mit dem Paplerkönige! Nieder mit den Sp' zeln! Nieder mit dem Charlatan Buls! durch die Straßen der Hauplſtadt. Später trieb die Polizei ſie ausein⸗ ander und verhaftete mehrere Hauptſchreier. Brüſſel, 12. Dezbr. Die im Hennegau ſtreikenden Arbeiter beſchloſſen in einer Verſammlung, 9000 Mann an der Zahl, nach Brüſſel zu ziehen, um von den Kammern Abhilfe ihrer Notlage zu be⸗ gehten. Es find ſtarke Truppenabteilungen in den Hennegau abgeſandt worden. Paris, 11. Dez. Der bier lebende 35jäh⸗ rige Belgier Saintgele ſchrieb vor einiger Zeit an den Fürſten Bismarck und bot ihm ein Lebelgewehr an. Der Reichskanzler hat das Schreiben der hieſi⸗ gen Regierung mitteilen laſſen und Saintgele iſt in Folge deſſen verhaftet worden. Wenn er wirklich in der Lage war, ein Lebelgewehr auszuliefern, ſo wird er wegen Kundſchafterei verurteilt werden, iſt dies nicht der Fall, ſo wird man ihm wegen Be⸗ trugs den Prozeß machen. Berſchiedenes — Aus Edingen wird berichtet; Der ſonſt ganz friedliebende und erhabene Landwirt W. kam kürzlich, ſpät Abends, in etwas angetrunkenem Zu⸗ ſtande nach Hauſe. Als ſeine Frau und ſeine Mutter ihm über ſein ſpätes Kommen Vorwürfe machten, ergriff er in einer Anwallung von Zorn einen Stuhl und wollte denſelben gegen ſeine Frau werfen, traf jedoch ſeine unweit davon ſtehende Mutter und zwar erhielt dieſelbe durch bieſen Wurf eine anfangs un⸗ ſcheinbare Verletzung am Kopfe. Zuerſt legte die Verletzte der Wunde gar keine weitere Beachtung bei, bald aber verſchlimmerte fich dieſelbe und vor wenigen Tagen ſah man ſich veranlaßt, die Kranke nach dem Heidelberger Spital zu verbringen, woſelbſt die Bedauernswerthe geſtern ihren Geiſt aufgab. — Mannheim, 11. Dez. (Schwurgericht.) Letzter Fall; Anklage gegen Jak. Wipfler, 28 Jahre alt, lediger Zigarcenarbeiter von Baierthal, zuletzt in Mülhaujen wohnhaft, wegen Körperverletzung mit nachgeſolgtem Tode. Am 30. Sept. d. J. war Angeklagter mit einem Kameraden in dem Orte Raubenberg; auf dem Heimwege, Abends zwiſchen 6—7 Uhr, begegneten Ihnen auf der Landſtraße noch Rothenberg 4 junge Rauhenberger Burſche, mit welchen ſie in einen Wortwechſel und ſchließlich in eine Nauferei gerieten, wobei der Rauhenberger Burſche Bergmaier von dem Angeklagten, welchen Jener in den Stratzengraben hinabgeſtoßen, mit einem Meſſer einen Stich in den linken Oberſchenkel erhielt, wobei die Hauptader getroffen wurde und Verblutung ein⸗ trat ſo daß der Verletzte inmitten der Straße zu⸗ ſammen brach und bald darauf eine Leiche war. An⸗ gellagter will im Stande der Notwer gehandelt haben. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage und die auf mildernde Umſtände; der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten hierauf zu einer 4jährigen Gefängnisſtrafe. — Eberbach, 12. Dieſen Morgen hat fich der ſeit zmehreren Jahren hier anſäfſ ge Müller Heſchelmann durch einen wohlgezielten Schuß in den Kopf den Tod gegeben. Heſchelmann hinterläßt eine Frau mit zwei Kindern und war ein ſehr fleißiger und ſolider Mann, welcher ſeine Mühle in dem letzten Jahre weſentlich verb ſſern ließ und ſeinen Verpflicht⸗ ungen pünktlich nachgekommen iſt. — Auf ſchreckliche Weiſe wurde im Kloſter der Barmherzigen Schweſtern von St. Eliſabeth bei Eſſen eine junge Schweſter, Philomene, ein Opfer ihres Berufes. In der Nacht wurde das Laden⸗ mädchen des Kaufmanns Seulen irrſinnig und tobte derart, daß ſie im Polizeigewahrſam untergebracht werden mußte. Später wurde dieſe, anſcheinend ganz beruhigt, in's Krankenhaus gebracht und in eine Zelle eingeſchloſſen. Bald darauf fing ſi⸗ darin zu toben an; infolgedeſſen ging die Schweſter Philo⸗ mene allein in die Zelle, um die Kranke zu beruhigen, wurde aber von dieſer ſofort angegriffen und, hevor noch Hülfe erſchien, erwürgt. — Paris, 13. Dezbr. Bei den geſtrigen Schießübungen des Panzerſch ffes Admiral Duperre im Golf von Jouan zerſprang ein 34 Centimeter⸗ Geſchütz. Sechs Perſonen, darunter ein Off ier, wurden geibdtet. Madrid, 12. Dez Ein Diebſtahl, der in der Depoſitenkoſſe der Regierung b⸗gangen wurde, beläuft ſich auf 1,250,000 Fr. in Banknoten. Der Dieb iſt noch nicht entdeckt. Mehrere Perſonen wurden verhaftet, darunter ein Schloſſer. (Cebensverſicherung.) Die in neuerer Zeit viel be⸗ ſprochene Kriegsverſicherung iſt nun auch von der Allgemeinen Verſorgungsanſtalt im Großherzogthum Baden zu Karls⸗ ruhe neu geordnet worden und zwar derart, daß einerſeits die ſtatutenmäßigen Rechte der älteren Mitglieder gewahrt bleiben und andererſeits den Kriegs dienſtpflichtigen in ein⸗ facher und milder Weiſe die Ausdehnung der Verſicherung auf die Kriegsgefahr in Höhe bis zu 40,000 M. ſchon in Friedenszeiten ermöglicht wird. Bei den an und für ſich niederen Prämien der Verſorgungs⸗Anſtalt macht die mäßige Kriegszuſatzprämie die Verſicherung nicht teurer als bei anderen Geſellſchaften. Der Landſturm und die Nichtkom⸗ battanten fallen nicht unter das Regulativ und ſind daher ganz frei von Zuſatzprämien. Der durch den Kriegsfonds Igntereſſen —— franco von H. H. Warner u. Co. Schäfergaſſe 10 und die rechnungzmußigen Deckungskapitaklen ewa nicht gedeckte Teil der Kriegsſchäden wird der allgemeinen Reſerte entnommen, welche in der ſtattlichen Höhe von z. Z. ſechs Millionen Mark jede mögliche Garankie bietet. Umlagen nach dem Kriege gibt es ſonach nicht bei der Verſorgungs⸗ Anſtalt, wie auch keine Reduktion der für den Kriegsfan verſicherten Summen. Von den ſonſtigen, in neuzeitigem Sinne geregelten Verſicherungs⸗Bedingungen und Einricht⸗ ungen mag beſonders die Unanfechtbarkeit (den Betrugs fall ausgenommen) und die Unverfallbarkeit der Policen — ſchon nach Zahlung der erſten Prämie — hervorgehoben werden. 1 iſt die Verſorgungs⸗Anſtalt beſtrebt, den hrer Mitglieder nach beſten Kräften zu dienen. Zur Belehrung. Kein Menſch bedarf der Belehrung und Hilfe mehr, wie derjenige, welcher durch Krankheit heim⸗ geſucht iſt und wird ihm durch guten Rat zur Be⸗ freiung von derſelben der größte Dienſt erwieſen. Dieſer Ratgeber findet jeder Kranke in War⸗ ners mediziniſcher Nrochüre, welche gratis und 2 n A rankfurt a. M. verſandt wird 8 E 82 2. In namenloſem Sehnen Und weil er nicht zu ſprechen wagt, So griff er zu den Thönen Ein Spielwerk kauft' er, ſandte es Der ſchönen Maid in's Haus. Sie zog es auf — welch Liederſtrom Quoll da aus ihm heraus. D 3 2 8 7 „Ich kenn ein Aug ſo fing es an, „Hab ich nur Dich“ gings weiter, „Ich ſchnitt's in alle Rinden ein“ »Ich bin ſo ernſt ſo heiter.“ . Dann klang's: „Ach wie iſt's möglich dann, f Daß ich dich laſſen kann,“ 5 „O, wenn Du wärſt mein eigen,“ 1 So klang es weiter dann. Die Maid verſtand der Lieder Sinn Gar bald in kurzer Zeit, 6 So kam's daß eines Tages Paul Um ihre Hand gefreit 81 5. Und als er am Altare ſtand, Da lispelt er für ſich: 1 „Das Glück, o Meiſter Heller, jaa Es kam mir nur durch Dich! n ö Drum iſt's gewiß ein guter Rath, Dem alles folge gern; Ein Spielwerk kaufe jeder ſich Bei J. H. Heller, Bern! verbringen und hoffe, daß ich es Dir ſo recht gemacht liebſter Papa! „Gewiß, mein Kind, es werden recht gemütliche Stunden werden, denke ich.“ Hedwig drückte einen innigen Kuß auf des Vaters Wange, dann nahm ſie ſeinen Kopf zärtlich zwiſchen Ihre weichen Hände und ſah ihm forſchend in die Augen. Was iſt Dir. Väterchen?“ fragte ſie endlich, Du ſiehſt müde und abgespannt aus. Habt ihr geſtern Abend ſo lange geplaudert und fühlſt Du Dich nicht wohl? Nein, mein Liebling, beſchwichtigte ſie der Graf ich habe nur ſchlecht geſchlafen, weil ich viel an die Vergangenheit dachte. „Siehſt Du das Grübeln thut nie gut, Herzenspapa, davon kommen die trüben Augen und die häßlichen Falten, die Dein Geſicht entſtellen. Liebkoſend fuhr ſie mit ihren ſpitzen Fingern um ſeinen Mund, dann drückte fie noch einen Kuß auf ſeine Lippen und eilte hinaus. 00 2 5 Welling war wie im Traume nach ſeinem Zim⸗ mer gekommen, mechaniſch legte er den Hut ab und warf ſich in die Sophaecke. Nachdenklich ſtarrte er vor ſich hin, bis er, ſich ſelbſt ermunternd, nach einer Weile aufſprang. 5 „Mache keine Dummheiten, Ernſt, ſo lautete ungefähr ſeine Selbſtanſprache, „laſſe Dich nicht be⸗ zaubern von der Comt ſſe berückender Schönheit, Du biſt hier zum Arbeiten und nicht zum Tändeln; ſie ſteht Dir auch viel zu hoch. Thor, der Du biſt, die Hand nach ihr auszuſtrecken! Seufzend holte er ſein Zeichenma terial aus dem kleinen Koffer und ſeufzend machte er ſich an die Arbeit, um ſehr bald den Stift wieder hinzu⸗ legen Die rechte Luſt fehlte ihm, ſo lange er ſich nicht die Comteſſe aus dem Sinne ſchlagen konnte. Immer wieder ſah er ſie vor ſeinem geiſtigen Auge wie er ſie zueiſt erblickt: im blauen Gewand unter der Kirchenthür ſtehend, wo ſie von der Sonne über⸗ ſtrahlt wurde und die goldenen Locken ſie wie ein Glorienſchein umgaben, dazu die Seelenvollen blauen Augen, das liebliche Geficht — er konnte fie nicht bannen, die holde Erſcheinung. Unruhig ſchritt Welling auf und nieder und ſog immer wieder von neuem den ſüßen Duft der wenigen Veilchen ein, die ihre ſchöne Hand im ge⸗ reicht dann legte er die kleinen Blüthen ſorgfältig und liebevoll in ſein Taſchenbuch. Zu ſeiner großen Erleichterung wurde er nun von Lisbeth zum Mittageſfen gerufen, er wurde da⸗ durch ſeinen aufregenden Gedanken enthoben und konnte mit dem jungen Mädchen von der Comteſſe reden. f Lisbeth verkehrte ſehr freundſchaftlich mit Well⸗ ing, ja ſie redete ſogar freier, als wenn Höͤrig an⸗ weſend war; ſie blieb dem übermüthigen Welling keine Antwort ſchuldig, was ihrem Vater beſonders behagte; nur wenn der junge Mann eine leiſe An⸗ ſpielung auf ihr Verhältnis zu Hörig machte, ſchwieg ſie ſchmollend. Der Verwalter, der die Beiden mit eiferſüchtigen Augen beobachtete, hielt ſich ſehr zurück und kam immer ſeltener und dann war er beinahe un⸗ freundlich gegen Liesbeth, ſo daß dieſe fich immer mehr dem liebenswürdigen Welling zuzuwenden ſchien.“ Viele Wochen waren vergangen, auf den ſchönen Frühling mit der alles belebenden Sonne waren recht heiße Tage gefolgt, ſo daß man erſt am Abend zu leben begann. Welling allein hatte unermüdlich weiter gearbeitet 80 ihn ſtörte in der kühlen Kapelle die draußen herr⸗ S ſchende große Hitze nicht. Seine Thätigkeit nahte K fich dem Ende — er bemerkte es mit Schrecken. S Mit düſteren Farben malte er ſich ſein ſpäteres S Leben aus, wenn er nicht mehr die liebliche Comteſſe 5 ſehen, nicht mehr ihre melodiſche Stimme hören 3 5 ſollte. Wie flink war ihm die Arbeit von der Hand 8 gegangen, wenn ſie neben ihm geſeſſen, wenn ſiie Aan ihn mit ihren lieben Augen anſchaute und er den * fie umgebenden Veilchenduft einathmete. Wie hatte lap! ſie geſtrahlt vor Freude, als er ihr eines Abends die Fresken gezeigt, die er unter der dünnen Kalk⸗ mötet ſchicht entdeckt, Fresken, die wohl ſchon über hundert Jahre übertüncht waren und die nun dem Kirchlein einen ſo eigenen Zauber verliehen, wie hatte ie ihm damals ſo innig die Hand gedrückt, während ihr reizender Mund Dankesworte ſtammelte! Und nun ſolle ſich in wenigen Tagen der lichte Son⸗ N nenſchein ſeines jetzigen Lebens in ewige dunkele wee Nacht verwandeln — er mochte es gar nicht aus⸗ War Ars denken.“ Nil. b Traurig ſaß er auf einem Balken und beauf⸗ — lichtigte die Arbeiter, die erſtaunt ob ſeines rätſel⸗ Urist haften Schweigens die Kopfe ſchüttelten. Was iſt Wa mit dem luſtigen Mann geſchehen ? frogten ſſie ſich 3 aber keiner konnte Antwort geben. Sie liebten ihn 1 5 fn Alle, da er für Jeden einzelnen eine Aufmunterung ue en hatte, dabei hielt er ſtreng auf Fleiß und Pänkt⸗ lichkei 1