N 853 Irpebition eingehen, finden Politiſches. Karlsruh e, 29. Okt. Die Kaiſerin⸗Witwe Auguſta iſt mit Gefolge heute Nachmittag 1 Uhr 28. Min. von Baden⸗Baden kommend, in einem Extrazuge auf der Mühlburgerſtation eingetroffen. — Gleichzeitig traf auch der Großherzog hier ein und begab ſich ins Schloß. Die Kaiſerin wurde vom Prinzen Karl und dem Oberſtſtallmeiſter v. Holzing im Wagen begrüßt. Berlin, 30. Okt. undzwanzig Jahre, daß König Georg die Regierung von Griechenland übernahm. Am 30. März 1863 batte die griechiſche Nationalverſammlung ihm die Krone angeboten, die vor ihm König Otto getragen hatte. Allein erſt im Juni kam er zu dem Ent⸗ schluß, die Wahl anzunehmen, und auch dann wartete er noch bis Ausgang Oktober, ehe er ſich in ſein geues Vaterland begab. Berlin, 31. Okt. Der Eiſenbahnunfall, Pacher dem Czaren zugeſtoßen iſt, iſt, nach der Ml⸗Ztg., in Folge einer unvorſichtigen Fahrplan ⸗ Aberung geſchehen. Er ereignete fich bei einer Kurde mit ſtarker Steigung und bei einer Erhöhung der fahrplanmäßigen Schnelligkeit von 17 Kilometer in der Stunde auf 60 Kilometer. Berlin, 30. Oktbr. Ane neue traurige Botſchaft. Auf der Inſel Bog⸗ kika, welche im Balifluſſe gelegen iſt und unter beitiſchem Protektorat ſteht, war ein Aufruhr aus⸗ gebrochen. Ungefähr 150 Leute, Frauen und Kinder wurden in der ſchrecklichſten Weiſe abgeſchlachtet und aufgegeſſen. Leipzig, 31. Okt. Bei herrlichem Wetter wurde die Feier der Grundſteinlegung des Reichs⸗ gerichtsgebäudes ſoeben beendet. Staatsſekretär v. Schelling verlas lt. Fr. J. die Urkunde, der bayeri⸗ eint jeden Mittwoch und Samstag und loft viertelfährlich 1 — 1 iluſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 40 3 11 1 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der 5 ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Larmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Nabattbewilligung, 73 Geſtern waren es fünf⸗ Aus Afrika kommt eneral-Anzeiger für Ladenburg und Almgegend. 5 Nachſtehende Annoneen „ Erpebitionen: Alois Herndl in Mien, Adolf Stein in Hamburg und fämtliche Annoneen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Bogler Rudolf Moſſe, G. 5 9 ſche Geſandte in Berlin, Graf Lerchenfeld, überreichte dem Kaiſer die Kelle. Der Kaiſer ſprach bei den Hammerſchlägen die Worte: „Zu Ehren des all⸗ mächtigen Gottes, dem Recht zum Schutz.“ Der Koͤnig von Sachſen ſprach: „Gott zur Ehre, dem Reiche zum Ruhm, dem Rechte zum Schirm.“ Superintendent Pauk, aſſiſtirt von einem reformirten und einem katholiſchen Geiſtlichen, hielt darauf eine Anſprache. Nach derſelben brachte der Präfident des Reichsgerichts, Simſon, nach einer kurzen An⸗ ſprache ein Hoch auf den Kaiſer aus. — Sodann begann das Feſtkonzert. Wien, 1. Nov. Das Fremdenblatt ſagt an⸗ läßlich der glücklichen Errettung des Czars und der Kaiſerlichen Familie: Unabſehbar wären jedenfalls die Folgen geweſen, welche für den Czaren ein un⸗ glücklicher Ausgang nach ſich gezogen hätte, es ſey die Thatſache der glücklichen Errettung des Kaiſer⸗ paares ein freudiges Ereignis für das rußſiſche Reich ebenſo iſt ſie auch für Europa von hoher glücklicher Bedeutung. In dem Czaren wurde der Monarch erhalten, welcher gerade in den letzten Jahren den extremen Strebungen gegenüber wiederholt ſeine volle Autorität einſetzte für die Erhaltung der Ruhe unſeres Weltteils, und welcher als müchtigſter Schirm⸗ herr des Friedens und ſeiner Freunde im eigenen Reiche waltet. : Charkow, 1. Nov. Als der Kaiſer mit ſeiner Familie geſtern Vormittag auf der Ducchreiſe nach Moskau hier anhielt, wurden dieſelben von der Bevöllerung mit unbeſchreiblicher Begeiſterung begrüßt. Die Majeſtäten beſuchten die in den hie⸗ ſigen Heilanſtalten untergebrachten, bei dem Eiſen⸗ bahnunfall am 29. Okt. verwundeten Perſonen der kaiserlichen Begleitung. Die Freude der Bevölkerung als ſie den Kaiſer und die Kaiſerin wirklich nnver⸗ e i 8. Daube und J. Parck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate g Inſerate find von nachweihbarer Wirkſamleit, Nebaktion, Druck und Verlag von Rarl Moliter in Ladenburg 1888 ſehrt ſah, äußerte ſich in der herzlichſten Weiſe. Der Kaiſer war ſichtlich gerührt und ſagte, er werde dieſen Empfang nie vergeſſen. Unter endloſen Hurrah⸗ rufen und feierlichem Geſange der Volksmenge ſetzte der kaiſerliche Zug gegen Mittag die Fahrt fort. Berſchiedenes — Ladenburg, 2. Novbr. Am Aller⸗ heiligenfeſt firmte der hochw. Biſchof Dr. J. H. Reinkens in der hiefigen altkatholiſchen Gemeinde 32 Firmlinge. Die Kirche war von Andächtigen, auch aus Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen und Ludwigshafen, gefüllt. Die Anſprache des als Redner rühmlichſt bekannten Biſchofs über die acht Seligkeiten war tiefergreifend. Die Vorverſammlung, 31 Oklober Abends, hatte im Gaſthaus zum Hirſch ſtattgefunden, und war der geräumige Saal dicht von Zuhörern ge⸗ füllt, die den trefflichen Reden des Herrn Biſchofs, der Herren Stadtpfarrer Bauer von Mannheim, Steinſiepe von Ladenburg und Dr. Stubenvoll von Heidelberg lauſchten. Als ſehr willkommener Gaſt ergriff auch Herr Stadtpfarrer Sievert von der evangeliſchen Gemeinde Ladenburg das Wort, den Sympathien der Evangeliſchen für die Altkatholiken Ausdruck zu geben. Alle Reden, durchweht vom Geiſte ächten Chriſtentums, ernteten reichen Beifall. Geleitet wurde die Verſammlung durch Herrn M. Heidel, der mit ſchönen Worten den Herrn Biſchof und die Anweſenden begrüßte. Am Feſttage ſelbſt fand im Gaſthaus zur Roſe ein Feſteſſen mit 30 Gedecken ſtatt. Bei demſelben feierte Herr Kauf⸗ mann Mox in einer nach Form und Inhalt wirklich ausgezeichneten Rede unſern Kaiſer und den geliebten Landesfürſten. Herr Stadtpfarrer Dr. Stubenvoll von Heidelberg brachte dem Herrn Biſchof ein Hoch, betonend, daß damit nicht einer Form genügt wer⸗ Die Sünden der Väter. Novelle von R. Sturm. 7 Nachdruck verboten. 2 „ Die junge Frau ſchwieg che Sekunden hindurch, ihre Lippen bebten und ſie ſchien angſt⸗ und qualvoll nach einer Antwort zu ſuchen. Endlich entgegnete ſie mit ſchmerzlicher Geberde: f Nun nehmen wir an, es ſtehe ſo ſchlimm um Oskar, wie Du⸗ ſagſt Heinrich, ſo bitte ich zu be⸗ denken, das Du mein Bruder und Oskars Schwa⸗ ger biſt. Wenn du uns helfen kannſt, ſo werden wir auch erkenntlich dafür ſein. Teil bin wenigſtens bereit, jedes mir mögliche Opfer an meinem väterlichem Erbe zu bringen. Ich weiß zwar nicht genau, was mir der Vater in ſeinem Teſtament noch ausſetzen wird, aber mir ſcheint es, als könnte ich aus einigen Aeußerungen des Vaters ſchließen, als ob ich außer der erhaltenen Mitgift noch fünfzigtauſend Thaler erben ſollte. Willſt Du nun die Verhältniſſe meines Mannes ordnen oder doch hufereiche Hand dabei bieten, ſo werde ich Dir ſo⸗ weit es die Umſtände erheiſchen, meine Erbanſprüche abtreten. 2 9 Heinrich hätte über dieſe Er⸗ Der Habgierige 0 ſfnung der geün Schweſter laut auſjubeln Ich für meinen mögen, denn weit ſchneller als er es vermutet hatte, war er ſeinem Ziele, vermoͤge des Leichtfinns und der Schulden ſeines Schwagers, das Reſterbteil ſeiner Schweſter an fich zu bringen, näher gekommen. Aber der verſchlagene Menſch beheerſchte ſich noch und erwiederte mit erzwungener Ruhe und vollen⸗ deter Heuchelei: „Ich denke ja auch, liebe Luiſe, daß es nicht allzu ſchimm mit Oskar ſteht. Aber ich werde mich gelegentlich und in aller Stille nach ſeinen Schulden erkundigen uno Dir dann Bericht erſtatten. Bis da⸗ hin werde ich mich auch mit meiner Forderung an Oskar geduldigen, auch wenn es mir möglich iſt, einen Ausweg ſchaffen. „O, Du biſt doch noch mein guter Bruder, ſagte die junge Frau mit freundlichem Lächeln und legte ihre kleine Hand auf die Schulter. Du ſprichſt zwar manchutal ſo kalt nnd hartherzig, aber in Wirklichkeit biſt Du es gar nicht. Heinrich hatte für dieſe Schmeichelworte keine Antwort, er verſuchte nur das, was dabei in ſeinem Innern vorging, durch ein lautes Lachen zu ver⸗ bergen. „Dein Mann wird bald von der Jagd zurück⸗ kehren, ſagte dann Heinrich, aber wir wollen ihm nicht merken laſſen, von welchen boͤſen Dingen wir über ihn ſprachen. Vor allen Dingen möchte ich Dich bitten, Luiſe, mit Oskar über die . ganze Affaire und daß ich mein Geld haben wolle, jetzt wie auch in den nächſten Tagen noch nicht zu ſprechen. „Betroffen ſah die junge Frau den Bruder an.“ 0 5 „Ich ſoll zu Oskar nicht über dieſe ernſte Sache reden? Es iſt doch wohl mein Recht als Frau zu wiſſen, wie es um die Vermögensverhältniſſe meines Mannes ſteht, und iſt meine Pflicht, ihn ſo⸗ viel als möglich von thörrichten Leidenſchaften fern zu halten. „Das kannſt Du ja thun, ſo viel Du Luſt haſt, liebe Luiſe,“ entgegnete Heinrich mit erzwun⸗ genem Lächeln, aber laß mich doch vorher erſt die nöthigen Erkundigungen über die Schulden Oskars einziehen. Oskar könnte, wenn Du noch heute mit ihm über die leidige Affaire ſprichſt, ſeine Schulden zu bemänteln ſuchen und jeden Eingriff von meiner Seite in die Angelegenheit mit faſchem Stolze von ſich weiſen. Oskar bildet ſich ſehr viel auf den Be⸗ ſitz ſeines Rittergutes ein und gaukelt gern ſich und Anderen Trugbilder über ſeine angeblich unerſchöpf⸗ lichen Reichthümer vor. Oskars Eitelkeit verdient alſo berückfichtigt zu werden. Ich ſammle alſo in der Stille alle vertraulichen Mitteilungen über Oskars Schulden und bin dann in der Lage ihm mit ganz pofitiven Angaben zu dienen, wenn er Ausflüchte macht. Auf dieſe Weiſe iſt es auch allein moglich, Oskars Verhältniſſe zu ordnen,