. Nr. 57. als Sie 3 Erſcheint jeden Atttwoch und Hamskag und koſtet viertelſährlich 1 & — mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 K 40 gal Fee 0 Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Erpedition ingehen, finden ſofortige Aufnahme und 1 die ape Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Vokitiſches. Karlsruhe, 15. Juli. Die dem Großherzog für Mittwoch, den 18. ds. zugedachte Huldigung berſpricht einen großartigen Charakter anzunehmen. Es haben bereits 28 Vereine und 7 Korporationen ihre Betefligung am Zuge nach dem Großherzoglichen Schloſſe, der um 8 Uhr Abends ſtattfindet, zugeſagt. Das urſprünglich nach dem Schluß der Feier in Ausficht genommene Gartenfeſt im Stadtgarten ſoll dusfallen. Es wird daher der Zug ſeinen Weg vom Schloß nach dem Marktplatz zurück nehmen, woſelbſt die Auflöſung erfolgt. Karlsruhe, 16. Juli. J. Mä die Kaiſerin Auguſta iſt heute Nachmittag 1 Uhr 22 Min, mit⸗ telſt Sonderzuges auf der Reiſe von Baden nach Koblenz mit Gefolge hier durchgereiſt. S. K. H. der Großberzog hatte der erlauchten Fürſtin das Heleite bis hierher an den Mühlburgerthorbahn⸗ hof gegeben, woſelbſt Ihre Exzellenzen Oberſtall⸗ Meiſter v. Holzing, Oberkammerherr Frhr. v. Gem⸗ mingen Oberhofmeiſter Frhr. v. Edelsheim, Stoats⸗ miniſter Dr. Turban, Stadtkommandant General⸗ leutnant Streccus und der königl. preuſiſche Geſandte b. Eiſendecher mit Gemahlin ſich eingefunden hatten und von Ihrer Mojeſtät im Wagen empfangen wurden. Berlin, 16. Juli. Der Reichsanzeiger mel⸗ det: Mit Genehmigung des Kaiſers wird die ver⸗ wittwete Kaiſerin⸗Königin Viktoria fortan den Namen Kafſerin⸗Königin Friedrich führen. Berlin, 15. Juli. Die Akademiſche Kunſt⸗ ausſtellung iſt im Landesausſtellungspalaſte heute Mittag 12 Uhr feierlich eröffnet worden. Wiesbaden, 13. Juli. Heute Vormittag um 10 Uhr 5 Min. fuhr der Polizeipräſident v. Reinbaben in Uniform an der Villa der Königin General- Anzeiger Cadenburg u Lachebende Annoncen - Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Abelf Stela in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaur von Haaſenſtein und Votzle G. L. Daube und J. Barck und Comp. Natalie vor; Ihm folgten unmittelbar der Polizei⸗ Inſpector, zwei Commiſſare und 12 Schutzleute ins Haus. Die Verhandlungen in der Villa dauerten 5 Minuten; alsdann traten aus dem Hauſe der Gouverneur mit dem Kronprinzen, der ſeinen be⸗ kannten blauen Marineanzug trug, und eine Hof⸗ dame, die zum Bahnhofe fuhren. Der Kronprinz von Serbien machte einen durchaus heiteren Eindruck. Weinend winkte dem Sohne die Königin von einem Fenſter des oberen Stockwerkes aus ihren Abſchieds⸗ gruß. Der Polizeipräſident fuhr nicht mit zum Bahnhof. Die beiden Adjutanten des Kronprinzen nahmen denſelben und ſeine Begleitung auf dem Bahnhofe in Empfang und geleiteten ihn in den Salonwagen. Um 11 Uhr 15 Minuten erſchien der Kriegsminiſter Protitſch in Uniform auf dem Bahnhofe und begrüßte den Kronprinzen im Salon⸗ wagen. Der Polizeipräfident kam bald darauf und verabſchiedete ſich von den ſerbiſchen Herren. Bei der Abfahrt des Zuges, der pünktlich 12 Uhr 10 Minuten erfolgte, ſtand der Kronprinz aufrecht im Salonwagen und unterhielt ſich beiter mit ſeiner Umgebung. 5 Wiesbaden, 13. Juli. Die Königin Natalie verließ Wiesbaden mit dem Schnellzug um 7 Uhr 41 Min. zu direkter Fahrt nach Wien. Kiel, 14. Juli. Die Flottenparade begann heute Vormittag um 10 ½½ Uhr. Das Flaggenſchiff des Panzergeſchwaders, „Baden,“ paſſirte die Yacht „Hohernzollern“, auf der ſich Kaiſer Wilhelm be⸗ fand und die vor Bellevue an der Boje lag, um 10 Uhr 40 Minuten, die Mannſchaften gaben drei kräftige Hurrahs ab, indem während des Fahrens die Flaggen Halbmaſt gehißt wurden. In eben derſelben Weiſe folgten die Panzerſchiffe Bayern mit dem „Aviſo“, „Kaiſer“ und „Friedrich der nd Amgegend. Rudolf Moſſe, 0 4 4 N Inſergte find von nachweisbarer Wirkſamkeit. 4 0 25 Rebaktion, Druck und Verlag von ſtarl Molitor in Ladenbur fregatte „Stein“ mit der Admiralitätsflagge un N 17 . nehmen Inſera für uns an. Große“. Um 10 Uhr 50 Min. paſſirte die Kreuzer⸗ den Matroſen auf den Raaen die Yacht „Hobern zollern“. Es folgten die Kreuzerfregatten „Moltke“ mit den Aviſo „Blitz“, „Gneiſenau“ und „Prin Adalbert“. Das Geſchwader verließ in Kiellinie unte Führung des Flaggenſchiffes „Baden“ den Hafen Bei Friedrichsort fuhren die Panzerſchiffe zu zweie vorbei. Um 11,29 Uhr dampften die Torpedoboo Wyker Bucht her gegen die Yacht „Hohernzollern und zwar in 2 Diviſionen. Je ein Divifionsboo führte 6 Torpedoboote, welche zu zweien liefen In der Nähe des Bellevue⸗Steges ſchwenkten die ſelben. Die Yacht „Hohernzollern“ ſetzte ſich um 11 Uhr 35 Min. langſam in Bewegung. Um 1 Uhr 50 Min. paſſirte dieſelbe, von der Torpedoboot⸗ flottille begleitet, unter den Salutſchüſſen der Feſt⸗ ungsgeſchütze Friedrichsort. Als der Kaiſer den Kieler Hafen verließ hatte ſich das Wetter aufgeklärt. Paris, 13. Juli. Floquet hat Boulanger veranlaßt durch ſchwere Beleidigungen in der Kammer durch Clemenceau und Perin auf Degen gefordert Der erſte Gang im Zweikampf begann um 10 Uh 20 Minuten Vormittags. Es folgten ihm nur noch zwei, freilich ſehr heftige Gänge. Im erſten erhiel Floquet am Schenkel eine ganz unbedeutende Streif ung und Boulanger einen leichten Streifſtrich an de Hand; im zweiten, ſehr heftigen Gange, erhiel Floquet eine leichte Wunde in die rechte Bruſt, Boulanger eine ſchwere Abfuhr in den Hals. E fand dabei ein bedeutender Bluterguß ſtatt. Boulange blieb aufrecht. Seine beiden Zeugen geleiteten ih bom Garten in's Haus. Die Bandage und das Hemd waren voll Blut, Floquets Verletzung iſt gering Paris, 15. Juli. Bei dem geſtern aus An laß der Feier auf dem Marsfelde ſtattgehabte Der König von Görlitz. Hiſtoriſcher Roman von H. v. Ziegler. f a 5 Nachdruck verboten. 4. Fort. a Aber da mit einem Male richtete ſich Meiſter Horſchels Töchterlein hoch und ſtolz auf, maß den * mit einem verächtlichen Blicke und ſagte erb: ich meine, Balduin Fäuſtlein, Ihr ſteht im Dienſte der Familie des Junkers und Ihr wagt dennoch, ſo über ein Glied derſelben zu reden?“ 1 „Hm, hm, nur nicht ſo böſe, ſchöne Jung⸗ fer; s iſt ja nur aufrichtiges Wohlwollen und Freundſchaft für Euch, die mich ſo reden ließen.“ 0 „Ihr kanntet mich aber bis zur Stunde ni 0 „Hab Euch aber ſchon oft ſehr ſittſam zur Meſſe gehen ſehen, Jungfer Horſchelin, und mir dabei gedacht — — —“ „Das Mädchen überlief ein kalter Schauder, Fäuſtleins verliebten Blick und ſein Bemühen bewahrte, ihre Hand zy erfaſſen. Wollt ihr nicht ein wenig die Baſe drinnen beſuchen ? frug ſie, einen Schritt zurückweichend, „fie iſt dein in der Kammer, auch der Vater kommt bald heim.“ f jungen Mä „Aber liebwerteſte Jungfer, merkt Ihr denn nicht, daß ich gerade Euch aufſuche und nur deshalb die Bekanntſchaft mit dem ehrenwerten Meiſter Horſchel aufgeſucht habe?“ Jetzt wich mit einem Male alle Farbe aus Benignas lieblichem Geſichtchen; todtenbleich, hoch⸗ aufgericht ſtand ſie vor dem Ratsſchreiber, deſſen Blicke noch immer bewundernd an ihr hingen, und kalt, verächtlich klang es von ihren Lippen: ö „Ich wüßte nicht, Herr Ratſchreiber wann ich Euch Veranlaſſung gegeben hätte, eine ſolche Sprache gegen mich zu führen und bitte Euch, mich allſogleich von Eurer Gegenwart zu befreien; wenn auch nur ein ſchlichtes Bürgermädchen, bin ich doch keineswegs ſchutzlos und ich will Euch beweiſen, wie die Tuchmacher die Ehre ihrer Frauen und Tochter zu ſchützen wüſſen —“ Weiter kam ſie nicht. Schnauben eines Roſſes klang dicht am Gartenzaun und mit einem Male bückte fich Balduin Fäuſtlein tief zur Erde, zog ehrerbietig das Barett und — ſchlüpfte im ſelben Augenblick davon — als Georg von Emmerich erſtaunt ſein Pferd vor der blonden Benigna zügelte. „Ah, die Jungfer Horſchelin! Freut mich Euch widerzuſehen, wie geht es dem alten Lehmann draußen am Kreuzthor?“ frug der Junker freundlich Aber Balduin Fäuſtlein vernahm nicht mehr des dchens Antwort, häßlich lächelnd ſchlich er und will dafür ſorgen, daß der geſtrenge Her Hufſchläge und das davon, indem er murmelte: 5 „Oho, weht der Wind daher! Warte nu mein Täubchen, wo der Edelfalke lauert darf ich mich allerdings nicht heranwagen — aber ich kan Euch beiden die ſüße Miene verſalzen.“ Alſo deßhalb die hochmütige Abweiſung! Ge mach, mein Herr Junker, ich halte Euch in Hände Vater rechtzeitig Alles erfährt. Währenddeſſen ſtanden ſich der Junker und Benigna dort am Zaun ſtumm und doch voll Ent zücken, mit pochenden Herzen und geſenkten Blicke gegenüber; goldigklar umflutete ſie die Sonne de Spätſommertages und ein ſchimmernder Herbſtfade umwob die blonden Flechten des Mädchens mi der Feder auf dem Barett des Junkers. Sie gedachten beide der Stunde, da ſie fi zuerſt geſehen, an den Trunk, den ſte kredenzt, di züngelnde Flamme im Kamin und den letzten Hän dedruck auf der Schwelle des kleinen Wächter des Tuchmachers gähnte wohl eine tiefe, tiefe Kluft aber zwiſchen beider Seelen ſpannte ſich hellleuch⸗