ſtellung der Katholfken geleſtek. für kirchliche Bedürfniſſe, insbeſondere die ſeit Jahren vollbethätigten erfolgreichen Beziehungen um die Ge⸗ winnung einer zur Seelſorge im Lande genügende Zahl katholiſcher Geiſtlicher berechtigt uns, der Ueber⸗ lieferung getreu zu bleiben und die Einführung von Klöſtern, deren Thätigkeit erfahrungsgemäß mehr auf die Unterſtützung der uͤltramontanen Parteibeſtreb⸗ ungen, als auf die Befeſtigung des religiöſen Frie⸗ dens gerichtet ſein würde, mit größter Entſchieden⸗ heit zurückzuweiſen. Vertrauensvoll ſprechen wir die Erwartung aus, daß die großherzogliche Regierung in Uebereinſtimmung mit dieſer Anſchauung den in der Ordensfrage geſtellten Anforderungen der Ultra⸗ montanen nicht willfahren werde. VI. Die nationalliberale Partei wird fich nicht auf die energiſche Abwehr gegen die von der ultra⸗ montanen Partei gegen unſere Staatseinrichtungen unternommenen Angriffe beſchränken, ſondern unent⸗ weckt die Erfüllung ihrer hohen Aufgabe bezüglich der Entwickelung der allgemeinen geiſtigen, ſittlichen und wirtſchaftlichen Wohlſahrt fortſetzen und insbe⸗ ſondere alles aufbieten, was zur Hebung des Wohl⸗ ſtandes derjenigen Erwerbskloſſen erforderlich iſt, die heute unter der Ungunſt der Verhältniſſe leiden. Die Verminderung der Laſten der Kreiſe und Gemeinden, ſoweit die jetzt günſtiger geſtaltete Lage des Staatshaushaltes dies geſtattet, die fortg'eſetzte Fürſorge für die gedeihliche Entwickelunglvon Land ⸗ wirtſchaft und Gewerbe, erfordern die volle Hingabe der liberalen Partei des Landes. VII. Die Treue zu Kaiſer und Reich, zu unſerem Land sfürſten und unſerem Heimatlande, die Entwickelung der Wohlfahrt des Volkes auf Grundlage eines maßvollen Fortſchrittes iſt die gute Tradition des badiſchen Landes. Die liberale Partei iſt überzeugt, daß einer von dieſem Geiſte beſeelten Staatsleitung das badiſche Volk ſtets treu zur Seite ſtehen wird. f In einer nahezu einſtündigen Rede wurde dieſe Reſolution von dem Abg. Kiefer in bekannter Meiſter⸗ ſchaft begründet und ausgeführt, daß die Liberalen Badens den Landesfrieden nicht gebrochen haben, daß ſie aber entſchloſſen find, den ihnen von den Ultramontanen vor die Füße geworfenen Fehdehand⸗ ſchuh aufzuheben und den ihnen aufgedrungenen Kampf fiegreich zu Ende zu führen. Es ſprachen ferner: Anwalt Hauger⸗Waldshut, Oberbürgermeiſter Wilckens⸗Heidelberg, Freiherr b. V. Die zu jeder Zeit geübte Fürſorge Badens mentritt unterbreitet werden. — köante. Daß die Politik Deutſchlands auf den Frie⸗ Bodmonn⸗Ftelßurg, Stadtrat) Baſſermann⸗Mann⸗ beim, Oberbürgermeiſter Göͤnner⸗Baden⸗Baden und Staatsanwalt Fieſer⸗Karlsruhe. Sämtliche Redner ſtellten fich feſt auf den Boden der vorbezeichneten Sätze und ihre Ausführungen wurden vielfach durch ſtürmiſche Bravos unterbrochen. 71 Darauf hin wurde die Reſolution einſtimmig angenommen. Der Vorfltzende ſchloß gegen 6 Uhr die glänzende Verſammlung unter herzlichen Dankes ⸗ worten an die Erſchienenen, mit einem zündenden Hoch auf Kaiſer und Großherzog. Von letzterem lief gegen 7 Uhr gramm ein: „Ich erſuche Sie, der Verſammlung für die gewidmete Kundgebung treuer Geſinnung meinen aufrichtigſten Dank zu übermitteln. Friedrich, Großherzog. Berlin, 11. Nov. Der Reichstag iſt durch kaiſerliche Verordnung anf den 22. d. M. einbe⸗ rufen worden. — Wie verlautet, wird außer dem Arbeiter⸗Altersverſorgungsgeſetz auch das Genoſſen⸗ ſchaftsgeſetz dem Reichstage gleich bei ſeinem Zuſam⸗ folgendes Tele⸗ Berlin, 12. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. druckt einen Artikel des Rappel ab, welcher darauf hinweist, daß in der Fremdenlegion 8000 Elſaß⸗ Lothringer dienen, welche durch ihren Eintritt in franzöſiſche Dienſte die Anſchauungen wiederlegten, als ob ſie durch den Frankfurter Vertrag zu Feinden Frankreichs geſtempelt worden ſeyen und fragt, weß⸗ halb der Name „Fremdenlegion“ nicht durch die Bezeichnung „Regiment von Elſaß⸗Lothringen“ er⸗ ſetzt werde? Die Nordd. Allg. Ztg. bemerkt dazu: Wir würden von derartigen Auslaſſungen keine Notiz nehmen, wenn irgend ein beliebiges Blatt dieſelben brächte. Daß aber ein Blatt, deſſen Eigenthümer der franzöftſche Miniſter Lockroh iſt, in ſolcher Weiſe gegen einen befreundeten Nachbarſtaat ſchreiben und been kann, läßt die Schlußfolgerung zu, daß die jetzige franzöfſiche Regierung die Kriegshetzerei billigt, denn andernfalls würde Lockroy doch auf ſeine Kol⸗ legen ſo viel Rückſicht nehmen, daß er nicht durch ein von ihm abhängiges Organ die Aufreizung zum Kriege künſtlich fördern ließe; wir begnügen uns den Thatbeſtand feſtzuſtellen, damit es für Jeder⸗ mann erſfichtlich wird, auf wen die Schuld fallen würde, wenn der Frieden nicht aufrechterhalten werden den gerichtet iſt, bedarf kleines Nachweiſes. Die Ver⸗ ger, antwortlichkelt für die Friedensfißrung würde Franl⸗ — reich allein treffen. . * Athen, 11. November. Das amtliche Blat 2 veröffentlicht die Verlobung der Prinzeſſin e- randra mit dem Großfürſten Paul von Rußland. 1 Verſchiedenes — — Ladenburg, 12. Nov. 4 *. Am Sonntag ſtürzte der verh. Taglöhner Münch beim holen von Heu von der Leiter und zog ſich Verletzungen am Kopfe zu. — Mannheim, 10. Nov. Geſtern Abend wurde auf der in der Nähe des Friedhofs über den Neckar führenden Eiſenbahnbrücke der Riedbahn von dem auf dem hiefigen Perſonenbahnhof um 10 Uhr 41 Min. ankommenden Perſonenzuge ein Mann überfahren. Dem Unglücklichen wurde der Kopf und beide Beine vollſtändig vom Rumpfe getrennt und gab der Bedauernswerte ſofort ſeinen Geiſt auf, Ob hier ein Unglücksfall oder ein Selbſtmord vor⸗ liegt, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden; doch iſt wohl jedenfalls das letztere anzunehmen, da bekanntlich die Paſſage über die betreffende Brücke verboten iſt. Die gerichtliche Kommiſſion hat ſich heute früh an Ort und Stelle begeben. Der Leich⸗ nam, welcher nach Feudenheim verbracht wurde, iſt ſo verſtümmelt, daß man die Identität des Unglück⸗ lichen noch nicht feſtzuſtellen vermochte. (Der Ver⸗ unglückte iſt der verh. Taglöhner Theodor Greiner bon Seckenheim.) — Ludwigshafen, 10. Nov. Nach bei der hieſigen Sicherheitsbehörde eingelangtem Drahtbericht aus Germersheim iſt der im dortigen Militärgefängnis inhaftirte Raubmörder Georg Mohr von Hambach heute Nacht ausgebrochen und enk⸗ A 8. kommen. Der Flüchtling trägt die Kleidung dern Militärſträflinge auf Oberhaus, ſowie die Fußfeſſeln; 10 Ant 1 das Geſicht deſſelben iſt friſch und nicht raſſirt, am Kiter, vel linken Kinnbacken befindet ſich eine Narde. Die en, i Größe des Mohr iſt 1 Meter 66 Zim. (Mohr — wurde in Dannheim bereits wieder eingefangen und — nach Ludwigshafen gebracht.) —— — Freiburg i. B, 10. Nov. Benfamin A 2 85 Herder, der Beſitzer der Herder ſchen Verlagshandlung ackrk des bekannten großen katholiſchen Verlagsgeſchäftes, — iſt heute Mittag geſtorben. — Ueberlingen, 9. Nov. Vom hiefigen Schöffengerichte wurde geſtern in fünfſtündiger Ver⸗ handlung der Herausgeber und Schriftleiter des ſogen. „Bürger⸗ und Bauernfreund“, Profeſſor g. D. Dr. Herm. Sevin in Nußdorf, wegen Beleſdig⸗ b 1 meinigen an ſich zu bringen. Den Bruder trieb er nach Amerika und mich ruinirt er hier. Na, noch giebt es ein Mittel, ihm die reiche Beute zu ent⸗ reißen. Nimm Dich in Acht Hemrich, wenn Du auf die Jagd gehſt, für Dich find zwei Bleikugeln gegoſſen und die zweite wird beſſer treffen wie die erſte. Scheu ſah ſich Kerſtenz bei dieſen leiſe ge⸗ flüſterten Worten um. Hatte die furchtbare Drohung die zu gleich ein entſetzliches Geſtändnis war? vielleicht ein unberufenes Menſchenohr vernommen, Kerſtenz war doch wie von nahenden Schritten zuſammen geſchrocken. Doch es war nur dürres Laub, und Geäſt welches der Herbſtſturm jagte. Der düſtere Mann athmte wieder freier auf, als er ſich unbeobachtet ſa ſei imweg Martha Winzinger die ſchöne Tochter des Hirſchwirts, hatte nach Ludwig Mallings ihres heimlichen Verlobten, Abreiſe nach Amerika ein gar ſtilles, eingezogenes Leben begonnen. Bei Luſtbar⸗ keiten ſah man ſie gar nicht mehr und ſelbſt den 1 5 5 im Hauſe des Vaters zeigte ſie ſich nun noch elten. Das junge Mädchen ſah auch bleich und ab⸗ gehärmt aus und ſelbſt ein oberflächlicher Beobachter konnte bemerken, daß Martha einen heimlichen Kummer, eine ſchwere Sorge mit ſich herum trug. Freilich hatte ihr ein hartes Schickſal auch eine doppelte Prüfung auferlegt, ſie grämte ſich nicht nur wegen des fern über demſweiten Ocean weilenden Geliebten der noch nichts 2 1 von fich hatte hören laſſen, welchem ſie das entſchiedene ſondern es bangte ihr auch vor einem ihr wieder⸗ ſtrebenden Wunſche des Vaters. Der Hirſchwirt hatte nämlich ſeiner Tochter vor Kurzem unumwunden erklärt, daß, wenn Herr Heinrich Malling abermals um ihre Hand anhalte, ſie ſeine Werbung huldreich aufnehmen müſſe, denn der junge Malling fange an, zu den angeſehenſten Männern der ganzen Umgegend zu zählen, er allein werde wahrſcheinlich dereinſt der Beſitzer der väterlichen Fabriken und Grundſtücke, und es könne ſich gar keine beſſere Partie als Heinrich Molling für Martha finden. f Gegenüber dieſen Wünſchen und Vorſpiege⸗ lungen des Vaters blieb Martha aber kalt ablehnend denn ganz abgeſehen davon, daß ſie mit ganzem Herzen an Ludwig Malling hing, war ihr deſſen Bruder Heinrich, in welchem ſie den Gegner Lud⸗ wigs kannte, ſeit deſſen erzwungener Ueberfiedelung nach Amerika durchaus wiederwärtig geworden. Sie hoßte Heinrich vielleicht nicht, denn feindſeliger Haß war ihr fremd, nur weiblicher Inſtinkt erfüllte ſie, daß in Heinrich Malling kein guter Geiſt wirkte, und daß dieſer junge Mann weiter nichts erſtrebte als auf Koſten ſeiner nächſten Anverwandten ſich zu bereichern und ſeine Habſucht zu befriedigen. An der Seite eines ſolchen Mannes durch das Leben zu gehen, war für Martha ein furchtbarer Gedanke, es ſtand daher ſchon längſt der Entſchluß bei ihr feſt, Heinrichs Werbung, wenn er demnächſt einmal Ernſt damit machen ſollte, kurzweg abzulehnen, mochte ſie auch des Vaters Zorn dadurch erwecken, denn gegen ihre innerſte heilige Empfindung wollte und konnte Martha nicht handeln, Sie wünſchte ſich den Zeitpunkt recht fern, zu 1 0 1118 „Nein!“ die Werbung Heinrichs entgegenzuſetzen nöͤthig haben werde. Es waren ja ſchon drei Monate ſeit Ludwigs Abreise und zwei Monate ſeit Heinrichs vollſtändiger Ge⸗ neſung von der Schußwunde verfloſſen und der Letztere hatte ſeinen Abfichten auf denBBeſitz Marthas noch keinen direkten Ausdruck gegeben. Aber die entſcheidungsvolle Stunde nahte in dieſer Hinſicht raſcher heran, als es Martha dachte. Heinrich Mal⸗ ling hatte öfters unbeobachtet mit dem Hirſchwirt ſeine Gedanken und Abfichten in Bezug auf eine Verheiratung mit Martha ausgetauſcht, und der Hirſchwirt, der, obwohl ſelbſt vermögend, einen ge⸗ waltigen Reſpect vor dem Malling'ſchen Geldſäcken im Herzen trug, hatte die Werbung Heinrichs um ſeine Tochter nachdrücklich unterſtützt und dieſer be⸗ ſchloß, noch vor Weihnachten ſich das Jawort von der ſchönen Martha zu erliſten. Man hätte eigentlich denken ſollen, daß der habgierige Egoiſt Heinrich Malling nicht gerade ſoo verſeſſen auf den Beſitz dieſes Mädchens hätte zu ſein brauchen, denn was konnte ihm, dem goldgierigen Manne ſo viel an dem Beſiß eines ſchönen Weibes gelegen ſein. Doch es wirkten mehrere Umſtände zuſammen, welche Heinrich auf den Beſitz der ſchönen Martha verſeſſen machten. Die Bevorzugung Ludwigs ſeitens des ſchönen Mädchens erweckte in der Bruſt des egoiſtiſchen Heinrich erſt recht den Trieb, Martha beſitzen zu wollen, denn wenn der Nebenbuhler auch in fernen Landen weilte, ſa wollte Heinrich doch über ihn triumphieren. N 4 4 152 1