Den Inhabern der Delegirtenkarte wird der gedruckte ſtenographiſche Bericht franko zugeſtellt werden. — Weinheim, 26. Auguſt. Ein junger Burſche, Fabrikarbeiter von hier, ging auf Vater und Mutter, weil ſie ihm das Geld zu einem Aus⸗ flug nach Mannheim verweigerten, mit dem Meſſer los und brachte Ihnen, zum Glück ungefährliche Verletzungen bei. Der Unmenſch fitzt hinter Schloß und Riegel. — In der Nacht von geſtern auf heute erhängte ſich ein im Trunke ergebener, berheirateter Fabrikarbeiter in einem Garten, nicht weit von ſeiner Wohnung. Er hinterläßt 4 kleine Kinder. Genuß⸗ ſucht und Trunkſucht, das ſind die Krebsſchäden in der Fabrikbevölkerung überall. Zum Lobe der hieſi⸗ gen Arbeiter kann man ſagen, doß die beiden Uebel nur ausnahmsweiſe bei ihr anzufreffen find. — Sandhauſen, 26. Aug. Der Stand des Hopfens iſt in unſerer Gegend in dieſem Jahre ein böchſt trauriger und das Geſicht ſo manchen Hopfenbauers nimmt faſt den Ausdruck der Ver⸗ zweiflung an. Durch das beſtändige Regenwetter im Monat Juli und zu Anfang Auguſt haben die Pflanzen mehr gelitten als ſie vertragen konnten und die im Mai ſo ſchönen Hoffnungen ſind gänzlich dahin. — Stuttgart, 25. Aug. Wie der Frkf. Ztg. geſchrieben wird, hat im Auftrag der Staats⸗ anwaltſchaft Konſtanz die Geheimpolizei in den Ge⸗ chäftsräumen des Schwäbiſchen Wochenblotts, ſowie in der Privatwohnung des Redakteurs desſelben eine ſtrenge Hausdurchſuchung vorgenommen. Eine An⸗ zahl vorgefundener ſozialdemokratiſcher Zeitungen wurde beſchlagnahmt, ebenſo ſämtliche Geſchäftsbücher Auch wurden die eingelaufenen Briefe und Korre⸗ — lt. Schw. W. von Vormittags 9 % Uhr bis gegen 6 Uhr Abends. Redakteur Baßler wurde nach der⸗ ſelben auf das Polizeiamt geführt, bald aber wieder freigelaſſen. Eine weitere Hausſuchung fand bei dem Holzſchneider Holoch ſtatt. Derſelbe wurde ver⸗ haftet und in das Amtsgerichtsgefängnis abgeliefert. — Berlin, 26. Aug. Ueber einen Todt⸗ ſchlag in der Kaſerne des Garde⸗Küraſſierregiments in der Lindenſtraße, der ſich geſtern in früher Morgen⸗ ſtunde zugetragen hat, hat das Berliner Tagbl. an zuſtändiger Stelle folgende Einzelheiten ermittelt: Als gegen 5 Uhr die dazu beorderten Mannſchaften die Reinigung des Stalles vorzunehmen im Begriff ſtanden, geriethen der Gefteite Kabelitz und der Küraſſier Dilli, Beide von der dritten Schwadron, aus geringfügiger Urſache in einen Wortwechſel, der bald in Thällſchleſten av zartete. Der Gemeine Dill hatte nämlich einen zum Beritt des Gefreiten Kabelitz gehörigen Beſen in Gebrauch genommen, welchen der Letztere zurückverlangte und, da ihm die Auslieferung verweigert wurde, dem Dilli mit Gewalt zu entwin⸗ den ſuchte. zurück, daß derſelbe gegen die Wand taumelte. Wü⸗ thend ergriff Kab'litz nun einen in der Nähe ſtehen⸗ den Schrubberbeſen und verſetzte mit dem unteren, ſchweren Ende desſelben ſeinem Gegner einen ſo wuchtigen Hieb über den Kopf, daß der Getroffene ſofort lautlos zuſammenbrach. Er lebte etwa noch eine Stunde lang, roͤchelnd verlangte er, während die herbeigeeilten Aerzte ſich um ihn bemühten, nach Waſſer, das er jedoch nicht mehr zu nehmen ver⸗ mochte. Die Bemühungen der Aerzte blieben ohne Erfolg, Dilli ſtarb unter ihren Händen. Der Ge⸗ freite Kabelitz äußerte bei ſeiner alsbaldigen Ab⸗ führung zum Militärgefängnis unter Thränen, er wlünſcht, daß er an Stelle des Kameraden todt auf dem Platze geblieben wäre, und beklagte das traurige Geſchick ſeiner betagten Eltern, welche die Entlaſſung ihres Sohnes vom Militär in weiligen Wochen zu erwarten hatten. Kabelitz erfreute ſich des beſten Leumundes und allgemeiner Beliebtheit bei ſeinen Kameraden, derſelbe hat während ſeiner Dienſtzeit nicht ein einziges Mal zu einer Rüge Veranlaſſung gegeben, um ſo unb'greiflicher erſcheint es, wie er fich zu dieſer That hat hinreißen laſſen konnen. Der aus dem Leben geſchiedene Kütoſſier Dilli, eben⸗ falls im Begriffe ſtehend, zur Reſerve überzutreten, war elternlos; in der Mittagsſtunde wurde die Leiche diſſelben mittelſt Tragkorbes nach der Leichenhalle ſpondenzen fortgenommen. Die Durchſuchung währte desſelben mittelſt Tragkorbes nach der Leichenhalle des Garniſonlazarets in Temp lhof gebracht. — Die Taufe desjüngſtgeborenen Prinzen des Königlichen Hauſes wird am 31. d. M. Mittags im Stadtſchloſſe zu Potsdam, im Wohngemache Friedrich's des Großen, in welchem auch die Prinzen Eitel⸗Fritz, Adalbert und Auguſt Wilhelm getauft wurden, vor ſich gehen. Die Taufe dieſes Prinzen iſt die erſte im Königlichen Hauſe, die an einem unter der Kaiſerkrone geborenen Kinde vollzogen wird. Präcedenzfälle der an Söhnen eines Königs vollzogenen Taufe, ſo ſchreibt die „Post“, waren in den Prinzen Karl und Albrecht (Vater) vorhanden; aber der gegenwärtige Fall eines Sohnes des Kaiſers iſt der erſte in der Königlichen Familie. So wird auch bei der Taufe der ſeltene Fall ein⸗ treten, daß drei Kaiſerinnen bei der Feierlichkeit zu. aus Berlin gemeldet wird, wurden die Dieſer ſtieß den Angreifer aber ſo heftig ge gegen ſein werden. — Wie der „. el, Kor Kaiſerin Eliſabeth und Erzherzog Karl Ludwig vom deutſchen Kaiſer zu Pathen bei der Taufe ſeines fün borenen Sohnes gebeten. es iat g — Kleine Chronik. Eine große Erk e ſchaft im einem armen Atbelter in Minden in den Schoß gefallen. Dem auf dem dortigen Bahnhof e arbeitenden Schloſſer Praſuhn aus dem benachbarte ee Dorfe Meißen wurden von der Regierungshauptlaſſt e e 460 000 Mk. ausgezahlt, welche einem Bermächtſe 12 4 ſeines kürzlich in Wiſtindien verſtorbenen Bruder „ r entſtammen und durch Vermittelung des auswärtige 4 8 Amtes hierher gelangt ſind. e — Hamburg, 27. Aug. Eine Feuersbrunſ 110 1 55 in der letzten Nacht auf Steinwaerder vernichtete berg e große alte Holzſchuppen mit bedeutenden Menge er 55 Baumwolle, Zucker, Reis, Solz Salpeter, Wein ud viele andern Waaren. 6 Perſonen find umgekomme er 2 wurden verkohlt aufgefunden, eine ſtarb auf de 7 Wege zum Krankenhauſe, 3 find unter den Tü merhaufen begraben und nicht auffindbar. 2 Schwer⸗ 15 72 25 verletzte wurden in das Krankenhaus berbracht 41 J r Der Geſamtſchaden wird auf mehrere Millionen ge 1 2 ſchütz. Die Sch ffswerft bon Blohm und Voß u in großer Gefahr, iſt indeſſen nur wenig beſchüdee worden. n a Reichenberg, 26. Aug. Die hieſt 48 55 „Fnanzwache iſt einem großartigen, ſchon ſeit 1871 leine ri c. betriebenen Zigarrenſchmuggel auf die Spur gekomme Tarent Bei dem verdächtigen Schloſſermeiſter Wilhelm Won r drak in Langenbruck wurde eine Durchſuchung do genommen, welche ein überraſchendes Ergebnis halt 410 Di 8 Es wurde eine Menge ausländiſcher Zigarren⸗Aren z . gefunden, auf dem Bodenraum in einem Verſtexß auch die Korreſpondenzen ausländiſcher Zigarrenge 3 ſchäfte, nach denen Wondrak aus Preußiſch⸗Schleſſen 2 fn ain durch eine Schmugglerbande 356,000 Stück herein bea beingen ließ, welche ſofort in Koffern, Kiſten und in Rede Paketen ab Thanwald, Swaroff, Eiſenbrod un 2 Reichenberg nach Wien, Peſth, Graz unter falſche 55 2 3 Deklaration geſendet wurden. Die Verkürzung det 51 Er Ar Aerars an Lizenzgebühr beträgt 20,000 fl., die Jol kerie Art: ſtrafe geht in die Tauſende. 5 de der mn Triest, 26. Aug. Eine Depeſch un Liſſabon meldet, daß auf dem portugiefiſchen Tran nd ire portdampfer Indie unter dem in Mozambique ein geſchifften Militär die Cholera in heftiger Meſf ausgebrochen wäre. Innerhalb 24 Stunden ſeht 38 Fälle, darunter 24 tödtlich, vorgekommen. raftvollen ſtolzen Geſtalt des Junkers, den er für chienen Segensworte zu ſtammeln. „Leiſe betteten ihn ſeine Diener mit dem Antlitz der Sonne zu, das fliehende Leben ſchien nur noch für Sekunden zu verweilen und feier⸗ ich lautlos ſtanden all die Anweſenden um den Sterbenden. 5 Georg war von der ſchüttert. Die Hand des Sterbenden Scheik in der ſeinen haltend, netzte er liebevoll deſſen Lippen mit Mandelöl; es that ihm ſo wohl Scene mächtig er⸗ lonnen. i Nurreddins halbfingende Gebete wurden in⸗ wiſchen lauter, die Araber vom Gefolge des Scheik liteten mit verhülltem Antlitz am Boden, die röchelnden Atemzüge des Sterbenden horten auf und das brechende Auge ſuchte zum letzten Male Georgs ohe Geſtalt. Eine Sekunde ſpäter lag Ben Ibra⸗ im tot auf einem koſtbaren mit Juwelen beſetzten 5 auf welchem man ihm ſein Lager bereitet atte. Tieferſchüttert loͤſte Georg feine Hand aus der erkalteten des Todten und drückte ihm leiſe die Augen 1, dann aber knieete er ſtill betend mit entblößtem Haupte neben dem Leichnam nieder. Als er ſich erhob, traten der greiſe Nurredin und die übrigen Araber demütig zu ihm und neigten ſich tief, daß ihre Turbane faſt die Erde 5 „Wit ſind nun Dein mit Leib und Leben Herr, ſei Du von nun an unſer Scheik wie Ben Ibrahim es bisher geweſen,“ erklärte Nu⸗ eddin. 0 einem Menſchen hier in der Wüſte beiſtehen zu einen Sohn hielt und die halbgeöffneten Lippen Freundlich nickte der Junker ihnen zu, reichte einem Jeden die Hand und ſagte dann: „Es ſei, Ihr Leute! So lange ich auf Afiens Boden weile, will ich Euren edlen Scheik vertreten. Doch nun laßt mich zuerſt den theuren Todten beſtatten! Fern von den Uebrigen ſtand ein einſamer Moͤnch; zwiſchen der dunklen Kapuze ſchob ſich eigen⸗ willig eine rötliche Haarlocke hervor und wie ein leiſes Stöhnen kam es von ſeinen Lippen: Könnt ich dereinſt doch auch ſo ſterben, daß er mir die Augen zudrückt! Glückſeliger Scheil cht Deine Schätze beneide ich — ſondern Deinen I Tod „Bald darauf zog die Karawane durch die Araber bedeutend verſtärkt, wieder friedlich dahin. Daheim in Deutſchland ſtand man in dem wonnigen Blüthenmonat Mai, als Junker Georg und ſeine Begleiter im Sonnengold die Thürme und Kuppeln Jerusalems blinken ſahen, hoch auf leuchtete Georg's Auge bei dieſem Anblicke, ſein Herz pochte ſtärker in die Bruſt und er ſank in überſtrömender Freude in die Knie: Gelobt ſei der Allmächtige, daß ich nun endlich die Städte ſehen ſoll, da mein Erlöſer wandelte, litt und ſtarb,“ rief er mit lauter Stimme. Die Chriſten zu Jeruſalem empfingen voller Freude die Karawane ihrer Glaubensgenoſſen und beeilten ſich, dieſelbe mit herzlicher Gaſtfreundſchaft aufzu⸗ nehmen, beſonders den Führer der Pilger, Georg von Emmerich. Doch dieſer lehnte freundlich die Einladung des Biſchofs Franziskus von Pianzenza, in deſſen Hauſe zu wohnen, ab, denn das Gefolge des todten Ehrfurckt; ihrethalben nahm Georg in eine angeſehenen Herberge Quartier natürlich une allgemeinem Aufſehen über dies eigenartige Gefolge Wenige Tage darauf ließ der Biſchof dez Junker zu ſich entbieten, um ihm mitzuteilen, da et zum Ritter des heiligen Grabe erwählt ſei, ſein Ritter ſchlag auch ſchon in wenig Tagen ſtattfinden ſoll und zwar in der heiligen Grabeskirche durch den Biſchof ſetbſt. a Der feierliche Tag kam heran, doch beklomme ſchaute Georg der Ceremonie entgegen. Schon lang empfand er ein ſeltſames Unbehagen im Körpe eiſtige Kälte und fiebernde Hitze wechſelte jetzt k ihm ab und von Tag zu Tag ſteigerte ſich dieſe Zuſtand. Georg erkannte klar, daß ihn ein klimatisch Fieber ergriffen habe, doch hoffte er, diſſen Ausbrus mit eiſerner Selbſtbeherrſchung bis nach dem Nit terſchlag zu verſchieben; inzwiſchen traf er alle An⸗ ſtalten, um bei ſeinem moglichen Tode die nötigen »Beſtimmungen über ſeine Beſitzthümer und Diene zu hinterlaſſen. So kam der Tag des Ritterſchlages an. Ein glänzende Verſammlung füllte die Kirche zum heil gen Grabe, denn außer Georg von Emmerich ſollte noch zwei andere Junker die Ritterwürde erhalten faſt ſcheu blickten dieſe Beiden auf den hohen, ernſte Mann im dunklen Wamms, der ſo todtenbleich z ihnen trat. * „Ihr ſeht gar übel aus, Junker? ſagte der Großcomthur näher tretend, „nehmt Euch vor dem Fieber in Acht; kaum ein Europäer kommt ohn dasſelbe aus dem Morgenlande zurlick.“ Fortſetzung folgt. apfel dern Araberſcheils begleitete ihn noch immer mit aller e