ſchleppt haben.“ Mittag in Friedrichzruh eingetroffen. Der Reichs⸗ kanzler Fürſt Bismarck und Graf Rantzau empfingen denſelben am Bahnhöfe. Fürſt Bismarck und Graf Kalnocky begrüßten ſich auf das Herzlichſte, unter⸗ hielten ſich einige Minuten auf dem Bahnhof⸗Perron und begaben ſich dann zu Wagen nach dem Für⸗ ſtenhauſe. Paris, 19. Sept. Die 1 55 berichtet aus Belfort vom heutigen Tage: „Auf dem Gebiete der franzöfiſchen Gemeinde Suarce wurde in einem Ge⸗ büſch die Leiche eines deutſchen Gendarmen gefunden, Suarce iſt 1½ Kilometer von der deutſchen Grenze entfernt; der Leichnam lag 30 Meter dieſſeits der Grenze. Die Behörden von Belfort haben ſich zur Unterſuchung nach Suarce begeben.“ Derſelben Zeitung wird aus Delle von heute berichtet: „Der Hals des deutſchen Gendarmen iſt von einer Kugel durchbohrt. Man vermutet, daß es ſich entweder um Selbſtmord handelt, oder daß deutſche Schmuggler den Gendarmen ermordet und, um den Verdacht von ſich abzuwälzen, auf franzöfiſches Gebiet ge Die France iſt das einzige Blatt welches dieſe letztere Vermutung verzeichnet. Nach einer Meldung der Agence Havas aus Delle — ungen begonnen. Die bis jetzt gewonnenen Anzeichen deuteten in der That auf Selbſtmord. Berſchiedenes. T Ladenburg, 18. Sept. Am vergangenen Donnerstag tagte hier eine Verſammlung der Rat⸗ ſchreibet des Bezirks, um über Standesangelegenheiten zu beraten und der in Waldkirch ſtattfindenden Ge⸗ neralberſammlung badiſcher Ratſchreiber geeignete Vorſchläge zu machen. Als Gegenſtand der Tages⸗ ordnung nennen wir insbeſondere „die Einführung des neuen Civilgeſetzbuches für das deutſche Reich“. Aus den Verhandlungen iſt zu entnehmen, daß von gr. Juſtizminiſterium bereits Erhebungen bei den ſollen, in welcher Weiſe bei uns die Beſorgung der Geſchäfte der Grund⸗ und Pfandbuchführung geregelt wird. In dem bezüglichen Miniſterialerlaß wurde insbeſondere darauf Gewicht gelegt, ob die Grund⸗ buchsämter mit den Amtsgerichten vereinigt und von dort aus die Geſchäfte beſorgt werden könnten, oder aber ob es rätlich erſcheine, beſondere Grund⸗ buchsämter zu errichten. Was uns die Zukunft bringt, wiſſen wir allerdings nicht, allein für den Fall, daß die Beſorgung der Grund⸗ und Pfand⸗ buchsgeſchäfte an die Amtsgerichte ganz übergeht, hat die franzöfiſche Gendarmerie ſofort ihre Nachforſch⸗ gr. Amtsgerichten im Gange find, welche ergeben — — J f 5 wöre dies für den ganzen Stand badlſcher Ratſchreiber eine tief eingreifende Maßregel, deren Folgen man⸗ cher Familie bitter aufſtoßen wüde. Für den Fall unſere Befürchtung, daß die G'ſchäfte den Amtsge⸗ richten übertragen werden, zutrifft, dürfte der badiſche Staat doch die moraliſche Verpflichtung haben, die⸗ jenigen Beamten, welche ſeither und ſtets mit Pflicht⸗ treue ihres Amtes walteten, zu übernehmen. Ferner wurde beſchloſſen, bei der Generalverſammlung dar⸗ auf hinzuwirken, daß man im Namen der badiſchen Rathſchreiber bei der Regierung vorſtellig werde, zu erwägen, ob es im Interreſſe der Gemeinden, ins⸗ beſondere der Landgemeinden und des ganz en Standes nicht räthliche erſcheine, von den ſich dem Berufes eines Ratſchreibers widmenden Perſonen die Able⸗ gung einer Prüfung zu verlangen. Dieſer G genſtand wurde bereits auf der Neckarauer Verſammlung von Ratſchreiber B.ßz⸗Ladenburg eingehend erörtert und gelangte bei der hieſigen Verſammlung nach kurzer Verhandlung ebenfalls zue Annahme. Den größten Nutzen, der Einführung einer Prüfung für die Ratſchreiber⸗Kandidaten erzielt würde, würden ſſcher die kleineren Gemeinden haben, da bei dieſen leider noch die Uebung beſteht, nur Octsbürgern den Rat⸗ ſchreiberdienſt zu übertragen. Daß hierdurch nur zu oft Leute gewählt werden, denen durchaus das Ver⸗ ſtändnis ſür den Dienſt eines Ratſchreibers abgeht, be⸗ darf gar keiner weiteren Erörterung. Wir wünſchen, daß es der Generalverſammlung geling'n möge, die Intereſſen der badiſchen Rutſchreiber, wie vorſtehend niedergelegt, zu vertreten, und daß die Bemühungen derſelben von Erfolg gekrönt ſein mögen. — Dinglingen, 17. Sept. Ein furcht⸗ bares Unglück iſt heute hier einige hundert Meter vor dem Stationsgebäude paſſiert. Der Schnellzug Nr. 1, der 11 Uhr 41 Min. Vormittags hier ein⸗ treffen ſoll, ſtieß beim Uebergang am Dorfe, in der Krautenar, auf einen mit Futter beladenen Wagen. Die Bahnwartsfrau hatte, ſcheint es, de Barriere nur einige Minuten zu ſpäat geſchloſſen; das Fuhr⸗ werk wollte den Uebergang noch erzwingen und ge⸗ lang es der Wärterin nicht, dasſelbe zurückzuhalten; dieſe wurde nebſt den Inſaßen des Fuhrwerks, ſo⸗ wie auch dieſes ſelbſt, vom Zuge ergriffen und auf beide Seiten des Bahnkbö pers geſchleudert. Die Bahnwärterin, furchtbar verſtümmelt blieb auf der Stelle todt. Sie hinterläßt vier unerzogene Kinder, wovon das kleinſte 2 Wochen alt iſt. Der Fuhr⸗ mann, Todtengräber Frey von hier und die bei ihm aus Straßburg auf Beſuch weilende zehnjährige Zuge befindliche Aerzte die erſte Hafe f iſt im Packwagen mit nach Freiburg genommen worden, obwohl an ſeinem Aufkommen gezweſfel wird. Die Kleine wurde nach Lohr verbracht, doch iſt ſie auf dem Transport bereits verſtorben. Ge⸗ ſpann, eine Kuh und Wagen, ſind gelödtet, resp. vernichtet. — Dahms dorf bei Müncheberg, 19. Sept, eines dichtbeſetzten Militärzuges. Verwundungen und Beſchädigungen der Mannſchaften ſollen vor⸗ gekommen ſein. In Folge des Unglücks ſind beſde Geleiſe geſperrt und der geſammte Verkehr ſtockt, Einige Regimenter werden hier Notquartiere beziehen, — — Von Cüſtrin aus ſind die Rettungswagen nach der Unglücksſtelle abgegangen. — Eine für die ſchutzloſe Stellung der ruf, ſchen Frauen der niederen Stände bezeichnende Greuel⸗ that iſt jüngſt im Dorf Bujalik (Kreis Odeſſah paſſirt. Dasſelbſt lebte der 35jährige Bauer Paul Jliſchenko, ein roher, gewaltthätiger Menſch, m ſeiner jungen, ſchönen, 26jährigen Frau Theodorg in beſtändigemn Unfrieden. Mindeſtens Imal wöchen⸗ lich pflegte ers fie ganz ohne Grund zu prügeln, damit ſie „Furcht“ habe. Eines Tages glauble ez aber wirklich einen Grund zur Unzufriedenheit zu haben, er meinte, ſeine Frau der Untreue zeſhen z können. Er ſchloß ſich mit ihr in die Speiſekammeg ein und hieb auf ſie mit einem kurzen Knüttel ſo lange ein, bis ſie todt war. Das Todtſchlagen ge⸗ ſchah am hellen lichten Tage und dauerte eine ganz Stunde. Die arme, wie ein toller Hund mit dem Knüttel totgeſchlagene Frau hatte jämmerlich ge⸗ ſchrieen: „Zu Hilfe! Zu Hilfe! Rettet mich! Er ſchlägt mich tot! Ich werde unſchuldig totgeſchlagen!“ rief ſte eine volle Stunde im kläglichſten Tone, Abt trotzdem die Nachbarn alle das Haus umſtanden, wollte ſich doch Niemand „in häusliche Angelegen⸗ heit“ mengen. Das Gericht hat feſtgeſtellt, daß die arme totgeſchlagene Theodora eine Muſterhafte Gain war und niemals Anlaß zu irgend welchem de gegeben hatte. f f — Nach einer aus Raguſa eingetroffenen ſale⸗ graphiſchen Nachricht wurde der dortige Obetpof⸗ berwalter Müller am 17. Nachmittags von einem vor einigen Monaten entlaſſenen Aushilfsdienes Namens Pablovec auf offener Straße erſchoſſen, Hierauf erſchoß der Mörder ſich ſelbſt. Solche Hoffnungen und Wünſche hegte Poſeck und er ſollte bald erfahren, wie ſehr das wirkliche ihnen hinderlich war. ö Zunächſt hatte im darauffolgenden Frühjahre Blandine nicht die geringſte Luſt, den regen Ver⸗ kehr mit den geſellſchaftlichen Kreiſen der Refidenz aufzugeben. Des Vaters Betheuerungen, daß er keine Reichthümer Beſitze und ein armer Mann ſein werde, wenn er das koſtſpielige Leben wie letztes Jahr fortſetze, beantwortete Blandine mit einem hellen, fröhlichen Lachen. Ihr, die wie ein Schmet⸗ terling auf den Blumen des Lebens bisher dahin geflogen war, fehlte ja jedes Verſtändnis für das eiſerne Wirtſchaftsgeſetz, daß kein Menſch, ſei es auch ein König, dauernd über ſeine Einnahmen Ausgaben machen darf, wenn er nicht dem Ruine entgegengehen will, und Blandine hielt des⸗ halb des Vaters Beſorgniſſe für Scherze und Schrullen. . Poſeck, welcher ſeine alten Tage nicht in Armut und elend verbringen und ſein beſcheidenes Ver⸗ mögen nicht vergeuden wollte, ſetzte den luxuribſen Ausgaben ſeiner Tochter aber einen hartnäckigen Wiederſtand entgegen und brach den koſtſpiligen Verkehr in der Reſidenz ab. Darüber wurde natürlich Blandine ſehr mißmuthig und ließ dem Vater oft recht deutlich ihre übele Laune merken. Poſeck, dem die Traurigkeit der Tochter zu Herzen ging, trug ſich inzwiſchen mit phantaſtiſchen Projekten, um ſich mehr Geld zu verſchaffen und dadurch Blandinens Wunſch erfüllen zu können, aber in Stunden, wo der nüchterne, klare Verſtand in ſeinem Geiſte mehr vorherrſchte als die Phantaſie, verwarf Poſeck der⸗ artige Plaue als gewaltige Thorheiten wieder. Durch Blandinens übele Laune und Traurigkeit wurde . 175 1 —— er aber immer wieder veranlaßt, darüber nachzu⸗ denken, wie er ſein Vermögen verdoppeln könne, und da Poſeck weiter Niemanden hatte, dem er ſein Herz ausſchütten konnte, ſo zog er natürlich auch Blandinen in ſein Vertrauen, erklärte ihr aber bald, daß es für ihn nahezu unmoͤglich ſei, in ſeinen alten Tagen noch Reichthümer erwerben zu können. Dieſen Gedanken hegte aber keineswegs die hoffnungsfreudige Blandine, für welche die Welt noch in den roſigſten Farben erſchien, vor die nur ein griesgrämiger Vater eine Mauer gezogen hatte. Bald zerbrach ſich auch Blandine ihr Köpfchen über das Problem, wie man ohne Mühe und Arbeit in kurzer Zeit reich werden könne, und ſie hatte es bald in der Weiſe gelöſt, wie man es von ihr er⸗ ö warten konnte. Eines Morgens kam Blandine mit fliegendem Atem in den Garten geeilt, wo der Vater ſich be⸗ ſchäftigte, und hielt ihm ein Zeitungsblatt vor die Augen. „Hier iſt das, was wir ſuchen!“ rief ſie entzückt. „Hier kannſt Du ſehen, Papa, wie man aus hundert Mark dreimal hunderttausend macht.“ Der gutmüthige Poſeck blickte auf die Zeitung als wenn in derſelben ein Wunder zu ſchauen wäre. Dann lachte er aber plätzlich aus vollem Halſe und rief: . „Alſo das Lotterieſpielen ſoll uns helfen. Du komiſches Närrchen ſcheinſt keine Vorſtellung von der Menge Lotterielooſe zu haben, die nichts gewinnen können. In der Lotterie wirft man nur ſein Geld weg, unter tauſend Looſen macht erſt eins einen ordentlichen Gewinn. 0 3 We,, „Ein ſolches Gewinnloos können aber wi gerade nehmen,“ entgegnete Blandine und ließ ſich ihre ſtolzen Hoffnungen auf ein Lotterieloos keinesz⸗ wegs zerſtbren. Da ſie nun gar ſo ſehr bat und Poſeck ſich auch des Sprichwortes erinnerte: Dem Glücke muß man die Hand bieten, ſonſt geht es an uns vorbei, ſo erfüllte er ſchließlich den Wunſch ſeiner Tochter und gab ihr das Geld zu einem Lotterielooſe. Noch an demſelben Tage ließ ſich Blandine von dem alten Diener in die Reſidenz fahren und kaufte ſich ein Lotterieloos. Mit der Ungeduld ihres jugendlichen, auf die höchſten Hoffnungen gerichtenren Herzen wartete ſie auf die Ziehung und was geſchah! Auf Blandinens Loosnummer fiel das große Loch, ſie war mit einem Schlage nicht nur ein ſeht ſchönes und gebildetes, ſondern auch ein ſehr teſchez Fräulein. Obwohl Poſeck im Grunde ſeines Herzen ſich wenig aus Geld und Gut machte, ſo traten ihm doch Freudenthränen in die Augen, als ihm Blandine ein großes Glück verkündete. 5 „Das ganze gewonnene Geld gehört Dir,“ er⸗ klärte Poſeck ſeiner Tochter, hoffentlich machſt Du einen weiſen Gebrauch davon! „O es iſt ſoviel daß ich es nicht Alles ver brauchen werde, Väterchen, lachte Blandine. Auch Du ſollſt einen Theil davon haben. N Ich brauche weiter nichts als meine kleine Beſitzung, erwiderte Poſeck, die gewährt mir, was ich brauche und ich hoffe ſie Dir noch ſchuldenfrei zu hinterlaſſen. zu Tell wurde, Heute gegen Abend entgleiſten bei der Station Wer⸗ big durch Ausſpringen an einer Weiche 6 Wagen M. der f 83 u. Cencu A und Na de * daupft chuck fd 1