mit ſeinem Unterkäufer oder Hopfenhändler das Haus des Produzenten verlaſſen, ſo kommen ſchon wieder andere Hopfenliebhaber nach, in der Meinung ſchnell einen Kauf abſchließen zu können. Wegen dieſer Concurrenz iſt bis heute nur halbtrockene Waare zum Verkauf gekommen, was weniger für die Verkäufer als die Käufer von Nachteil ſein dürfte. Bis heute werden ungefähr 100 Ctr. auf⸗ gekauft ſein, wovon anfangs pro Ctr. zu 80—125 Mark, geſtern und heute bis zu 145 Mk. je nach Qualität gekauft wurden und zwar durchſchnittlich nur Mittelſorte und halbgetrocknete Waare. Nur einzelne Partien Primabopfen ſind verkauft, da die Produzenten mit dem Verkauf dieſer Waare ſehr zurückhalten, auf höhere Preiſe wartend, welche Preisſteigung auch wahrſcheinlich eintreffen wird, da noch den Marltberichten die Nachfrage nach Prima⸗ waare ſehr lebhaft iſt. — Müllheim, 5. Sept. Geſtern Abend legte fich ein junger Mann auf dem hiefigen Bahn⸗ hofe vor die Lokomotive in dem Augenblick, als der Zug heranfuhr. Demſelben wurden beide Arme und ein Bein abgefahren, ſowie der Hinterkopf zerſchmettert. Wie man hört, ſoll der Mann ein Bureaugehilfe aus Lörrach ſein. Die Leiche wurde in das hieſige Spital verbracht. — Aus Baden, 6 Sept. In Schlage⸗ ten, A. St. Blaſtien, kam der 20jährige Karl Schmidle mit dem 52jährigen Taglöhner Fidel Jeble in Streit, in deſſen Verlauf Schmidle den Jehle durch einige Meſſerſtiche lebensgefährlich verwundete. Der Thäter iſt verhaftet. — Am letzten Freitag und Samſtag iſt auf den Höhen bei Triberg wieder Schnee gefallen. — In Walldorf, Amts Wiesloch, wurde der Farrenhalter Philipp Maier von einem wüthend gewordenen Stier ſo übel zugerichtet, daß er bald darauf ſtarb. Maher hinterläßt eine Witwe mit 8 Kindern. — Ein furchtbares Ereignis berſetzte die Bewohner von Oberhochſtadt (Bayern) in nicht geringe Aufregung. Ein Kindsmädchen, noch nicht 12 Jahre alt, hat die beiden Kinder, 1 ½⸗ und 4⸗ jährig, welche ſie zu beauffichtigen hatte, ohne Grund erdroſſelt. Das Dienſtmädchen befand ſich mit den beiden Pflegbefohlenen allein zu Hauſe, die Eltern der Kinder befanden ſich auf dem Feld. Als das Kindsmädchen an dem einen Kinde die abſcheuliche That vollbracht hatte, ſandte dieſelbe die Nachricht von dem Tode des Kindes den Eltern. Zwei Tage darauf tödtete ſie das ältere Kind. Jetzt wurde * man doch endlich aufmerkſam und beim Verhör ges ſtand das Mädchen dem Bürgermeiſter von Oberhoch⸗ ſtadt. die Kinder erdroſſelt zu haben. — Mainz, 5. Sept. Nach hierher gelangten Nachrichten iſt in verfloſſener Nacht ein Vizefelbwebel des zur Zeit im Manöver befindlichen 118. Re⸗ giments in dem Dorfe Ober⸗Olm ermordet worden, — Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ äußert ſich in Nr. 380 wie folgt: Das Leinen in der Kulturgeſchichte und im Haushalte. Herausgegeben von F. v. Grünfeld, königl. Commiſſionsrat. Lan⸗ deshut l. Schlos. Drei deutſche Kaiſerinnen haben geruht, vom Verfaffer dieſes Schriftchen huldreich anzunehmen und demſelben Ihre Anerkennung aus⸗ zu ſprechen, daß er ſich die ſchwierige Aufgabe ge⸗ ſtellt habe, dem Geſpinnſt der deutſchen Flachsfaſer wieder die Stellung zu gewinnen, die es früher eingenommen hat. Husfrauen und Volkswirte können aus der kleinen Schrift mancherlei Belehrung ſchöͤpfen welcher Umſtand ſchon für die vielſeitigkeit ihres In⸗ haltes Zeugnis ablegt. Das Werlchen iſt durch alle Buchhandlungen (Commiſſionsverlag Julius Klinkhardt, Leipziz) ſowie vom Herausgeber gebunden in Klein⸗Oktav zu 75 Pfennig in Groß⸗Oktav zu Mark 1.50 zu beziehen. — Budweis, 3. Sepl. Budweis wurde von einem ſchrecklichen Unglück betroffen. Sämtliche Wildbäche, ſowie die Flüſſe Maltſch und Moldau traten aus den Ufern, und das Waſſer derſelben geht, Strömen gleich, durch die Straßen. Ganz Bud⸗ weis ſteht unter Waſſer. Der Verkehr kann ſelbſt auf dem erhöhten Ringplatze nur mit Kähnen er⸗ folgen. Der Omnibusverkehr nach dem Bahnhofe iſt ſehr erſchwert. Bis 1 Uhr ſtieg das Waſſer unge⸗ mein raſch, ſeither ſteht es jetzt ſchon drei Stunden lang auf gleicher Höhe. In der Stadt herrſchen furchtbare Aufregung und Angſt. Jede Arbeit ruht, ſämtliche Läden find geſchloſſen. Durch das Ein⸗ dringen des Waſſers in ebenerdige Wohnungen, Läden und Magazine wurde unberechenbarer Schaden ange⸗ richtet. Die Feuerwehr leiſtet überall mit der größten Aufopferung Hilfe. In der Fiſchgaſſe reicht das Waſſer bis zu den Dächern der Häuſer. Die Be⸗ wohner wurden gerettet. Auf dem Lederer'ſchen Holz⸗ platze führte Schwimmmeiſter Uher mit den Feuer⸗ wehrmännern Fuchs und Hanslik unter äußeſter Lebensgefahr die Rettung von 6 Menſchen aus. Dieſelben ſaßen auf dem Dache einer Hütte, die, nachdem die Rettung gelungen war, zuſammenſtürzte Nach außen fehlt jede Verbindung. Ein Poſtzug ſteht bei dem Militärfriedhofe, wohin eine Merbin⸗ dung über die mehrere Meter hoch überflutete Straße nicht möglich iſt. Auf dem Ringplatze hat ein zwei⸗ ſtöckiges Wohnhaus durch Unterwaſchung Riſſe be⸗ kommen, weßhalb die Delogirung ſämtlicher Parteſen erfolgen mußte. In der Umgebung ſind die Kulturen weit und breit vernichtet. Der Schaden wird ein ſchließlich jenes in der Stadt auf viele Millionen geſchätzt — Dijon, 5. Sept. Wie aus Velars⸗ſur Ouche (Departement Cote d Or) gemeldet wird, ſind infolge von Entgleiſung und Zuſammenſtoßes zweſe Eiſenbahnzüge 12 Perſonen getötet und eben ſopie verletzt worden. Nach weiteren Mitteilungen find beide Locomotiven umgeſtürzt, acht Wagen zertrüm mert worden. Unter den Toten befinden ſich füu Männer und drei Frauen; man befürchtet, daß noch lum mehr Perſonen unter den Trümmern der zerbrochene 8 Wagen liegen. Der Verkehr auf dieſer Bahnſtrec 1 e iſt vollſtändig geſtört. Nach einer Mitteilung de Ju Paris⸗Lyon⸗Miktelmeer⸗Eiſenbahngeſellſchaft aus Luo in Lal 1 über den Eiſenbahnunfall fand derſelbe nachts s Uhr zwiſchen Blaiſy und Dijon ſtatt. Der Expreß zug Nr. 11, welcher von Paris kam, entgleiſte be freiem Geleiſe und machte beide Geleiſe unfahrbar Der aus Italien kommende Expreßzug Nr. 27 ſtieß auf den bereits entgleiſten Zug und enkgleif ebenfalls. Der Lokomotivführer und acht Reiſend des Zuges Nr. 11 wurden getötet, acht Reiſend verwundet; letztere wurden nach Dijon gebracht, — Einer Meldung aus Havana zufolge wi tete am Dienstag in Kuba ein heftiger Wirbe ſturm; Hunderte von Häuſern ſind zerſtört, Bah züge find entgleist, viele Schiffe gingen verlore Ein ſpaniſches Kanonenboot iſt bei Batabano ur tergegangen, 8 Mann und der Kapitän find e trunken. In Sagua wurde großer Schaden Häuſern, den OQuais und Schiffen angerichtet; Menſchen find dort umgekommen. Das Dorf Pu blonuovo iſt gänzlich zerſtört. Zur Belehrung. Kein Menſch bedarf der Belehrung und Fl mehr, wie derjenige, welcher durch Krankheit hen geſucht iſt und wird ihm durch guten Rat zur d freiung von derſelben der größte Dienſt erwieſen. Dieſer Ratgeber findet jeder Kranke in Wa ners mediziniſcher Brochüre, welche gratis u franco von H. H. Warner u. Co. Schäfergaſſe Frankfurt a. M. verſandt wird. So raſch ihn ſeine zitternde Füßen trugen, eilte der alte Horſchel nach dem Fiſchmarkte, wo 5 Galgen für Mörder und gemeine Diebe errichtet ſtand. Eine unüberſehbare Menſchenmenge umſtand denſelben, theilte ſich aber allſogleich lautlos, als vom Rathaus her der Zug mit dem Verbrecher herannahte. Man hatte dem unglückſeligen Peter, das lange, ſchwarze Sterbegewand angezogen, die Tafel mit Angabe der Hinrichtungsurſache an demſelben Strick um den Hals Peters gehangen an dem ihn der Hänker ſpäter aufhängen ſollten. Zu beiden Seiten Peters ſchritten je ein frommer Kloſterbruder, laut und feierlich Sterbegebete her⸗ ſagend und dazu wimmerte unaufhörlich das Armen⸗ fünderglöckchen. Der Verurteilte ſchritt ruhig und gefaßt ein⸗ her doch ein bleiches Geſicht ſchaute wehmütig um ſich. Er ſollte unſchuldig ſterben und es ſchien keine Rettung für ihn zu geben. Daher befahl er ſeine Seele dem Höchſten da droben und ging ohne zittern einem Henker entgegen. g Da plötzlich klangen ſcharfe Hufſchläge in raſender Eile daher, die Menge ſtob auseinander und in dem Augenblick, wo der unglückliche Knappe ſchaudernd den Strick am Halſe fühlte erſchien auf chaumbedeckten Roſſe, drohend wie die verkörperte Rache der, den man am wenigſten erwartet hatte, Ritter Georg von Emmerich. Bleich, athemlos, unheilverkündend ſprang er us dem Sattel — und verendend ſank ſein treues Roß zu Boden. Keinen Blick nach dem Bürgermeiſter und dem ohen Rate wendend, die dicht neben ihm ſtandꝰn, ſtürmte der Ritter Georg vorwärts. Was geht hier vor? donnerte er, ſich ungeſtüm Bahn brechend. Wer wagt es, Hand an meinen viel⸗ getreuen Knappen Peter zu legen! Er ſteht in meinen Die ſten! O, gnädiger Herr, ſtammelte jetzt der Verurteilte dem dieſer Uebergang aus höoͤchſter Todesnoth in goldne Freiheit alle Faſſung raubte, Gott ſei Dank, daß Ihr kommt — ſie meinten — ich habe Euch ermordet.“ 5 „Wer hat das gewagt, ſolche Lüge auszu⸗ ſprengen?“ herrſchte der Ritter, dem die Zornesader dunkel auf der Stirn ſchwoll, ſprich Peter, und bei Gott, der faſche Ankläger ſoll an Deiner Stelle dort oben hängen.“ f Abet der brave Burſche ſchwieg und griff nach der Hand des Gebieters. Nein, gnädiger Herr, Ihr dürft heute kein Menſchenleben vernichten — Ihr kommt ja zurück in die Heimat. „Hat man Dich gehindert die Botſchaft — an Benigna auszurichten, ihr die Reliqujen aus dem heiligen Lande zu bringen? 8 „Man nahm mir alles weg —“ entgegnete Peter. „Herr Ritter, ſchrie jetzt eine Stimme mitten aus der Menge, ich weiß den elenden Verläumder zu nennen.“ „ „So ſprecht,“ gebot Georg, „tretet vor!“ Es war Meiſter Horſchel, der durch die Menge hindurch zu dem Ritter trat. Freudig ſtreckte 6 Georg von Emmerich beide Hände entgegen und rief: „Vater Horſchel Ihr ſeid es? wie geht es meiner theuren Braut, Eurer Tochter? Ich fandte ihr durch Peter Botſchaft voraus, daß ich heimkehre. „Laßt das jetzt, Herr Ritter, Ihr werd ſpäter noch bald genug trübe Nachricht zu hören kommen, denn mein armes Kind iſt ſchwer kra Doch ich wills Euch ſagen, wer der elende Verläͤumd war, der ſo falſche Botſchaft ausſprengte. war kein Anderer als der Schreiber Bald Fäuſtlein.“ Mit geballter Fauſt und ſtrühendem Auge k fahl der junge Ritter den Uebelthäter herbeizuſchaf dann wandte er ſich kurz zu dem eignen Vater u den andren Herren des Rathes. „Ich muß heute einmal in Eure Rechte e greifen, geſtrenger Rat der Stadt Görlitz, rief Ri Georg vor Wut ſchäumend, aber ſolch gemeines B brechen muß ſofort geſühnt werden. Z eht dem Knappen das Steibehemd aus und legt es dem Ratſchreiber an,“ befahl er ſodann den bereitſtehenden Henkers knechten. Die Herren vom Rat und die Bürger ſtanden ſtarr und voll Ehrerbietung vor dem Ritter vom heiligen Grabe, den die Hand des Biſchofs von Jeruſalem eigenhändig den Ritterſchlag erteilt und dem ein hoher Ruf der Tapferkeit, des Edelfinnes und des Reichthums längſt vorausgegangen war, Georg von Emmerich war längſt hoch in G unſt und unſehen in der Stadt gekommen und ſeit dieſer Stunde hatte er ſich die Herzen faſt aller Bücger gewonnen. i Nur Georgs Vater, der ſtolze Bücgermeſſter ſtand ſtumm ſeitwärts und preßte die Zähne auf die Lippen, daß die bluteten. 5 ortſetzung folgt. 8