Banket hielt der Präftdent Carnot folgende Ansprache an die Maires: „Sie find gekommen, um die na⸗ tionale Einheit zu bekräftigen. Das heutige Feſt krönt 2 ſchöne Tage; der geſtrige galt der Verberr⸗ lichung des großen Bürgers, welcher in ſeiner Per⸗ ſon den Boden und die nationale Ehre verteidigte; heute haben Sie die tapfere und geſchulte Armee geſehen, die Vertrauen zu ihren Führern hat und durchdrungen iſt von ihrer hohen Miſſion, welche dem Lande Sicherheit und Zuverſicht einflöſen und nach Außen eine Bürgſchaft für den Frieden ſein ſoll. Heute Abend haben ſie die Bauwerke geſehen, welche ein Rendezvous ſein ſollen, das Frankreich der Kunſt und der Induſtrie des Weltalls giebt. Sie werden ihren Mitbürgern ſagen, daß Sie Leute gefunden haben, die entſchloſſen find, die nrichtungen des Landes zu verteidigen und die ſich nicht verführen laſſen durch trügeriſche und lär⸗ mende Unternehmungen. Vor einem Jahrhundert war Frankreich ebenfalls geeinigt in brüderlicher Umarmung, um die natiouale Solitarität zu ver⸗ künden. Mögen dieſelben Gefühle ſie auch jetzt be⸗ herrſchen! Nichts könnte die franzöfiſche Bevöll⸗ erung mehr erfreuen und das Vaterland kräftigen.“ Paris, 15. Juli. Die Pariſer Truppenſchau in Longchamps war vom herrlichſten Wetter be⸗ günſtigt. Derſelben wohnte eine ungeheuere Men⸗ ſchenmenge bei. Carnot, welcher mit Freyeinet fuhr wurde ſehr ſympatiſch begrüßt. Floquet, der mit Goblet fuhr, wurde auf dem ganzen Wege, wie auf dem Paradefelde, von der Menge, wie dom Publi⸗ kum der Tribünen demoſtrativ begrüßk. Der Vor⸗ beimarſch der Truppen war befriedigend, teilweiſe vorzüglich. Die 2 anweſenden Bataillone Landwehr riefen eine Begeiſterung bervor. Bis jetzt hatte der Feſttag den günſtigſten Verlauf. Belgrad, 15. Juli. Der Sonderzug mit dem König und dem Kronprinzen iſt geſtern 7 Uhr 42 Min. hier eingetroffen. Im Bahnhofe waren die ſämtlichen gegenwärtigen, ſowie einige geweſene Miniſter, der Epiſkopat, die Generalität, die Spitzen der Behörden, ſowie ein zahlreiches Publikum ver⸗ ſammelt. Seitens der auswärtigen Vertreter waren jene Oeſterreich⸗Ungerns und Deutſchlands erſchienen. Als Ehrenwache war das den Namen des Kron⸗ prinzen führende Bataillon aufgeſtellt. Beim Ein⸗ treffen des Zuges ſpielte die Muſikkapelle die Volks. hymne. Der Kronprinz verließ lächelnd den Wagen den Offizteren die Hand reichte. Der Könlg, welcher inzwiſchen den Epiſkopat und die Miniſter begrüßt hatte, geleitete nun den Kronprinzen zur Generali⸗ tät. Der Kronprinz drückte ſämtlichen Mitgliedern die Hand. Hierauf ſtellte der König dem Kron⸗ peinzen die Miniſter vor. Miniſterpräftdent Chriſtie begrüßte mit einigen Worten den Kronprinzen, eben⸗ ſo der Bürgermeiſter. Auf der Straße begrüßte eine prinzen begeiſtert, der Anblick war ein ergreifender. Nach der Ankunft im Konak huldigten ſämtliche hohen Würdenträger dem Kronprinzen. Die Stadt war beflaggt und beleuchtet. Um 9 Uhr fand ein Fackelzug unter Mitwirkung ſämtlicher Geſangvereine ſtatt. i St. Petersburg, 16. Juli. Kaiſer Wil⸗ helm wird am Donnerstag Mittag in Kronſtadt er⸗ wartet und dürfte 4 Tage lang in Peterhof ver⸗ weilen. Auch iſt ein Beſuch in St. Petersburg und Krasnojeſelo beabfichtigt. Die Botſchafter Schweinitz u. Schuwaloff find geſtern hier eingetroffen. Giers wird heute ſpät Abends erwartet. Petersburg, 13. Juli. Ein kaiſerlicher tas ſetzt das diesjährige Rekrutencontigent auf 250000 Mann gegen 225 000 im Vorfahre feſt. Ferner wird die Dienſtzeit für die loosgemäß ein⸗ tretenden Mannſchaften auf 18 Jahre feſtgeſetzt, wovon 5 activ zu erfüllen find. Die Abiturſenten der höheren Lehranſtalten erhalten freiwillig gewiſſe Privilegien. Die Verpflichtung zur Landwehr wird bis zum 43. Lebensjahr verlängert, die aus den bereits acfib ge⸗ dienten Soldaten beſtehende wird in zwei Klaſſen eingeteilt. Die erſte iſt Stammtruppe, die zweite kann nur durch kaiſerliches Manifeſt einberufen werden. London, 16. Juli. Nach einer Meldung der Agentur Reuter iſt unter den Indianern von Hazelton (Viktoria, britiſch Kolumbia) eine Erhebung ausgebrochen. Es werden ernſte Unruhen befürchtet. Eine Batterie Artillerie geht nach dem Schauplatz ab, wo bereits mehrere Weiße getötet wurden. Kapſtadt, 16. Juli. Präfident Brand iſt geſtern geſtorben. ö 5 Berſchiedenes. — Ladenburg, 15. Juli. Der Groß⸗ berzog hat den Notar Guſtav Leonhard in Ladenburg unter Verleihung des Charakters eines Notariats⸗Inſpectors der rechts polizeilichen Ober⸗ nahm den Rapport des kommandirenden Offiziers entgegen und ſchritt das Bataillon ab, wobei er reviſton des Miniſteriums der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts beizugeben geruht. unabſehbare Volksmenge den Konig und den Kron⸗ — Aus Baden, 18, Jall. Wie fia böck. ſollen Porerbebungen über die Errichtung der Grun. und Pfandbuchzämter im Gange ſein und durfte es ſich empfehlen, durch Abhaltung von Berſamm, lungen der Gemeindebebörden die Intereſſen der Ge. meindan, ſo gut es geht, zu wahren, um ſo, im Nachbarſtaat Württemberg, ein Sonderrecht o für Baden vielleicht erwirken zu können, das gam lh aut an die preußiſche Grundbuchsordnung vom 0 Alt Mai 1872 angepaßt werden könnte. Sollte A Sache, wie man bört in geplanter Weſſe doch 1 Stande kommen, ſo wäre es gewiß um den Stond der Ratſchreiber in Baden geſchehen und manch 1 Familienvater würde brodlos werden, zumal der fe Gehalt, trotz der häufigen anderen Geſchüftszulag oft ſehr gering und der Ratſchreiber nur quf 6 bühren angewieſen iſt, die er mit Wegnahme d 100 Grund- und Pfandbuches zum größten Teile, ja f I in der ganz verlieren würde. i 4 6 —— Aus Baden, 16. Jul. Der led Fuhrknecht Guſtav Hoffmann von Windiſchbuch, Dienſte des Müllers Georg Zahn in Waldwimmer bach, kam am 13. d. Mts. in Eberboch an, dort Mehl ab, und wollte Mittags wieder nach Ha n lie 6 zurückkehren. Unterwegs aber, am Lattenried, scheut ſeine Pferde an dem gerade vorüberfahrenden Güte 90 zug von Hirſchhorn und machten einen Seitenſyr 1 6 nach dem Neckar. Hierbei wurde Hoffmann an Baum gedrückt und iſt ſchwer verletzt, das er gl bald ſtarb. Zwei andere auf dem Wagen ſihen Perſonen kamen mit unbedeutenden Hautſchürfung und dem Schrecken davon, auch die Pferde blieb unverletzt. — Bei Eberbach ſind in der Nacht 99 13. auf 14. ds. Mts verſchiedene Garten⸗ Feldgewächſe erfroren und ſoll auf freillegend Waſſerpfützen Eis gefunden worden ſein. — Haßloch, 15. Juli. der zu Pferde war, zwiſchen die Drahtverſchlingungen kam. Das Schienbein des armen Mannes wurde vom Knie abwärts ſo zerfleiſcht, das eine Ampulg⸗ tion unvermeidlich ſein wird. NN — Danzig, 16. Juli. Am Samſtag Abend 77 kenterte, lt. Arkf. Ztg., durch Sturm auf der Rück⸗ 00 fahrt von Putzig nach Hela ein Fiſcherboot, wobe von 18 Perſonen 12 ertranken. legionen ſelbſt zu hören, aber dennoch war es nur das Pochen des eigenen Herzens, welches zum erſten Male eintauchte in das köſtlichſte Ge⸗ heimnis des ewigen Gottes. So kennt ihr mich denn wirklich wieder, Junker? frug Benigna, ſcheu die blauen Augen zu ihm aufſchlagend, daß der ſtolze Junker vor Seligkeit erbebte. „Konntet ihr wohl glauben, Jungfer Benigna, ich hätte die Stunde am Kreuzthor bergeſſen, wie etwas Alltägliches? Tief hinein in ihre Augen ſchaute er, die Zügel lagen loſe auf dem Halſe ſeines Pferdes und ibm wars, als verfinke rings um ſie beide die Welt und die Menſchen. Nur die in der Sonne glänzenden Thürme von St. Peter waren Zeugen dieſer glücklichen Minute. f Diesmal richtete fich das Mädchen nicht kalt abweiſend auf, wie vorhin, als Balduin Fäuſtlein ſie angeſtarrt, leiſe ſank das blonde Köpfchen auf die Bruſt, die bebenden Finger ſchlangen ſich inein⸗ ander und ein wonniges Entzücken zog ein in ihr jungfreuliches Gemüt. Wie geht es dem alten Paten, Benigna? frug Georg nach einer Pauſe in bebenden Tonen, „geht ihr viel zu ihm?“ a „Ja,“ nickte ſie trübe, „aber er nimmt ſehr ab und ich fürchte, es geht mit ihm dieſen Winter zu Ende; er iſt ſchon ſo ſchwach, daß er kaum mehr ſein Amt verſehen kann. Ich gehe ſtets noch jeden Abend zu ihm, um ihn zu erheitern. „Ihr ſeit ſein guter Engel, Benigna, der All⸗ mächtige wird Euch lohnen, was ihr an dem alten Manne thut. „ der Liebe, ob es Stunden oder Minuten geweſen welche ſie da am Zaune verträumt im erwachten, wenn auch noch unausgeſprochenen Vollgefühl der Liebe, fle hätten es nicht zu ſagen gewußt. Da er⸗ klang plötzlich abermaliger Hufſchlag und helles Ge⸗ lächter aus Frauenmund. „Nur noch bis zum Weichbild der Stadt, dann muß ich heim, mich für Gertraude feſtlich zu ſchmücken hörte man eine Stimme. ö f Und daher kam es gebrauſt wie die wilde Jagd, hoch zu Roß eine ſchlanke Dame im dunkleft Reitkleide, die perlgeſtickte Frauenhaube mit dem Schleiher auf rötlichen Haarwellen ſitzend und den Falken auf der Hand, neben ihr ein Ritter in blankem Harniſch“ und hinterdrein ein Knappe in den Farben ſeiner Herrin. „Ah, ſieh da, Vetter Emmerich, woher kommt Ihr des Wegs? Noch ungeſchmückt zum Freimahle vor Gertraudens Hochzeit, wie ich ſelbſt! So gebt Ihr 15 wohl das Geleit ein Stück bis ich heim⸗ kehre?“ Wohl mochte die Reiterin Benignas ſchlanke Geſtalt dort am Zaune erblickt haben, dach hoch⸗ mütig wandte Sie den Blick ab, es ſchien ihr gewiß beſſer, nicht nach den Nebenwegen des tollen Bür⸗ germeiſterſohnes zu forſchen; aber Emmerich kannte derlei gefühle nicht. Grüßend lüftete er das Barett vor dem ſchlichen Bürgermädchen im Linnen⸗ gewande und ſagte mit beſonders freundlichem Nachdruck: Lebt wohl Jungfer Horſchelin; pflegt Euren alten Paten gut und ſagt ihm, ich käme bald einmal ſelbſt hinauf zu ihm! Gott befohlen. den Blicken des wie betäubt daſtehenden Mädche nur eine Staubwolke zeigte aufwirbelnd noch d Weg, welchen Sie eingeſchlagen. Unverwandt ſchaute Benigna derſelben nac Hatte Sie geträunt oder war es Wahrheit, de der ſchöne, vornehme Mann in ſo herzlichen liebes worten mit ihr, dem einfachen Handwerkerkinde, g ſprochen und ihr dabei ſo tief ins Auge geblickt Nur ein Moment lag zwiſchen dem offenen Geſtänd nis deſſen, was ſie ja längſt ſeit jemen Sturmaben wußten daß ſie ſich liebten! 5 Benigna legte die Hand an die brennende Sit und ſeufzte tief, drüben öffnete die Baſe das kreiſch ende Holzthor und rief: Ei, Du träge Dirne, haſt noch nicht das Linne zuſammengefaltet, eile Dich, Du mußt nocht ander Arbeiten verrichten! Währenddeſſen ritt die kleine Cavalcade Trabe dahin, die ſchöne Frau an Emmerich e Seite wandte halb den Kopf nach ihm und feug ſpöttiſch: Ei, ei, Vetter, habt ihr auch unter der Tuch macherzunft hier draußen Bekannte ? „Allerdings, Baſe Agneta, es iſt eine Geſchichte aus meiner Kindheit Tagen, die ich Euch erzählen will, um den Vorfall hier zu erklären. Das Mäd chen iſt Patenkind des alten Thorwächters vo Kreuzthor, der einſt meines Herrn Vaters Nnappe geweſen iſt in Manchem Kampf und Strauß; nu ſcheint der achtzigjaͤhrige Greis ſich ſeiner Auflöf ung zu nähern, denn ſeine Füße tragen ihn kau Bra untwein Was ſie noch weiter geredet, war die Sprache E e Damit wandte er ſein Pferd an die Seite der Reiterin und bald entſchwand der ganze Zug e W