9 Politiſches. Berlin, 7. Nov. Der „Reichsanzeiger“ meldet: S. Majeſtät der Kaiſer hat mit der Stell⸗ 9 dic der! berkretung des Reichskanzlers in Finanzangelegen⸗ n Uehe heiten des Reichs den Staatsſekretär des Reichs⸗ niche da ſchatamts, v. Maltzhan, beauftragt. f 0 Berlin, 7. Nov. Freiherr v. Roggenbach wurde geſtern hier in der Geffcken⸗Affaire als Zeuge I bernommen. Berlin, 6. Nov. Von 433 Wahlen zum 1 Landtage ſind 429 bekannt; davon Konſervertive Hiffter . 183, Freikonſervative 64, Centrum 98, National⸗ ed an liberale 88, Freiſinnige 29, Polen 13, Dänen 2, 1 55 Welfen 2, fraktionslos 1. a . Hamburg, 8. Nov. Der Sengt erließ ige Fame wei folgende Bekanntmachung: S. M. der Kaiſer ge⸗ ſon. Fuhte dem Senate ein Schreiben zugehen zu laſſen, t die Eichen, dlches lautet: Nach der Rückkehr in Meine Re⸗ — fldenz liegt es Mir am Herzen, Meinen Dank für i die zahlteichen, erhebenden Beweiſe treuer Anhäng⸗ den wü s, ce en Kaiſer und Reich, welchen Ich während — Mees Aufenthaltes in der alten, berühmten Hanſe⸗ Pair dad auf Schritt und Tritt begegnete, in bleibender Atika Form ſchriftlich zu wiederholen. Die begeiſterte Auf⸗ birke Rohme, welche Ich in Ihrem blühenden, mächtig ich bein Fug dufftrebenden Gemeinweſen gefunden, hat Meinem Heizen wohlgethan und Mir die freudige Gewiß⸗ Tür Falte heit bereitet, daß der bewährte vaterländiſche Geiſt „ Hamburgs in alter Kraft fortlebt. Das große Werk, 1 deſſen Juſtandekommen Ich beiwohnte, legt von ie halli deem Geiſte eine neue Probe ab, beweist, daß 5 Homburg jeder Zeit bereit iſt, mit Anſpangung aller brenne Maäfte für die Intereſſen und die Wohlfahrt des gemeinſamen Vaterlandes werkthätig einzutreten. & bie. u Ich bitte Sie, für die Mir bereitete, unvergeßliche ihne une u Aufnahme meinen kaiſerlichen Dank entgegenzunehmen General- Anzeig Erſcheint ſeden Mittwoch und Hamstag und koſtet viertelfährlich 1 K — mit iluſtiertem Anterhaktungsblakt 1&4 40 90 W 1 Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen biz Mittags 12 Uhr in d Erpedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die 5 5 Sarmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Neklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilljgung. er für 8 in Hamburg und Samstag. den 10. November und den Ausdruck deſſelben zur Kenntnis Ihrer Mitbürger zu bringen. Marmorpalais, 1. Nopbr. Wilhelm. Altkirch i. E., 6. Nov. Hier und in der Umgegend ſind geſtern bei der Einſtellung der Re⸗ cruten grobe Ausſchreitungen vorgekommen. In Altkirch verſuchte eine nach Hundert zählende Volks⸗ menge ſich beim Abmarſch der Recruten von der Kornhalle nach dem Bahnhof unter wüſtem Schreien unter die geordneten Züge zu miſchen. Als das begleitende Militär dies nicht erlaubte, drängte das Volk gewaltſam ein und aus der Menge erfolgten Steinwürfe gegen die Soldaten. Das Militär lud ſchließlich die Gewehre und ging gegen die Maſſen vor. Erſt dann wurde die Ordnung wieder herge⸗ ſtellt. Ein Unglück iſt zwar nicht vorgekommen, wäre aber unvermeidbar geweſen, wenn nach dem Laden aus der Menge noch die geringſte Reizung erfolgt wäre. Weit ernſter als Altkirch ſelbſt waren die Ausſchreitungen in Illfurt, einer Bahnſtation auf der Strecke Altkirch⸗Mühlhauſen. Jede Ordnung wurde verhöhnt; Soldaten, Stationsbeamte, die zur Ruhe mahnten und die aufgeregten Leute zurück⸗ drängen wollten, wurden von den Andrängenden beſchimpft. Aus der Menge wurde mehrmals „Vive la France!“ gerufen. Der befehligende Offizier, der die Ordnung wiederherſtellen wollte, wurde aus⸗ gelacht und angegriffen. Der Offizier zog blank, um ſich zu verteidigen, und verletzte einen Angreifer am Kopfe. Der Bahnhof wurde dann mit Gewalt geräumt. Verſchiedenes — Mannheim, 8. Novbr. Geſtern be⸗ gann an der badiſchen Haardt (Graben —Friedrichs⸗ thal) der Einkauf von Tabak. Trotz des äußerſt lebhaften Treibens kamen nur wenige Abſchlüſſe Nachſtehende Annoneen ⸗ Rupolf Moſſe, G. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamloeit. 21 Rebaktion, Dru und Verlag von Karl Molitor in Zabenburg Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Stein von Haaſenſtein und Vogler nehmen Inſerate ſämtliche Annoncen⸗Bureaur 8. Daube und J. Barck und Comp. für unt an. —— (bis zu 40 M.) zu Stande, weil die Eigner zu hohe Forderungen ſtellten. — In Freimerkheim wurde Tabak zu 24 bis 26 M. der Zentner ver⸗ kauft. Viele Produzenten halten jedoch noch zurück und hoffen auf einen höheren Preis, da der Tabak gut und feinblattig iſt und ſchön brennt. g — Eberbach, 7. Novbr. In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde eine hiefige Fa⸗ milie von einem ſchrecklichen Unglücksfall betroffen. Der Schiffer Jacob Seib iſt in der Nähe bei Haß⸗ mersheim in der Nacht von ſeinem dem Schleppzuge angehängten Schiffe in die hochgehenden Fluthen des Neckars gefallen und ſoll ſeine Leiche bei Neckar ⸗ gerach geländet worden ſein. Er hinterläßt eine Witwe mit 7 Kindern. — Karlsruhe, 6. Nov. Nach einer vom Miniſterium des Innern gegebenen Erläuterung iſt der Fang der Krammetsvögel während ihrer Herbſt⸗ und Winterwanderzeit bei uns erlaubt, und zwar kann, da der Krammetsvogel nicht zum jagdbaren Wild zählt, in der Zeit vom 15. Sept. bis 1 März Jedermann auch der Nichtjagdberechtigte, denſelben mittelft Schlingen an und auf Bäumen fangen, während das Schießen der Vögel ausſchließlich dem Jagdberechtigten erlaubt iſt. Selbſtperſtändlich muß derjenige, welcher einen Dohnenſt ez für Krammets⸗ vögel an fremden Bäumen anlegen will, dazn die Genehmigung des Eigenthümers von Grund und Boden einholen, oder muß, wenn er in den Schlingen jagdbares Wild einfängt, dieſes an den Jagdbe⸗ rechtigten abliefern. Wir werden daher die Luſt nach dem Leckerbiſſen der Krammetsvögel, welche viele Jahre lang nur durch Bezug nach dem Auslande zu be⸗ friedigen war, wieder häufiger und billiger befriedigen dürfen. — Aus Baden, 8. November. — Beim in⸗ bann Gütt an 1 N 2 2 0 Die Fünden der Väter. 10 ö 5 Novelle von R. Stur m. 5 11 Nachdruck verboten. 1 15 9 1 11 a „5 „Er muß weiter ſpielen, rief Kerſtenz erregt, a. „ „ef hat ebenſo viele Gewinnchancen wie ich. jüglihe zelt k 5 Aber etz iſt gegen die Spielregel, rief einer der h fin um, Spielgenoſſen, Herr Malling hat das Recht die ſpa Bonk einzuziehen, ſo bald ihm ein einziges Mal 0 8 da bank geboten worden iſt, weil ſonſt das Rifiko in Nate e für den Bankhalter in das Ungeheuerliche wachſen ant“ daha E beede. d hei „Ich erkläre aber wiederholt, daß die Ge⸗ winnchancen für meinen Schwager als Bank⸗ halter auch beim Weiterſplel dieſelben und daß er als der bisherige Gewinner die Ehrenpflicht hat dem Verlierer noch Gelegenheit zur Revanche zu bieten. Es ſel! erklärte Heinrich erbleichend. Wir ſpirlen alſo noch einmal um den ganzen durch Dein vier⸗ Maliges Verlieren auf achtundvierſigtauſend Mark angewachſenen Einſatz. Alas 15 bel och machen würde. Mit heißeren Klang rollten die Wür⸗ fel über den Tiſch, es war kein übeler Wurf und Kerſtenz unheimlich glänzenden Augen ſtrahlten vor Hoffnung. Todtenbleich griff Heinrich nach dem Wür⸗ felbecher und warf die Würfel kühl, bedächtig, in grotesken Linien über den Tiſch. Heinrich hatte — gewonnen. Wie zerſchmettert ſaß Kerſtenz auf ſeinem Stuhle und ſtarrte wie verſteinert nach den Würfeln. währ⸗ end ſich Heinrich erhoben hatte und an einem in einer Ecke ſtehenden Tiſch eiligſt einen Ehrenſchuld⸗ ſchein über achtundvierſigtauſend Mark ſchrieb, den ſein Schwager unterzeichnen ſollte. Es galt als erſte Regel in Comment des Spielklubs, daß Spiel⸗ ſchulden entweder ſofort baar bezahlt oder durch Aus⸗ ſtellung eines Ehrenſchuldſcheins beglichen werden mußten. Heinrich machte alſo von dieſem Rechte un⸗ verweilt gebrauch und breitete das verhängnisvolle Schriftſtück vor Kerſtens aus. Dieſer zögerte ſichtlich mit ſeiner Unterſchrift und ſchien nach Ausflüchten zu ſuchen. Sein Blick kreiſte im Zimmer umher, aber über all ſtieß er nur auf die unbarmherzigen Geſichter ſeiner Spielgenoſſen, von denen jeder ſagen zu wollen 65 Kerſtenz zitterte diesmal am ganzen Körper ö als er den Wirfel becher in die Hand nahm. Er i wußte, daß der Wurf ihn entweder vom gr Teſle ſeiner Schulden befreien oder zum Bettler oͤßten ö ſchien: . Kerſtenz Du haſt Alles gewagt und Alles ver⸗ loren, ergieb Dich in Dein Schickſal! — zu laſſen, daß er der faktiſche Beſitzer von Kaffenberg Schwager Heinrich zu bekennen, und keritzelte dann ſeinen Namen unter das Schriftſtück wel⸗ ches Heinrich mit einem flüchtigen Dankesworte entgegennahm und dann in ſeiner Bruſttaſche ver⸗ barg.“ N an dieſem Abend nicht weiter. ſaßen nur noch zechend und halblaut plaudernd ein Weile beiſammen und Kerſtenz war der erſte der dies ⸗ mal aufbrach und mit verſtörtem Geſichte die Heim fahrt antrat. . „Ruinirt, total ruinirt!“ ſeufzte er, als er in ſeinen Wagen ſtieg und ſeinen Blick wie traum⸗ verloren nach der Mondſichel wandte, deren bleiche Strahlen die nächtliche Landſchaft matt erhellten „Heinrich kennt keine Rückfichten und wird mich zwingen ihm mein Rittergut abzutreten oder ihm eine derartig hohe Hypothek auf dasſelbe eintragen iſt und ich nur der Pächter. Luiſe trat zum letzten Male als guter Engel zwiſchen mich und meiner Leiden⸗ ſchaft und weil ich taub gegen ihre Bitten und Er⸗ mahnungen war, ſo ſtürzte mich die Spielwut in den Abgrund. Am beſten wäre es ich ſchöſſe mir eine Kugel durch den Kopf. Solche entſetzliche Gedanken ſchoſſen Kerſten durch den Kopf. Dann dachte er aber auch an ſeinen Zitternd griff er daher nach der Feder um ſich zu der weiteren großen Schuld an ſeinen reichen Schwiegervater. Konnte ihn der nicht helfen? „Er könnte es wohl, meinte Kerſtenz, aber er wird