gehen. Geſell und ein weſterer Unterzeichner zu dem Antrag Schneider zurück. Nach fünfſtündiger Ver⸗ handlung wurde der Antrag Schneider und Genoſſen auf Vertagung und Umarbeitung des Beamtenge⸗ ſetzes mit allen gegen 12 Stimmen verworfen. Für n Antrag ſtimmten: Blankenhorn, Dreher, Gerber hennig, Klein (Wertheim), Marbe, Mays, Reichert, Schmitt (Bruchſal), v. Schmidsfeld, Schneider, Win⸗ terer. Man darf dies Ergebnis begrüßen, denn eine Vertagung ohne die Grundlagen einer Verſtändigung tte zu den peinlichſten Folgen nach jeder Richtung hin führen müſſen. Die Vorlage kann hiernach in r Hauptſache als gefichert betrachtet werden. Berlin, 27. Juni. Der Kaiſer⸗König er⸗ öffnete, gefolgt von den königlichen Prinzen, heute den Landtag programmmaͤß'g. Die Königin und die Prinzeſſimnen waren in der Loge rechts vom Throne. Das Herrenhaus ſtand rechts, das Abge⸗ ordnetenhaus links dem Throne gegenüber. Beide Häuſer waren ſehr zahlreich erſchienen. Bei Ein ⸗ tritt des Kaiſer⸗Königs beingt der Herrenhausprä⸗ ſident ein von Enthuſiasmus begleitetes Hoch aus. Bei den Hauptſtellen der Thronrede wurden lebhafte Beifallsbezeugungen laut, Während der Verleſung der Rede war der König mit dem Helm bedeckt. Nach der Verleſung reichte der Kaiſer Bismarck die Hand, die dieſer küßte. Nach einer Verneigung vor dem Landtag verließ der Kaiſer den Saal. Der Präfident des Abgeordnetenhauſes brachte das Hoch aus, das ſtürmiſch wiederholt wurde. Berlin, 27. Juni. Bei dem heute Vormit⸗ tag kurz vor 12 Uhr erfolgten Empfang des Reichs tagspräſidjums durch den Kaiſer nahm derſelbe zu⸗ nächſt die Adreſſe des Reichstages aus den Händen des Präftdenten entgegen. Sodann bemerkte der Kaiſer, daß er der denkwürdigen Sitzung des Reichs⸗ tages vom 6. Februar beigewohnt und als erſter dem hochſeligen Kaiſer Wilhelm über die Beſchlüſſe des Reichtags hinfichtlich des Wehrgeſetzes Bericht erſtattet habe. Bei dieſer Nachricht ſei ihm der Kaiſer um den Hals gefallen. So erfreut ſei der hochſelige Kaiſer geweſen, daß er an jenem Tage immer von neuem das Geſpräch auf die Beſchlüſſe des Reichs⸗ tages gelenkt habe. Der Kaiſer meinte, daß er den Mitgliedern des Reichstoges gewiß Freude mache, dies zu hören. Er beauftrage daher den Präftdenten, möglichſt vielen Reichstagsmitgliedern hiervon Kennt⸗ nis zu geben. Berſchiedenes — Mannheim, 26. Juni. In heutiger Strafkammerſitzung wurde die Anklage gegen Georg Weber, 37 Jahre alt, verheirateter Maurermeiſter und Adolf Kleebach, 36 Jahre alt, lediger Tüncher von hier, wegen fahrläſſiger Tödtung und bezw. Körperverletzung verhandelt. Am 6. Dezbr. vorigen Jahres erfolgte bekanntlich der Einſturz des in Z P Nr. 1½ jenſeits des Neckars begonnenen, dem Mit⸗ angeklagten Kleebach gehörigen Neubaues, wobei 6 bis 8 Arbeiter teils ſchwer, teils leichter Verletzt wurden, der Hauptſchuldige, Maurerpalier Löſchmann, aber eine ſo bedeutende Verletzung erlitt, daß der⸗ ſelbe am 25. Dezember vorigen Jahres den Folgen derſelben erlag. Georg Weber wurde der Anklage gemäß zu 6 Monaten Gefängnis, Kleebach dagegen nach 8 330 des Strafgeſetzbuches zu 100 Mark Geſdſtrafe verurteilt. 5 — Karlsruhe, 28. Juni. Das großh. Bezirksamt hier warnt, Bezugnehmend auf die in neueſter Zeit ſtattfindende vermehrte Einfuhr von Schlachtſchweinen aus Nord⸗ und Nordweſtdeutſch⸗ land, woſelbſt die Trichinenkrankheit nicht ſelten auf tritt, die hiefige Einwohnerſchaft vor dem Genuſſe nicht durchgekochten oder nicht durchgebratenen Schweintfleiſches. — Aus Baden, 28. Juni. Aus Oberhar⸗ mersbach iſt der Sonnenwirt Fridolin Lehman mit Zurücklaſſung ſeiner Familie und einer Schuldenlaſt von über 70,000 M. nach Amerika verduftet. — In Marlen lebten die Eheleute Kopp zum Rößle daſelbſt faſt beſtändig miteinander in Unfrieden. Letzten Samstag nun, nachdem die ganze Woche Streit und Zank an der Tagesordnung geweſen, fuhr der Mann nach Offenburg, kaufte ſich einen Revolver, kehrte nach Hauſe zurück, wo er ſich noch eins antrank. Dann feierte er wiederholt die Piſtole auf ſich ab, traf ſich toͤtlich in den Unterleib, rannte * wle sahnflunlg im Hauſe umher ließ Wein und Bier im Keller laufen, zündete Bett und Kleider an und zertrümmerte, was ihm in die Hände kam, bis er endlich kraftlos im Keller zuſammenbrach. Heute Morgen erlöſte ihn der Tod von ſeinen Schmerzen. Er war in Waldulm geboren und ſoll vor ſeiner Verheiratung ein braver und ſolider Menſch geweſen ſeyn. — Im Jahre 1885 hatte Jagdauffeher Bau⸗ mann in Dauchingen im Walde ein junges Reh aufgefunden und daſſelbe auferzogen. 8 nun das Tier im Sommer des Jahres 1886 auf mehrere Tage von Hauſe entfernt hatte, dann am 28 Mai 1888 zwei junge geworfen hatte, lief doſſelbe letztes Jahr wieder vom Hauſe weg und blieb aber diesmal nur 2 Tage — vom 25. bis 27. Auguſt fort und gebar am 18. d. M. 2 Junge 1 Bock und 1 Geischen, welche mit der Alten und dem vorjährigen Bock als eine Rehfamilie luſtig beieinander leben und mit ihrem Pfleger aufs Feld ehen. 10 — Berlin, 27. Juni. Der Kronprinz von Schweden, welcher kürzlich mit ſeiner Gemablin in Franzensbad weilte, iſt dort am 20. d. M., lt. Kö. Ztg., beſtohlen worden. Es liegt heute folgende amtliche Meldung über dieſen Diebſtahl vor: In einem Gaſthofe in Franzensbad find am 20. d. M. entwendet worden: Eine goldene Remontoiruhr (Nr. 24.527) mit Doppeldeckel und Doppelkette, ein Petſchaft mit Monogramm und Krone (G. A. 0) nebſt ſchwediſch⸗norwegiſchem Reichswappen; Die Krone ſieht der deutſchen freiherrlichen ähnlich. Ferner ein goldenes Medaillon mit blau⸗maillirter Schrift in ruſſiſchen Buchſtaben, innen ein Photographie, ein Kinderportrait mit Haarlocken, ein Freimaurer⸗ zeichen, Ring aus drei rothemaillirten Kreuzen, und aus drei blauemaillirten Buchſtaben; ein kleines goldenes Medaillon mit ſchwarzem Emailkreuze: ein kleines Medaillon mit erhabener Jahreszahl 1886 zwei Miniatur⸗Oſtereier in Gold mit Rubinen und Saphiren; ein Ring, ſchmaler Goldreif, mit einem Saphir und zwei Brillanten: ein filbener Georgs⸗ Thaler; ein goldenes Medaillon mit dem Bildnis Kaiſer Wilhelms I., auf der Rückſeite ein Kreuz und die Jahreszahlen 1797 bis 1888; eine ſchwe⸗ diſche Silbermünze (10 Oere); eine Miniaturhand aus rother Koralle mit einem Kettchen, daran ein Medaillion aus der Zeit des Königs Guſtav Adolf mit emaillirtem Bildnis deſſelben, rückgravirt; ein Ring, ſchmaler Goldreif, mit kleiner, ziemlich abge⸗ nutzte Perle, ein Ring, Goldreif, geſchl ffener Cabo⸗ chen; ein Ring, breiter, ziemlich ſtarker Reif, mit großer Waſſerperle und mit kleinen Brillanten rechts und links (vier oder fünf auf jeder Seite nebenein⸗ ander). An der Uhrkette befindet ſich auch noch ein Bleiſtifthalter aus Silber. Für die Ergreifung des Thäters iſt eine Belohnung von hundert Gulden ausgeſetzt. — Honorar Mackenzie 's. Die geſamte Honorar⸗ Entſchädigung, einſchließlich der Reiſeentſchädigungen, für Mackenzie betrug etwas über 300,000 M. B. T. — Ueber ein ſchweres Schiffsunglück, dem zahlloſe Menſchenleben zum Opfer gefallen find, wird telegraphiſch aus London berichtet: Der geſtern in Plymout vom Kap angekommene Poſtdampfer „Drummond Caſtle“ meldet: Bei Kap Agulhas ging am 3. Juni ein großes Fahrzeug, mutmaßlich ein Auswandererſchiff, mit allen Perſonen an Bord, unter. Das Schiff hißte Notfignale, aber wegen eines furchtbaren Sturmes und des hohen Wogen⸗ ganges konnte der Dampfer nicht Hilfe leiſten. Das Schef ſank ſchließlich unter entſetzlichen Angſtgeſchrei der Paſſagiere. Der Name des Schfffes iſt unbe⸗ kannt. — Kap Agulhas liegt an der ſüdlichſten Spitze Afrika's, ſdöſtlich vom Kap der guten Hoffnung. An des Kaiſers Wilhelm II. Majeſtät. E war Sonntag, am achtzehnten des März, Da legte mit beſcheidnen, treuen Grüßen Mein Lied — es rief den Heimatsgruß mein erz — Sich Kaiſer Friedrichs Majeſtät zu 1 5 Heut blick ich thränenſchwer nur himmelwärts, Entſagung muß für Hoffnungsträume büßen, Der Friedenskirche Gitter iſt geſchloſſe 6 Nie find die Zähren bitterer gefloſſen 730 Nachdem ſich ] Du, Herr und Kaiſer, der Du auf des Lebens i ut Ich kal mich nicht von Deinem Bilde trennen, ban 5 Du kalſerlicher Dulder! Heut noch nicht! „ inben Mir iſts als ob die Wunden tiefer brennen, % e Wenn man mir heut vom mildem Balſam ſpricht 7 ga den Es hat der Schmerz ſein Recht! Und die verkennen * d Dies Recht, die unbarmherzig ins Gericht 5 16 10 Mit ſolchen ſchweren deutſchen Thränen gehn, agen zi Das Herzeleid, das tiefe, nicht verſtehn! . 7e vd 755 e en en e in wa , ee 5 0 11 anlafen. e 2 5 lei Heut weihevollſter Sonnenhöhe ſtehſt, Der für die hohen Ziele Deines Strebens Du Deiner Ahnen Segen Dir erflehſt — Dein Wunſch und Dein Gebet ſtroͤmt nicht vergebe Zu jenen Hoh'n da Gnade uns erlöſt — — — Mit Dir vereint, Millionen auf den Knieen, n Flehen um des Troſtes Friedensharmonjeen! — 1 5 g e i ben Millionen blicken auf Dein junges Hanpt, Du ſchwergeprüfter, theurer Frühlingskaſſer, Wem Unheil früh der Jugend Stützen raubt, Den weiht der Schmerz, er macht ihn groß weiſer! Herr, ſei getroſt! Dein Deutſchland an Dich glaub Sind auch geknickt Dir duft'ge Blütenreiſer; „Du kommſt mit der aufblühn'den Roſenpracht. Das ſei uns Loſung, Sinnbild Deiner Macht!“ Aufblüh'nde Roſen! Mitten in Cyyreſſen, Und Immortellen kränzen Deinen Thron! Verwellt find jene, doch nicht unvergeſſen, Die in Charlottenburg und Friedrichskron Dein Volk zur Bahre trug Was wir beſeſſen, Was wir erträumt vom Vater, wird der Sohn, Den wir hochhalten auf der Liebe Armen, Erfüllen und am Herzen uns erwarmen! Wir folgen, Herr, ſeit Deiner Kindheit Stunden Dir mit der Volkesliebe ficher'm Blick! Wir haben Dich allzeit bewährt gefunden Als unſers Throns hoffnungsverheißend Glück Flieh' denn Du Zeit der Narben und der Wunde In's bodenloſe Dunkel nun zurück: Blüht auf, ihr Roſen Kaiſer Wilhelms, blüht Labſal und Balſam deutſchem Volksgemüth „Blüh' auf, du Roſe des Triumphs der Liebe, Es kränzt Vergißmeinnicht und Nitterſporn Dein duftig Bild und Deine jungen Triebe, Daß ſie kein Wurm verletze und kein Dorn, Daß boͤſer Wetter Ungemach zerſtiebe, Kein Hauch ſie treffe von Verrat und Zorn — Vier Knoſpen, zart am Hohernzollernſtamme Erglühn in unſerer Treue reiner Flamme. Mag Gott der Herr die Knoſpen Dir beſchlhe Dir Herr, und uns zum Heil des Vaterlands! Und ſollt' es je aus düſtern Wolken blitzen, Du kennſt uns, Herr: „Heil Dir im Siegeskranz Heißt unſer Lied und Deines Thrones Stützen, Sie wurzeln in der Liebe voll und ganz, In jener Treue die uns anerzogen, Die mit der Muttermilch wir eingeſogen! Wohl ſtarrt, mein Kaiſer, eine Well in Wuff Da Dich der Vater Kron' und Purpur ſchmückk, Doch Frieden iſt Dein Erbe! Laß uns ſchaffen, Daß nie des Schwertes Stahl blutig gezückt! Winkſt Du, Herr, ſind die Bauern und die G Stolz rn dieſelbe Linie eingerückt — Und aus dem reizgeſchmückten Roſenflor 5 Hebt nervig ſich die deutſche Fauſt empor! Wir haben, Herr, Dich voll und gaaz verſtande In Deinem Ruf an's Volk und die Armee! Des Volkes Herz, Herr, giebt in allen Landen Begeiſtert Echo, daß es Dich verſteh'! Gott ſchenke aller Treue neuen Banden Den Segen ſeiner Gnade aus der Höhe! Gott denn zum Gruß. mein Kalſer ! Lußt un ſchwöten, Alldeutſchland Herz und Hand ſoll Dir gehören Max Rauer. * Obiges Gedicht iſt aus dem Berline gl Anzeiger entnommen. u nu wi und gu