gendlichen, krafterfüllten Kalſer, dem die Welshelt der Gründer des Reiches die Krone zum unantaſtbaren Erbe gegeben hat, das deutſche Volk von dem Un⸗ ſegen der alten Wahlmonarchie auf immerdar be⸗ freiend. Am Nachmittag bält die erſte Kammer ge⸗ heime Sitzung; Berichterſtatter för die Beileidsad⸗ reſſe iſt Prälat Dr. Doll. — In der Zweiten Kam⸗ mer kamen zahlreiche Bittgeſuche um Beſteuerung des Kunſtweines ein; ebenſo ein ſolches der Stadt Mannheim um Aufhebung des Schulgeldes an den Volksſchulen. Berlin, 20. Juni. Der Kalſer wohnte heute Morgen den Truppen⸗Uebungen bei und empfing um 10 Uhr in Abſchiedsaudienz die öſterreichiſchen ruſſiſchen, bayeriſchen und württembergiſchen Mili⸗ tärdeputationen. Am Nachmittage wurde der Reichs⸗ kanzler empfangen. — Der „Poſt“ wird betreffs der militäriſchen Umgebung des Kaiſers mitgeteilt, daß Generalmajor Wittich und Generalleutnant Banhke zu Generaladjutonten befördert find und mit dem Generaladjutanten Winterfeld beim Kaiſer verbleiben. Die jetzigen per ſönlichen Adjutanten Biſſing und Pfuell werden Flügeladjutanten. Berlin, 21. Juni. Die Kaiſerin Victoria wird vorausſfichtlich in nächſter Zeit nach Homburg vor der Höhe überſiedeln, um dort mit ihren Töch⸗ tern ſich in völliger Abgeſchloſſenheit ihrem Schmerz und ihrer Trauer zu widmen. Berlin, 19. Juni. Der Kaiſer Wilhelm hat die erſte bedeutungsvolle militäriſche Ernennung voll⸗ zogen, indem er beute ſeinen Großcoufin, den Prin⸗ zen Albrecht von Preußen, Prinzregenten von Braun⸗ ſchweig, zum Generalfeldmarſchall ernannt hat, eine Würde, welche außer Graf Moltke jetzt nur noch Graf Blumenthal in der Armee bekleidet. Berlin, 21. Juni. Der Reichstag wird am künftigen Montag, den 25. ds. Mts., im weißen Saal des königlichen Schloſſes von dem Kaiſer in Perſon mit einer Thronrede eröffnet werden. In einer unmittelbar folgenden Sitzung wird die Con⸗ ſtituirung des Hauſes erfolgen und daran ſich eine Erörterung über die Frage bezüglich des Erlaſſes einer Adreſſe zu ſchließen haben. Ob weitere Ver⸗ handlungen ſtattfinden und in welcher Richtung, iſt im Augenblick noch nicht abzuſehen. Drei Tage ſpäter wird die Berufung des Landtages erfolgen. Es wird der Landtag zunächſt durch einen feierlichen Akt im weißen Saale eingeleitet, wobei der König der Eid auf die Verfaſſung leiſten wird. Auch hier lözt ſich nicht abeben, ob und in welchem Umfang etwa noch weitere Arbeiten erforderlich werden. Stuttgart, 20. Juni. Der König iſt heute Vormittag nach Friedrichshafen abgereiſt. f München, 20. Juni. Das Kriegsminiſterial⸗ blatt veröffentlicht einen Armeebefehl des Prinzre⸗ genten, demzufolge das erſte Ulanen⸗Regiment, deſſen Chef bisher Kaiſer Friedrich war, dem Kaiſer Wilhelm verliehen worden iſt. g Paris, 20. Juni. Präftdent Carnot gab im Miniſterrathe Kenntnis von einem Telegramm des Kaiſers Wilhelm II. worin derſelbe ſich dem Wunſche Carnots nach Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwiſchen beiden Ländern anſchließt. Verſchledenes „ Ladenburg, 22. Juni. Wie in allen Kirchen des Landes, wird auch in der hieſigen St. Galluskirche am Sonntag der von Erzbiſch. Ordinariat angeordnete Trauergottesdienſt zu Ehren des verſtorbenen Kaiſers ſtattfſinden, und hiebei der Cäcilienverein mitwirken. Mannbeim, 18. Juni. Heute Vormittag wurden die Schwurgerichtsfitzungen des 2. Quartals durch den Präſtdenten Herrn Landgerichtsrat Frei⸗ herrn v Buol eröffnet. Derſelbe hielt zunächſt eine kurze Anſprache, in welcher er auf die ernſten Stunden hinwies, welche in Folge des Heimganges Kaiſer Friedrichs über Deutſchland hereingebrochen. Leider ſei es nicht mehr moͤglich geweſen, die Sitzung wäh⸗ rend der heutigen Beſſetzungsfeier zu verkagen. Der Herr Vorfitzende ſchloß ſeine Anſprache mit einem Appell an das Pflichtgefühl der Geſchworenen. Es wurde hierauf die Geſchworenenbank gebildet und in die Verhandlung des erſten Falles eingetreten. 1) Anklage gegen Georg Valentin Breiſch, 45 Jahre alt, verheirateter Glaſer von Affolderbach, in Mannheim wohnhaft, wegen Todtſchlagsverſuchs. Am 29. März l. Is. gegen 12 Uhr Mittags kam der Angeklagte nach Hauſe und verlangte von ſeiner Frau das Mittageſſen. Dieſe erwiderte ihm darauf, er moge ſich etwas gedulden, ſie wolle nur noch die Wäſche auf den Speicher tragen. Darüber er⸗ boſt, ergriff Breiſch ein Meſſer, bedrohte mit dem⸗ ſelben ſein älteres Kind, ſo daß dieſes die Treppe hinab flüchtig gehen mußte; ſodann verfolgte er ſeine Frau, als dieſe einen Korb voll Wäſche zum Auf⸗ hängen forttrug, ſchlug ſie zuerſt mit einem ſoge⸗ nannten Schrupper und verſetzte ihr dann noch einen Stich in die rechte Seite des Halſes, ſo daß ſie, einen großen Blutverluſt erleidend, in Ohnmacht fiel und ins allgemeine Krankenb als berzrachh wet mußte. Die Frau war 14 Tage bettlageng de Angeklagte hat ſchon wegen Ruheſtörung und Font lichkeiten gegen ſeine Familie eine Reihe von Por ſtrafen erhalten, derſelbe ſuchte bei jeder Gelegenh mit ſeiner Frau Streit anzufangen, ſo daß die im vorigen Jahre die Eheſch⸗ſdungsklage ſſellte, weg ſte jedoch aus Furcht vor racheſüchtigen Nachſtelunge ihres Mannes wieder zurückzog, Nach der The ging der Angeklagte aus ſeiner Wohnung fork, ze ſuchte mehrere Wirtſchaften und wurde Nachmſiagz in der „Rheinluſt“ verhaftet. Die Geſchworenen verneinten die auf Todtſchlagsverſuch lautende Schuld frage, bejahten dagegen jene auf ſchwere Köſperbe letzung, worauf der Gerichtshof den Angeklagt wegen ſchwerer Körperverletzung zu drei Jahren J fängnis verurteilte. g 2) Anklage gegen Anton Ade, 20 Jahre gl lediger Maurer von Mannheim wegen Todiſchlogz verſuch und Widerſtand gegen die Staatsgewal Die den Geſchworenen geſtellte Schuldfrage wird he jaht, jedoch unter Annahme mildernder Umſände Angeklagter wird demgemäß zu einer Gefängnſsſeg von 2 Jahren 6 Monaten verurteilt, 3) Anklage gegen Joſef Schubmocher, 31 Jh alt, verheirateter Taglöͤhner von Mannheim, wege Verſuchs des Verbrechens nach 8 177 des RS. G.⸗B. Der Spruch der Geſchworenen lautet gu Nichtſchuldig. Angeklagter wird deshalb freigeſproche 4) Anklage gegen Marie Birkenmaſer geb Maier, verheiratet, 35 Jahre alt, von Mauer, woh haft in Zuzenhauſen, wegen Meineids, und Ido Mildenberger, 24 Jahre alt, led. Taglöhner 99 Zuzenhauſen, wegen Verleitung zum Meineld. Geſchworenen bejahten die gegen die Angeklagte geſtellten Schuldfragen, worauf der Gerichtshof 9 Birkenmaier wegen fahrläſſigen Meineids zu ſech Monaten Gefängnis, den Mildenberger wegen Be leitung zum Meineid zu 2 Jahren 9 Mogale Zuchthaus verurteilte und Letzteren zudem der bürget lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 John verluſtig erklärte. 5) Anklage gegen Roſa Greulich, 18 Jef alt, ledig, von Mühlhauſen, wegen Meineſd Ludwig Taylor, 39 Jahre alt, verheirateter Meß aus Forſt, zu Hemshof wohnhaft, wegen Anleſfun zum Meineid. Die Geſchworenen bejahten gegen Angeklagte die Schuldfeage auf wiſſentlichen Mei dann die Frage auf den vor Stellung eines Sig antrags oder Erſtattung einer Anzeige, oder e Rede zu halten und ſein Lorchen, deren Geſicht aus Angſt für ihren Gatten um eine Schattirnng bleicher ausſah, als gewöhnlich. Der Schulmeiſter zog fich um ſeine Gedanken zu ſammeln, noch einige Minu⸗ ten in die Einſamkeit zurück und überließ das be⸗ bende Lorchen ſeinen Bekannten, welche ihren Mut zu ſtärken ſuchten, indem ſie ihr verſicherten, daß ein ſo kluger Mann, wie der Kupfrian, unmöglich ſtecken bleiben könne. Jetzt beſtieg der Schulmeiſter ſeine Rednerbühne eine zur Hälfte mit hoben Wachholderbüſchen umge⸗ bene Tonne. Sein Kollege hatte die hoffnungsvolle Schuljugend zu beiden Seiten aufmarſchiren laſſen. Im Hintergrunde harrten die Mufikanten. ihres Zeichens vom Rendner gewärtig. Die erſten Don⸗ nerſchläge eines heranziehenden Gewitter verſahen die Stelle mangelnder Kanonenſchüſſe. Der Brave anf ſeiner Tonne ließ ſich dadurch nicht Schrecken. Er begann die Rede mit den frechen Franzoſen, welche die Gelegenheit zu einem, den ihnen ihr Neid und ihre Habgier wünſchenswert gemacht, vom Zaune brachen. Mächtige Donnerſchläge begleiteten ſeine Worte und grelle Blitze beleuchteten ſein zorn⸗ funkelndes Angeſicht. Je heftiger das Gewitter wurde deſto wüthender ſchimpfte der Schulmeiſter auf die Franzoſen. Schwere Tropfen fielen auf ſein ent⸗ blößtes Haupt und manche Zuhörer entfernten ſich leiſe, doch alles das ſtörte Kupfrian nicht und die wahren Patrioten ſtanden auch unerſchütterlich bis der Redner zu einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer aufgefordert und die Jugend, von der har⸗ renden Mufik begleitet die „Wacht am Rhein“ an⸗ geſtimmt hatte. Erſchöpft ſtieg der Kupfrian von ſeiner Tonne, ſein triefendes Haar hing in langen Strähnen vom Haupt herunter, rauſchender Beifall war ſein Lohn. i „Herr Kupfrian, ſagte die mutwillige Hertha welche in Adelens und Arnolds Begleitung die Rede zugehört hatte, Sie haben eine ſehr ſchöͤne Rede gehalten. „Ja Fräulein, die habe ich auch früher ſchon einmal gehalten, es freut mich, wenn Sie Ihnen gefällt,“ erwiederte der Geſchmeichele, während „ Lorchen ihm die Haare aus dem Geſichte rich. 5 Das Gewitter war vorüber und der Tanz be⸗ gann. Adele flüſterte Arnold zu, er moge den Dorf⸗ bewohnern den Gefallen thun, eine oder die andere ihrer geſchmückten Töchter zum Tanze aufzufordern. Dieſer verbeugte ſich anſtatt deſſen vor Hertha und fröhlich ſchwebte das leichte Paar über den Wieſen⸗ grund dahin. Wie glücklich waren aber Kontors Lehnchen und Apothekers Lischen, als ſie bald dar⸗ auf auch von dem ſchönen Oberförſter zum Tanze aufgefordert wurden. Aber als er nun wieder mit Hertha dahin flog, flüſterten doch die Zuſchauer einander zu, die beiden paßten am beſten zuſammen Die ſchwarze Lisbeth, welche auch mit ihrem Joſef hergekommen war, wußte nun auch auf einmal, für wen der Strauß beſtimmt geweſen war, den der Oberförſter am Morgen in der Hand gehabt. Endlich konnte Adele den Lärm nicht mehr ertragen, deswegen gingen alle drei nach Haus. Als Adele ſich auf ihrem Zimmer niedergelegt hatte, hörte fie durch das offene Fenſter das mun⸗ tere Lachen Herthas, welche mit Arnold unter den alten Kaſtanien ſaß. Sie gedachte eines ſtillen Herbſttages, an welchem vor Jahren Arnold an derſelben Stelle von ihr Abſchied genommen, wo er jetzt mit Hertha weilte. Der feurig? Jüngling von damals war zum Manne gereift. Sie hatte ez de ausgeſehen, ſeine Liebe zu ihr würde ſich in e lebenslängliche Freundſchaft umwandeln und ſo ue es nach manchem ſchwerem Kampfe auch gekon men. Beide waren jetzt zufrieden und aufs freudige überraſcht, als Arnold in der Umgegend von 6a tenhauſen eine Anſtellung erhielt. Adele war m ihrem Schickſale ausgeſöhnt; ſie hatte Hertha m beſtem Willen und Wollen erzogen und gene jetzt in Heiterkeit die Früchte ihrer Arbeit. W Jahren hatte ihr das Leben ein langes Dulden ge ſchienen, jetzt war es ihr durch eigene Kraft zun Genuſſe geworden. Arnold mochten ähnliche Erinnerungen ge kommen ſein, wie Adelen. Es fiel ihm prözlich ſchwe aufs Herz, daß ſie ſchon über eine Stunde alle ſei und fich vielleicht einſam fühlte. Er ließ dahe Hertha mit dem herbeikommenden Rittmeister alle und ging zu ihr. „Es iſt ein Opfer, welches Sie mir bringen ſagte ſte heiter, leugnen Sie nicht. Ich fühle mig jetzt wieder 87 198 — Wegen Ueberhandnahme von Ratten bal wie in der „Pickinger Gazette“ zu leſen ist d Route der Regierungs⸗Couriere zwiſchen den Po ſtationen im Diſtrict Khalkha in der Mongoleſ ge ändert werden müſſen. Seit 2 Jahren haben dieſe Tiere daſelbſt ſolche Verheerungen angerichtet, daß faſt jeder Grashalm abgefreſſen iſt. Das ganze Land hat von der Plage zu leiden. Die Pferde und 0 meele haben kein Futter und es iſt unmöglich, Tete zur Befoͤrderung der Poſt aufzutreiben. 5 1 5 0 0 1 e ö 15 ub e . 2 url 1 2 Heng f den 1 41 wat, . zn hal an f Mube an! fl n berhtl. — — leg Atebel n großer A u Uu, We la Lährh. 3 lache fle auterf dr Umnlh i 2 *