General-Anzeiger 5 Urſcheinf jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 & 3 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 40 J erel. Poſtpropifſon. Auſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Erpedition ingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg. (. klamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. a Folitiſches. Freiburg, 2. Junf. Geſtern Mittag 12 Uhr 28 Minuten trafen die Erbgroßherzoglichen Herrſchaften, nach faſt dreivierteljähriger Abweſenheſt wieder in unſerem Freiburg ein, empfangen von den Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden. Der Erb⸗ großhrrzog meldete ſich geſtern noch bei dem 5. Bad. Infanterie⸗Regiment Nr. 113 zum Dienſt und wird ſich an den Uebungen für die Folgen beteiligen. Berlin, 4. Juni. Seit Freitag reſidirt Kaiſer Friedrich in ſeinem vorläufigen Sommerheim, dem Schloſſe Friedrichskron bei Potsdam und mit inniger Genugthuung vernimmt man die Kunde, daß dem Monarchen die Ueberfiedelung, welche bis Potsdam zu Waſſer ausgeführt wurde, in er⸗ wünſchteſter Weiſe bekommen iſt. Sowohl bei der Abfahrt von Charlottenburg, wie bei der Landung 90 in Potsdam wurde der kaiſerliche Herr, welcher „ 20 7 ſich auf der Waſſerfahrt von der Kaiſerin, der Prin⸗ 2 zeſſin Sophie, dem Kronprinzen und einem kleinen Hönſten m Gefolge — darunter die Aerzte Dr. Mackenzie und ren Nut Dr. Hovell — begleitet ſah, dom Publikum mit ſtürmiſchen Ovationen begrüßt und Jedermann konnte 1 Ziegla ſich an den Bewegungen des Kaiſers mit eigenen in Weſſſcht Augen überzeugen, welch' erfreuliche Fortſchritte die b bon det c Wiedererholung des hohen Patienten gemacht hat. t de 0e Die erſte Nacht nach der Ueberſiedelung verbrachte uſterinn der Kaiſer recht gut, nur fühlte er ſich am Sonn⸗ u bean abend Morgen infolge der Anſtrengungen des vor⸗ 5 3 ungegangenen Tages etwas ermüdet, das Allgemein · 5 befinden war jedoch gut. — Die in Berlin wohn⸗ 4 1 haften Aerzte des Kaiſers werden jeden Morgen um I 8 Uhr mit der Eiſenbahn nach Potsdam fahren und ſich um 11 Uhr nach Berlin zurückbegeben. Potsdam, 4. Juni. Der Kaiſer hatte ge⸗ ſtern einen beſſeren Tag als in den letzten 4 und 22 5 Tagen, er ging viel ſpazieren im Garten des Schloßparkes. Ihre Majeſtäten begaben ſich um 6 Uhr im offenen Wagen in das Marmorpalais, be⸗ gleitet von dem Flügeladjutanten Lippe und Mack⸗ enzie, verweilten eine Stunde bei der Kron⸗ prinzeſſin und fuhren dann nach Friedrichskron zurück. Potsdam, 4. Juni. Der Kaiſer hatte eine recht gute Nacht, war nach kräftigem Schlaf erfriſcht und befindet ſich ſeit 10% Uhr im Park. Um 11 Uhr nahm Se. Majeſtät den Vortrag Wilmowski's entgegen. i Der König von Württemberg iſt in voriger Woche von den Leibärzten König Karls einer eingehenden Unterſuchung ſeines geſamten körperlichen Zuſtandes unterzogen worden. Dieſelbe hat ergeben, daß die ſchwere Lungenerkrankung, an welcher der Monarch im vergangenen Winter litt, ſich als ge⸗ heilt darſtellt und daß von ihr auch keine krankhaften Rückſtände in den Athmungsorganen hinterlaſſen wor⸗ den find. Ebenſo iſt der Zuſtand des Herzens, in deſſen Funktionen ſich Störungen eingeſtellt hatten, ein befriedigender, dagegen iſt das Nervenſyſtem des Königs noch angegriffen und muß ſich daher der hohe Herr noch fortdauernd große Schonung auf⸗ erlegen. München, 3. Juni. Herzog Maximilian in Bayern, Vater der Kaiſerin don Oeſterreich, hat, lt. Frkf. Ztg., geſtern Morgen einen Schlaganfall erlitten, der ihn zeitweilig bewegungslos machte. Das geſtern Nachmittag ausgegebene Bulletin ſtellt einen bedeutenden Rückgang der am Morgen ſehr bedenklich geweſenen Erſcheinungen feſt, dieſer Rückgang hat nach einer guten Nacht angehalten. Der Herzog iſt nahezu 80 Jahre alt. In München fand am Freitag die feierliche Eröffnung der dritten internationalen Kunſtausſtellung Nachſtehende Annonten ⸗Erpeditionen: Alois Herndl i W. in Hamburg und fämtliche Annonten⸗Bureaur von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerale für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Mirkſamleit. Druck und Verlag von Karl Moliter in Ladenburg durch den Prinzregenten Luitpold ſtatt. Wien, g. Juni. Die in den ruſſiſch⸗polniſchen Grenzorten wohnenden öſterreichiſchen und preußiſchen Fabrikbeftzer und Spediteure erhielten die Weiſung, unverzüglich das ruſſiſche Gebiet zu 1 da hiefür der letzte Termin abgelaufen ſei. ehrere Ausgewieſene find in Krakau angekommen, ohne daß es ihnen möglich geweſen wäre, ihre Geſchäfte ab⸗ zuwickeln. ö Die altberühmte italieniſche Univer⸗ ſität Bologna begeht in dieſen Tagen die ſeltene Feier ihres 800 jährigen Beſtehens unter der Teilnahme der ganzen wiſſenſchaftlichen Welt. Die Bologneſer Univerfität iſt die älteſte Hochſchule ganz Europas, vielleicht der Welt und blickt fie auf eine überaus reiche und glänzende Vergangenheit zurück. In den Jahrhunderten der finſterſten Barbarei ließ die Bologneſer alma mater muthig die Fackel der Aufklärung leuchten und ihr Ruhm glänzte weithin durch alle Lande, ſo daß ſie oft zehntauſend und mehr Studierende zählte; heutzutage zählt die bolo⸗ gneſer Hochſchule freilich nur noch 500 Studierende. Eine Reihe von Feſtlichkeiten find in Bologna an⸗ läßlich der Univerſitätsjubelfeier geplant, die ſchon vor einigen Wochen ihre Einleitung durch die vom Konig eröffnete Mufikausſtellung gefunden haben. Rußland macht fortwährend Anſtrengungen zur Verſtärkung auch ſeiner Wehrkraft zur See. Namentlich läßt es trotz der ungünſtigen Lage der ruſſiſchen Finanzen immer neue Panzerſchiffe bauen; ſo fand am Freitag in Petersburg im Beiſein der kaiſerlichen Familie der Stapellauf der neuen Panzer⸗ fregatte ſtatt, welche den hiſtoriſchen Namen „Er ; innerung an Azow“ führt. Die Stadt und Feſtung Azow, unweit der Mündung des Don in das Uſow⸗ iſche Meer gelegen, hat faſt durch ein Jahrhundert Gebeugt, aber nicht gebrochen. 8 Erzählung von C. Cornelius. Nachdruck verboten. dampfern d 8. Fortſ. loyd „Das gebe ich zu. Vor dem „Viel wiſſen“ E bn habe ich überhaupt keine große Achtung, wenn nicht erill zugleich die anderen Geiſteskräfte harmoniſch gebildet m find. Wenn unſere Bildung nur den Verſtand, nicht 1 auch unſer Gemüt und unſern Willen betrifft und en folglich auf unſer Thun und Laſſen keinen Einfluß 75 hat, ſo kann ſie wenig nützen, bei den Frauen noch n viel weniger, als bei den Männern. Wenn eine loyd 1 Frau aber nicht aus Eitelkeit, ſondern aus aufrichtiger f Neigung ſich den Wiſſenſchaften hingiebt, ſo wird ſie in den meiſten Fällen mehr erzielen, als durch ein einſeitiges Aufhäufen poſitiver Kenntniſſe. Wer nun an einen Fortſchritt der Menſchheit glaubt, der kann nicht zweifeln, daß es von großem Nutzen iſt, wenn auch die Frauen ihren Geiſt zu bilden ſuchen en wenn ſie an die Stelle der Gewohnheit im Thun 11 und Laſſen die eigene aus Ueberzeugung hervorge⸗ tba gangene freie Wahl ſetzen. Es mag ſein, daß einer Frau wegen ihres natürlichen Beruſs die Gelegen⸗ Agenles heit, memetwegen auch die Fähigkeit abgeht, mit den Männern in geiſtiger Hinſicht gleichen Schritt 5 ger, 7 zu halten, aber ſollen uns darum die Wiſſenſchaf⸗ ten ganz fremd bleiben? Thut ein einſames Mäd⸗ 2 1 chen nicht beſſer daran, fich zu erheitern, an den Wiſſenſchaften zu erfreuen, als bis an das Ende ihrer Tage Papage ien und Schoßhündchen zu lieb⸗ koſen? Iſt erſteres nicht vielmehr ein vortreffliches Mittel, das eigene Ich in den Hintergrund zu drängen und quälenden, thörichten Gedanken zu entgehen?!“ Das mag theoretiſch ganz richtig ſein, aber was ſollte aus der Welt werden, wenn alle Frauen nur auf wiſſenſchaftliche Bildung bedacht wären? Ich meine: 0 „Ein guter Menſch in ſeinem dunkeln Drange, a ſt ſich des rechten Weges wohl bewußt.“ — „Daran zweifle ſch durchaus nicht, ich glaube aber, daß die Geiſtesbildung dazu beiträgt, gute Menſchen zu erziehen. Ich bin der feſten Ueberzeu⸗ gung, daß mehr Unrecht und Unheil geſchieht aus Unwiſſenheit und Gedankenloſigkeit, als aus Bos⸗ heit. Sie verſtehen mich nicht richtig. Ich gebe zu, daß eine Frau, welche ihre nächſten Pflichten über dem Studiren vernachläſſigt, mehr verſäumt, als fie für ſich und andere dadurch profitiren kann. Ich glaube auch nicht, daß Leſen und Reden über wiſ⸗ ſenſchaftliche Gegenſtände das einzige, Mittel für uns Frauen iſt, unſern Geiſt zu bilden. Aber weil wir häufig in ſpäteren Jahren wenig Gelegenheit dazu haben, ſollte die Erziehung dafür ſorgen, daß wir richtige Anſchauungen von der Welt don uns ſelbſt und unſeren Pflichten erhalten, dann werden wir um ſo beſſer imſtande ſein, dieſelben zu er⸗ füllen.“ Arnold hatte Adelen mit Aufmerkſamkeit zuge⸗ hort.“ „Ich gebe Ihren Worten meinen vollen Bei⸗ fall.“ ſagte er, es wäre nur zu wünſchen, daß alle Frauen die Sache ſo anſähen wie Sie. Das Geſpräch wurde durch die Dazwiſchen⸗ kunft des Nittmeiſters unterbrochen. Derſelde nahm erfreut Arnolds Vorſchlag, mit ihm jagen zu wollen, an. — „Nach kurzer Zeit entfernten ſich beide, Adele ſah ihnen mit ängſtlicher Spannung nach.“ ö Der Rittmeiſter hatte heute etwas Nachdenk⸗ liches. Er trug fich ſeit einigen Tagen mit einem wichtigen Plane herum. Sein Oberaufſeher, ein tüchtiger Ingenieur, hatte ihm gezeigt, daß die Granitader, welche er ausbeuten ließ, nun mehr für kurze Zeit Arbeit liefern würde, da ſie nach einer Strecke von wenig Fuß Länge plötzlich aufhöͤ rte. Zugleich hatte der junge Mann bei einer ſorgfälti⸗ gen Unterſuchung eine neue, wahrſcheinlich weit er⸗ giebigere Ader entdeckt, welche ſich wagerecht unter⸗ halb des Bergrückens entlang zog. Dem Rittmeiſter wäre das Verfiegen ſeiner Gewerbsquelle ſehr ver⸗ drießlich geweſen, doch es ſtand unvermeidlich bevor, wenn er nicht in der oberen Schicht einen neuen Schacht anlegte und dies erforderte wieder einen