Geffcken habe die Entwürfe damals mit Stoſch beſprochen. Am 26. September 1885 ſeien ſie dem Kronprinzen zugeſtellt worden. Freiherr v. Roggenbach und General Stoſch haben ſich übrigens dahin ausge⸗ sprochen, daß nach ihrer Anficht Geffcken fich nicht bewußt geweſen ſei, daß ſeine Veroffentlichung das Wohl des deutſchen Reiches zu gefährden geeignet ſei. Beigefügt find noch zwei Briefe Roggenbach's vom 24. September und vom 6. Oktober 1888. Berlin, 15. Jan. Unter den neuen Ein⸗ ö Nachſtehende Annoneen - Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoneen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler 2. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. G. nehmen Inſerate * Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamleit. Redaktion, Druck und Verlag von Rarl Moliter in Ladenburg tragungen in das Berliner Handelsregiſter findet man auch eine neue Handels⸗ und Koloniſations⸗ geſellſchaft mit ſtillen Mitgliedern, welche zunächſt 10,000 Anteilſcheine in je 100 M. ausgibt. An der Begründung hat ſich eine Reihe von adeligen Herren aus Süd⸗ und Norddeutſchland beteiligt; als Präfident ſteht an der Spitze der Geſellſchaft der Graf v. Fugger in Nürnberg. Die neue Geſellſchaft, welche ſich „Deutſche Handels⸗ und Koloniſations⸗ Geſellſchaft“ nennt, will nicht nur die unter den deutſchen Schutz geſtellten Kolonialgebiete, beſonders Weſtafrika, durch den Handel mit den dort erzielten Rohprodukten, ſow e durch den Export von deutſchen Fabrikaten und Waaren der verſchiedenſten Gattung ausnutzen, ſondern auch in dieſen Gebieten Plantagen⸗ bau von tropiſchen Gewächſen und landwirtſchaft⸗ lichen Anlagen verſchiedenſter Art betreiben. Die Un⸗ ternehmungen der Geſellſchaft ſollen aber nicht auf die deutſchen Schutzgebiete beſchränkt werden, ſondern auch dort zur Ausführung kommen, wo mit Sicher⸗ heit auf entſprechenden Gewinn zu rechnen iſt. Die erſte Expedition zur Begründung einer landwirt- ſchaftlichen Station ſoll dem Vernehmen nach ſchon im nächſten Monat unter Leitung des Frei⸗ herrn von Steinäcker in Liegnitz, dem ſich mehrere andere an der Gründung der Geſellſchaft beteiligte Herren anſchließen wollen, nach Weſtafrika abgehen. Moskau, 16. Januar. Auf die Neujahrs⸗ wünſche der Stadt Moskau erhielt Generalgouverneur Fürſt Dolgorokoff ein kaiſerliches Handſchreiben, in welchem es mit Bezugnahme auf den Eiſenbahnun⸗ fall bei Borki heißt: Gott hat gewollt, daß im Ent⸗ ſetzen über den Untergang, der uns gedroht und in der Freude über die Etrettung vor uns und der ganzen Welt ſich diejenigen Gefühle unbegrenzter Liebe und Ergebenheit des Volkes offenbaren, welche Kuünflerbaßnen Novelle von F. Stöcker. Nachdruck verboten. e Fortſ. 1. Nur ein Weſen gab es, allerdings keine Be⸗ wohnerin des Schloſſes, aber ein häufiger Gaſt in demſelben, das durchaus keinen Reſpect vor dem geſtrengen Herrn hatte; das war Eveline v. Bork, ein holdes Mädchen von ungefähr zwölf Jahren. Sie lebte mit ihrer Mutter, die ſeit einigen Jahren verwittwet war, in einem Landhaus ganz in der Nähe des Schloſſes und nahm an dem Un⸗ terricht des Hauslehres von Walter und Magnus Theil. Täglich wanderte Eveline, die Schulmappe am Arm des kurzen Weg von ihrer Wohnung, nach der Sendenſchen Beſitzung. Ein verwöhntes Kind des Reichthums trat ſie auch hier, wie über⸗ ſolcher verhät⸗ ſchelten Töchter auf; dabei beſaß ſie eine An⸗ muth, eine Liebenswürdigkeit, die ihr aller Herzen gewann. Auch Herr v. Senden vermochte dieſem Zauber nicht zu widerſtehen und vor dem holden Liebreiz Evelins ſchwand ſeine kalte, unbeugſame Strenge und was oft Walter und Magnus mit allen Bitten bei Trotz durchzuſetzen. Herr v. Senden verknüpfte allerdings mit der in wenigen Jahren zur blühenden Jungfrau heran⸗ wachſende Eveline ſchon klare, beſtimmte Zukunfts⸗ pläne. Sie ſollte die Gemahlin ſeines Sohnes werden Walter einſt als Herr v. Felſeneck, ſo hieß das Schloß nebſt Rittergut, hier in ſeine Fußtapfen treten würde. Für Magnus, der kein Vermoͤgen beſaß, hatte Herr v. Senden die mediciniſche Cariere beſtimmt, ziemlich unbekümmert darum, ob Magnus Luſt und Neigung hatte, Arzt zu werden. Seit eine Prinzeſſin die Gemahlin eines be⸗ dieſes Studium hoher als jedes andere, und war darum auch des Sohnes ſeiner Schweſter nicht un⸗ würdig. Die drei jungen Leute, die da heute an dem heißen Sommernachmittag, ſorglos auf dem Raſen⸗ platz im Parke Ball ſpielten, ahnten nun wohl noch nichts von dieſen Plänen für ihre Zukunft. Waren ſie doch noch alle drei in dem glücklichen Alter, in welchem das Leben noch, wie ein unbeſtimmtes, aber leuchtendes farbenprächtiges Traumbild vor uns liegt.“ dem Schloßhetrn nicht erreichten, wußte Eveline ſtets mit allerliebſten Schmeicheleien oder mit wunderlichen das ſtand ſo unwiederruflich feſt bei ihm, wie daß „rühmten Arztes geworden, ſtand Herr von Senden J Jetzt kam auch der Hauslehrer und unter ſeiner Leitung ſpielten die jungen Leute Croquet. Eveline entwickelte dabei eine Grazie, gegen welche die Bewegungen der beiden Jünglinge, welche um einige Jahre älter als Eveline waren, beinah plump erſchienen. Herr v. Senden, der mit ſeiner Gemahlin und Evelins Mutter den jungen Leute zuſchaute, blickte voll unverhohlener Bewunderung auf Eveline, ſeinen Liebling. f „Welche Elaſticität und welche blühende Ge⸗ ſundheit Ihre Tochter beſitzt, wandte er ſich jetzt an Frau von Bork, und dachte dabei, welch' eine friſche blühende Schloßfrau Eveline einſt werden im Gegenſatz zu ſeiner blaſſen kränklichen Ge⸗ mahlin. Allerdings würde Eveline etwas mehr Selbſtſtändigkeit entwickeln als dieſe, und Walter, der den ſanften Charakter ſeiner Mutter geerbt zu haben ſchien, würde fich ihr jedenfalls unterordnen müſſen. Ich halte körperliche und geiſtige Friſche und Geſundheit für die Hauptbedingungen eines glück⸗ lichen Daſeins, nahm jetzt Frau von Bork das Wort darum werde ich auch Eveline, jetzt wo ſie in ihrer Entwickelung ſteht, nie mit vielen Studien über⸗ bürden. Sie ſoll auch nie eine der morderne Pen⸗ ſionen beſuchen, wo den jungen Mädchen alles erdenk⸗ liche und meiſt überflüſſige Wiſſen eing pfropft wird und wo ſie oft, ohne daß ſie das geringſte Talent