2 Eingang der Fabre von den Vorſtänden der Ge⸗ lſchaft empfangen. Direkter Stahl brachte ein Hoch auf den Kaiſer aus. Im Namen ſümtlicher Arbeiter überreichte der älteſte derſelben, Schmied Lange, einen Lorbeerkranz. Denſelben entgegen neh⸗ end, ſagte Kaiſer Wilhelm: Ich danle Ihnen und llen Arbeitern von ganzem Herzen. Es iſt der rſte Lorbeerkranz, der mir gereicht wird. Ich freue mich, daß es ein Lorbeer des Friedens iſt.“ Die von den Arbeitern gebildeten Reihen durchſchreitend befichtigte der Kaiſer eingehend den im Bau be⸗ griffenen Lleyddampfer, darauf den Hamburger Schnelldampfer „Auguſta Victoria“. Die Ditektoren tahl und Jungermann gaben ihm dabei das Ge⸗ leite. Nach einſtündigem Aufenthalt begab ſich der Kaiſer in das Off zierskafino nach Stettin. Vor Verlaſſen der Werft wurde dem Aibeiter Schmied Lange das allgemeine Ehrenzeichen verliehen. f Kaiſer Wilhelm hat, von begeiſtertem Jubel der Bevölkerung begleitet, kurz nach 4 Uhr die ückreiſe nach Berlin mit Sonderzug angetreten. Berlin, 26. Dez. Das deutſche Blokade⸗ Geſchwader an der Oſtküſte von Afrika hat einen nicht zu unterſchätzenden Erfolg zu verzeichnen: Die Fregatte „Leipzig“ hat wiederum und zwar am 23. . M. ein Sklabenſchiff genommen, auf welchem fich 140 Sklaven befanden; es wurden gleichzeitig viele Araber gefangen genommen. Der deutſche Generalkonſul errichtet unweit Dar⸗es⸗Salam eine große Miſſionar-Niederlaſſung für die befreiten klaven. Berlin, 25. Dez. Die Direktion der afri⸗ ani ſchen Handelsgeſellſchaft in Rotterdam, welche ie größten und zahlreichſten Faktoreien am Kongo beſitzt, in denen auch Stanley nebſt ſeinen Beglei⸗ ern früher wiederholt ſich aufhielt, empfing lt. . Z. 3 von ihrem Hauptagenten in Banana, er mit Stanley perſönlich gut bekannt iſt, folgende Drahtmeldung: „Stanley in Wadelai angekommen.“ In der Drahtmeldung fehlt jede nähere Zeitangabe, och ſei bemerkt, daß die holländiſchen Faktoreien m Kongo Dank alten Beziehungen mit den Ein⸗ eborenen von allen europäiſchen Händlern die zu⸗ verläſſigſten Verbindungen nach dem Innern biſitzen. 5 Ber ſchicden ez. — Aus Baden, 27. Dez. In Konſtanz and ein Dienfimädchen auf der Straße ein Geld⸗ aͤſchchen mit 800 Mark, die don einer fremden, in K. Einkzufe machenden Dame verloren worden waren. Die redliche Finderin ermittelte die Eigen⸗ thümerin des Geldes und ſtellte ihr daſſelbe wieder zu. Zum Lohne erhielt ſie von der Dame eine goldene Uhr und ein paar neue Stiefeletten, die fie eben gekauft hatte. — Ebendaſelbſt wurde ein bayeriſcher Deſerteur aus Lindau verhaftet, der, auf einer Zahlmeiſterei beſchäftigt, 1400 Mark unter⸗ ſchlagen hatte und damit flüchtig gegangen war. — Grünſtadt, 20. Dez. Geſtern ereignete ſich in unſerem Nachbarorte Ebertsheim ein gräß⸗ liches Unglück. Ein 9jähriges Mädchen ſchwang ſich bei Eiſenberg in die Chaiſe des Herrn Mann von merkt bis Ebertsheim geſchleift. Als man das Un⸗ glück bemerkte, war das Kind bereits tot; der Kopf war ihm zerſchmettert. Eine neuere Meldung beſagt daß das Kind noch lebt, aber an Kopf und Beinen ſchwer verletzt iſt; es wurde etwa 300 Meter weit geſchleift. — Auf der Jagd geſchoſſen wurde in Ober⸗ brunn ein Herr Franz Dury, Inhaber eines Ma⸗ lerutenfiliengeſchäfts in München, durch einen Jagd⸗ gaſt, den Graveur Steber, welchem plotzlich das Ge⸗ wehr losging. Dury blieb auf der Stelle tot. Der Verunglückte hinterläßt eine Witwe und 3 im zarten Lebensalter ſtehende Kinder. — Ueber einen Kindermord wird aus Harſum (Hann.), 18. Dez berichtet. Die Frau des Schaf⸗ meiſters Konrad Dirks hat heute früh zwiſchen 7 und 8 Uhr, während die Eltern ihres abweſenden Mannes zur Kirche gegangen waren, ihre drei Kinder, deren älteſtes 3 Jahre alt iſt, erhängt. Die Großeltern fanden bei ihrer Rückkehr die Kinder bereits todt vor. Die Frau, über deren Verbleib nichts bekannt, muß in einem Zuſtande plötzlicher Geiſtesſtörung gehandelt haben, denn ſie war jung und kräftig, etwa 30 Jahre alt, lebte mit ihrem Manne in glücklicher Ehe, und es wird auch ihre materielle Lage ſie nicht zu der Unthat gelrieben haben. — Mörder⸗Heroismus. Der in Ratibor (Oberſchlefien) zum Tode verurteilte Raub⸗ mörder Horzan will jetzt nach Vereitelung eines Mordplanes auf den königlichen Erſten Staatsanwalt Herrn Maizier des Hungertodes ſterben; er ver⸗ weigert ſeit mehren Tagen jede Nahrung. Es wird ihm demzufolge ſolche unter Anwendung von Zwang beigebracht. Zwei Mal täglich verfügt ſich der Lautersheim, blieb aber hängen und wurde unbe⸗ königliche Krelsphyfikus, Herr Geh. Sate Dr. Heer, nach der Zelle des Moͤrders, und do wird demſelben, unter Beihilfe des Oberguffeherz Fischer, eines früheren Lazaretgehilfen, mittelſt einer Schraube der mit wüthender Kraft zugehaltene Kiefer geöffnet und zwiſchen das Gebiß demnächſt Holz f keilchen gelegt. In den Magen wird ſodann en Katheter eingeführt und durch dieſen von einer Spritze jed's Mal eine mit 25 Gramm Weizenmehl abgekochte Quantität Milch von 1 Liter hinein be⸗ fördert. Die Feſſelung muß während der ſo ein⸗ genommenen Mahlzeit die ſtärkſte ſein. — St. Petersburg, 26. Dez. Uebe Ashabad eingegangene Nachrichten melden auh Te⸗ heran: Ein Haufe wüthender Perſer habe unlängſ auf der Bahnſtrecke zwiſchen Teheran und Schah Azim einen Zug mit Reiſenden, hauptſächlich Frauen und Kinder, verbrannt. Die Urſache war die Tof⸗ ung eines Perſers durch einen Bahnzug. Die Muh des Volkes war ſo groß, daß eine allgemeine Em⸗ pörung befürchtet wurde. Die perſiſche Regſerung bezahlte dem Vertreter der belgiſchen Geſellſchaft fr die verbrannten Wagen 100,000 Franken. — Wieder ein Frauenmord in London! In einer Nebengaſſe der Highſtreet im öſtlichen Stadl bezirk Poplar wurde eine noch unbekannte, augen, ſcheinlich der Proſtitution ergeben geweſene Frauenz⸗ perſon im Alter von etwa 30 Jahren erdroſſeſt aufgefunden unter Umſtänden, welche den Argwohn rege machen, daß die Ermordete ein Opfer des be⸗ kannten Frauenmörders von Whitechapel ſei, der vielleicht jetzt fich einer neuen Mordmethode bedient. Eine Unterſuchung iſt im Gange. — Die Haftbarkeit eines Wirtes iſt von dem „ 1 Oberlandesgerichte neuerlich auch in dem Falle aus⸗ 1 3. um geſprochen worden da eine von dem Gaſte einge⸗ . 4. Dab brachte bedeutende Geldſumme aus dem verſchloſſenen 5. Kenf Gaſtzimmer mittelſt Aufſchneiden der Bänder eines gddenburg — ſogenannten Schließkorbes entwendet worden war, Die Haſtbarkeit war namentlich auch wegen dieſer Art der Verwahrung einer Summe von etwa 2000 Mark beſtritten worden. Der vielfack in Gaſthöfen angebrachte Anſchlag, durch welche der Wirt die Haftbarkeit für alle ſolche Wertgegenſtände ab⸗ lehnt, die ihm nicht perſönlich zur Verwahrung über⸗ N geben werden, kann ihn ſchon nach allgemeinen Rechtsgrundſätzen nicht von der geſetzlichen Haftbar⸗ keit befreien. a feinde im größten Maße zuzog. Sonſt jedoch äußerte ſich das thatkräftige Eingreifen Emins in die Ver⸗ hältniffe der Provinz nach der rein wirtſchaftlichen wie nach der culturellen Seite hin in hervorrogend⸗ ſter Weiſe und fanden beſonders die Beſtrebungen er in Gondokoro eingeſetzten Miſſionare in dem hemaligen deutſchen Atzte einen kräftigen Förderer nd Verteidiger ihrer Thätigkeit. riſtlichem Geiſte gehaltenen Verwaltung Emin aſchas unerwartet hoffnungsvoll und verſprech nd nd daß die Provinz bald anſehnliche Ueberſchüſſe bgeben würde, ließ ſich mit Sicherheit berechnen. Da brach im Norden des Reiches Emin Paſchas, in der Landſchaft Kordofan, der Aufſtand des Mahdi fängen, die fich bis in das Jahr 1882 zurückver⸗ folgen laſſen, ſich bald zu einer furchtbaren Erheb⸗ ung des fanatiſchen Araberthums geſtaltete. Der Vernichtung der egyptiſchen Armee unter Hicks Paſcha durch die Sudaneſen bei Ek Obeld folgte 1885 die Einnahme Chartums, bei deſſen Verthei⸗ digung Gordon Paſcha den Heldentod ſtarb und nunmehr befanden ſich die Sudanländer von den Grenzen Darfors an bis zur Vereinigung des weißen und blauen Nils in den Händen der Aufſtändiſchen womit Emin Paſcha vollſtändig von Egypten und ſo mit der Culturwelt abgeſchnitten wurde. Der Gourverneur des Hat⸗el⸗Eſtivan ſah ſich jetzt gänzlich auf ſeine eigenen, nur geringen Hilfs⸗ mitte! angewieſen, aber er verzagte nicht und be⸗ ſchloß, unentwegt auf ſeinem Poſten auszuharren, obwohl rings von Feinden bedroht. Denn während den Norden her ſich die Horden des Mahdi näherten 2 So entwickelie ſich die Acquatorprovinz des egyptiſchen Reiches unter der thatkräftigen und in Achmed, des „falſchen Propheten“, gegen die Herr⸗ ſchaft der Aegypter aus, der aus unſcheinbaren An⸗ nahmen im Süden die Herrſcher von Uganda und von Niam Niam⸗Land eine immer feindſeligere Stellung gegen Emin Paſcha an und ſelbſt in deſſen eigener Provinz brachen Unruhen aus, wahr⸗ ſcheinlich durch Sendlinge des Mahdi hervorgerufen. Wenn Emin Paſcha lediglich auf die geringe Mili⸗ tärmacht, welche in Gondokoro und einigen anderen Stationen ſtand. angewieſen geweſen wäre, ſo hätte es um ſeine Vertheidigung ſchlecht ausgeſehen, aber der umſichtige und Alles berechnende Gouverneur hatte es verſtanden, aus Eingeborenen des Landes eine ziemlich anſehnliche Streitmacht heranzubilden welche nunmehr gute Dienſte leiſtete. Denn nicht nur, daß es Emin Paſcha durch ſeine kleine ſelbſtgeſchaffene Armee gelang, die unruhigen Stämme in ſeine Reiche zu Paaren zu treiben, ſondern er machte auch gegen die kriegeriſchen Nach⸗ barn im Süden und Weſten erfolgreich Front und auch die Heerhaufen des Mahdi, deren Vorhut ſchon faſt bis Lado vorgedrungen war, trieb Emin Paſcha immer wieder mit blutigen Köpfen zurück. In⸗ mitten all' dieſer Kämpfe aber fand er noch hin⸗ reichend Muße, ſich mit wiſſenſchaftlichen Studien und Forſchungen zu beſchäftigen und ſich außerdem nach wie vor mit unermüdlichem Elfer den Intereſſen der von ihm ſo ſtandhaft behaupteten Provinz zu widmen. Indeſſen ſah er ſich allmählich doch genötigt, einzelne Teile ſeines Gebietes aufzugeben und die Zahl der von ihm beſetzten Stationen zu vermin⸗ dern, ja, ſchließlich ſogar ſeine Refidenz Lado zu räumen und das noch weiter nach Süden zu ge⸗ legene Wadelei zu ſeinem Regierungsfitze zu machen. Zu jener Zeit verließ ihn der deutſche Afrikareiſende Dr. Junker, um den Verſuch zu machen, ſich nach Zanzibar durchzuſchlagen und nach Europa zurück⸗ zukehren, ein Verſuch, der bekantlich geglückt iſt. Teils durch Dr. Junker, teils durch directe Boten Emin Paſchas, denen es ebenfalls gelang, Zanzibar zu erreichen, erfuhr man in Europa erſt vollſtändig die abgeſchnittene Lage Emin Paſchas und auch daß ſeine Hilfsmittel, namentlich aber die Munition für die Schießgeweh re, bedenklich auf die Neige gingen und alsbald machte ſich eine nachhaltige Bewegung zur Befreiung oder wenigſtens Unter⸗ ſtützung des letzten tapferen Verteidigers des Su⸗ dans geltend. Sie fand ihren kräftigen Ausdruck in der meiſt aus englichen Fonds beſtrittenen Expe⸗ dition Stanleys, welche Emin Paſcha von Zanzt⸗ bar aus auf dem Umwege über den Congo Hilfe bringen wollte. Mit großen Hoffnungen blickte die ganze Civiliſirte Welt auf das Unternehmen da es ein Stanley leitete, aber leiter kann heute kaum ein Zweifel mehr darüber herrſchen, daß die Expedition in den Wildniſſen des inneren Afrikas zu Grunde gegangen iſt und daß Stanley ſelber nicht mehr unter den Lebenden weilt, nachdem man seit länger als fünfviertel Jahren keine Kunde mehr von der Expedition erhalten hat. 9 Der Bewegung zu Gunſten der Unterſtützung Emin Paſchas iſt jedoch durch das vermutliche traurige Geſchick des Stanlay'ſchen Unternehmens keinerlef Einhalt gethan worden und neue Expeditionen zu gleichem Zwecke ſind, die eine von deutſcher, die ane dere von engliſcher Seite ausgehend, in Vorbereſt ung begriffen. Jeder Gebildete, welcher Nationalität 3 er auch angehören möge, kann nue herzlich wünſchen daß die geplanten neue Verſuche, dem tapferen Ver⸗ ſuche, dem tapferen Verteidiger des letzten Vollwerkes der egyptiſchen Herrſchaft und hiermit der Aufklär⸗ ung und Geſittung im Herzen des dunkeln Continents Hilfe und Rettung zu bringen, ihren Zweck er⸗ reichen und den Heldenmütigen Paſcha dor dem tragiſchen Schickſal Gordon Paſchas bewahren mögen. e