ſich entlud, dem Arbeiter die Hand auseinander riß und die Kugel in die Schulter einer noch als Gaſt anweſenden Frau von Hoppttenzell jagte. Herbolsheim, 12. Sept. Vorgeſtern Abend 7 Uhr ereignete ſich im hiefigen Bahnhof ein Un⸗ glücksfall, dem der 28jährige Wagenwärter Hammer zum Opfer ſiel. Derſclbe koppelte an den Güterzug an welchem er bedienſtet war, einen Wagen an und gab ſelbſt, während er noch zwiſchen dem Wagen ſtand, das Signal zum Wegfahren. Beim Herausſpringen blieb er an einer Weiche hängen und fiel ſo unglücklich, daß ihm von dem Zug der linke Arm und Fuß abgefahren wurde. Infolge der gräß⸗ lichen Verwundungen und des ſtarken Blutverluſtes ſtarb der Verunglückte auch an demſelben Abend im Spital zu Kenzingen. — Oſterburken, 11. Septbr. Bei dem gegenwärtig in hieſiger Gegend ſtattfindenden Manöver badiſcher Truppenteile ereignete ſich ein ſehr bedauers licher Unglücksfall, indem eine Batterie ſchwerer Ge⸗ ſchütze auf zu nahe Entfernung Feuer auf ſich nähernde Kavallerie gab. Mehrere Pferde wurden ſtark verletzt und es mußten zwei davon getötet werden; ein Reiter brach das Bein, ein anderer würde im Geſicht ſtark verwundet. Die beiden Ver⸗ wundeten wurden ſofort in's Hoſpital verbracht. Frankenthal, 11. Sept. Der Kartoffel⸗ bandel wird von Woche zu Woche ſtärker. Das Ouantum der verwogenen Kartoffel in letzter Woche betrug über 12,000 Centner. Preis Mark 5.50 per Doppel⸗Centner. — Auch Zwiebeln wurden nahezu 200 Centner gewogen und dafür per Centner Mk. 3.50 bezahlt. f — Berlin, 12. Sept. Das Traum⸗ deuten. Die in der Landsbergerſtraße wohnende Witwe B., eine ſchon ältere Frau, klagte ſeit einiger Zeit über Beängſtigungen durch entſetzliche Träume. Ein ſogenanntes egyptiſches Traumbuch und die Aſſiſtenz ebenſo abergläubiſcher Nachbarinnen ent⸗ räthſelten ihr die Bedeutung dieſer Träume als ſchwere Krankheit, Tod und Elend. Natürlich wurde veraſbäumt, den Arzt zu holen, und ſo verfiel die Frau unter dem Einfluß dieſer Zukunftsdeutungen in Schwermuth, derart, daß ſie Ende der vorigen Woche ſich das Leben mittelſt Oeffnen der Pulsadern zu nehmen ſuchte. Ein hinzugerufener Arzt conſtatirte die Geiſtesgeſtörtheit der Bedauernswerten und ver⸗ anlaßte ihre Ueberführung in eine Irren⸗Anſtalt. — (Mackenzies letztes Honorar.) Wie zuverläſſig verlautet, iſt dem Dr. Mackenzie vor — 1 4 —— — nigen Tagen dom Berliner Hofmarſchallamte ſeſne letzte Forderung im Betrag von 315 Pfd. Sterling (6800 Mk.) ausbezahlt worden. Herr Mackenzie liquidirte dieſen Betrag für die vier Tage, die er nach dem Tode Kaiſer Friedrichs in Friedrichskron ſich aufgehalten hatte. Die Auszahlung verzögerte ſich ſo lange, weil Herr Mackenzie eine an ihn von dem Hofmarſchallamt gerichtete Frage, ob dies ſeine letzte Forderung ſei, nicht beantwortet hatte. Erſt als von der Beantwortung dieſer Frage die Zahlung abhängig gemacht wurde, erklärte Herr Mackenzie, daß dieſe Forderung ſeine letzte ſei. Ueberhaupt hat zwiſchen Mackenzie und dem Hofmarſchallamte wegen einzelner Forderungen öfter eine längere Correſpon⸗ denz ſtattfinden müſſen. — Bern, 11. Sept. In Engadin find in Folge von Regengüſſen Ueberſchwemmungen und Felſeneinſtürze eingetreten. St. Moritz ſteht unter Waſſer. Die Brücke bei Filiſur iſt weggeriſſen worden. — (Die glückliche Bettlerin.) In Kenſington kam dieſer Tage ein junges Weib, ein Kind im Arme, in das Haus eines reſchen Landmannes M'Carti. Im großen Vorſaale ſaßen die Verwandten des achtzigjährigen Eigenthümers bei einem tollen Ge⸗ lage und begrüßten die Bettlerin mit Spott und Drohungen. Die Bettlerin wollte flüchten, in ihrer Angſt verfehlte ſie die Ausgangsthür und geriet in ein entlegenes Zimmer, in welchen der gelähmte Herr des Hauſes einſam und verlaſſen auf ſchlichten Nachdem das Weib zitternd er⸗ N zählt hatte, was ihr geſchehen, frug ſie der Alte: Lager ſich befand. „Wer iſt der Vater deines Kindes?“ — Ein herz⸗ loſer Schurke, der mich kürzlich verlaſſen.“ Der Kranke überlegte eine Weile, dann ſagte er der Bettlerin: „Hole mir den Geiſtlichen.“ Der Prieſter glaubte, das M'Carti die letzte Oelung empfangen wolle, doch der Alte ſagte: Ich bin krank, dem Ende nahe und wünſche dieſer Frau mit ihrem Kind das Erbtheil zu ſichern, das mine Verwandten nicht verdienen; trauen fie mich mit ihr.“ Eine Siunde ſpäter hatte Mrs. M'Carti die gewiſſenloſen Erben zum Hauſe hinausgedrängt, der alte Herr wurde in die ſchönſte Stube auf prächtiges Lager gebracht, an ſeiner Seite ſaß die Bettlerin, die ihm ſchluchzend unter heißen Dankesworten treue Pflege bis an ſein Ende verſprach. a „ Der Wirbelſturm auf Havana. Die nunmehr vorliegenden Einzelheiten Über die ver⸗ heerenden Wirkungen am 4. d. M. ergeben, daß die Heimfuchung Alles übertraf, was die Ze 100 Jahten erlebt hat. Das Arſengl und faßß fümllich öffentliche Gebäude, Theater, Hallen und Vergnüg⸗ ungslokale wurden beſchädigt; in den Parks 0 längs den Boulevards wurden große Baume durch den Sturm entwurzelt, die bei ihrem Niederſtürzen mehrere Perſonen tödteten. Faſt alle Straßenlamp⸗m wurden vernichtet, ſo daß die Stadt in Dunkelheit gehüllt war. Der an den Schiffen im Hafen an⸗ ſehen hat. Viele mit Tabak und Zucker beladen Barken ſanken. Die Waſſerfront vieler Wagren⸗ magazine wurde vollſtändig zertrümmert und ſelbſt⸗ verſtändlich erlitten die aufgeſpeicherten Waaren un⸗ geheuren Schaden. Zwei Matroſen des ſpanſſchen Kreuzers „Jorge Juan“ ertranken, während ſie ver⸗ ſuchten, ihr Schig zu erreichen. Der nördliche Tel der Stadt ſtebt unter Waſſer und auf der ganzen Inſel iſt der Verkehr nur mittelſt Booten möglſch, Alle Eiſenbahnen melden, daß ganze Bahnſffrechen weggeſpült worden find und Bahnzüge aus den Schienen geſchleudert wurden. 5 — Stuttgart, 13. Sept. Nach hier auß Friedrichshafen eingetroffenen Nachrichten find in Fuſſach, wo infolge eines Wolkenbruchs Ueberſchwem⸗ mung eingetreten iſt, 14 Perſonen ertrunken. Aut bei Bregens fanden ſtarke Verheerungen ſtatt; der Bodenſee iſt bedeutend geſtiegen. — ö — Hunderktauſende von Menſchen ſind nicht der angenehmen Lage, bei jedem kleineren oder größeren Unbehagen ihrem Körper gleich die ſorgfältige Pflege und eingehende Behandlung zu Theil werden zu laſſen, weiche dem Reicheren ſtets zu Gebot ſtehen. Dieſe Hunderktauſende ſind daher nur ſo oft darauf angewieſen, mit bewähren Hausmitteln ſich ſelbſt zu helfen, ſoweiht es geht. Da ig es deun freilich von der höchſten Wichtigkeit, daß ſie nich an wertloſe Tränkchen und Pülverchen geraten, mit denen ihnen das Geld ſchließlich doch nur aus der Taſche geſtohlen wird. Auch bei Verdauungsſtörungen kommt es ſehr wo Rauf die Wahl des richtigen Hausmittels an, und die her⸗ vorragendſten Aerzte haben anerkannt, daß in dieſen Falle Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen ihre Heilkraft be⸗ reits ſglänzend erwieſen haben. Man verlange aber ſelz unter beſonderer Beachtung des Vornamens Apotheker ich. Brandt's Schweizerpillen, da viele täuſchend ähnliche und mit gleichem Namen verſehene Pillen verkauft werden dale man daran feſt, daß jede echte Schachtel als Etiqguelſ ein weißes Kreuz in rothem Feld hat und die Bezeichnung dec Brandt's Schweizerpillen trägt. Alle anders ausſehenden Schachteln ſind zurückzuweiſen. f „Sofern man die Apotheker Rich Brandt es Schwei zerpillen, à Schachtel M. 1.—, in den Apotheken nicht bor⸗ rätig findet, wendet man ſich unter Einſendung von Brief, marken an die Apotheken in Zudwigshafen.“ Mann dort unter der Linde des heiligen Grabes empfand. „Ich komme, Benigna, Du rufſt!“ Oft, ſehr oft ſaß der ſtrenge, ſelbſtherrliche, aber doch gerechte Bürgermeiſter, den die Görlitzer Bürger vergötterten, droben an der Stelle, da die todte Geliebte ſchlummerte und die alten Zeiten 9 farbenreich und Märchenhaft vor ſeiner ele. Das neue Jahrhundert, welches heraufdämmert, verſtand er nicht mehr, ſeine Kraft war gebrochen, 7 Sehnſucht nach Ruhe wuchs immer ſtärker in ihm. Da raſchelte mit einem Male das dürre Laub des ſchmalen Weges, der Bürgermeiſter fuhr aus ſeinen Träumen auf und erblickte eine hohe Frauen⸗ geſtalt im Nonnengewande vor ſich. „Schweſter Agnes,“ rief er freundlich der Zögernden zu, die nicht recht wußte, ob ſie um⸗ kehren ſolle oder nicht. „kommt nur näher. Ihr ſtört mich nicht, ich träumte im Scheine der Abendſonne wieder einmal von der Vergangenheit.“ Vergebt mir, Herr Vetter, ich ahnte es nicht, und freundlich reichte ſie, welche die Welt einſt Ag⸗ neta Fingerin genannt, dem Vetter die Hand, ſie hatte längſt überwunden und nur treue Freundſchaft war in ihrer Seele für den einſt ſo ſehr geliebten Mann zurückgeblieben. „Wie danke ich Euch, gute Baſe, ſuhr der alte Bürgermeiſter fort, daß Ihr Benignas Grab ſo ſchweſterlich ſchmücket. „Es iſt mir eine liebe Pflicht,“ entgegnete Schweſter Agnes herzlich, deren unter der Kopfbe⸗ deckung hervorſcheinendes Haar vollſtändig ergraut dar, „wir ſchloſſen Freundſchaft kurz vor ihre 5 1 . 5 „ 8 1 45% Tode.“ „Ihr iſt wohl — und ich folge ihr bald,“ murmelte Emmerich finnend, „meine Kraft iſt zu Ehren der Stadt Görlitz verbraucht und ich werde zufrieden zur Ruhe gehen. O, Agneka, trotz allem Schmerz, allem herben Weh habe ich dennoch ein ſchoͤnes Leben hinter mir. Ich durfte dem Erlöſer ein herrliches Denkmal errichten, durfte meine Sünden gut machen und auch der Vater, dem ich lange Jahre gegrollt, ſtarb zu letzt verſoͤhnt in meinen Armen. Ich habe Gott viel — viel zu danken!“ Hand in Hand ſtanden die Beiden noch lange, die ſtille Nonne fühlte heiße Thränen über ihre Wangen rollen und auch ihr Blick ſuchte bewegt den Himmel. Lebt wohl, mein Freund, ſagte ſie endlich leiſe ich muß zur Abendmette heim in meine Z lle, aber ich danke Euch für dieſe Minuten des Glückes hier an Benignas Grabe. Gott ſegne Euch — und laſſe unſte Pilgerfahrt hienieden nicht allzu lange mehr währen!“ Am nächſten Morgen durchlief eine ſchmerzliche Kunde die ganze Stadt; in der Nacht war der hochangeſehene, allverehrliche Bürgermeiſter, Ritter Georg von Emmerich, ſanft hinübergeſchlummert zum ewigen Frieden. Man hatte ihn todt auf ſeinem Lager gefunden, friedlich lächelnd in den über die Bruſt gefaltenen Händen ein altes, ſchwarzes Amulet, Benignas Vermöͤchtnis, haltend. Schweſter Agnes erſchrack nicht, als die Trauer⸗ bolſchaft auch in ihre ſtille Kloſterzelle drang. Mit feuchtem Auge blickte ſie gen Himmel und murmelte: „So hat er endlich ausgelitten der theure Freund! Er iſt mit Benigna vereint zu einem beſſren Daſein eingegangen. Friede ſeiner Aſche! ö Von dieſer Stunde aber, bis zu dem Augen blick, da man den Todten ins Grab ſenlte, wich die ſtille Nonne nicht mehr von ſeiner Seite, denn auch die Oberin hatte ihr dies gewährt. Schmerzlich ſchöͤne Stunden waren es für Age neta bei der irdiſcher Hülle des einſt ſo ſehr Ge liebten zu wachen. Das ſchwarz behangene Trauergemach ſchmücckten Blumen und Kerzen in reicher Fülle, in dem hoch; aufgebahrten Eichenſarge ruhte Ritter Georg do Emmerich in dem Scharlachmantel des Bürgermeſſterz die Amtskette auf der Bruſt, ſein Schwert zun Seite und in den Händen auch jetzt ſein Amuleh, der Talisman feines Erdenlebens. Schaarenweiſe kamen die Görlitz r. ihrem ges liebten Herrn Libewohl zu ſagen, denn er witz wenn auch unerbittlich ſtreng, ſo doch gerecht ge⸗ weſen und hatte für die Stadt viel Hertliches un Gutes geſtiftet. ihn wegen ſeines Ruhm s und Reichthums nannte lag nun ſtill und friedlich ſchlummernd auf det Todtenbare. Doch ſo viele auch kamen, ihn zu ſehen kaum Eines bemerkte im Hintergrunde die dune Nonnengeſtalt, welche Todtenwache hielt. Das pomphafte Leichenbegängnis war vorüber, das zahlreiche, glänzende Trauergefolge heimgegangen, und nur Schweſter Agnes knieete noch an der offthen Gruft; ſie löſte langſam zwei ſpäte Roſen aus einem der Kränze und barg die eine derſelben guf dem eignen Herzen — aber die andre trug ſie fort zu Benignas Grabe gerichtete Schaden iſt der größte, den man je ge. Der König von Görlitz, wie man 0 55 10 a f 10 be L lein Lit . um fag