N Volitiſches. 08 Karlsruhe, 11. Sept. Es ſſt ein ſchöner Zug im Weſen und Karakter der Deutſchen, daß mit dir Entfernung vom Vaterlande die Liebe zu emſelben zunimmt, die Erinnerung an die Heimath mächtig wird. Das Heimweh iſt vorwiegend eine deutſche Schwäche oder Tugend, wie man nehmen will. Aus fernen, weltabgelegenen Ländern, welche durch Meere von uns getrennt find, dringen heimat⸗ liche deutſche Laute zu uns, ſobald im Reiche ein Tag, eine Perſon, ein geſchichtliches Ereignis gefeiert wird. Das Zugebbrigkeitsgefühl iſt in unſeren aus⸗ wärtswohnenden Landsleuten ſtets rege, ſie nehmen warmen Anteil an unſeren Leiden und Freuden. Daſſelbe zeigt ſich auch jetzt wieder an den in 11 Italien, in Rom lebenden Deutſchen, welche den 185 Beſuch unſeres Kaiſers benützen, um ihm, um dem deutſchen Reiche ihre treue Anhänglichkeit zum Aus⸗ drucke zu bringen. So wird dis Reiches Oberhaupt auch im fernen Süden neben den befreundeten Italiernern die Geſtalten ſeiner treuen Reichsange⸗ hörigen erblicken, die dem Kaiſer in heimatlichen Klängen den freundl. Willkommensgruß darbringen. Berlin, 11. Okt. Die Nordd, Allg. Ztg. meldet: Die Kaiſerin überbrachte dem Leibarzte Dr. Lauer zum achtzigſten Geburtstage perſönlich die Glückwünsche der Majeſtäten, verweilte längere Z it m Kreiſe der Familie und war von den beiden älteſten Prinzen begleitet. Berlin, 10. Okt. Profeſſor Dr. Geffken iſt vorgeſtern Abend auf Anordnung des Reichsgerichts von Beamten des Berliner Polizeipräſidiums im Moabiter Unterſuchungsgefäagnis eingeliefert worden. In einem Wagen zweiter Klaſſe war derſelbe mit dem Hamburger Abendkurierzuge hier eingetroffen; drei Herren in Zivil, welche auf dem Bahnhofe noch von anderen Polizeibeamten erwartet wurden, brachten ihn in einer geſchloſſenen Drotſchke nach Moabit, wo bereits auf vorhergegangene Requiſition eine Zelle im ſogen, kleinen Männergefängnis her⸗ gerichte war. Geſtern hat bereits in Gegenwart des Oberſtaatsanwalts und des erſten Staatsanwalts ſeine erſte Vernehmung vor dem Unterſuchungsrichter Dr. Hirſchfeld flattgefunden. Mürzzuſchlag, 10. Okt. Kaiſer Wilhelm trat bei freundlicherem Wetter, als während des Aufenthalts in Steiermark, ſeine Reiſe nach Italien an. Mitags 12 Uhr traf der Sonderzug aus Neu⸗ berg ein. Beide Karſer, der König von Sachſen, 3 ů —²k öÜ᷑2 That ſelbſt nahm; Mit kemer Silbe äußerte ſich allerdings Mal⸗ ling über dieſen Verdacht, aber als Heinrich das Wundſieber glücklich überſtanden hatte, und die Kugel aus ſeiner Wunde durch die Geſchicklichkeiten redung mit demſelben geſtattete, ſprach ſein Vater gleitenden Nebenumſtände. mochte, blieb in dieſer Unterredung zwiſchen Vater und Sohn natürlich nicht unerwähnt, aber Malling hütete ſich dabei doch, ſeinen argen Verdacht in irgend einer Weiſe Heinrich gegenüber kund zu geben. Dieſer ſchien aber in den beſorgten Mienen des Vaters deſſen ſchweren Argwohn in Bezug auf den ſeine Ecrettuag teineswegs einen demütigen Sinn auferlegt hatte, benutzte dieſe Gemütsſtimmung des Vaters, um in deſſen Seele noch weitere Tropfen giftigen Argwohns gegen Ludwig zu träufeln. War Ludwigs ſchlimmſte Leidenſchaft das Spiel ſo war es bei Heinrich das gierige, kaltberechnende, nimmerſalte Habſucht. Wie bequem konnte daher Ludwig als Miterbe und Nebenbuhler beſeitigt werden, wenn Heinrſch des Vaters Argwohn gegen Ludwig beſtärtt und dieſer mit des Vaters Fluch aus dem Hauſe gejagt wurde. Du glaubſt alſo wirklich, daß der Schuß von Ludwig herrührt? frug Malling ſeinen Sohn mit leiſer, unheimlicher Stimme, als fürchte er, daß die 25 * P 7 72 2 Prinz Leopold von Bayern der Großherzog von zweier berühmten Aerzte beſeitigt worden war, ſodaß der Zuſtand des Verwundeten eine längere Ugter⸗ eingehend mit ihm über den Vorfall und die be⸗ für einen Hirſch an. Wer von den beiden Jägern, ob Ludwig oder Kerſtenz, den unglücklichen Schuß abgefeuert haben durch den Staatsanwalt gelüftet zu ſehen,“ erwie⸗ Unfall zu erraten und Heinrich, deſſen Geneſung gute Fortſchritte machte und dem das Unglück wie Weiteres anzutreten. Toskana und die übrigen Jagdthellnehmer begaben ſich in den Hofwartefoalon, woſelbſt eine Frübſtück⸗ tafel eingerichtet war. Hier unterhielten ſich die Majeſtäten 10 Mmuten lang mit Oberſthofmeiſter Fürſt Hohenloh⸗, General Hahnke und andern Mit: glieder des Gefolges. Insbeſondere unterhielt ſich Kaiſer Wilhelm mit dem Botſchafter Reuß und andern, bis die Abreiſezeit gelommen war. Nachdem ſich der Kalter von den zurückbleibenden Herren durch Hände. drücken verabſchiedet hatte, ſchritt Se. Majeſtät auf Kaiſer Franz Joſef zu und tauſchte mit demſelben wiederholt Ümarmungen und Küſſe aus. Hierauf nahm Kaiſer Wuühelm in ebenſo herzlicher Weiſe Abschied vom König von Sachſen und Prinzen Leo⸗ pold. Dann beſtieg Se. Maj ſtät den Wagen und lüftete nochmals den Hut zum Abichiedsgruß. Der Zug ſetzte ſich in Bewegung und fuhr aus dem Bahnhofe. Kaſer Franz Joſef trat nach eingenom⸗ menen Frühſtück mit den zurückgebliebenen Herren der Jagdgeſellſchaft die Reiſe nach Wien an. Pontebba, 11. Okt. Kaiſer Wilhelm iſt geſtern Abends mit dem Prinzen Heinrich hier ein⸗ getroffen, von den zum Ehrendienſte befohlenen ſtalieniſchen Offtzieren Namens des Königs Hum⸗ bert bewelkommmnet und ſetzte nach kurzem Aufent- halt ſeine Reiſe fort. Vor dem Bahnhofe begrüßte die zu vielen Tauſenden zuſammengeſtrömte Bevoͤlker⸗ ung S. Majeſtä“ mit b auſenden Hochrufen. Rom, 11. Okt. Kaſer Wilhelm, Prinz Hein⸗ rich und ganzes Gefolge ſiad 4 Uhr 12 Min. hier eingetroffen und am Bahnhofe vom König, allen Prinzen des königl. Hauſes, Crispi und allen Staat⸗ wüldenttägern empfangen worden. Nach einer äußerſt herzlichen Begrüßung begaben ſich der Kaiſer und Koͤnig Humbert unter begeiſtertem Zurufen nach dem Quirinal. Rom, 11. Okt. Der Menſchenandrang nimmt ſtetig zu, die ganze Triumphſtraße iſt Überaus pracht⸗ voll verziert. Der Weg den der Kaiſer nimmt, iſt mit gelben Sand beſtreut. Eine Ehrenkompagnie mit Muſit vom 5. Infanterieregiment iſt auf dem Bahn⸗ hof aufgeſtellt. Der daſelbſt errichtete Baldachin trägt auf einem Plafond von w ßer Seite das Reichs⸗ wappen, ſowie 4 preußiſche Wappen, umgeben von einem Lorbeerkranz und zahlreichen grünen, weißen und rothen Roſen. Die Tribüne der Giunta und der Triumphbogen auf der Piazza delle Herbe zeichnen fich bꝛſonders aus. Alle Maſtbäume ſind mit grünen Lorbeer umwunden, auf denſetben ſind Schilder und Flaggen ſämtlicher italieniſcher Städte angebracht. ——— 4 eee 1 er wieder all en war, mi einem den Lachen i Wände Ohren hätten. „Ja ich ſah es ziemlich deutlich, wie Lu „oigs Büchſenläufe auf mich gerichtet waren, ehe die letzten Schüſſe fi⸗len, erklärte Heinrich mit geſenkten Augen. Es mag ja ein unglücklicher Zufall geweſen ſein viell icht hat Ludwig in der Aufregung raſch und blind los geftuert. Aber es iſt dies ſonſt nicht ge⸗ rade Ludwigs Art, er iſt ein kaltblütiger, ſicherer Schütze und er ficht auch nicht ſoleicht einen Menſchen „Mich gelüſtet nicht danach, das Halbdunkel welches über die traurige Begebenheit ruht, noch derte Malling mit einem tiefen Seufzer. „Ich denke, es iſt das Beſte, wenn Ludwig das Vater⸗ land verläßt und auf dieſe Weiſe allen folgen⸗ ſchweren Nachforſchungen in der Affaire aus dm Wege geht. Das beſte wäre es!“ ſagte Heinrich ſcheinbar gleichgütug „aber es fragt ſich ſehr, ob Ludwig ge⸗ neigt ſein wird, die Reiſe nach Amerika ſo ohne Er müßte dann viele ſchöne Hoffnungen hier jurücklaſſen. Dazu entſchließt man fich nicht ſo leicht, g Wenn ihn ſein Gewiſſen noch ein wenig rührt und er ſeinen alten Vater noch ein wenig lieb hat, ſo wird Ludwig nicht zögern durch das Verlaſſen der Heimat Schande und Elend von ſich und ſemer Familie fern zu halten, meinte der alte Herr Mal⸗ ling mit einem tuen Seufzer. Nötigenfalls werde ich ja auch noch zu anderen Mitteln greifen um Ludwig zur ſchleunſgen Abreiſe nach Amerika zu veranlaſſen. b Aufgeregt verließ Malling das Krankenzimmer Sohnes Heinrich, während dieſer ſelbſt, als ſeines 4215 ee 14 K N 1 Verschiedenes 19 Mannheim, 10. Okt. Am Donn früh ſtarb hier der Direktor des hieffgen Realgym⸗ nafium Herr Vogelgeſang. Derſelb wurde in Sachſen geboren 1826 wurde 1847 Dehramtspraktikant. 1869 zum Profeſſor und 1873 zum Direktor am hiefigen Realgymnaftum ernannt. Vor feiner hieſt⸗ gen Anſtellung bekleidete er in Donaueſchingen die Stelle eines fürſtlichen Bergrates. Sein Leſchenbe⸗ gängnis fand unter überaus zahlreicher Beteiligung ſtatt. Sämtliche Schüler des Realgymnafiums gingen Klaſſenweiſe geordnet mit florumhängten Fahnen dem Condukte voraus. Der Leichenwagen war mit Kränzen und Palmwedel über und über beladen. Denſelben folgten die Lehrer der Anſtalt, die Spitzen der Staats⸗ und Stadtbehörde, die Geiſtlichkeit, ſowie viele Freunde des Verſtorbenen. Die Grabrede hielt Herr Stadt⸗ pfarrer Hitz ig. Vor und nach der Beiſetzung ſang der Männerchor der „Räuberhöhle“, welcher der Verſtorbene als Mitglied angehörte, ein! Trauerlied. Herr Vogelgeſang war ein eifriges Mitglied der nationalliberalen Partei. — Mannheim, 7. Okt. Ein Soldat vom hiefigen Grenadierregiment kam geſtern mit brennen⸗ der Zigarre einem Ballon (Kinderſpielzeug) auf den Planken zu nahe, wodurch der Ballon ſamt dem ganzen Bunde im Nu explodirte. Der Soldat wurde im Gefichte ſtark verbrannt und in das Militär⸗ lazaret aufgenommen. Ein in der Nähe ſich auf⸗ haltender Knabe wurde durch den ſtarken Luftdruc zu Boden geworfen, ohne Schaden zu nehmen. — Mannheim, 10. Okt. Heute Vormittag 11 Uhr war ein jugendlicher, etwa 22 Jahre alter Schmiedsgeſelle mit der Ausbeſſerung eines Faſſes in der ſtädtiſchen Kompoſtfabrik dahier beſchäftigt, Dabei wurde derſelbe von den ausſtrömenden Gaſen betäubt und fiel in die angehäufte Flüſſigkeit wo derſelbe todt aufgefunden wurde. — Bruchſal, 10. Okt. Wie der ich. Ztg. mitgetheilt wird, wurde auf Station St Ilgen der Bahnwärter von einer Lokomative in dem Augenblick erfaßt und totgefahren, als er über dus Geleiſe ſpringen wollte, um die aus Verſehen offen gelaſſene Barriere des durchfahrenden Heidelbeage Zuges wegen zu ſchließen. — Bruchſal, 10. Okt. In der bisher von dem 1 Herrn Dr. Schütt, Oberamtsxichte a. D., im hieſigen Schloſſe innegehabten Wohnung iſt heute früh halb 6 Uhr Feuer ausgebrochen. Durch das in der Nähe wohnende Militär und die herbe⸗ —— ——] — 2 —— 2 — Geiſte die günſtige Situation überſchaute, weiche fh ihn eutſtehen mußte, wenn ſein Zwillingsbrude Ludwig vom Vater verſtoßen wurde. Daun wurd ja die Bahn für Heinrichs habgierige lich Heinrich nach Amerita folgen, und dann wollte er auch der alleinige Beſitzer der großen väterlichen Beſitzungen werden, denn mit ſeinem leichtlebigen Schwager Kerſtenz hoffte ſich Heinrich beg lem uh finden zu können. Freilich dachte der gottloſe Mech nicht daran, daß es ein ehernes Sittengeſeßh geh welches Schandthaten unerbittlich rächt, und da diejenigen, welche anderen tige Grube graben, off Auch ahnte Heinrich nicht, daß noch eine Perſon exiſtirte, der ebenfalls an dem Be⸗ ſitze der Malling'ſchen Güter viel gelegen wat und die in Bezug auf ſchlimme Räte und bo als Hells in dieſelbe fallen. Thaten noch rückſichtsloſer und gefährlicher rich war. 17 19 Purpurroth ging die Herbſtſonne unter und vergoldete mit ihren Strahlen die Fenſter, Erken, Kuppeln und Thürmchen der Me lling'ſchen Bill! die in einem eigenartigen Stiele, halb Rengſſſanee halb Rococo, erbaut worden war, Georgen, Aster und andere Herbſtblumen leuchteten bunt aus dim die Villa unigebenden Garten, und in einem wundere baren Farbenſpiel brachen ſich die ſchregen Strahlen der Abendſonne in dem ſtarken Waſſerſttahle des Springbrunnens, der ich mitten im Garten befand Fortſetzung folgt. 0 77 Beſtrebungen vollſtändig frei. Dann ſollte des H rſchwirts ſchös Tochter ſein Weib werden, denn ſie würde ſchwwen ſankaſter pl Pte i bien beza Obs ſutterſe Put Nüben her Ausfi Ut NN Wenz friſck m blibt ditt, fark