5 brſcheint jeden Larittwoch und Santstag und kostet viertellahrlich 1 mit illuſtiertem Auterhaltungsblakt 1 * 40 3 i 3 N 0 950 Inserate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in d e kabellos angehen, finden ſofortige Aufnahm, und werden die ee 5 Farmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal, Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Nabattbewilligung. Pokitiſches. Karlsruhe, 22. Auguſt. Geſtern Mittag urden, lt. Hofberſcht, die königlich baheriſchen Herr⸗ haften mit Hofwagen von Konſtanz nach Schloß Mainau geführt und fund dann um 1 Uhr eine amilientafel ſtatt, an welcher JJ. KK. HH. der Prinz und die Prinzeſſin Ludwig, die Prinzeſſinnen Adelgunde, Marie und Mathilde, ſowie die Prinzen Rart und Franz von Bayern Teil nahmen. Für die Umgebungen war eine Marſchollstafel im großen Saale angeordnet. Gegen 5 Ubr kehrten die höchſten Herrſchaften nach Lindau zurück. Heute Vormittag kiellte S. K H. der Großherzog vielen Perſonen zus der Umgegend Audienz. Potsdam, 22. Aug. Der Kaiſer erſchien e Einladung des Offizierskorvbs des Leibgarde⸗ Dufaxenregiments heute nach 9 Uhr Abends in der Dufarenkaſerne, wo das Regiment aufgeſtellt war. Die Kapelle ſpielte bei Ankunft des Kaiſers die Nogonalbymne. Nach dem Abſchreiten der Front dehgd ſich Seine Majeſtät nach dem neuen Kaſino, 0 die Ueberreichung eines vom Offtizierskorps ge⸗ en kostbaren Sübels an Allerhöchſtdenſelben er⸗ 9 7 Dann fand daſelbſt ein⸗ längere Unterhaltung alt. 5 Berlin, 22. Aug. Der König von Däne⸗ Mork trifft am Freſtag in Berlin ein und nimmt ii die Zeit ſeiner Anweſenheit im königlichen Schloſſe Wohnung. f Berlin, 23. Aug. Der Natfonalzeitung zufolge ſchenkte der ruſſiſche Kaiſer dem Grafen Herbe v. Bismarck ſein Bild. Berlin, 22. Aug. Der italieniſche Miniſter bräͤfident Crispi weilte heute im Sachſenwalde als Hat des Fürſten Bismarck; in kurzer Zeit wird ſich auch der Miniſter der öſterreichiſchen auswärtigen Rudolf Moſſe, * 25 Redaktion, Angelegenheiten, Graf Kalnocky, nach Friedrichsruh begeben. Da nichts über eine gleiche Abficht des rufſiſchen Miniſters, v. Giers, bekannt geworden iſt, ſo ergibt ich ſchon aus der Feſtſtellung der Thatſachen, daß in dem Verhältnis der drei ver⸗ bündeten Mächte mit Bezug auf Rußland eine Aenderung auch nach der Peterhofer Kaiſerbegegnung nicht eingetreten ſſt. Die Anweſenheſt der leitenden Miniſter der uns verbündeten Staaten in Friedrichs⸗ rub iſt — wenn ſie auch nicht zur gleichen Zeit erfolgt — doch das ſicherſte Zeichen der fortdauern⸗ den Intimität zwiſchen Deutſchland, Oeſterreich und Italien, die dem Anſturm der Kriegsparteien anderer erob⸗rungs⸗ und revancheluſtiger Staaten einen unüberwindlichen Damm entgegenſtellt. Friedrichs ruh, 23. Aug. Crisp' reiſte mit dem um 8 Uhr 30 Minuten von Hamburg abgehenden Schnellzuge, welcher ausnahmstwveiſe in Friedrichsruh anhielt. Fürſt Bismarck geleitete den Gaſt an den Eiſenbahnwagen und verabſchiedete fich auf das Herzlichſte von ihm. Crispi wird dem Vernehmen nach in Leipzig übernachten und ſeine Reiſe nach Karlsbad morgen fortſetzen. Sonnenburg, 23. Auguſt. Bei dem heutigen Ordensfeſte des Johanniterordens wurden dem Kaiſer als Protektor des Ordens die Ordens⸗ abzeichen feierlich überreicht. Nach der Ritterſchlag⸗ zeremonie in der Ordenskirche ſprach der Kaiſer: „Hier an heiliger Stätte, wo vor 5 Jahren mein ſeliger Vater ſtand, im Sinne meines in Gdtt ruhenden Großvaters als Protektor des Ordens er⸗ kläre und gelobe ich, als König von Preußen ein Schirmherr un Schützer zu ſein, ſo wahr mir Gott helfe!“ . BVBeerſchiedenes. — Ladenburg, 22. Aug. Im Anſchluß jochenbla urg und Amgegend. 1 K Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, in Hamburg 115 ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und ogler L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Jaſerate für uns an. . Iuſerate ſind von nachweisbarer Wirkſumkeit. N Dru und Verlag ban Karl Molitor in Labenburg Samstag, den 25. Auguſt 7 an bie bon uns letzthin gegebene Mittelung, betreffs der plötzlichen Erkrankung des Muſikdirectors Iſen⸗ mann, ſowie seiner Ueberführung nach der Irren⸗ klinik, können wir heute zur Freude näher Beteiligter berichten, daß in dem bedauernswerten Zuſtond des Mannes ſoweit Symptome der Beſſerung eingetreten find, daß ein baldiges Geneſen in Erwartung ſteht. — Die Beerdigung der beiden, bei der Meſſer Affaire in Neckarau Erſtochenen fand aeſtern Vor⸗ mittag gegen 10 Uhr in genanntem Orte, unter einer daſelbſt wohl noch nie geſehenen Beteiligung ſtatt. Außer den überaus zahlreichen Leidtragenden mochten Diejenigen, welche auf dem Friedbofe an⸗ weſend waren und unter welchen ſich auch ſehr viele Mannheimer befanden, wohl nach Tauſenden zählen. Am Grabe des Peter Schaaf, welcher dem Turnberein angehört hatte, hielt ein Porſtandsmit⸗ glied des letzteren, Herr Peter Werdau, eine kurze Trauerrede, und legte ſodann im Namen des Vereins einen Kranz auf das Grab des Entſchlafenen nle⸗ der. Sodann widmete Herr Peter Wacker im Namen der Geſellſchaft zum Engel, welcher die beiden beim ⸗ gegangenen angehörten, denſelben einen kurzen Nach⸗ ruf und legte an den beiden Grabſtätten je einen Kranz nieder. — Heidelberg, 22. Auguſt. Nächſten Samstag, den 25. d. Mts., Abends gegen 87 Uhr, findet eine Beleuchtung der Heidelberger Schloß⸗ ruine ſtatt, worauf wir aufmerkſam zu machen nicht ermangeln, da ficherlich viele die ſeltene Gelegenheit benutzen werden, eine derartige Augenfreude zu be⸗ wundern. a — Karlsruhe. 25. August. Bekanntlich wurde vor einigen Wochen in der Brauerei Biſchoff bier kurz nach Mitternacht der Wirt von einigen halbwüchfigen Burſchen aus Eggenſtein, welchen er Der König von Görlitz Hiſtoriſcher Roman von H. v. Ziegler. 8 Nachdruck verboten, 15, Fortf. „Nicht wahr, Vater, Ihr wollt mich nicht noch elender ſehen, als ich es bereits bin ?“ frug ſie dumpf und er ſchüttelte beifällig langſam das Haupt. „Nein, mein Kind da ſei Gott vor!“ Ihr brachtet mir ſein letzes Abſchiedswort und begreift es wohl, daß ich nicht allſogleich ein anderes Bündnis ſchließen werde. „So will ich warten, Jungfer Horſchelin,“ fiel der Schreiber wieder ein, „iſt es heute nicht, f iſt es ſpäter Einmal muß mein Treue dennoch egen.“ „Bemüht Euch ferner nicht Herr Ratſchreiber, ich gehe meinen Weg nach ei⸗ genem Willen, Eure Gattin kann ich nicht werden. Aber Herr Bürgermeiſter — und die Ausſteuer, flotterte Fäuſtlein betreten, „ich dachte ſchon ganz 05 ſie zu bekommen; es iſt auch viel Silber 0 ei.“ 8 Laßt es Euch alles allein geben, ſagte Benigna und verächtlich zuckte ſie mit den Achſeln, ich verlange den Kauſpreis nicht, aber um desſelven Willen werde ich auch nimmermehr Euer. Weib. 5 vergeblich, Verlaßt Euch UAber Eures Vaters Willen —“ Mein Vater wird mich ſicher nicht zu einer unglücklichen Ehe zwingen wollen, zudem ſteht mein Entſchluß unveränderlich feſt, — ich trete ſchon Morgen in die Gemeinſchaft der Beghinen ein. 5 Ein zwiefacher Schrei ſcholl durch das Gemach vier Augen ſtarrten ungläubig auf das kodtenbleiche Mädchen, das ſich halbohnmächtig an einem Tiſche aufrecht hielt. „Eine Beghine“, frug endlich ſpottend der Ratſchreiber, „wißt Ihr auch, was ihr damit aus⸗ ſprecht, Jungfer? Die Seelweiber werden von der Geiſtlichkeit arg verachtet. Selten ſind fie gern ge ⸗ ſehen und nur an Kranken⸗ oder Todtenbette ruft man ſie. Bedenket doch, daß ihr dann auch zu jenen Verachteten gehören würdet, ſtatt als mein Eheweib in ſeidnen Gewändern einherzugehen. Befinnt Euch doch, liebwerte Jungfer, ich ſpreche ja nur für Euer Beſtes. „Eine Beghine,“ murmelte auch der alte Horſchel troſtlos, mein einziges Kind ein Seel⸗ weib, das die Leute mißachten und die Kirche verfolgt!“ „Ja, Vater, ein Seelweib,“ beſtätigte Benigna ſanft, „ein Seelenweib will ich werden, welches an den Krankenlagern der Elenden und Müheſeligen wacht, ihre Thräne trocknet und für ſie beket, das lezte Stündlein kommt. Wills Gott kann ich bei ihnen ein Plätzchen finden, damit ich mich nützlich mache und — meine Sünden büße!“ „Ah bah, Jungfer Benigna.“ ſiel Fäuſtlein hier ein. „das wird Euer letztes Wort noch nicht ſein, überlegt es Euch, ich bleibe jedenfalls bei meiner Werbung — und der Herr Bürgermeiſter wünſcht unſre Verbündung ebenfalls dringend“ Der Ratſchreiber ging und keines der Beiden hielt ihn zurück, aber ſie atmeten erleichtert auf als die Thür hinter ihm zufiel. „Vater,“ flehte endlich das blonde Mädchen und fiel nieder bor ihm in die Kniee, ſeid barm⸗ herzig, laßt mich gehen, damit mein armes Herz Ruhe findet; zwingt mich nicht zu jener Ehe, ich fühlte es, daß ich zur Selbſtmörderin werden 8 5 wenn ich dieſes Menſchen Sheweib werden ollte.“ Als wiederum die Abendglocken über Görlitz dahinſchollen, trat Benigna Horſchel in das Käm⸗ merlein jener ſtillen Beahine, die ſie am Todtenbette des alten Thorwächter Lehmann getroffen. „Nehmt mich auf, gute Mutter,“ flehte fie mit zitternden Tönen, „ich will Eure Schülerin werden, will die Armen und Elenden pflegen — damit die eigne Seele wieder zum Frieden kommt.“ „Gott grüß Dich, Kind,“ nickte die Angeretete, N feuchten Auges das blonde Mädchen betrachtend, komm zu uns und wir wollen Dir den Frieden