Iod U5 85 ü umz Reklamen mit 20 Pf, berechnet. . 1 Erſcheint jeden Wittwoch und Samskag und koſtet vierteljährlich 1 & 8 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 40 J excl. Poſtproviſion. dt welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige t Pf., Lokal ⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Nabgtthewilligung pedition ingehen, finden Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Zum Rücktritt des Miniſters von Puttſiamer. Die letzten Tage haben für Preußen und folge⸗ richtig deshalb auch für das Reich überraſchende politiſche Thatſachen gebracht. Aenderungen, wie ſolche ſchließlich jeder Regierungs⸗ und Thronwechſel mit ſich bringt, erwartet man ja allerdings in Preußen und dem Reiche, zumal ſich die Geſundheit Kaiſer Friedrichs weſentlich gebeſſert hat und eine regelmäßige Teilnahme des Monarchen an den Re⸗ gierungsgeſchäften ſtattfindet, aber ſo raſch und zum Teil auch ſo überraſchend, wie ſie nun eingetroffen find, vermutete man das Eintreten der Aenderungen nicht. Der preußiſche Staatsminiſter v. Puttkamer hat ſeinen erbetenen Abſchied erhalten und man irrt ſich nicht, wenn man die Urſache des Rücktrittes dieſes Miniſters in Zuſammenhang mit dem kaiſer⸗ lichen Handſchreiben an Herrn v. Puttkamer bringt, in welchem Handſchreiben die Notwendigkeit betont wurde, daß gerade anläßlich der verlängerten Legis⸗ laturperioden die Beamten ſich jeder Wahlbeeinfluß⸗ ung ſtreng zu enthalten hätten. Ob nun der Miniſter von Puttkamer in dem betreffenden Handſchreiben einen Tadel für ſeine Amtsführung oder eine Differenz zwiſchen den jetzigen und früheren Regierungsgrund⸗ ſätzen erblickt hat, wagen wir nicht zu entſcheiden, die Thatſache bleibt aber beſtehen, daß der Miniſter von Puttkamer nach Empfang eines oder auch zweier kaiſerlichen Handfchreiben über die Haltung der Be⸗ amten bei den Wahlen ſeine Entlaſſung erbeten und erhalten hat. Die große perſönliche Tüchtigkeit des ausgeſchiedenen Miniſters iſt übrigens vom Kaiſer hervorragend gewürdigt worden, denn Herr von Putl⸗ kamer hat anläßlich ſeiner Abſchiedsbewilligung das Großkreuz des Hohenzollernordens vom Kaiſer erhalten. Redaktion, Als eine hochwichtige Thatſache muß der Rück⸗ tritt des Miniſters von Puttkamer aber zweifellos und unter allen Umſtänden deshalb gelten, weil durch die dem Herrn von Puttkamer gewährte Entlaſſung ziemlich deutlich dargethan iſt, daß der Kaiſer und König Friedrich in der Aufrechterhaltung einer extrem conſervativen Politik, als deren eifrigſter Ver⸗ fechter im preußiſchen Mmiſterium Herr von Putt⸗ kamer galt, kein Heil für den Staat erwartet. Man muß ſich freilich noch jeder Meinung darüber ent⸗ halten, ob das preußiſche Miniſterium nunmehr in das gemäßigt conſervative, in das freiconſervatibe oder gar in das liberale Fahrwaſſer einlenken wird, denn wir wiſſen noch nicht, wer der Nachfolger des Herrn von Puttkamer ſein wird und wiſſen auch nicht, ob nicht auch noch andere Miniſter zurücktreten. Officidſen Kundgebungen zufolge iſt allerdings eine eigentliche Miniſterkriſts nicht vorhanden, indem die übrigen Miniſter mit dem Reichskanzler an der Spitze erklärt haben, daß ſie wegen der Wahlfrage ihre Entlaſſung nicht nehmen würden. Auch kann man vom Fürſten Bismarck, welcher über den Parteien ſteht und einſt im Reichstage ſeinen politiſchen Stand⸗ punkt dahin erläutert hat, daß es Zeiten gebe, wo diktatoriſch regiert werden müſſe und auch Zeiten, wo liberal regiert werden müſſe, erwarten, daß er nicht nur mit einem freiconſervativen, ſondern unter Umſtänden auch mit einem natinalliberalen Cabinet Regierungsgeſchäfte weiter leiten wird. Nimmt man alſo richtig an, daß Fürſt Bismarck und die übrigen Miniſter im Amte bleiben, ſo könnte es ſich wohl nur um eine Reconſtruction des Miniſteriums im freiconſervativen oder im nationalliberalen Sinne handeln, zumal bekannttich die gemäßigt Conſervativen und Nationalliberalen im preußiſchen Landtage wie im Reichstage über die Mehrheit der Stimmen ver⸗ ochenblall Nachstehende Annoneen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wim, Adolf Steiner in 1 und fämtliche Annoncen⸗Bureaur von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Anſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1888 fügen. Es kann aber auch der Fall ſein, daß der Rücktritt des Miniſters von Puttkamer der erſte Anfang zu weiteren, wenn auch erſt ſpäter folgenden weit und tief greifenden Umänderungen in den Re⸗ gierungskreiſen Preußens und des Reichs iſt. Grund zu Erregungen iſt indeſſen nicht vorhanden, da Preußen und das Reich auf feſtgefügter Grundlage ſtehen, und darf man deshalb der ferneren Entwickel⸗ ung der inneren Politik mit Ruhe entgenſehen. Vokitiſches. Berlin, 10. Juni. Die Kaiſerin Victoria hat nunmehr, von der Prinzeſſin Victoria und kleinem Gefolge begleitet, den längſt geplanten Beſuch des weſtpreußiſchen Ueberſchwemmungsgebietes ausgeführt. Am Sonnabend früh 7 Uhr traf die hohe Frau in Dirſchau ein, eine Stunde ſpäter in Marienburg, von wo aus die Beſichtigung der Durchbruchsſtelle der Weichſel bei Sonasdorf vorgenommen wurde. Mittags erfolgte die Ankunft in Elbing, wo die Kaiſerin und ihre Begleitung im Hauſe des Kommer⸗ zienrates Schuhau dinirten. Die Rückkehr nach Pots⸗ dam ging über Dirſchau und Schneidemühl vor ſich und traf der Kaiſerliche Extrozug in der erſten Mor⸗ genſtunde des Sonntags wieder auf der Wildpark⸗ ſtation ein. Die Kaiſerin wurde an allen von ihr berührten Punkten des Ueberſchwemmungsgebiet von der Bevölkerung jubelnd begrüßt und in dieſem herzlichen Empfange ſpiegelte ſich ſichtlich die Freude und die Genugthuung über den hohen Beſuch wieder, durch welchen die Teilnahme des Kaiſerhauſes auch für die von der Ueberſchwemmungskataſtrophe Weſt⸗ preußens heimgeſuchten Bewohner zu ſo erhebendem Ausdruck kommt. Potsdam, 11. Juni. Der Kaiſer hatte eine recht gute Nacht, die Schlingbeſchwerden, welche ſich vor einigen Tagen einſtellten, find noch nicht ganz GOGebeugt, aber nicht gebrochen. Erzählung von C. Cornelius, Nachdruck verboten. 10. Fort. 15 „Früher hatte er beim Beginn des Herbſtes ſtets an die fröhliche Jagd gedacht, es war ihm ein Vergnügen geweſen, mit ſeiner jugendlichen Kraft jedem Wind und Wetter Trotz zu bieten und hatte ſich gewünſcht, den trockenen Kanzleidienſt mit dem praktiſchen Dienſte in den wildreichen Forſten ver⸗ tauſchen zu können. Jetzt ſtand ihm die Erfüllung ſeines Wunſches bevor, aber ſie hatte keinen Reiz mehr für ihn. g 5 Als er das Dörfchen vor ſich liegen ſah, eilte er nicht wie zu andern Malen beſchleunigten Schrit⸗ tes auf daſſelbe zu, ſondern ging langſam und nach⸗ denklich. s Er traf Adelen nicht zu Hauſe an. Sie war mit Hertha zum Joſef gegangen, das Kind wollte ihn ſelbſt bitten, ihm im Garten einen Sand⸗ haufen aufzuwerfen. g Joſefs Anblick hatte Adelen in Schrecken geſetzt. Er ſah jammervoll aus und konnte ſich kaum aufrecht erhalten. Sie fragte ihn, ob er krank ſei und er antwortete in mattem Tone, er habe ſich erkältet als er den Frieder aus dem Waſſer gezogen, und das ſei immer ſchlimmer geworden. Was mir ei⸗ 1 5 hatte ihr Geſpräch gehört. Wie ſie das kleine wilde gentlich fehlt weis ich nicht, ſagte er, „aber ich glaube, ich muß bald ſterben. Wenn Sie mir einen Gefallen thun wollen Fräulein Adele, ſo grüßen fie die Lisbeth von mir und ſagen ihr, fie möge gut gegen den Frieder ſein und ich ließe Sie bitten, ihn doch noch einmal zu mir zu ſchicken. Adele verſprach ihm, ſeine Bitte zu erfüllen und ihm den Arzt zu ſenden. Als ſie draußen waren, fragte die kleine Hertha in betrübtem Ton: Will er mir keinen Sandhaufen bringen? Das kann er nicht, Kind, der arme Joſef iſt krank und muß ruhig im Zimmer bleiben. Dann hol Du mir einen, liebe Tante Adele, bitte, bitte. Morgen ſoll es die Lisbeth thun, ſagte Adele, entzückt in das reizende, bittende Kindergeſicht nie⸗ derblickend. Plötzlich machte ſich Hertha von ihrer Hand los, lief ein paar Schritte zur Seite und fing an, ein Händchen voll Sand nach dem andern in ihr aufgehobenes Schürzchen zu werfen, als Adele ſie fragte, was ſie machen wollte. 5 „Einen Sandhaufen mitnehmen,“ ſagte die kleine glücklich lächelnd, ließ fich aber durch Adelens freundliche Worte bald bereden, davon ab⸗ zuſtehen. N Arnold, welcher ihnen entgegengegangen war, 1 — Ding zu leiten verſteht, dachte er. Als Sie nun um die Ecke des Weges bogen, die ihn ihren Blicken noch verborgen hatte, lief ihm die Kleine mit ausgeſtreckten Händchen entgegen und bot ihm, als er Sie aufhob, den kleinen roten Mund zum Kuſſe dar. „Zu Hauſe angekommen ſchickte Adele ſo⸗ gleich zum Arzt, um ihn zu bitten, den Joſef zu beſuchen und ſie wiſſen zu laſſen, wie es um ihn ſtände. 8 5 Schon nach einer Stunde kam der Arzt und berichtete, Joſef liege im heftigen Fieber, es ſei große Gefahr für ihn vorhanden und es mülſſe ſogleich jemand zu ſeiner Pflege hinaufgeſandt werden. Adele bat Herthas Wärterin, einſtweilen hin⸗ zugehen, ſie wolle, ſo bald ſie könne eine andere Perſönlichkeit ſchicken, um ſie abzulöſen und für Hertha ſo lange ſelbſt ſorgen. Nachdem der Arzt der Wärterin die nötigen Anweiſungen gegeben, hatte, ging dieſelbe zum Joſef hinauf. So gern Adele jetzt ungeſtört Arnolds Gegen⸗ wart genoſſen hätte, der Gedanke an den Kranken ließ ihr dazu keine Ruhe. „Sie müfſſen verzeihen, wenn ich Sie und den Vater vorläufig allein laſſe ſagte ſie, ich habe im Intereſſe des Joſefs einig zu thun.“ Der Rittmeiſter forderte Arnold auf, mit ihm ſeine neuen Anlagen auf dem Berge zu beſichtigen. 85 48 8