— Berliß, 26. Mal. Der Parkwäckter anghammer, welcher nach ſeiner Ausſage vorgeſtern im Park von Charlottenburg durch einen Poſten verwundet worden ſein wollte, hat bei dem mit ihm geſtern angeſtellten Verhör, durch vielfache Wider⸗ ſprüche in die Enge getrieben, zugegeben, daß er ſich die Verwundung mittelſt eines Teſchins ſelbſt bei⸗ gebracht habe, um das Mitleid der Hoͤchſten Herr⸗ ſchaften zu erwecken und hierdurch eine günſtigere Stellung zu erhalten. — Berlin, 28. Mai. Im königlichen Schauſpielhauſe, worin gegenwärtig bauliche Ver⸗ änderungen ſtattfinden, ſtürzte heute früh ein Teil des Dachſtuhles ein. Von 40 der beim Bau be⸗ ſchöftigten Arbeitern ſind bis'jetzt 26 berausgeſchafft, von denen 6 todt ſein ſollen. Die Rettungsarbeiten der Feuerwehr dauern fort. — Berlin, 28. Mai. Ueber den Einſturz im Schauſpielhauſe verlautet noch: Von den anfäng⸗ lich für tot gehaltenen ſechs Perſonen ſtellten fich fünf als ſehr ſchwer verletzt heraus, ſonſt verlautet authentiſch: Ein von den Bauarbeitern über den Bühnenraum errichtetes Gerüſt (nicht Dachſtuhl) brach zuſammen, und verſchüttete die darunter be⸗ ſchäͤftigten Arbeiter; vermutlich hat ein oberhalb des Gerüſtes befindlicher Bindebalken fich gelöst; bei dem Bau ſind 45 Arbeiter beſchäftigt, von drei oder 4 iſt es noch ungewiß, ob ſie heute zur Arbeit ge⸗ kommen waren; von den übrigen iſt einer tot, 18 find teilweſſe ſchwer verletzt; die Rettungsarbeiten dauern fort. — Waldshut, 27. Mai. Ein großes Unglück iſt am Freitag Mittag in Bergalingen (A. Säckingen) geſchehen. In einem Hauſe entſtand Feuer und dasſelbe griff ſo ſchnel um ſich, daß 2 Perſonen ſofort in den Flammen umkamen und eine dritte am Samſtag in Folge der Verletzungen ſtarb. Zur Unterſuchung der Entſtehungsurſache des Brandes war am Samstag der großb. Staatsanwalt von Waldshut in Bergalingen. Näheres iſt noch nicht bekannt. 8 g —Kaiſerslautern, 29. Mal. Die hie⸗ ſige „Pfälziſche Volksztg. ſchreibt: Was man hier ſchon ſeit Monaten munkelte, hat leider ſich jetzt voll bewahrheitet. Im Vermögen des hiefigen katboliſchen Kirchenbauvereins befindet ſich ein be⸗ deutendes Manko — man ſpricht von 25 000 Mf. — welches durch fraudulöſe Manipulationen ſeitens des früheren erſten Vorſtandes, Reallehrer Geiler, entſtanden ſein ſoll. Wie wir hören, iſt die Ange⸗ F tegenzeſt bereſts in den Händen der könfgl. Staats⸗ anwaltſchaft. Eine ſpätere Meldung desſelben Blattes beſagt, daß die in Rede ſtehende Summe die oben angegebene weit überſteigt und daß Geiler ſofort nach Vernehmung durch den Unterſuchungsrichter ver⸗ haftet worden iſt. b — (Das Bemogeln.) Wie der Fränk. Kur. erfährt, iſt Herr Oberamtsrichter Selling in Lichtenfels in ber bekannten Angelegenheit (Bemogeln beim Kartenſpiel), nachdem er in drei ſtrafrechtlichen Inſtanzen von der Anklage des Betrugs freigeſprochen worden war, jetzt auf dem Disziplinarwege ſvon der Disziplinarkammer am oberſten Landesgerichte in München wegen Dienſtvergehens (durch fahrläſſige Erregung des Verdachts eines Betruges) zur Dienſt⸗ entlaſſung verurteilt worden. ( Angeſichts des bevorſtehenden 400jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas hat der König von Italien, wie aus Rom geſchrieben wird, um das Andenken des Chriſtoph Columbus, des großen Sohnes der Stadt Genua, zu ehren, auf Vorſchlag des Unterrichtsminiſters angeordnet, es mochten alle Dokumente und kartographiſchen Reliquien, die fich auf den Entdecker Amerikas beziehen, gefammelt und herausgegeben werden. Zu dieſem Zwecke hat die Regierung für die folgenden 5 Jahre je 12 000 Lire jährlich ins Budget eingeſtellt. An der Spitze der mit dieſer Arbeit betrauten Commiſſion ſtehen Senator Kitelliſch! und Prof. Bregano, Michele Amarie, Ceſari Cantu; der Romanzier Barrili und Andere find Mitglieder der Commiſſion. — Vor der traurigen Pfinaſttour einer jungen Da me berichten die „Hambg. Nachten.“ Mit dem Dampfer „Freia“ fuhr an 1. Pfingſttag ein junges Mädchen mit nach Helgoland und äußerte in einem Geſpräch mit anderen Fahrgästen ihre beſondere Freude über die Schönheit der Elbufer und darüber daß ſie bei ihrer Rückfahrt dieſelben noch einmal zu ſehen bekommen werde. Wle erſchracken aber die Paſſagiere, als ſte am andern Tage die Reiſegefähr⸗ tin mit einem Beamten von Helgoland am Bord des Schiffes erſcheinen ſahen, und zwar in gänzlich derangirtem Anzuge. Die Unglückliche hatte bald nach ihrer Ankunft auf der Inſel plotzlich Spuren von Irfinn gezeigt, infolge deſſen ſie dort in Ge⸗ wahrſam genommen wurde. Hier angelangt, wurde das noch junge Mädchen von der Landungsbrücke mittelſt Droſchke nach dem Kurhauſe befördert. Ge⸗ ſtern ließ der Kapitän der „Freia“ 2 Brillantringe der Polizei in St. Pauli überliefern, welche die mnstlalch. in ihre gafkte zuebcgeh 0 Die Ringe repräſentirten einen Mer dog 1000 Mark. a 5 derten infolge Sturms an der Küſte von Alan, 1 102 Fiſcherleute ertranken. 1 1 A0 — Kleine Ehronik. Alte Leule gleht ez w . Ruſſiſch⸗Polen. In Warſchau iſt ein Mann, welcher 1 einen Tabakshandel führt, dieſer Tage 110 Jah gonntag, alt geworden. Trotz des hohen Alters, abgegechn 1 1 die Schwäche in den Füßen und ſeine eiwas ge. 1 halber fl krümmte Haltung, iſt derſelbe noch bei vollem g alben l dächtnis und guter Geſundheit. — In einer Fol bei Osmolin ſtarb der Brauer Karl Jent im lt 800 Patin von 137 Jahren. Sein Sohn ſtarb im vergangene baun mie Jahre, 116 Jahre alt. a Ae 10 San Francisco, 24. Mal. Eine grohe eat hn 29. N Anzahl chineſticher Steräuber hat, wie hier eig „ langte, aufſehenerregende Drahtberichte melden, 9 am 24. Abril in der Meerenge von Formosa, welt das Chineſiſche Meer mit dem Meer von on verbindet, geſcheiterte Schiff San Pablo angegriffen. Der Ueberfall geſchah nächtlicher Welle. Eine urch, bare Verwirrung auf dem Schiffe war die Folge Endlich vermochten ſich die Angegriffenen halb in Verteidigungszuſtand zu ſetzen. Mannſchaft Reiſende verteidigten ſich mit Säbeln und Sch waffen gegen die eindringenden Seeräuber, Es ein moͤrderiſches Ringen zum Entſetzen der in de Kabinen eingeſperrten Greiſe, Frauen und Find die durch ihr Jammern das Furchtbare der noch erhöhten. Schon wendete ſich der heiße Rauh zu Ungunſten der Weißen, da die Seeräuber daz Schiff an verſchiedenen Seiten anzündeten, welch nun auch zu finken begann. Da hatte der Maschi des San Pablo einen rettenden Einfall. Er eng aus einem Schlauch auf die Seeräuber Stroh ee denden Waſſers. Dieſem furchtbaren Angie 10 bur fd: eisfuttern 11 uin benſt. mochten die Seeräuber nicht Stand zu hallen e E 8 2 ergriffen nun eligſt die Fluch. In fſeberhafe e flüchteten nunmehr auch die Mannſchaft und elch den aus dem brennenden und langſam fin Schiffe. Es gelang ihnen auch, unter ene Mühſalen mittelſt Booten das Geſtade zu eri Nur die nackten Menſchenleben und die Po 1 * 9 1 1 Aud er viel leichter Zusendung erw. 4 „Was ſchadet es,“ ſo ſagte ſie zu ſich ſelbſt, wenn ich auch nicht glücklich bin? Die ganze ſchöne Welt geht darum doch ihren Gang und ich bin ja nur ein verſchwindendes Stäubchen in dem All.“ Oftmals wenn ihr das ganze Herz allzuſchwer wurde, äußerte fie eine gezwungene, unnatürliche Heiterkeit. Einen großen Teil des Tages oder auch wohl ruheloſe Nächte, füllte ſie mit den eifrigen Leſen guter Bücher aus, wodurch es ihr am beſten gelang, ihr Ich zu vergeſſen. Von ihrem Vater hatte ſie darüber manche ſpöttiſche Bemerk⸗ ungen zu ertragen, aber ſie ließ ſich dadurch nicht ſchrecken. Es gelang Adelen allmählich, ihre Stimmung mehr und mehr ins Gleichgewicht zu bringen. Der Mutter, deren Kräfte ſchnell dahin ſchwanden, ver⸗ ſchönerte ſie durch Liebe und Zutrauen die wenigen Monate, welche ſie noch zu leben hatte. Es war an einem milden Herbſtabend, als Adele, nachdem ſie den ganzen Tag bei der Mutter zugebracht, in den Garten hinaustrat um friſche Luft zu ſchöpfen. Die Dämmerung war ſchon her⸗ eingebrochen, kühl ſtrich der Abendwind. Eine große Eule kam, vor dem Lichtſcheine, welcher weithin durch die Fenſter des Hauſes fiel, herangelockt, aus dem Walde geflogen und ließ ſich mit lautem Schrei auf dem Dache nieder. a „Hier mochte ich nicht wohnen,“ die vorübergehende Lisbeth zu ihrem Begleiter ſagen, „hier im Hauſe muß einer ſterben. Höͤrſt Du nicht den Todtenvogel ſchreien 2 Er ſetzt fich i 115 Abend aufs Dach und ruft: Komm mit komm mit.“ hörte Adele Der Tod der heißgeliebten Gemahlin war dem Mutter vermochte es Adele über ſich, dem Zer⸗ ſtörer ihres Glückes ihre Liebe wieder zuzuwenden. Der Schmerz des ſonſt ſo gefühlloſen ſtrengen Man⸗ nes erſchütterte ihre Seele dermaßen, daß ſie fortan alles aufbot, um ihm den Verluſt weniger fühlbar zu machen. Als ſich der tiefe Schmerz über den Tod der Mutter endlich beſänftigt hatte, empfand Adele einen Frieden, welcher ſelten durch trübe Erinnerungen geſtört wurde. Ihre anmuthige Erſcheinung bekundete eine edle Seelenruhe, von welcher nur ein wehmütiger Zug im Geſichte verriet, daß ſie teuer erkauft wor⸗ den war. 75 Nun war auf einmal nach Jahren die alte Wunde wieder aufgeriſſen! Welch' eine düſtere Kette von Unheil und Schuld hatte dieſe eine gewaltſam unterdrückte Liebe um ihre Opfer geſchlungen und welch eine blumige Kette reinen Glückes hätte aus der Vereinigung der Liebenden hervorſprießen können Die alten todgeglaubten Gefühle regten ſich wieder in Adelens Herzen. Aber durfte ſie in der Erinner⸗ ung einen Menſchen noch lieben, noch achten, wel⸗ cher neben der Liebe zu ſeiner Frau eine andere in ſich getragen hatte? So fragte ſie ſich ſelbſt. Wäre ſie ſeine Frau geworden, ſo wäre alles gut geweſen. Der Vater, in ſeinem blinden Preußenhaſſe er trug die Schuld. Wie unendlich glücklich würde ſie an ſeiner Seite gelebt haben! Ja, ſie hätte, ohne des Vaters Einwilligung dem Zuge ihres Herzent folgen ſollen. Doch jetzt war es zu ſpät, die Jugend dahin, er nicht mehr unter den Lebenden, ihr daſein Es dauerte einige a Rittmeiſter ein harter Schlag. Erſt am Grabe der eines Menſchen, der ihm ſo viel Aergernis bez m Nerlage der beutel konnten in Sicherheit gebracht werden, 3 5 übrige Habe mußte auf dem Schiffe zurückgelahh 5 werden. Als die Seeräuber das Sch eff bei latwurf . mußten, kehrten ſie abermals zurück und plane 5 das rauchende Wrack vollſtändig. „ mi für das Pflichterfülluag das einzige ſei, was im Unglück d Leben erträglich machen könne. Was war denn ihre Pflicht? Sie hatte ihren Geliebten ein in gal Abſicht, um den Familienzwiſte ein Ende zu mache gebeten, er möge eine andere heiraten. Er halle gethan in der Hoffnung, ſeine Liebe zu iht mt, cu. 170 6 2 Preis uh Auswörts e ln funco Zuſendun dieſe Weiſe zu überwinden und hatte ſich gez de don rde e Jetzt war er tod, ſein Kind ſtand einſam ah mer Nitwirkur Welt, er empfahl es ihrer Fürſorge, wie konne dale keafchlſch 3 ihm ſeine Bitte abſchlagen! Wenn ſie die Kah zu ſich nahm, brauchte ſie den Vater deswegen nicht zu vernachläſſigen. Das Bewußtſein, an einem de Mutterpflichten zu üben, würde ihr im Gegen größere Lebensfreudigkeit verleihen und ſi oh dann ihrem Vater das Leben angenehmer. mach h Aber würde er es denn zugeben, daß das fe u em ſch jeder Bea dunn, welche ihre 1 Ausgabe ebenfalls am 50 Pg. iſ im ili, daß die Anſche Verlo von ſeiner Tochter geliebt und gepflegt würde 5 Verſuch mußte gewagt werden. Für das große O fer, welches ſie einſt ihren Eltern gebracht, du ſie dieſes ganz, ganz glücklich ſein. 5 Der Tag neigte ſich zu Ende. Der Nile kam ermüdet aus ſeinen Granitbrüchen noch Hale ohne zu ahnen, welche Aufregung ſeſner ait — Adele ſetzte ihm eine, im tiefſtem Grunde dez 1 aufgefundene Flaſche alten Weines bor uin egann: a g Lieber Vater, ich habe heute einen wichtigen Bie bekommen. . „Du einenen wichtigen Brief,“ ſagle lächelnd, „woher erhältſt Du denn wichtige Bre, ein ödes verfehltes! a Zeit, bis Adele ſich ſelb wieder fand, bis ihr wieder klar wurde, daß 9