Hilfsſchreiber Dietz, gegen deſſen Frau und den Färbereibeſitzer Appell. Dietz iſt beſchuldigt, eine Reihe geheimzuhaltender Schriftſtücke geſtohlen und an die franzöſiſche Regierung verraten zu haben, die teils abſchriftlich, teils originaliter an das unter der Leitung des Oberſten Vincent ſtehende Nachrich⸗ tenbureau gelangt ſeien. Die Mitangeklagte Dietz iſt beſchuldigt, dem Ehemann wiſſentlich und durch die That geholfen zu haben. Appell iſt beſchuldigt, die Frau Dietz bei Abſendung der Nachrichten un⸗ terſtützt zu haben, ferner dem ſchon früher verur⸗ teilten Cabannes Beihilfe zu dem Landesverrat ge⸗ leiſtet zu haben. Dietz bekennt ſich ſchuldig und will den Landesverrat aus Not begangen haben; ſeine Frau erklärt ſich nicht ſchuldig, weil ſie keine Kennt⸗ nis von dem Karakter der Schrieftflücke hatte. St. Petersburg, 2. Jull. Der Beſuch des deutſchen Kaiſers Wilhelm wird Seitens des hiefigen Hofes in Mitte des Monats erwartet. 8 Berſchiedenes. — Ladenburg, 3. Juli. Die 2. Orgel- konferenz für die Dibzeſe Ladenburg ⸗Weinheim findet hier am 4. Juli, Nachmittags, ſtatt. Wir dürfen mit gutem Grunde hoffen, daß die günſtigen und freundlichen Eindrücke, welche ſeiner Zeit die erſte Konferenz durch die Art, wie Herr Mufikdirektor Hänlein die Leitung handhabt, hervorgerufen hat, auch diesmal nicht ausbleiben. — Mannheim, 30. Juni. Bei dem Neu⸗ bau D 7, 9 waren geſtern Abend 5 Uhr Arbeiter mit dem Abräumen eines Gerüſtes am Hinterge⸗ bäude beſchäftigt; der Arbeiter Aug. Thorwart von Mundenheim warf, entg⸗gen dem baupolizeilichen Verbote, eine Diele herab, ſtatt ſolche an einem Stricke herab zu laſſen, und traf unglücklicherweiſe damit den eben aus dem Bau kommenden Taglöhner Lud. Schneider aus Enkenbach auf den Kopf. Der Verunglückte ſtarb leider auf dem Transport zum allgemeinen Krankenhauſe. Der fahrläſſige Thäter wurde verhaftet. f — Karlsruhe, 2. Juli. In der ehemali⸗ gen Bierbrauerei Biſchoff, in der Herrenſtraße, wurde nach 12 Uhr heute Nacht durch mehrere und nachher zum Linkenheimer Thor hinausfuhren eine größere Schlägerei verübt, wobei Wirt Weißin⸗ ger, welcher abwehren wollte, lebensgefährlich am Kopf verwundet wurde, ſo daß das Gericht noch Nachts in Thätigkeit treten mußte. — Mainz, 27. Juni. Ein Vorfall, wel⸗ fremde Burſche, welche ein Fuhrwerk bei ſich hatten cher ſich geſtern Abend in einer blefigen Badeanſtalt ereignete, hat hier peinliches Aufſehen erregt. Zwei Frauen begaben ſich am Montag Nachmittag in eine Badeanſtalt am Rhein und waren ſeit dieſer Zeit ſpurlos verſchwunden. Die Polizeibehörde, die von dieſem Verſchwinden Kenntnis erhielt, nahm geſtern Abend eine Rev ſion der Badeanſtalt vor; man fand eine der Badezellen von innen verſchloſſen, ſo daß ſie gewaltſam geöffnet werden mußte. dieſer Zelle fanden ſich auch ſämtliche Kleidungs⸗ ſtücke der verſchwundenen Frauen vor, gleichzeitig wuide aber auch feſtgeſtellt, daß die eiſerne Zelle ſelbſt, in welcher gebadet wird, untergeſunken war. Daß die beiden Frauen, welche ſich zuſammen im Bade befanden, mit dieſer Zelle untergeſunken find, ſteht ganz außer Zweifel. Die Nachforſchungen nach den Leichen der Verſchwundenen haben bis jetzt noch zu keinem Reſultat geführt. Die Badeanſtalt iſt vorläufig polizeilich geſchloſſen worden. — Vor⸗ ſtehendes Vorkommnis hat noch ein tragiſches Nach⸗ ſpiel bekommen, indem ſich der Bräutigam des er⸗ trunkenen Mädchens, das aufg ⸗funden wurde, geſtern Abend aus Gram durch Erhängen das Leben zu⸗ nehmen ſuchte. Der unglückliche junge Mann, ein Schuhmachergehülfe von hier, wurde zwar noch lebend abgeſchnitten, doch iſt an ſein Aufkommen nicht mehr zu denken iſt. Die Eltern des jungen Mädchens trafen geſtern Mittag hier ein und wohnten am Abend der Beerdigung bei. — Mainz, 29. Juni. Im bieſigen Floß⸗ hafen hat ſich ein ſchwerer Unglücksfall zugetragen. Es waren daſelbſt mehrere Leute damit beſchäftigt, große Baumſtämme in den Hafen zu laſſen; ein Arbeiter Namens J. Hüffner aus Keſſelhauſen bei Koplenz ſtand vor einem dieſer Bäume, der plötzlich die ſteile Böſchung hinabrollte, den Arbeiter erfaßte und vollſtändig zerquetſchte, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Der Verunglückte iſt verheiratet und hinter⸗ läßt 7 Kinder. — Die Kunde von einem entſetz⸗ lichen Verbrechen erregt in Debreczin große Aufregung. In der Familie des dortigen wohl⸗ habenden Bürgers und Stadtrepräſentanten Andreas Moricz ſen. herrſchte ſeit langer Zeit Zwietracht, die einen ſolchen Grad annahm, daß die Gattin mit ihren Kindern den etwa 65 Jahre alten Mann ver⸗ jährige Sohn Joſef Moricz, Führer im 46. Honved⸗ Bataillon, hatte ſich Dienſtag Abend zum Vater be⸗ geben, um ihn zu erweichen, daß er namentlich eine In gegen die Mutter erwirkte Pfändung nicht aßhalen laſſe, doch der Alte trieb ihn aus dem Hause, Um g Uhr Morgens wurde der Vater wieder von dem Sohne aufgeſucht, um mit ihm wegen der Pfändung neuerdings zu ſprechen. Diesmal hatte letzterer des reits ſein Gewehr mit ſich genommen, das er im Vorzimmer zurücklies. Alle Bitten waren vergeblich, worauf er drohte, die Sache werde ein böſes Ende nehmen. Die Antwort war, daß der Alte ſeinen Sohn ins Geſicht ſchlug, welcher nun ins Vorzimm e ſtürzte, das Gewehr lud und auf den ihm den Rücken zukehrenden Vater ſchoß. Die Kugel drang dem Alten in den Rücken. Der Greis hatte ſich raſch umgewendet, die Arme erhoben und war dann nieder⸗ geſtürzt. Von beſtialiſcher Wuth erfaßt, ſchoß Joſef Moricz noch ein zweites Mal, und zwar diesmal in den Kopf ſeines Veters und eilte dann in die Kaſerne um ſich ſelbſt anzuzeigen. — In Weißenfels lebt der General v. Wurm b, der jetzt zum ſechſten Mal den Regler⸗ ungsantritt eines preußiſchen Königs erlebt. 1795 machte er unter deſſen Nachfolger Friedrich Wilhelm III. die ſchweren Kämpfe mit und diente noch aiſer Wilhelm I., von dem er ſich den Abſchied erbal und erhielt. — Das Abrufen auf den Bahnhöfen, Das Publikum iſt meiſtens der Anſicht, daß es ein Recht auf das ſogenannte „Abrufen“ durch den Portier auf den Bahnhöfen habe und es kommt vor, daß im Falle des Unterbleibens deſſelben und daraus entſtandener Verſäumnis des Zuges Schaden⸗ anſprüche an die Eiſenbahnverwaltung gemacht werden. Es wird deßhalb von Intereſſe ſein, zu er⸗ fahren, daß ſolchen Entſchädigungsanſprüchen nie ſtattgegeben wird und zwar deßhalb, weil es ihm Betriebsreglement klar und deutlich: „Das Zeichen muß ich Ihnen ſagen, daß ich grundſätzlich ..“ — ließ und eine beſondere Wohnung bezog. Der 25. zum Einſteigen in die Wagen durch 2 verſchiedene 1 K Schläge auf die Stationsglocke gegeben.“ Das A rufen ſei zur Bequemlichkeit des Publikums eine e föhrt; ein Unterlaſſen desſelben könnte dem dam — beauftragten Beamten wohl eine Disziplinarſtrafe 1 — zuziehen, jedoch nie den Grund zu Entſchädigungs⸗ N anſprüchen für das Publikum bilden. im k mütehenden — Aus der Bettlerpraxis. Bettler: „Ich n und bitt' ſchön um ein Almoſen!“ — Hausherr: „Zuerſt 1 E27 Mittelalter ja haarklein vorgeſchrieben war, aber Emmerich meinte, nirgends im Auslande, auch an en ariſtokratiſchen Hoflagern Italiens und Frank⸗ reichs nicht, ſolcher reinen Frauenſchönheit wie die ſer Jungfrau begegnet zu haben. „Verzeiht mein ſpätes Eindringen, ſchönes Kind,“ begann er, faſt befangen einen Schritt näher tretend, „ich ahnte nichts von dem Beſuche meines lieben, alten Freundes Lehmann.“ Eilig rückte der Wächter auch ſchon einen hohlehnigen Seſſel, den einzigen im Gemache herbei damit der Junker Platz nehmen könne. Ja, ja,“ nickte der alte vergnügt, „die Beni⸗ gna Horſchel kommt gar oft zu dem alten Pathen um ein Stündchen mit ihm zu plaudern; ſie iſt ein gutes Kind und Gott unſer Herr wird ſie ſegnen für ihr Samariterwerk. Entweder ſingſt ſie mir ein ſchönes, altes Kirchenlied oder ſie lieſt mir dort aus der ſchweinsledernen Poſtille ewas vor, ſodaß ſolch ein ſtürmiſcher, unfreudlicher Abend im Um⸗ ſehen verfliegt.“ Unverwandt ſchaute Georg währenddeſſen in Beniana's tiefblaue Augenſterne und ein ſeltſames Empfinden zog in ſein Herz; edlere Regungen dem weiblichen Geſchlechte gegenüber waren ihm bis da⸗ hin faſt fremd geblieben, denn er hatte ein unſtätes Wanderleben geführt wie all die Männer draußen im fremden Lande und — jetzt! Dieſem wunderſchönen, fanften Augen gegen ⸗ über ergriff den Junker ein Sehnen nach etwas Hohem, Herrlichem, das ihm bislang fremd geweſen Nicht doch, Pathe Lehmann,“ ſagte jetzt ſchel⸗ miſch lächelnd das Madchen; „Ihr ſelbſt erzählt in jenen Zeiten und Ereigniſſen, welche ihr da vor mir entrollt, zu leben.“ „Habt Recht, Jungfrau,“ fiel Emmerich fröh⸗ lich ein, „das kenne ich auch beim alten Thorwächter hab ſchon als zehnjähriger Bube auf ſeinen Knieen geſeſſen und mit glühenden Wangen und fliegendem Athem vom Kaiſer Siegesmund und dem Koſtnitzer Concil gehört, auch bittre Thränen darüber ver⸗ goſſen, wie ſie den unglücklichen Profeſſor Huß aus Prag auf dem Scheiterhaufen verbrannten. O, lieber Alter, was für herrliche Tage waren das doch und nur allzu raſch flogen ſie vorbei.“ „Aber ſetzt Euch doch einen Augenblick nieder, Junker,“ bat der alte Thorwächter noch immer ſehr erregt, Benigna, hole das Warmbier aus dem Ofen. Das wärmt und thut gar wohl nach dem ſchlimmen Wetter.“ f „Ei, gebt es her, alter Freund,“ rief der ſchöne Junker lachend, „und, Jungfer Benigna, wenn ihr es machen wollt wie die vornehmen Damen bei Hofe, ſo kredenzt mir den Krug.“ Nur einen einzigen Augenblick ſenkten ſich ihre Blicke ineinander. 5 Hocherrötend, doch wortlos ſetzte das Mädchen den Krug an die Lippen und gleich darauf preßte Georg die ſeinen ganz an dieſelbe Stelle. Strahlend vor Freude und Ehre ſaß der Alte Thorwächter daneben, ohne zu ahnen, daß dieſe eine Stunde im kleinen Häuschen am Kreuzthor für immer folgenſchwer für zwei junge Leben ſein würde. Wie hoch die Flammen im Ofen aufglühten und praſſelten, wie ihr Schein über Benignas blonde viel ſchöner als ich, daß mir die Spindel gar oft in den Schooß ſingt und ich meine, mitten drinne Flechten glitt und das zarte Geſichtchen höher färbte das ſich dort auf di Spintel neigte. N 2 75 Erſt nach mehr als einer Stunde erhob er ſich um fortzugehen. N d ie und Bettler: „Ich empfehl mich! Wenn mir Einer mit h im dor Be Grundſätzen kommt, dann weiß ich ſchon, daß ich nichts krieg'!“ * 2 ir ralurg. „Oder trug des Junkers Blick die Schuld . daran?“ 5 Eine innere Stimme mahnte Georg von Em⸗ 1 merich zu fliehen, ſo lange es noch Zeit ſei, aber bete Kir: mit einem Male ſchien es ihm draußen oͤde und ein! n ſam ohne dieſe blauen Augen, trotzdem ihm das . Vaterhaus zu nahe winkte. tee 83 1 „So, mein guter Alter,“ rief er munter halt detrie z Dank, daß ihr mich erquickt habt, nun kann ich W N weiterreſten in die alte Voterſtadt. Möchten mich Ane doch alle Menſchen darin ſo freundlich aufnehmen, eis in derbe z wie ihr und die Jungfer Benigna! bie nd Letten Der Junker und Benigna wußten kaum wie een e es gekommen, da lagen mit einem Male ihre Hände W bun mu ineinander und ihre Blicke fanden ſich wie vorhin e da de bei Georgs Ankunft. du Kante Aut Aber wenn es auch nur ein Augenblick ge⸗ Wurzer weſen, daß der ſtolze Junker die Hand des ſchlichten 15 Tuchmachertöchterleins in der ſeinen gehalten — e vergeſſen konnte er es doch nimmermehr; wie ein 0 1 i 1e magiſches Fluidum durchdrang die Berührung ſeinen i weer de Körper und ſein Herz schlug raſcher. r Wohl waren ſie ſich es Beide noch nicht voll⸗ A . 4 ſtändig bewußt, was hier beim fleck rnden Feuer⸗ 9 ſchein und der ſurrenden Spentel in ihn nauſer⸗ de en wachte, aber die pochenden Herzen ahnten doch die r ergeben Nähe eines hoheren Gefüh's, einer beſtligenden e ane in de Wonne, welche die Menſchen Liebe nennen. An f! 4 1850 4 Fortſetzung folgt. Auch ein Doppelbier. 5 5 Vater: Nun haſt Du auch gewiß Doppelbſer be⸗ kommen? — Sepperl: Freill, Vater — mer holes aus zwol Fäßle' causg'loſſa! 5 5 1