nonenſchüffen das Kaiſerſchiff um 5 ¼ Uhr nach der Mainau zurückfuhr. Mainau, 30. Sept. Heute Vormittag 11 Uhr faud in der hiefigen Schloßkirche Gottesdienſt ſtatt, welchem der Kaiſer, der Großherzog von Baden der Großherzog don Sachſen⸗Wefmar, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden und in einer Seitenloge die Kaiſerin Auguſta mit der Großherzogin von Baden beiwohnten. Die Predigt hielt Prälat Doll aus Karlsruhe. Mainau, 1. Okt. Der Kaiſer iſt heute Nachmittag kurz nach 2 Uhr nach Lindau abgereist. Hamburg, 30. Sept. Wegen Verdachts, das Tagebuch des Kronprinzen in die „Deutſche Rundſchau“ eingeſandt zu haben, iſt Geheimrat Prof. Geffcken, welcher geſtern Abend 10 ¼ Uhr aus Helgoland zurückkehrte, am Bahnhofe in Un⸗ terſuchung genommen worden. Prof. Geffcken hatte die Abficht, ſich ſelbſt den Gerichten zu ſtellen. Wien, 1. Oktober. Zur Ankunft des deut⸗ ſchen Kaiſers rücken die Truppen der Beſatzung unter dem Befehl des Feldmarſchalleutnants Zambaur und des Generalmaſors Thyr aus. Eine Ehrenkompagnie ſtellt das Infanterieregiment Kaiſer Wilhelm. Auf Befehl des Kaiſers haben während der Anweſenheit des deutſchen Kaiſers die Offiziere und Militärbe⸗ amten ꝛc. in und außer Dienſt mit Parade⸗Kopf⸗ bedeckung und die Mannſchaft in Parade⸗Uniform zu erſcheinen. . Paris, 26. September. Der Bericht der Aerzte an den Juſtizminiſter über Garnier, der ſeiner Zeit auf einen Beamten der deutſchen Botſchaft den Mordverſuch machte, kommt zu dem Ergebnis, daß Garnier unzurechnungsfähig ſei. Berſchiedenes. — Mannheim, 1. Okt. Geſtern Nach⸗ mittag wurde durch die Gensdarmerie in dem Orte Neckarhauſen der dortige 28 Jahre alte Unterlehrer J. G., gebürtig von Seckenheim, wegen Verbrechens nach 8 174 Ziff. 1 verhaftet und geſtern Nacht in das biefige Amtsgefängnis eingeliefert. Derſelbe iſt ſelt April v. J. dort angeſtellt. Heidelberg, 1. Okt. Geſteen Nacht um 1 Ute wurde die Feuerwehr alarmirt. Laut Anzeige brannte es in unſerem Nachbarort Wieblingen und wird uns jetzt mitgeteilt, daß die 3 Scheunen von Pfiſterer, Bühler und Hormuth ein Raub der Flammen wurden. — Weinheim, 28. Sept. Geſtern Nach⸗ mittag fand in der Fabrik des Herrn Carl Freu⸗ denderg ein schrecklicher Unglücksfall ſtatt. Der eiſerne Keil, mit dem eine Riemenſcheibe auf eine nahe bei der Erde gehende Transmiſſionswelle befeſtigt iſt, erfaßte die aus ſtarkem Sacktuch beſtehende Schürze des langjährigen braven Arbeiters dieſer Fabrik und allgemein geachteten Mannes Thomas Störger, riß denſelben mit ſolcher Heftigkeit und ſo raſch mit ſich herum, den Kopf des Unglücklichen derart aufſchlagend, daß der Tod ſofort eintrat. Das Unglück geſchah ſo raſch, daß die übrigen Ar⸗ beiter ſo zu ſagen durch einen grellen Schrei auf dasſelbe aufmerkſam gemacht wurden. 6 — Karlsruhe, 29. Sept. Die „Karls. Zig. veröffentlicht folgenden Steckbrief: Der hier wegen Hoch⸗ und Landesverrats zur Unterſuchung gezogene Hauptmann a. D. Alfred von Ehrenberg, zuletzt im 1. Badiſchen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 14, ſeid 1880 beabſchiedet, 42 Jahre alt, evangelisch von kleiner Statur, hat ſich durch Flucht der Un⸗ terſuchung entzogen und an unbekannte Orte be⸗ geben. Er wird erſucht, denſelben im Betretungs⸗ falle zu verhaften und an die nächſte Militärbe⸗ hörde abzuliefern. Karlsruhe, den September 1888. Königl. Gericht des 14. Armee⸗Corps. + Hockenheim, 30. Sept. Geſtern früh ereignete ſich hier ein ſchwerer Unglücksfall. Der ca. 50 Jahre alte verwittwete Landwirt Jokob Böhm war auf ſeinem oberſten Scheuneboden mit Tabak aufhängen beſchäftigt und ſtürzte infolge eines Fehl⸗ trittes durch das offenſtehende Aufzugloch auf die Tenne. Die erlittenen Verletzungen waren derart, daß ſchon nach 2 Stunden der Tod eintrat. — Kehl, 30. Sept. Eine ſtarke Röte am öſtlichen Horizonte und bald darauf die Töne der Alarmfignale der Feuerwehr verkündeten heute früh 5 Uhr den Ausbruch eines großen Brandes in dem kaum 2 Stunden von bier entfernten Orte Willſtett Die daſelbſt befindliche Kunſtmühle der Herren Ge⸗ brüder Kraus geriet auf bis jetzt noch unbekannte Art und Weiſe in Brand und griff das Feuer ſo raſch um ſich, daß dieſelbe in kurzer Zeit mit noch vier Nachbarhäuſern ein Raub der Flammen wurde. — Ruhla, 28. Sept. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag hat ſich in unſeren Bergen ein entſetzliches Unglück ereignet. Zwei junge Männer hatten ſich am fraglichen Abend, um das ſogenannte „Hirſchbrüllen“ zu hören, in den Wald begeben, als plotzlich nach 11 Uhr ein Schuß fiel, der den 21jährigen Otto Daifing traf. Schwerverwundet ſank er zu Boden, wühtend ſein Begleſter benteelle, wie zwei Männer Über die Bergwieſe davon eilten Erg 0 gegen Morgen gelang es, den Verwundeten nach ö Hauſe zu ſchaffen, wo er Sonntag Mittag an in⸗ ö nerer Verblutung verſtarb. Nunmehr iſt der Thaler in der Perſon des hiefſtgen Bürgers G. Ortmann ermittelt, der ſich, nachdem zuerſt geflohen war, geſtern ſelbſt dem Gerichte geſtellt hat. Ortmann war am Abend des Unglückstages mit ſeinem Sohn auf den Anſtand, wo ſie nach 11 Uhr, nachdem ſie kurz zuvor einen Hirſch hatten brüllen hören, eine Geſtalf ſich bewegen ſehen, welche der alte O. für einen Hirſch hielt. Erſt der Aufſchrei belehrte ihn über ſeinen verhängnisvollen Irrthum, — Nürnberg, 29. Sept. Der Schreiner Schuff tödtete ſeine Frau. Die Unglückliche erhielt 11 Meſſerſtiche. Der Mörder, ein berkommenes Sub ⸗ jekt iſt bereits verhaftet. — Erſchlagen. Eydtkuhnen, 27. Sept. Der ehemalige, Faktorſpäter Güterbodenarbeiter auf dem ann Zuben hiefigen Bahnhofe und zuletzt Privatier Görke wurde 4 geſtern Abend zwiſchen 9 und 10 Uhr in ſeiner Be, hauſung erſchlagen. Durch die bis jetzt eingeleitete dit Alle Unterſuchung iſt ein hieſtger Mufiker, welcher noch kurz vor dieſer ruchloſen That mit dem erſchlagenen in einem Bierlokal geſehen worden war, als Thäter rekognoszirt und bereits verhaftet. Das Näher wird die weitere gerichtliche Unterſuchung ergeben, vre Lor! Neueſte Nachrichten. uhu don München, 2. Oktober. Der Kafſer 110 geſtern Abend um 9 Uhr unter den Begrüßungs⸗ ale ſchüſſen der Geſchütze hier eingetroffen und dem L Mebelag Prinzregenten, allen bayeriſchen Prinzen, den Mi⸗ niſtern, der Generalität und beiden Stadkkollegſen am Bahnhofe empfangen worden. Der Kaſſer und der Prinz⸗Regent umarmten und küßten ſich wieder⸗ holt. Der Kaiſer begrüßte dann die übrigen An⸗ weſenden, erwiederte die Anſprache des Oberbürger⸗ meiſters, welcher den Willkommengruß der Sſadt überbrachte, huldvoll dankend und fuhr dann mt dem Prinz⸗Regenten in einem Wagen, welchem ſſch das Ehrengeleite ſchwerer Reiter anſchloß, unter den unausgeſetzten Jubelrufen der dichtgedrägten Voll, maſſe nach dem Refidenzſchloſſe. a — Die Ankunft des Kaiſers in Wien erfolgt vorausfichtlich am Mittwoch den 3. Oktober d be mittags 9 Uhr. Dort wird der Kaiſer, ſoweſt ß jetzt beſtimmt iſt, bis Mittwoch den 10. Ofloß bleiben und dann ſeine Reiſe nach Rom fortſehen, 0 1 lrilußerſt es jedenfalls beſſer geweſen wäre, wenn die Söhne in der Welt unter fremden Leuten ſich hätten die Hörner ablaufen können. Kurze Zeit waren ja Lud⸗ wig und Heinrich allerdings zu ihrer weiteren Aus⸗ bildung in fernen Städten geweſen, aber aus einer förmlichen Angſt, daß die jungen Leute in der Fremde ganz und gar ſich ihrem leichtſinnigen Hange hin ⸗ geben mochten, hatte ſie der Vater bald wieder nach Hauſe gerufen. Zur Zeit als unſere Erzählung beginnt, waren die Zwillingsbrüder drei und zwanzig Jahre alt und verurſachten gerade jetzt ihrem Vater eine große Sorge. Unruhig ſchritt Malling im Garten ſeiner Villa auf und ab. Der herrliche Septemberabend und die prächtigen mit Herbſtblumen geſchmückten Beete, ſowie auch das freundliche Zureden ſeiner Tochter Lulſe, welch ſeit vorigem Jahre an den Rittergutsbefitzer Kerſtenz verheiratet und häufig zu Beſuch im Vaterhauſe war, vermochten den Fabrikherrn nicht freundlicher zu ſtimmen, er blieb bei ſeinen finſteren Gedanken. Luiſe ahnte wohl den Grund des Unmuthes welcher ſich auf dem Antlitz des Vaters zeigte, 105 ſie wußte ihn nicht und fragte ſchließlich be⸗ orgt. „Nun, was hat denn Ludwig oder Heinrich wieder einmal angerichtet?“ „Ach Kind, Niemand weiß meine Sorge und meinen Aerger über Ludwig und Heinrich zu faſſen! Wie ich heute ganz ficher erfahren habe, find ſie jetzt in S. Stammgäſte im goldenen Hirſch geworden und nehmen dort nicht nur an den allabendlichen Trinkgelagen, ſondern auch an den dort üblichen Hazardſpielen Teil. So iſt denn eine meiner ſchlimmſten Befürchtungen bereits in Erfüllung ge⸗ gangen. Aber Papa, nimm dieſe Thorheit von Ludwig und Heinrich doch nicht ſo tragiſch, die jungen Leute leben heutzutage nun einmal leichtfinniger in den Tag hinein als früher. „O, Luiſe, wenn du wüßteſt, welche Sorge ich gerade wegen ihrer Teilnahme an dem Spielklub im „Goldenen Hirſch“ um Ludwig und Heinrich habe, ſo würdeſt Du meinen Kummer be⸗ greifen.“ „Aber ich kann mir wirklich nicht denken Pater, daß der Beſuch dieſes Gaſthofes gleich ſo gefährlich für junge Männer ſein ſoll. Oskar mein Mann, beſucht den „Goldenen Hirſch“ auch und macht auch kein Hehl daraus, es mir mitzu⸗ teilen.“ f Mallings Stirn umwölkte ſich bei dieſer Eröffnung der Tochter noch mehr und er ſagte ſehr ernſt: Luiſe, ich kann natürlich Oskar bei Dir nicht anſchwärzen wollen, ich darf Dir aber wohl ſagen daß ich Deinem Manne den Leichtſinn, eine Wein⸗ ſtube zu beſuchen, welche eine berüchtigte Spielhoͤlle iſt, nicht zugetraut habe. Einmal hielt ich Oskar für zu brav und dann auch für zu klug. Du weißt unter welchen harten Bedingungen Dein Mann das väterliche Gut Kaffenberg übernehmen mußte, und daß er nur Deiner ſehr reichlichen Mitgift zu ver⸗ danken war, daß Oskar überhaupt Kaffenberg als ſein Eigentum behalten konnte. Ich achtete damals an ihm ganz beſonders hoch. daß er ſich ſo mutig und energiſch zeigte, allen Sünden der Väter zum Trotz das Erbe anzutreten und habe deßhalb, ob⸗ wohl ich manchen Bedenken hatte, Deine Wahl ſchließlich doch gebilligt. Sollte Oskar kroßz der ſchlimmen Erfahrungen, die er vor ſeiner Verheſ⸗ rathung machte, infolge des Wohlſtandes, welchen hauptſächlich meinem Wohlwollen zu verdanken ha, Neigung gekommen ſein, die Paſſionen ſeſtes Väter auszuüben, ſo könnte er an mir noch einen ernſten Wiederſacher erleben.“ Aber Papa, Du wirſt doch nicht an ſo ſchlimm Dinge denken, entgegnete Luiſe erſchrocken. Es fragt ſich doch noch, ob Oskar an den Hazardſpielen wie ſie im „Goldenen Hirſch“ ſtattfinden, teilnimmt z braucht doch nicht jeder Beſucher dieſes Hotels elt Spieler zu ſein. Ich habe aber in dieſer Hinſicht ein unüberwindliches Mißtrauen, weil vorzugsweiſe Lebemänner ud 5 Spieler die Weinſtube im „Goldenen Hirſch“ ee 8 ſuchen. Liebe Luiſe, Du ſcheinſt auch nicht zu wwſſe daß Hazartſpieler die Gewohnheit haben, ihre Paſſion Uneingeweihten gegenüber geheim zu halten, bis fe g eines ſchönen Tages ihre Angehörigen durch einen U coloſſalen Spielverluſt in Schrecken ſetzen. Ich has dieſe Erfahrung ſoeben mit Ludwig gemacht, hier Gef. lies dieſen Brief. Erregt griff Luiſe nach dem Brief, den Ind were wig ſelbſt an den Vater gerichtet hatte. Der zunge 8 beichtete darin ſeinen Leichtfinn und ſein Ungli 8 im Spiele. Fünf Tauſend Mark hatte Ludwig Sari Spielſchulden und laut ſchriftlich gegebenem Ehren Ginge wort verſprochen, dieſe Schuld in vierzehn Tagen Mann zu bezahlen. Der Papa ſollte natürlich die Schuld N bezahlen, und Ludwig gelobte dafür — Beſſerung