Landes zerſplittere und den trügerſſchen Anſchein von Schwäche erwecke; er ſage, den „irügeriſchen Anſchein“, denn jeder Appell an das Vaterland würde die inneten Zwiſtigkeiten aufhören machen. Boulanger greift die Politiker an, welche um den Flitter der ephemeren Gewalt zu erhalten, ſonſt dienſtfertig das Mitleid des Auslandes anflehten. Auf Ferry anſpielend, behauptet Boulanger, das Volk habe den wirklich Schuldigen an den Pranger geſtellt, derſelbe verſchleuderte, obwohl er die Ge⸗ fahren, die Frankreich bedrohen, kannte, Soldaten und Schiffe und Geld in Tonkin. Schließlich be⸗ tont Redner die Nothwendigkeit, das Uebergewicht der materiellen Inte reſſen zu bekämpfen, die an Stelle der edlen Triebfedern getreten ſeien und fordert die Anhänger der Patriotenliga auf, ihm Beiſtand zu gewähren. Boulanger derlies um 11½ Uhr den Banketſaal und beſtieg mit einigen Freunden ſeinen Wagen. Ein ernſtlicher Zwiſchenſall iſt nicht vorgekommen. Berſchiedenet — Mannheim, 25. Nov. 2 gefährliche Einbrecher Namens Böhler und Schwarz, welche ſeit längerer Zeit Rellerdiebſtähle verübten, wurden in vergangener Nacht infolge des eniſchiedenen Auf⸗ tretens des Herrn Polizeikommifſärs Meng und des Keiminalſchutzmanns Renſch verhaftet. Dieſelben, ſeit geraumer Zeit ſtreng beobachtet, wurden in ver⸗ floſſener Nacht von Letzteren betreten, als ſie eben einen ſchwer gefüllten Weinflaſchen bepackten Kocb, von O 6 kommend, nach Haus ſchleppen wollten. Die Einbrecher ſtellten, als ſie ſich entdeckt wußten, den Korb zu Boden und ergriffen die Flucht. Die beiden Polizeibeamten ſetzten denſelben jedoch nach und verhafteten dieſelben in ihren Wohnungen. Während der Verfolgung feuerte einer der Flücht⸗ linge mehrere Nevolverſchüſſe auf den Kriminal⸗ ſchuzmann Renſch ab, glücklicherweiſe verfehlten dieſelben ihr Ziel. Im Biſitze der gefährlichen Gauner wurden Revolver, Dolche und Embrechwerl⸗ zeuge, ſowie weitere Vorräte von geſtohlenem Wein gefunden. — Heidelberg, 26. Nobbr. Es wird diele angenehm berühren, zu vernehmen, daß der Firma Carl Metz hier auf der Weltausſtellung in Barcelona die goldene Medaille zuerkannt wurde. — Ein neuer Beweis, welche Vorzüge die von der⸗ ſelben gefertigen Löſchinſtrumente haben. — Kurlsruhe, 26. Nov. Ein Mufliker des Leib-Grenadierregiments wurde vorgeſtern Nacht ihm ſeinen Ueberzieher zu nehmen. — Einem jungen als er gegen 12 Uhr auf dem Nachhauſeweg von der Feſthalle nach der Kaſerne war, in der ver⸗ längerten Ritterſtraße von 4 Burſchen überfallen in's Geſicht geſchlagen und ihm eine ſilberne Uhr, ſowie der Hut entriſſen, auch der Verſuch gemacht, Manne wurde aus dem Wirtshaus zum König von Mürttemberg geſtern Nacht ſein Ueberzieher, in dem ſich eine goldene Uhr mit Kette, Geldtäſchchen und Haus ſchüſſel befanden, von bis jetzt unbekannter Hand entwendet. — Neckarbiſchofsheim, 23. Nov. Wie ſehr unſere Haushaltungsſchule auch außerhalb unſerer Landesgrenze geſchätzt wird, dürfte daraus erhellen, daß ſchon wiederholt Damen auf mehrere Wochen hier waren, um ſowohl die Art des Unter⸗ richts, wie auch die Hausordnung, kurz den ganzen Geſchäftsgang der Anſtalt kennen zu lernen. So iſt z. Z. wieder eine Lehrerin aus Heſſen hier, die zur Mitteilung der erſten Haushaltungsſchule im Heſſiſchen berufen und von der dortigen Regierung hierher geſandt wurde. Zu unſerer Freude können wir aber auch feſtſtellen, daß der Beſuch unſerer Anſtalt ein ſehr guter, und ſich mehr und mehr in landwirtſchaftlichen Kreiſen die Ueberzeugung Boden gewinnt, daß der Segen einer ſolchen Schule bei ſo geringen Opfern unbezahlbar für die künf⸗ tigen Hausfrauen ſein wird. Es iſt ſicher im eigenen Intereſſe der Landwirte gehandelt, wenn ſie ihre Töchter eine Haushaltungsſchule beſuchen laſſen, und hat diez doch weit mehr Wert, als wenn dieſe als ſogenannte Kochſtudenten in irgend einer Wirtsküche einige Monate mit Verzieren der Braten ꝛc. ſich befaſſen dürfen. Die Schülerinnen der huſigen Haushaltungsſchule verteilen ſich auf die Kreiſe Heidelberg, Mannheim, Mosbach, Karlsruhe, Baden und Freiburg. — Krautheim, 24. Nov. Mühlenbefitzer Schufter hier, früherer Bürgermeiſter in Obergims⸗ bach, welcher dieſes Anweſen vor Kurzem erſt be⸗ zogen hatte, wurde von einem ſchweren Unglücksfalle betroffen, indem deſſen 6jähr., talentvolles Söhnchen vom Mühlwerke erfaßt und entzetzlich zugerichtet wurde. Nach wenigen Stunden erlöſte der Tod das arme Kind von ſeinen Leiden. Der bedauerns⸗ werten Familie wird allgemein tiefſte Teilnahme entgegengebracht. — Emmendingen, 23. Nov. Die im Bau begriffene Großh. Landes ⸗Irrenanſtalt geht ihrer Vollendung entgegen. Bis jetzt find über 20 den Rädern herauszuziehen. Da er nur einen Augen⸗ große Gebäude hergeſtellt und noch immer werden Neubauten ausgeführt. Bald nach Neufahr ollen die erſten Kranken in die Anſtalt aufgenommen werden. — Aus Baden, 24. Nov. Am lezten Sonntag Abend wurden an der Straße von Schwetz ingen nach Seckenheim 40 junge Obſtbäume uut⸗ willigerweiſe abgeſchnitten. Ferner wurde am glei⸗ chen Abend ein Stück Eiſen und ein hölzerner Pfahl quer über die Eiſenbahnſchienen gelegt, aber vom Bahnwärter noch rechtzeitig bemerkt und entfernt. — Auf dem Bahnhof in Kehl wurden zwei Burſche verhaftet, bei denen außer vielem Baargeld noch Revolver und Dolche gefunden wurden. Einer der Verhafteten hatte im Munde unter der Zunge ein goldenes Kreuzchen und einen Ring verborgen. — Brüſſel, 23. November. Ein ſchreck⸗ licher Vorfall wird aus Jurbiſe bei Mons berichtet. 2 junge Mädchen von 16 und 18 Jahren wollten Abends bei der Bahnſtation den Eiſenbahnübergang im Augenblick überſchreiten, als ein Güterzug, wie ſie meinten, ſich langſam in der Richtung auf Mons bewegte. Sie hielten ſich eine Weile hinter dem Zuge der jedoch nur mandyrirte und plötzlich zurückg ing ſo daß der letzte Wagen die Mädchen traf und buch⸗ ſtäblich vermalmte. Ein Weichenwärter, der ſich in der Nähe befand, eilte herbei, um die Beiden auz blick die Weiche derlaſſen konnte, ſo legte er die Körper der Unglücklichen eiligſt und ohne in der Dunkelheit näher zuzuſehen, auf die Boͤſchung und rannte zurück um Gefahr zu verhüten, da eben ein Perſonenzug einlaufen ſollte. Wie groß war aber ſpäter ſein Entſetzen und ſeine Verzweiflung, als er, an die Unglücksſtelle zurückgekehrt, in den verſtümmelten Körpern ſeine eigenen Töchter erkannte. — Petersburg, 23. Nov. Nach Mel⸗ dungen aus Taganrog vom 12. Nov. ſind im Aſow⸗ ſchen Meer unweit der Stadt das Leuchtſchiff und 12 Segelſchiffe eingefroren, von denen im Laufe an 24 Stück ab ndert abgängige u Abfal holz öfen den an die Miß der nüchſten Tage 5 ſanken. Von der Mannſchaft Bitzen retteten ſich 63 Seeleute, größtenteils. Ausländer, 1. bu auf das Leuchtſchiff, von wo aus am 18 d. Mts. 1 ein Offitier und 5 Matroſen des Leuchtſchiffes und 38 Mann von den eingefrorenen Segelſchiffen das Ufer erreichten. 15 Mann, deren Extremitäten ab⸗ gefroren waren, mußten auf dem Leuchtſchiff zurück⸗ bleiben. Am 19. d. Ms. ſanken noch weitere zwei Segelſchiffe. Am 22. gelang es einem Kriegsdampfer an das Leuchtſchiff heranzulommen und daſſelbe in freies Waſſer hinauszubugſiren. Dare M. 3163. Auf tibatier: Georg führen laſſen. a Eine große Aufregung entſtand noch am Abend in der Stadt und den umgebenden Ortſchaften, als ſich die Kunde verbreitete, daß der Ritterguts⸗ erſt ſeinen Schwager Heinrich befttzer Kerſtenz Malling und dann ſich ſelbſt auf der Jagd umge⸗ bracht habe, am ſchwerſten wurden von den graufigen Ereigniſſen aber natürlich Frau Kerſt⸗ enz und deren Vater, der alte Herr Malling ge⸗ troffen.“ Jammervoll ſchluchzend eilte Luiſe, die Frau des unglückfeligen Kerſtenz und die Schweſter des gemordeten Bruders, an das Bett des kranken Vaters. Die furchtbare Kunde hatte dieſem eine Art Schlaganfall zugezogen und faſt zwei Tage lang wußten die Aerzte nicht, ob der alte Herr dem Leben erhalten werden könne. Dann ging es aber wieder beſſer mit ihm und als Luiſe dem Vater einige Aufklärung gegeben hatte, woher der furchtbare Haß ihren todten Gatten gegen Hein rich herrührte und daß Kerſtenz durch Spielſchulden faſt ſein ganzes Vermögen an Heinrich verloren gehabt habe, ſo ſoh der ſchwer gebeugte Vater in den beiden Unthaten nicht nur eine grauenhafte Sünde, ſondern auch eine Sühne für das gottloſe Leben das beide Todte geführt hatten. „Ludwig hat mich nur ſchwer durch ſeinen Leichtfinn gekränkt, aber Heinrich und Kerſtenz haben mich durch ihr falſches heuchliches Thun ſchwer hin⸗ tergangen und find ſelbſt in die Grube gefallen, die fie einander bereitet hatten. Sie find furchtbar be⸗ ſtraft und Ludwig, der nicht ſo ſchlimm war die beiden, ſoll meine Verzeihung haben und, wenn er ſich gebeſſert hat, mein lieber Sohn wieder ſein, wenn er nur bald zurück käme. Aber Ludwig lam weder in dieſer, noch in der nächſten Woche zurück in das Vaterhaus, wohl traf aber ungefähr drei Wochen ſpäter ein Brief Ludwigs aus Paris an den Vater ein. In dieſem Briefe teilte Ludwig mit, daß er deßhalb nicht eher geſchrieben habe, als bis er ſich wieder die Achtung und das Vertrauen des Vaters erworben. Dies glaubte er jetzt erreicht zu haben, deun er habe ſich durch großen Fleiß und Eifer eine gute Stellung bei der berühmten Firma Backer u. Co. in New⸗ Pork erworben und bereiſe jetzt für dieſe Firma die europäſſchen In duſtrieſtätte. Jetzt ſei er in Paris und gedenke in ungefähr 14 Tagen auf einige Zeit den Vater zu beſuchen, wenn dieſer ihm nun ver⸗ zeihen könne. Heimath etwas zu thun, was wahrſcheinlich des Vaters Wohlgefallen nicht finden werde. Er wolle fich nämlich mit Martha Winzinger, die ein braves Mädchen ſei und ihm in treuer Liebe zugethan, verloben. Da er, Ludwig, ſeinen dauernden Aufent⸗ halt in Amerika zu nehmen gedenke und eine Frau dortſelbſt ernähren könne, ſo werde wohl der Vater ſeine Einwilligung zu dieſer Verlobung nicht ver⸗ ſagen. i Unſagbare Gefühle der Freude durchrieſelten die Bruſt des alten Herrn Malling als er dieſen Brief ſeines Sohnes las. Selbſt die beabfichtigte Verlobung Ludwigs mit der Tochter die von Mal⸗ ling einſt ſo gehaßten Hirſchwirts ärgerte ihn nicht mehr, denn er hatte ſchon längſt von ſeiner Tochter Luiſe erfahren, daß ſeit vorſgem Weihnachten auf Antrieb der Tochter Winzingers die Spieler im „goldenen Hirſch“ keine Stätte für die Ausübung — Freilich gedenke er, Ludwig in der 9 ihrer tollen Leidenſchaft fanden und Malling hatte da für im Stillen dem braven Mädchen ge⸗ dankt.“ 5 Als wieder Weihnachten war, da zeigte das Malling'ſche Haus zwar noch großen Ernſt und tiefe Trauer wegen der traurigen Begebenheiten im Herbſte, aber es umſtand den alten Herrn Malling auch ein glückliches Paar, ſein Sohn Ludwig und Martha Winzinger, und etwas ſeit⸗ wärts in der Fenſterniſche des Malling'ſchen Wohnzimmers lehnte die hohe Geſtalt des Foöͤrſters Hellmann, der ein Freund des Hauſes und Ad⸗ u. 6174. 2 miniſtrator des Rittergutes Kaffenberg geworden 1 3 war.“ erlag de 0 a Wen die an Ma enn Wunder der Schrelbtünſ. Nom, g. been rn November. Bei dem Buchhändler Furchheim in uin 929 — Neapel, Largo de' Matiri liegt eine Feder⸗Arbeit den doeh zur Anſicht und zum Verkauf aus, welche das all⸗ 8 A.! gemeine Staunen und überdies das der Dantophilen agen. eregen muß. Es iſt die „Divina Commedia“ deren — 14.233 Verſe, etwa 96,000 Worte und 300,00 ꝗ /0cͤ òhn Buchſtaben, auf ein Blatt Papier geſchrieben und mittelſt eines ſtarken Vergrößerungsglaſes deutligſſſ I lesbar find. Ein Angeſtellter einer Papierfabrik in 1 9 8 Podguro Namens Caſſovel, wird als der geduldige 10 100,12 Schreiber, der einem Benediktinerkloſter des Mittel- 4 120, 14 alters Ehre gemacht haben würde, genannt. s 15 ke 14 wird hinzugefügt, daß er nicht erblindet ſel. Wenn eh Sorte, er Neapolitaner wäre, ſo würde er ficherlich der darerd. hl. Lucia eine dicke Kerze geweiht haben.