Betrieb darf hier nicht zurückbleiben, wenn er ferner beſtehen will. Die landw. Winterſchule iſt dazu berufen, hier mitzuwirken, daß die künftigen Ge⸗ ſchlechter für den allſeitig verſchärften Concurrenz⸗ kampf mehr und mehr geſtählt und wiederſtands⸗ fähiger werden. a Die Landwirtſchaft iſt denſelben unabänderlichen, volkswirtſchaftlichen Geſetzen unterworfen wie jedes andere Gewerbe auch. Wie heute der Gewerbsmann, Handwerker und Fabrikant in erſter Reihe bemüht ſein muß, ganz abgeſehen von der erſten Anlage ſeines Geſchäftes, die zu verarbeitende Rohſtoffe möͤglichſt billig einzukaufen und wo es irgend wie, ohne Schädigung ſeiner Produkte, moglich iſt, an Be⸗ triebslapital zu ſparen, ſo iſt es auch Aufgabe des Landwirts, ſich die für ſeinen Geſchäftsbetrieb noͤtigen Grundſtücke und landw. Bedarfsartikel ſowie das bendtigte baare Geld auf die denkbar billigſte Weiſe zu verſchaffen. Nebſtdem kann er ſich dem nicht entſchlagen, mit Aufwendung aller phyſiſchen und geiſtigen Kräfte und bei der größten Sparſamkeit die größt moͤglichſte Ausnutzung ſeiner ihm zu Ge⸗ bot ſtehenden Geſchäftsmittel herbeizuführen. Es iſt ein verhängnisvoller Irrthum, dem viele unſerer Landwirte verfallen ſind, daß ſie der Anſicht huldigen, durch fortwährende Vermehrung ihres Grundbeſſtzes könne ihr Betrieb gehoben werden. Nicht die Größe des Grundbeſitzes iſt ein Maßſtab für die Beurteil⸗ ung einer Wirtſchaft, ſondern die Art und Weiſe wie der Grundbeſitz bewirtſchaftet wird. Ein Landwirt, welcher mehr Grundſtücke be⸗ wirtſchaftet, als er mit ſeinem Betriebskapital und ſeinen Arbeitskräften fördern kann, wird heute unter allen Umſtänden ein ſchlechtes Geſchäft machen und bei ſeinem Betrieb zulegen müſſen. Um ſo mehr wird ſolches der Fall ſein, wenn ſein Grundbeſitz teuer, ſeine Pachtzinſen hoch find oder wenn beides zuſammenfällt. Den erſten Schritt zur Beſſerung unſerer landw. Verhältniſſe dürfen wir heute eben⸗ ſowenig in der Einführung neuer Kulturpflanzen als in einem merklichen Aufſchlag der landw. Erzeugniſſe erwarten. Wird es vielleicht auch noch moglich wer⸗ den, an einzelnen landw. Erzeugniſſen wie z. B. Tabak, Gerſte u. ſ. w. durch eine höhere Verzollung der ausländiſchen Produkte einen kleinen Preisauf-⸗ Kenntniſſe und große Geſchäftsgewandtheit. ſchlag zu erwirken, ſo liegt der Schwerpunkt heute doch noch mehr in der Verminderung der Erzeug⸗ Nähe den deutlichſten Beweis. ungskoſten einerſets, in der vermehrten Produktion der landw. Erzeugniſſe anderſeits. Zur Verminderung der Erzeugungskoſten dürfte unter unſeren Verhäͤltniffen in erſter Reihe ein Sinken der Güter⸗ und Pachtzinſen beitragen können. Wenn ſich dieſes Rücken der Grundbefitzwerte, wie es den Anſchein hat, langſam und allmählich vollzieht, ſo wird derſelbe dazu beitragen, daß die landw. Ver⸗ hältniſſe wieder mehr geſunden und es ſich wieder lohnt, Landwirtſchaft zu treiben. Denn in dem Maße als der Wert des Grund und Bodens, ſowie die Pachtpreiſe ſinken, werden ſich auch ſolche Land⸗ wirte, welche zur Zeit behaglich von ihren Pachl⸗ zinſen leben, ſich entweder ſelbſt wieder entſchließen ihren Betrieb zu übernehmen oder wenigſtens ihre Sohne und Töchter wieder gerne der Landwirtſchaft zurückzugeben, in dem Bewußtſein, daß ſie als Land⸗ wirte und tüchtige Wirtſchafterinnen ihr gutes Aus⸗ kommen finden und eine unabhängige und angenehme ſoc ale Stellung genießen werden. 0 Für die größte Anzahl der kleinen und großen Pächter hat ein Rückgang der Pachtpreiſe gewiß mancherlei Vorteile, die um ſo mehr zur Geltung lommen müſſen, je mehr es ihnen ermöglicht wird, durch rationellen Betrieb, durch Anwendung ver⸗ beſſerter zeit⸗ und arbeiterſparender Geräthe und Maſchinen, durch Ein⸗ und Verkauf im Großen, durch geordnete Creditverhältniſſe ihre Erzeugungs⸗ koſten im Feld und Stall billiger zu geſtalten und gleichzeitig die Eizeugung landw. Produkte mehr und mehr zu ſteigern. Daß noch eine weſentliche Steigerung der Er⸗ träge auf unſeren Culturböden moglich iſt, dafür li fern nicht allein andere Gegenden mit demſelben Boden, klimatiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſen, ſondern auch einzelne Wirtſchaften in unſerer nächſten Es iſt eben ein großer Unterſchied, ob man in einem zehnjährigen Durchſchnitt nur 14 Centner oder 20 Centner Gerſte auf dem bad. Morgen zu erzeugen vermag. So wie es hier mit der Gerſte liegt, ſo iſt es mit allen anderen landw. Erzeugniſſen. Je hoher aber die Erträge find, deſto großer iſt der wirtſchaftliche Er⸗ folg. Zur erfolgreichen Leitung eines, wenn auch kleinen, landw. Betriebs gehören heute mancherlei Die landw. Winterſchule hat die Aufgabe, dafür zu ſorgen, daß ſich die der Landwirtschaft zuwendenden jungen Leute dieſe Eigenſchaften aneignen und künftig · hin ihre Lebensſtellung zum Segen ihrer Kinder und der Geſamtheit voll ausfüllen. Möge daher die landw. Bevölkerung des Kreiſes die landw. Winterſchule, die zu ihrem Gebrauch ein⸗ gerichtet wurde, auch zahlreich benutzen und deren Gedeihen fördern, indem ſie ihr das Vertrauen, das ſie in jeder Hinſicht verdient, auch zuwendet. Pokitiſches. Karlsruhe, 26. Sept. J. M. Kaiſerin Auguſta iſt, lt. Hofbericht, geſtern Abend gegen 9 Uhr auf Station Reichenau eingetroffen, wo Aller⸗ hoͤchſtdieſelbe von J. K. H. der Großherzogin em⸗ pfangen und über Wollmatingen und Litzelſtetten zu Wagen nach Schloß Mainau geleitet wurde. J. Majeſtät iſt begleitet von den Hofdamen Gräfin Eltz und v. Vitzthum, dem Kammerherrn Grafen Fürſtenſtein und dem Kammerherrn Kabinetsrath von dem Kneſebeck. S. K. H. der Großherzog iſt am 26. d. mit dem Erbgroßherzog Nachts 1 Uhr in Konſtanz eingetroffen und ſofort nach Schloß Mainau gefahren. Berlin, 26. September. Graf Herbert Bis⸗ marck und das militäriſche Gefolge, welches ſich dem Kaiſer auf ſeiner weiteren Reiſe anſchließen wird, reiſten heute Abend nach Frankfurt a. M. Berlin, 26. Sept. Der bei Belfort todt gefundene Gendarm war nach einem hinterlaſſene Briefe an ſeine Angehörigen ein Brandenburger bei Spandau zu Hauſe, hieß Strueth und erſchoß ſich wegen eines Zerwüfniſſes mit ſeinem Wachmeiſter 5 Berſchiedenes 5 — Mannheim, 24. Sept. Heute begonnen die Schwurgerichtsſitzungen des 3. Vierteljahre. Es wurden folgende Fälle verhandelt: 1. Heinrich Mantel, 22jährigen lediger Schloſſer von Oberſchmitten, 3. Z. in Neckarau wegen Körperverletzung mit nachgefolgtemm Tode, verübt im Auguſt d. J. gegen einen gewiſſen Ehrlich bei einem Streite dadurch, daß er demſelben mit einer Hacke einen Schlag auf den Hinterkopf ver⸗ ſetzte, infolge deſſen Ehrlich nach Verlauf von 36 Stunden ſterben mußte. Nach Bej hung der Schuld⸗ frage durch die Geſchworenen wurde Angeklagter zu 4 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. 2. Phi⸗ lipp Schmitt, 27 Jahre alt, lediger Eiſenbahnar⸗ beiter von Neckarzimmern wegen Meineids, begangen Hospital iſt es Sitte, die Wahnfinnigen nie ſich langweilen, nie unthätig ſein zu laſſen. Indem wir ihnen die Lebensweiſe der Geſunden ermoglichen und ſie nie merken laſſen, daß ihr Geiſt dieſer Lebens⸗ weiſe entfremdet iſt, erzielen wir die glücklichſten Reſultate. a „Aber kommen ſie nun, ich will Ihnen die Räume zur geſellſchaftlichen Unterhaltung unſerer Pfleglinge zeigen und dann mich empfehlen, um die letzten Vorbereitungen zum heutigen Balle zu treffen.“ 5 Wir traten in ein großes Billardzimmer, wo mehrere Irre ſich mit Billardſpielen eifrig beſchäftigten Hätte man nicht an dem Ausdrucke des Auges und am Tone der Sprache bei Einzelnen ihre innere Störung bemerkt, man würde geglaubt haben, in einer eleganten Tabagie zu ſein. Dr. Helps machte einigen älteren Männern, welche umher ſaßen, Mit⸗ teilungen über Ereigniſſe der Außenwelt und ſprach ſomit ihnen darüber, daß von Wahnſinn kaum eine Spur hervortrat. 5 An den Billardraum grenzte der Ballſaal, eine ſehr gecäumige, hohe Halle, welche ſo geſchmack⸗ voll decorirt war, daß ſie mit manchem gröoͤßern, eleganten Balllocale hätte wettlaufen können, da der für dieſen Tag angeſetzte Ball der Feier des Chriſt⸗ feſtes galt, ſo hingen rings an den Wänden nach engliſchen Sitte grüne Miſtelzweige von der Decke herab, welche dem Raume ein außer⸗ ordentlich friſches und feſtliches Anſehen verliehen Weiße Gypsbüſten ſtanden auf, an den Pfeilern befeſtigten, Poſtamenten, welche zwiſchen den grünen Vorhängen heiter hervorleuchteten. Einfache aber zierliche Gasleuchter erhellten den gebohnten Saal. i Im Hintergrunde ließ ein gutes Pianoforte, Flöte und Geige auf die Art der Ballmuſtk ſchließen. Dr. Helps bemerkte zu meinem Erſtaunen, daß es gewöhnlich Irre ſeien, welche nicht allein ſehr präcis zum Tanze aufſpielten, ſondern auch Con⸗ certſtücke mit Geſang oft ganz vorzüglich zu den Ohren der entzückten Wahnſinnigen brächten. Nach kurzer Zeit erſchienen die Irren, ſämtlich gut, zum Teil hochſt elegant und geſchmackvoll ge⸗ kleidet, von beiden Aerzten geführt, auf der Ball- ſchaubühne. Junge, ſchöne Mädchen, blühende Frauen und Greiſinnen, welche ihr halbes Leben in der Anſtalt verträumt hatten, junge und alte, eisgraue Männer mit ſpärlichem, wohlgeordnetem Haupthaar betraten in bunter Menge das Parquet, zum Teil in tiefem Schweigen, teils in lebhaften, freilich oft confuſer Unterhaltung begriffen. Nach Belieben gruppfrten fich die Mitglieder beider Geſchlechter unter einander, aber das ſichere Auge der erfahrenen Aerzte ließ Keinen unbeachtet. Beiden Aerzte ſorgten gefliſſentlich für die ceremoniellſte Beobachtung der Etikette und Artigkeit, obſchon ſie nicht in den Ball kamen, Abweichungen rügen zu müſſen. ö Auch hier bewährte die Mufik ihre heilige, veredelnde und erheiternde Kraft. die erſten Accorde des Inſtruments durch den weiten Saal, ſo ſchien ein neuer Gottesgeiſt die Verſam⸗ melten zu erfaſſen; ihre Augen leuchteten in heiterer Klarheit, ihr äußeres Weſen belebte ſich und ver⸗ riet die durch die Macht der Tone erzeugte harmo⸗ niſche Stimmung ihrer Seele. Nur einzelne wurden tiefernſt, aber es war mehr der Ernſt des geord⸗ neten Nachdenkens, als des finſtern Grübelns, der ſich in ihren Zügen ausſprach. Die Engagements wurden in aller Ordnung abgeſchloſſen. Faſt alle Tänzer zeigten dasſelbe Benehmen, wie ſolches bei den Bällen der Geſunden zum Vorſchein kommt ſte griffen nur nach den Mädchen und jungen Frauen und die Aerzte hatten genug zu thun, um den Neid der älteren Frauen durch Vermittelung von Tanz⸗ Kaum erklangen partien ſogleich im Keime zu erſticken, ja ſie mußten zu dieſem Zweck ſogar ſelbſt „Frohne tanzen.“ Die berſchiedenſten modernen Tänze: Fran⸗ caiſe, Quadrille, Polka, Walzer ꝛc. kamen abwech⸗ ſelnd an die Reihe und wurden faſt ohne Tade ausgeführt, da Mrs. Hood und Helps die Cermon ienmeiſter machten. Die Tänzer griffen aus ihren, durch Muſik zauberiſch geweckten Ballerinner⸗ ungen einige galante Redensarten, um ihre Schonen damit zu regaliren. Dabei kam es wohl vor, da ein an Größenwahnſinn leidender Junggeſelle vo gutem Aeußern ſeiner Dame erzählte, die Fürſtinne an ſeinem königlichen Hofe hätten bei weitem nich ſo ſchön getanzt, wie ſie; oder daß eine ſchöne Fral die in die Ehe ein Teufel geweſen war meinte lauter himmliſche Weſen um ſich her hüpfen du ſehen, weil ſie fich einbildete ein Engel zu ſein. der Wand lehnte ein geiſteskranker Lord, welche das rauſchende Geſpräch und die töne der Muf nicht aus dem fixen Wahne zu reißen vermochte daß er zur ewiger Einſamkeit verdammt ſei. Damit nichts fehlte, die Freude zu würzen, wurden während der Pauſen durch die Wärter Er⸗ friſchungen, beſtehend in leichtem Wem, Bier, Kuchen, Früchten, Biscuit ꝛc. herumgereicht, wobei ſelbſtred end die größte Vorſicht im maßvollen Verteilen be obachtet ward. Am Schluſſe ſetzte das mit Klavierbegleitu geſungene „God save de Queen“ und ein allge meines „Gute Nacht!“, an welche alle Anweſenden innigen Teil nahmen, dem Feſte die Krone auf. Ich verließ das Irrenhaus, deſſen Räume mir einen ſo unerwarteten Genuß gewährt hatten, mit der Ueber zeugung: daß die Irrenheilkunſt überall ſolcher Einricht⸗ ungen bedarf, um ihrer Vollkommenheit entgegenzt e . Wege hung e A al N wegen chilfin 75 inzah 115 Gesc i der 5 roge 7 der 0 ft von ate . Anklag A en Ei dauer bo „Nan