Segen 2 Uhr war der Zug einigermaßen geordnet und ſetzte ſich in einer Stärke von mebreren Tau ⸗ ſend Menſchen in Bewegung. Die Kapelle des Leibgrenodierregiments eröffnete den ſchier endloſen Zug. Vor dem von vier Pferden in Trauergala gezogenen Wagen ſchritten die Ausſchüſſe, Fahnen⸗ trͤger und wurden die Orden und Ehrenzeichen des Verſtorbenen auf Kiſſen getragen. Hinter dem Leichenwagen ſchritten die Anverwandten, ſodann kamen S. K. H. der Großherzog, welcher zuvor im Trauerhauſe ſein herzliches Beileid zum Ausdruck gebracht hatte. S. Gr. Hob. Prinz Karl von Baden zu Fuß, hinter denſelben die Generalität, ſämtliche dienſtfreſen Offiziere der Garniſon und das Reſerve⸗ off zierkorps. Die Kapelle des Artillerieregiments eröffnete die zweite Abteilung des Zuges, welcher aus den hiefigen und den fremden Vereinen beſtand. Das geräumige Gotteshaus vermochte das nach vielen Tauſenden zählende Trauergeleite nicht auf⸗ zunehmen und viele waren genötigt, außerhalb der Kirche zu verbleiben. Herr Pfarrer Schmidt hielt, nachdem ein Lied von der Trauergemeinde geſungen war, die Gedächtnisrede, in welcher zunächſt der Lebenslauf des Generals geſchildert wurde; als Haupttugenden des Entſchlafenen feierte der Geiſt⸗ liche deſſen beſcheidenen, wohlwollenden Sinn, ſeinen ehrenfeſten, ſtrengrechtlichen Karakter, ſeine Verdienſte und Fähigkeiten als Soldat und Heerführer, ſeine aufopfernde Vaterlandsliebe und ſeinen häuslichen, liebevollen Sinn in der Familie. Mit einem Ge⸗ bete ſchloß Pfarrer Schmidt feinen ſchmuckloſen, aber ergreifenden Vortrag, es folgte der Kirchenchor mit einem Geſangſtück, ſodann bildete ein Gemeindege⸗ ſang den Beſchluß der einfachen und doch ſo groß. artigen, ſchönen Feier. Das Gotteshaus leerte fich allmählig, während S. K. H. der Großherzog zu den Anverwandten des Verſtorbenen herantrat und nochmals herzliche Worte des Troſtes und inniger Teilnahme an ſie richtete. Gegen Abend wurde der Sarg mit den ſterblichen Ueberreſten des Generals zum Bahnhofe überführt, woſelbſt er über Nacht verblieb, um beute Morgen nach Neuhaus (Sins⸗ heim) überführt zu werden, wo die Beiſetzung in der Familiengruft ſtattfindet. derung der Geflügelhaltung macht das Gr. Mini ⸗ ſterium des Innern bekannt, daß zunächſt davon Umgang genommen werden ſoll, den einzelnen Lan⸗ desteilen beſtimmte Zuchtziele in Bezug auf die Ge⸗ flügelhaltung vorzuſchreiben; es wird vielmehr den — Karlsruhe, 17. Nov. Behufs Beſör⸗ landw. Bezleksverelnen und Geſlügelzuchtvereſnen Überlaſſen, ſich für diejenige Zuchtrichtung zu ent⸗ ſcheiden, welche den wirtſchaftlichen Verhältniſſen der betreffenden Gegend am beſten entspricht; eine Bei⸗ hilfe an Staatsmitteln ſoll nur denjenigen Vereinen zu Teil werden, die an einem beſtimmten anerkannt gutem Zuchtzi⸗le feſthalten. Als Mittel zur raſcheren Hebung der ländlichen Geflügelhaltung werden be ⸗ kommen hatte. zeichnet: Die Eirichtung von Zuchtſtationen, Belehr⸗ ung über rationelle Zucht des Geflügels durch Worte und Schrift, ſowie Vertheilung von Prämten, die Verbeſſerung des Abſatzes durch Errichtung vonGeflügel⸗ märkten, Erlaß von Marktordnungen, welche den Eſerverkauf nach beſtimmten Groͤßenverhältniſſen vorſchreiben. Geſuche im Betreff der Staatsbeihilfe find innerhalb 6 Monaten bei Gr. Miniſterium des Innern einzureichen. Ferner werden für die Abfaſ⸗ ſung einer volksthümlich geſchriebenen Schrift über „Geflügelhaltung und Zucht“ 2 Preiſe im Betrage von 200 M. und 150 M. ausgeſetzt und iſt der Einſendungstermin an oben „genannte Stelle auf 31. Mai k. J. feſtgeſetzt. — Konſtanz, 18. Nobbr. Unter den Schülern des hiefigen Gymnaſiums iſt eine anſteck⸗ ende Augenkrankheit mit epidemiſchen Charakter aus⸗ gebrochen. Eine große Anzahl derſelben iſt vom Unterrichte ganz dispenftrt, vielen anderen das Leſen und Schreiben verboten. In Folge deſſen hat ſich der Ortsgeſundheitsrat veranlaßt geſehen, an die Vorſtände der übrigen Schulen die Weiſung ergehen zu laſſen, diejenigen Schüler, welche mit erkrankten Gymnaftaſten, ſei es als Geſchwiſter, oder ſonſt in gleicher Familie zuſammenleben, vom Schulbeſuche auszuschließen. Vereinzelte Fälle genannter Krank⸗ heit find auch ſchon bei Schüler anderer Lehran⸗ der Zinſen und ſonſtigen Nebeneinnah wren eigen und der Verwaltungskoſten, Abſchreibungen, ſozpe ſonſtiger Ausgaben andererſeits dürfte fich ein Jahres⸗ überſchuß von etwa 850,000 900,000 M. ergeben. 7 — Kinderſelbſtmorde. In Eſſenach hat ſich vor einigen Tagen ein 14jähriger Schüler des Realgymnaſiums das Leben genommen, aus ge⸗ kränktem Eh gefühl, weil er eine Carcerſtrafe de⸗ Solche Selbſtmorde jugendlicher Perſonen, ja ſelbſt Kinderſelbſtmorde, mehren ſſch. In Berlin allein find im vorigen Jahre 5 Selbſt⸗ morde von Kindern unter 12 Jahren vorgekommen. Die Erklärung lautet entweder: Furcht vor Straft oder: beleidigtes Ehrgefühl. — Ein enſetzlicher Unfall wird vom Donnerſſiag aus Klein⸗Glienicke bei Potsdam gemeldet. Die Ehe⸗ frau eines Arbeiters, der dort im Park des Prinzen Friedrich Leopold beſchäftigt wird, hatte jenem in der Mittagsſtunde Eſſen gebracht und während deſſn ihr kleines Kind, einen Säugling, allein zu Hauſe gelaſſen. Das Kind lag in einem Kinderwagen, den 6 die Frau, der Kälte wegen, dicht an den eiſernen Ofen geſchoben hatte, während etwas Kinderwäſche ö welchem der Säugling ſchlummerte. über dem Wagen hing. Durch die Gluthitze des Ofens fing nun das Zeug Feuer, teilte ſich dem ö Wagen und durch dieſen dem Kinderbette mit, in Als die Frau bald darauf nach Hauſe kam, fand ſie das Kind ö ſtalten aufgetreten. Das Gymnafium iſt auf die Dauer von 10 Tagen geſchloſſen. — Königsberg i. Pr., 19. Nov. Der ge⸗ ſtriege Südweſtſturm richtete mancherlei Unfälle auf dem Haff und der See an; ein großer Reiſekahn verſank im Haff, der holländiſche Dampfer Aſtreg iſt bei Palmnicken geſtrandet, die Mannſchaft wurde gerettel. Das Haff iſt voll Eis, mehrere Schiffe liegen feſt. Die Schiffahrt iſt äußerſt ſchwierig. — Magdeburg, 16. Nob. Ueber die diesjährigen Geſchäftsergebniſſe der Magdeburger Hagelverficherungssgeſellſchaft find wir in der Lage, Folgendes mitteilen zu können: Prämien⸗Einnahme rund 2,108,000 M., Schäden einſchl. Regulirungs koſten etwa 754,000 M. Unter Berückfichtigung halb verkohlt als Leiche in dem noch brennenden Wagen liegend vor. Aus Verzweiflung über den ö ſchrecklichen Tod ihres Lieblings ſtürzte hierauf die Frau fort und hat ſich bis jetzt noch nicht wieder eingefunden, ſo daß man annimmt, dieſelbe habe ſich das Leben genommen. Heller ſche Spielwerke. Muſik erhöht jede Freude, mildert jedes Leid. Waßz des Menſchen Herz bewegt, ſpricht ſtie in Tönen aus; eine Tröſterin iſt ſie uns, eine Erweckerin der ſchönſten Erinner⸗ ungen! Doch nicht Jeder, der Sinn und [Herz dafür hat, kann fie Üben, ſich und Anderen zum Genuß. Da hat nun der ſo unermüdliche und ſegensreich thätige, menſchliche Er⸗ findungsgeiſt auch auf dieſem Gebiete dafür geſorgt, daß ſelbſt dem Unkundigen vollauf Gelegenheit geboten wird, fich an den Schöpfungen unſerer Tonmeiſter zu erfreuen. Mit der Erzeugung der Heller'ſchen Fpiekwere iſt das Mittel gefunden worden, die Muſik in die ganze Welt, bis in die entlegenſten Teile zu tragen, auf daß ſie dort mit ihren zauberiſchen Wirkungen die Freude des Glücklichen ſteigert, dem Unglücklichen Troſt und Linderung bringt. Dieſe Spielwerke werden von der genannten Firma in einer Mannigfaltigkeit fabrizirt, die alle Vorſtellung Übertrifft, Sie bilden die ſchönſte Zierde einer jeden, ſelbſt der luxur⸗ Malling und ſeine Geldſäcke, die mir ja nichts nutzen können. Nicht wahr, Du biſt wieder ' meine liebe Tochter, fuhr Winzinger freundlich fort und faßte Martha zärtlich am Kinn. Du bleibſt auch da bei Deinem alten Vater und gehſt nicht nach Amerika Der Ludwig kommt ja auch, wie Du ſelbſt ſagteſt, bald wieder herüber und wenn er dann da bleiben und Dich zur Frau haben will, ſo werde ich nicht nein ſogen. Es iſt alles gut, Vater, erwiederte Martha leiſe, wiſchte ſich eine Thräne aus den Augen und küßte dem Vater die Wange. 1 . Faſt ein ganzes Jahr war ſei dem Auftritte welcher ſich infolge der abgelehnten Werbung Hein⸗ rich Mallings um Martha Winzinger im Hauſe des Hirſchwirts abgeſpielt hatte, vergangen. Wie⸗ der warf die Herbſtſonne ihre ſchrägen Strahlen auf die dahin welkende Pflanzenwelt, die Ernte war 3 und Flur und Wald gehörte nun dem ger, Heinrich Malling, der auch ein großer Jagd⸗ liebhaber war, benutzte dieſe Zeit ſehr häufig, um die Jagd auf ſeines Schwagers Rittergute Kaffen⸗ berg und den dazu gehörigen Wäldern auszuüben, und ließ dabei nicht ſelten dem Schwager merken, daß er deſſen Gläubiger ſei und daß wohl der⸗ 0 Kaffenberg ganz und gar ſein Eigenthum ſein werde. ohnehin ſchon von einem unauslöſchlichen Haſſe gegen Heinrich erfüllt war, ungemein, aber Kerſtenz konnte nicht einmal wagen, Heinrichs Anmaßungen . %%%%ͤ „ 1 Dieſe Anſpielungen erbitterten Kerſtenz, der in die Gehörigen Schranken zurückzuweiſen, denn er hatte ja bereits bei dieſem neue Schulden gemacht und war die Zinſen für die Hypothek, welche Hein⸗ rich auf das Rittergut Kaffenberg beſaß, ſchuldig geblieben. f Kerſtenz kam ſein Schwager Heinrich wie ein unerbittlicher Blutſauger, wie ein Vampir, vor, der ſeine Beute eiſenfeſt hält und martervoll zu Tode quält, und Kerſtenz ſann vom Morgen bis zum Abend auf ein Mittel um ſich den Krallen des Vampirs zu entreißen. a Daß der leichtfertige Mann ſelbſt die groͤßte Schuld daran trug, daß er ſein Hab und Gut und das bedeutende Vermögen ſeiner Frau vergeudete daran dachte er faſt gar nicht, dazu war er zu ſehr an das Wohlleben und Nichtsthun gewöhnt und zu ſehr der ebenbürtige Sohn ſeines leichtſinnigen Vaters geworden. Müheloſer großer Gewinn durch das Spiel, Erbſchaft oder reſche Heirat erſchienen Kerſt⸗ enz als die einzigen Arten wie ſich ein Cavalier mit dem Erwerbsleben beſchäftigen könne, und der Sinn für Arbeit und ſparſame, wirtſchaftliche Verwaltung ſeines Rittergutes war ihm ganz abhanden gekommen Dieſen Ideen hatte er nur in der Zeit gelebt, als er nach dem Tode ſeines Vaters das berſchuldete Rittergut ſich zu retten ſuchte, und noch keine reiche Heirat gemacht hatte. Der gute Ruf, den der junge Kerſtenz damals beſaß, hatte ja trotz mancher Be⸗ denken, den Fabrikherrn Malling auch veranlaßt, ſeine Einwilligung zur Verheiratung ſeiner einzigen Tochter Luiſe mit Oskar Kerſtenz zu geben. Durch die reiche Mitgift hatte Malling gehofft, ſeiner Tochter und ſeines Schwiegerſohns Zukunft für alle Zeit ficher zu ſtellen. Wie ganz anders war dies aber nach kaum 7 6 drei Jahren geworden! Kerſtenz hatte bald ſeine wirtſchaftlichen Tugenden verloren. In Folge ſeiner Spielwuth und ſeiner bodenloſen Gleichgültigkeit in allen Angelegenheiten ſeiner Gutswirtsſchaft war er an den Rand des Bankrotts geraten. Wie ſchlimm es mit Kerſtenz ſtand, wußte übrigens nur Einer genau und dieſer Eine ver⸗ ſtand zu ſchweigen. Es war Heinrich Malling, der teils aus taktiſchen Gründen als Hauptgläubiger von Kerſtenz, theils aber auch aus Furcht vor den Verwürfen des Vaters ſein Gläubigerverhältnis zu Kerſtenz in tiefes Schweigen hüllte. Dunkele Gerüchte wurden zwar da und dort über große Schulden des Rittergutsbeſitzers Kerſtenz an ſeinen Schwager Heinrich laut, aber da die Angelegenheit nicht weiter zum Austrage kam und beide Schwäger ſonſt als reiche Leute galten, ſo legte man dieſen Gerüchten keine große Bedeutung in der öffentlichen Meinung bei.“ Heinrich wurde natürlich in der ganzen Zeit ſeines Lebens nicht froh. Der unerſättliche Durſt nach Gold, die Angſt vor der zu zeitigen Rückkehr Ludwigs aus Amerika, die Sorge, wie er mit Kerfk⸗ enz, deſſen Schulden immer mehr wuchſen, verfahren ſolle, und der wüthende Aerger über den Korb, den er ſich bei der Tochter des Hirſchwirts geholt, hatte, quälten ihn Tag und Nacht, und er fand kaum noch im Spiel oder auf der Jagd einige Erleichterung in ſeiner unglückſ üt ſtimmung. n nzzert * Nlüſche