minder vermöglichen Gewerbemeiſtern, ſowſe Arbeitern den Beſuch von Ausſtellungen. durch Bewilligung von Zuſchüſſen zu dem dadurch entſtehenden Koſtenauf⸗ wand, zu erleichtern. Von den mancherlei Ausſtel⸗ lungen kommen, ſoweit nicht im einzelnen Falle für eine Abweichung beſondere Gründe geltend zu machen find, nur die deutſch⸗nationale Kunſtgewer⸗ beausſtellung und allenfalls die am 1. Auguſt zu eröffnente Kraft⸗ und Arbeitsmaſchinen⸗Ausſtellung in Betracht. Die Verwilligung eines Zuſchuſſes wird an die Bedingung geknüpft, daß jeder mit einem ſolchen Bedachte in den Verein, welchem er als Mitglied angehört, mündlichen Bericht erſtattet oder einen ſchriftlichen großh. Miniſterium vorlegt. Im Zweifel werden Diejenigen einen Vorzug haben, welche ſich an den Beſtrebungen für Förderung des Gewerbes zu beteiligen pflegen. Die Einſendung der ſchriſtlichen Anmeldungen hat ſpäteſtens bis 12. Juni durch Vermittelung des hieſtgen Gewerbe Ver⸗ eins zu geſchehen, deſſen Sekretariat, Schloßplatz 20, gerne weitere Auskunft erteilt. Drei Meiſtern und acht Arbeitern wurde der Beſuch der Münchener Ausſtellung aus Mitteln des hieſigen Gewerbebereins ermöglicht. 6 Heidelberg, 29. Mai. Eine für Bierbrauer und Flaſchen⸗Bier⸗Händler ſehr wichtige Entſcheidung iſt vom Oberlandesgericht zu Kaſſel gefällt worden. Bierbrauereibeſitzer liefern oft den Wirten Bier auch in Flaſchen mit ſogen. Patent⸗ Verſchluß. In dem entſchiedenen Falle ſollten dieſe Art Flaſchen nach Anſicht verſchiedener Behörden als nicht feſt verſchloſſen zu betrachten, mithin aich⸗ ungspflichtig und der Lieferant ſtraffällig ſein. Der Betroffene appelierte an die Strafkammer, wobei Freiſprechung erfolgte. Die darauf vom Staats- anwalt eingelegte Reviſton beim Kaſſeler Oberlandes⸗ gericht wurde berworfen. Es ſomit feſtgeſtellt, daß Bierflaſchen mit Patent⸗Verſchluß nicht geaicht zu ſein brauchen. 5 — Offenburg, 29. Mai. Geſtern Abend trug ſich in unſerer Stadt ein grauenvoller Un⸗ glücksfall zu. Die junge Frau des Staatsanwalts Leipheimer, welche vor einigen Tagen niedergekom⸗ men war, ſtürzte ſich in einem heftigen Fieberanfall in einem unbewachten Augenblick vom Fenſter des 3. Stockwerkes auf die Straße und erlag alsbald den inneren Verletzungen. Der ſchwergeprüften Fa⸗ milie wird allgemein die größte Teilnahme entgegen⸗ gebracht. — Langenſchiltach, 29. Mal. Ein gewalliget, ſchauerlicher Feuerſchein leuchtete geſtern Abend zwiſchen 10 und 11 Uhr von Nordoſten her in unſer Thal. Soeben erfährt die B. Ldsztg. von einem Augenzeugen, daß in dem zwei Stunden von hier gelegenen Orte Hardt (Württemberg) ein Bauern⸗ baus niederbrannte, wobei leider 8 Perſonen den Tod fanden. a — Aus Baden, 31. Mai. In Villingen bat ſich der frühere Bahnwart Ganter, der in letzter Zeit Bahnarbeiter war, mit Karbolſäure vergiftet. Er ſtarb unter fürchterlichen Schmerzen. — Ein Mann aus Hechingen, der in Peterzell ein Pferd geſtohlen hatte, kam am 29. d. hoch zu Roß nach Villingen, wurde aber ſofort von der Gendarmerie in Empfang genommen und der Staatsanwaltſchaft überliefert. — Auf dem Roßkopfe bei Freiburg wurde die Leiche eines unbekannten, etwa 30 jährigen Mannes aufgefunden, der ſich dort erſchoſſen hatte. — In Ofteringen, A. Waldshut, wurde in einer Abort⸗ grube die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Eine bereits in Unterſuchung befindliche Frauensperſon foll bereits ein mit dieſem Funde in Verbindung ſtehendes Geſtändnis gemacht haben. In Ofters⸗ heim, A. Schwetzingen, überfiel ein Mädchen Namens Anna Keder ihren Liebhaber, den ledigen Friedrich Hahn, der das Verhältnis zu ihr löſen wollte, mit einem Meſſer und brachte ihm einen Stich in das rechte Schulterblatt bei. — Berlin, 30. Mai. Für den Kaiſer find hundert Flaſchen eines ſehr erleſenen Rhein⸗ weines beſtellt worden, von dem die Flaſche nicht unter 36 M. zu haben iſt und der vom öſterreſchi⸗ ſchen Kaiſerhauſe ſeit vielen Jahren als Stärkungs⸗ mittel bezogen worden iſt. — Betlin, 30. Mai. Ueber den erſten Ausflug des jungen prinzlichen Ehepaares wird aus Erdmannsdorf unterm 28. Mal berichtet: Vorgeſtern Nachmittags unternahm das junge prinzliche Ehe⸗ paar den erſten Ausflug zu Wagen, Privz Heinrich führte eigenhändig die Zügel. Die Fahrt ging nach Lomnitz und Boberſtein. Bei der Rückkehr kam das Gefährt, wie dem „B. a. d. R.“ mitgeteilt wird, von der richtigen Fahrſtraße ab und gerieth auf einen Weg, der in eine Ziegelei endete. Eine des Weges kommende Bauersfrau, welche die hohen Herr⸗ ſchaften nicht kannte, rief denſelben zu: „Nu, wu wulla Sie denn hie? Hie is doch kee Fahrweg!“ Auf die Bemerkung des Prinzen, daß man nach Erdmannsdorf wolle, erfolgte die kerſchöpfende Ant⸗ wort: „Da woaren Sie freilich umdrühn müſſa!“ chen. ins Schloß und dankte, — Freſtag früh brachte die Kahelle des Hirſchberges Jaͤgerbataillons dem prinzlichen Ehepaar ein Ständ⸗ Prinz Heinrich befahl den Kahellmeiſter Kalle indem ex ſich ſehr gner⸗ kennend über Programm und Ausführung äußerte. — Sonnabend Nachmittag beſuchte Prinz Heinrich mit feiner Gemahlin Schloß Fiſchbach, heute wohnten die hohen Herrſchaften dem Gottes dienſt in der hieſſgen Kirche bei. g — Aus Berlin wird berichtet: Ein ente ſetzliches Geſchick hat am Montag Nachmittag einen Verbrecher ereilt. Auf dem zwiſchen der Hochmeſſter⸗ ſtraße und der Danzigerſtraße belegenen freien Felde lagen, wie man der „Nordd. Allg. Ztg.“ entnimmt, Nachmittags zwei junge Leute, denen ſich bald en dritter beigeſellte. Der Schlaf befiel die beiden erſten und dieſen Augenblick hielt der dritte für günfg, um dieſelben zu „leichenfleddern““ Bei dem enen derselben gelang es ihm in der That, das Porke⸗ monnaie zu entwenden; der Diebſtahl war indeſſen von Vorübergehenden beobachtet worden, die den Dieb verfolgten. Eine wilde Jagd entwickelte fich nun nach dem Leichenfledderer, der nach dem Hauſe Hochmeiſterſtraße 1 flüchtete und nach dem im 5, Stockwerke belegenen Boden eilte. Aber hinter ihm her waren die Verfolger; in der Angſt verſuchte der Dieb auf das Dach zu gelangen. Aus der Boden⸗ lucke hinauskriechend, verſuchte er an einem Balken hinaufzuklettern, aber plötzlich ſtürzte er kopfüber, das Blumenbrett eines Fenſters der dritten Plage mit fich reißend, ouf das Pflaſter herab. Eine form⸗ loſe, blutige Maſſe war es, die nach dem Leichen⸗ hauſe geſchafft wurde. In der Taſche des Todten fand man Papiere auf den Namen Hermann Engel⸗ hardt lautend und einige Pfennige. — Aus Markneukirchen wird über einen grauftgen Fund berichtet; In der ſogen. Fürſtene ſchulwaldung bei Schoͤnlind wurden vor einigen Tagen von einem Manne, welcher mit der Durch⸗ forſtung des überaus dichten Waldes beſchäftigt war, die Ueberreſte eines Leichnams und daneben e Piſtol, ſowie Teile eines Buches aufgefunden. Die noch vorhandenen Kleiderüberreſte ſowie die in den 8 f Buchüberreſten vorhandenen Notizen ließen keinen Zweifel darüber, daß die aufgefundenen menſchlichen Teile von einem vor etwa 3 Jahren plößlich ber ſchwundenen jungen Manne, der damals aus Furcht vor der Militairſtellung verſchwunden war, herrührten. Trotz wochenlangem Suchen hatte man den Unglüc⸗ lichen damals nicht aufgefunden, weshalb man ſchließ⸗ polternd auf ſein Veoierzehn Tage ſpäter trat eines Roden durch das offene Pförtchen in des Rittmeiſters Garten ein u. näherte ſich der Grotte, in welcher Adele ſaß. Er betrachtete einen Augenblick, ohne von ihr merkt zu werden ihr bleiches ernſtes Geſicht, aus welchem das eifrige Leſen einen Ausdruck tiefer Wehmut nicht verbannen konnte. Ihr Anblick er⸗ innerte ihn an das Bild der mater dolorosa, deſſen Schönheit ſeine Bewunderung hervorgerufen hatte. Dieſes lebende Bild einer Dulderin erweckte zugleich in ihm ein Gefühl der Ehrfurcht. Erſt als Adele die Augen aufſchlug und ihre ſchwermütigen Blicke auf ihn fielen, ging er auf ſie zu und bot ihr die Hand zum Gruß. f Sein Kommen ſchien Adelen nicht unangenehm. Der vergebliche Zweck deſſelben war, mit dem Ritt⸗ meiſter, wenn es dieſem beliebte, auf die Entenjagd ehen zu wollen. Als Adele ihm jedoch ſagte, der Vater ſei ſchon den ganzen Morgen in ſeinen Granit⸗ brüchen, was jetzt häufig vorkäme, eröffnete ihr Arnold den eigentlichen Zweck ſeines Kommens. Mein Vater ſchrieb mir geſtern, ich moge zu Ihnen gehen und mich erkundigen, ob Sie ſtinen Brief erhalten hätten, und wie es um ſeine Sache mit Ihnen ſtände.“ „Ich muß Sie um Verzeihung bitten, daß ich noch nicht auf denſelben geantwortet habe,“ erwiderte Adele, „Sie können es ſich vielleicht erklären, wenn ich Ihnen ſage, daß ich keine Hoffnung habe, meine bficht, die kleine Hertha zu mir zu nehmen, aus⸗ führen zu können, weil mein Vater abgeneigt iſt. Ich konnte mich noch nicht entſchließen, meinem kamen. Wunſche zu entſagen, indem ich Ihrem Vater eine abſchlägige Antwort ſandte.“ Trotz dieſer in Ton und Worten vollkommen ruhigen Antwort, merkte Arnold wie ſehr Adele litt. „Darf ich mit Ihrem Vater über die Ange⸗ legenheit reden?“ fragte er. „Mein Vater weiß gar nicht, daß Sie darin beteiligt find, und es könnte Ihnen bei ſeiner Heftig ⸗ keit leicht unangenehm werden, wenn Sie ſich um meinetwillen bemühen.“ „Ich möchte wenigſtens das Meinige gethan haben, Ihnen zur Verwirklichung Ihres Wunſches zu verhelfen. Ich erkläre Ihrem Vater ſelbſt wie ich zu der Sache ſtehe, vielleicht läßt er ſich bereden, zu geſtatten, daß Sie das Kind wenigſtens zeitweilig bei ſich haben und für deſſen Erziehung ſorgen.“ „Ich erkenne Ihre Freundlichkeit an Herr Roden, aber ich rate Ihnen um Ihrer ſelbſt willen ab, ich fürchte, auch Sie werden keinen Erfolg haben. Wenn Sie es trotzdem verſuchen wollen, ſo habe ich nichts dagegen. Ich habe ſchon mehr als einen ſehnlichen Wunſch aufgeben müſſen,“ fügte ſie mehr wie zu fich ſelbſt redend hinzu, „ich werde auch dies noch ertragen.“ Arnold ſah ſie an mit ſtiller Bewunderung. Er, ein thatkräftiger, junger Mann, hatte bisher meiſt mit verächtlichem Mitleid auf jede Art ruhigen Duldens hingeblickt. Vor den Frauen im allgemeinen hatte er in diefer Hinſicht niemals große Hochachtung empfunden, weil ſie ihm faſt förmlich energielos vor⸗ . Jetzt ging ihm zum erſtenmale die Wahr⸗ heit auf, daß zum Dulden oft mehr Willenskraft 1 9 05 10 1 Ablenkend nahm er as vor Adelen auf dem Tiſche liegende Bu Hand und ſagte: „ „Auch ein alter Bekannter von mir.“ „Ich bin erfreut, Fräulein v. Heimdahl, in Ihnen eine Dame zu finden, welche nicht in dem lächerlichen Wahn befangen iſt, daß die Naturwiſſen⸗ ſchaften den verbotenen Früchten vom Baume d Erkenntnis vergleichbar ſind, wie ich vor kurzem en Mädchen ſagen hörte.“ „Der Ausſpruch war jedenfalls ſehr übertrieben, wenn auch etwas Wahres darin angedeutet iſt,“ . widerte Adele. „Auf manches Mädchen mag daß Leſen derartiger Bücher wirken, wie der berauſchende Duft friſcher Blumen auf einen Schläfer im engen Raume. Er erfreut ſich nicht an den mannigfaltigen Farben und Geſtalten derſelben, ihr Duft betäubt ihn, verursacht ihm ſchwere Träume und kann ff Geſundheit gefährlich werden. g „Solche Schläfer, Fräulein von Heimdahl, die träumend durchs Leben gehen, finden ſich leider auß unter den Männern und das iſt ſehr ſchlmm, n ſie dem allgemeinen Fortſchritte ſehr hinderlich find, Bei einer Frau iſt es nicht ſo ſchlimm, ſie kann trotzdem ihre Pflichten ganz gut erfüllen.“ „Denken Sie ſo gering von den Pflichten det Frauen? Glauben Sie nicht, daß wir auch unſe Teil zum Fortſchreiten der Menſchheit beizutragen haben ?“ d . „O doch gewiß,“ entgegnete Arnold ein wenn verwirrt, „ich meine nur, daß Uuwiſſenheit 7 beſſer geſagt, geringes Wiſſen einer Frau wenige ſchadet, als einem Manne.“ i