übergehend zeigte, foll damit zufommenhängen, daß derſelbe ſich kürzlich ungeachtet der rauhen Witter⸗ ung am geöffneten Fenſter niederließ, wodurch die Athmungsorgane des Kaiſers ungünſtig beeinflußt wurden. Doch iſt die Entzündung und mit ihr die Schlingbeſchwerden bereits wieder im Verſchwinden begriffen und hat ſie überhaupt den Monarchen in keiner Weiſe alterirt, vielmehr ſteigert ſich die Kräfte⸗ zunahme von Tag zu Tag in erfreulichſter Weiſe. Auch die Nächte ſind fortgeſetzt ſehr gut, was auch von der Nacht vom Dienſtag zum Mittwoch zu gelten hat. Bei der Conſultation der Aerzte am Mittwoch Morgen wechſelte Dr. Mackenzie die Canüle beim Kaiſer aus, was ſehr leicht von Statten ging. Die Operationswunde weiſt ein gutes Ausſehen auf. Da ſeit Mittwoch wieder warme Temperatur herrſcht, dürften die Aerzte dem Kaiſer nunmehr auch wieder den Aufenthalt im Freien geſtatten. Fürſt Bismarck hat nunmehr ſeiner pom⸗ mer'ſchen Beſitzung den Beſuch abgeſtattet, welchen der Kanzler ſchon vor Wochen ausführen wollte, der aber infolge des ſchweren Krankheitsanſalles, der den Kaiſer gerade zu jenem Zeitpunkte heimſuchte, verſchoben werden mußte. Daß ſich Fürſt Bismarck nun endlich nach Varzin begeben hat, kann ebenfalls mit als ein Beweis betrachtet werden, daß man in der Umgebung des Kaiſers die jüngſte ſchwere Crifis als wieder überwunden anſteht, und gewiß iſt dem Reichskanzler die Erholungspauſe auf ſeinem pommer⸗ chen Tusculum herzlich zu gönnen. Denn der leitende Staatsmann des Reiches und Preußen iſt urch die Schickſale der letzten drei Monate beſonders hart ergriffen worden und dennoch mußte er in dieſer Zeit, bei angegriffener Geſundheit, ohne jede Rück⸗ ſicht auf ſich ſelbſt, vielmehr arbeiten, als in jüngeren und geſunden Tagen. Die Rückkehr des Fürſten nach Berlin erfolgt vorausſichtlich im Laufe der nächſten Woche. In München iſt am Dienſtag die deutſch⸗ natlonale Kunſtgewerbe⸗Ausſtellung dom Prinz⸗Re⸗ genten in feierlichſter Weiſe eröffnet worden. Am Mittwoch reiſte der Prinz⸗R'gent nach Wien zu einem Beſuche ſeiner Schweſter, der Prinzeſſin Adel⸗ gunde, ab und wird daſelbſt bis zum 28. d. M. verweilen. Prinz Rupprecht, der älteſte Sohn des bayeriſchen Thronfolgers, hat ſich nach Barcelona begeben, um am Pfingſtſonntag der Eröffnung der dortigen Weltausſtellung beizuwohnen. Stuttgart, 17. Mai. Soeben find der Könjg Karl und die Königin Olga aus Florenz wleder in Stuttgart eingelroſfen, und unter dem Jubel der Bevölkerung in's Schloß gefahren, Auf dem Bahnhof war großer Empfang. Man war freudig überraſcht bon dem geſunden Ausſehen des Königs und von der Geſchmeidigkeit in ſeinen Be⸗ wegungen. a i Wien, 16. Mai. In ruſſiſch Polen wurde vor einjgen Tagen ein öſterreichiſcher Offtzier, welcher in Rußland reich begütert iſt und den Grafentitel beſitzt mit ſeiner ganzen Familie in Haft genommen, weil die ruſſiſche Regierung gegen denſelben Verdacht begt, er ſei einer von mehreren öſterreichiſchen Of⸗ fizieren, die während der letzten 6 Monate in den mannigfachſten Verkleidungen in Rußland Aufnahmen machten, mit deren Hilfe ſie eine Dislocationskarte herſtellten, welche vor etwa 10 Tagen erſchienen iſt und welche die Stellung aller ruſſiſchen Truppen⸗ körper an den Grenzen von Oeſterreich und Deutſch⸗ land bis ins kleinſte Detail anführt. Es hieß zwar, der Offizier ſei, nachdem er ſich auf ſein öſterreichiſches Officier⸗Patent berufen, wieder freigelaſſen worden; aber dem ſcheint nicht ſo zu ſein; denn an ihn ge⸗ richtete Telegramme blieben bisher unbeantwortet, ſo daß es den Anſchein gewinnt, als ſei derſelbe auf dem Wege nach Sibirien. Paris, 17. Mai Die Miniſterien des Kriegs und der Marine arbeiten einen gemeinſamen Entwurf aus, welcher dreißig Millionen Franken Kredit für die Küſtenverteidigung verlangt. „ Berſchiedenes. — Ladenburg, 18. Mai. In letzter Nummer dieſes Blattes brachten wir eine uns zu⸗ geſandte Notiz, in welcher mitgeteilt iſt, daß Schüler der höheren Bürgerſchule in der Nähe des Agricola⸗ chen Anweſens Draht über die Straße geſpannt hatten. Die betr. Notiz iſt dahin zu berichtigen, daß die Knaben keine Bürgerſchüler waren. — Schwetzingen, 16. Mai. Der „Pfälzer Hof“, bisher nur Weinwirtſchaft wird am Samſtag als Bier⸗ und Weinwirtſchaft, mit Bier aus der Gräfl. Oberndorf'ſchen Brauerei in Edingen von Herrn J. Klee, eröffnet werden. Die neu herge⸗ richteten und bedeutend vergrößerten Lokalitäten ſo⸗ wohl, wie anch das anerkannt gute Bier aus oben⸗ genannter Brauerei, wird ſich nicht verfehlen, zahl⸗ reiche Pfingſtgäſte herbeizuführen. — Wertheim, 15. Mai. Frau Profeſſor Wirbel dahier hat zum Andenken an ihren verſtorbenen Gatten der hieſigen Gemeinde 9000 M. übergeben mit der Beſtimmung die Weſtfront des Rathauſes ſrelhulgen und zu renodiren. Ferner bat pfegehe Kapſtal von 4000 Mark, deren Zinſen zu Stipen dien an Schüler des Gymnaſtums yerteilt werden 1000 Mark für die hieſlgen Ortsarmen, ſowſe eine Reihe von Wohlthätigkeitsanſtalten je 500 Mar übergeben. Ehre ſolchem Wohlthätigkeſtsſinne, — Aus Baden. Kaufmann Glorg Meß⸗ mannn von Pforzheim iſt von der Firma Moritz Müller daſelbſt beſchuldigt, für dieſelbe, als ihr Reſ⸗ ſender, 25,990 Mark eingezogen und nicht abge liefert zu haben. Es wird deshalb gegen Meeßman ein amtliches Ausſchreiben erlaſſen. — In Grombah bei Sinsheim zerſprang beim Feſtſchießen aus An laß der Fabnenweihe des dorkigen Milſtärperein ein Böller. Ein Sprengſtück riß dem das Geſchlt bedienenden Mann ein Stück Fleiſch aus dem Ober ſchenkel, ein zweites verfetzte ihm das Ohr. — Stuttgart, 16. Mai. Eine gräßliche Szen ſpielte ſich heute Nacht zwiſcheu 1 und 2 Uhr in einem Hauſe der Hauptſtädterſt, ab. Ein ehema liger Schutzmann, Namens Kleiner, drang mittel Leiter in das Schlafzimmer ſeiner von ihm getremg lebenden Frau und feuerte mehre Revolberſchuff auf ſeine in demſelben Raum jim Bette liegend, 1 jährige Tochter ab. Derſelben wurden die Lunge durchſchoſſen. ſo daß an ihrem Aufkommen gezweſfe wird. Der Vater wurde verhaftet. Ueber den Grund zur That find mehrere Vermutungen im Umlauf. Mainz, 15. Mai. Heute Abend wurd nach Meldung der „Fr. Ztg.“ ein ein Gonſenhe wohnendes Ehepaar unter dem Verdachte Brandſff tung gefänglich hier eingebracht. Das Paar it ſchuldigt. einen Brand durch Anſtecken feiner Woh nung verurſacht und dadurch den Tod ſeiner bi Kinder herbeigeführt zu haben. Een Mexico iſt in vergangener Wo wieder ein Eiſenbahnzug ausgeraubt worden, e Räuber hatten Masken vor dem Geſicht und beft gen den Zug bei Arguazarcas. Der Zugführer i der Heizer wurden ermordet. Der Erlös des Raue war nur ſehr gering und belief ſich auf 139 Dollgz Die Behörden haben den Räubern ſofort nachsehen laſſen, und mehrere Perſonen, darunter 2 metz iſche Zollbeamte find auf Verdacht hin in Haß nommen worden. — Im Eifer. Sonntagsjäger: „Zuerſt a ich einen Haſen, dann eine Wildgans, darauf ein Reih — Menſchen mied und mit ſeinen Nelken allein lebte, auf deren Pflege er ſeine ganze Sorgfalt und Liebe verwand. . Das einzige Haus, welches er noch zuweilen betrat, war das des Rittmeiſters. Das Fräulein Adele war ſtets freundlich gegen ihn und gab ihm häufig in ihrem Garten zu thun. Deshalb hatte er auch für das Grab von Adelens Mutter den kleinen Nelkenſtrauch mitgebracht. Seine Mutter hatte ihm oft geſagt, er ſolle heiraten, aber das ſchien ihm unmöglich, da die Mädchen ihn verabſcheuten. s Lange ſaß er da in trübe Gedanken verſunken Endlich ſtand er endſchloſſen auf. — „Ich will es meinem Mütterlein zu Liebe doch einmal verſuchen, ſagte er, „der kleine Frieder hat mich gern, ſonſt würde er nicht ſo oft zu mir kommen, und wenn die Lisbeth mich nicht leiden könnte, ſo hätte fie auch meine Nelken nicht zum Gärtner getragen.“ Joſef beſchleunigte ſeinen Gang. Seine nieder⸗ geſchlagenen Augen, denen das helle Tageslicht un⸗ angenehm war, ſuchten nicht, wie ſonſt wohl nach Raupen und Schmetterlinge im Graſe. Er vergaß ſogar, für ſeine eingeſperrten Raupen welche ſich in einem großen, mit grüner Gaze be⸗ ſpannten Kaſten in der Fenſterecke befanden, friſches Futter mitzubringen. Ein prachtvoller Trauerfalter, welcher während Joſephs Abweſenheit ſeine Hülle geſprengt hatte nd nach Freiheit verlangend mit den fammetgleichen Flügeln die durchſichtigen Wände feines Käfiges ſtreifte, zog jedoch Joſephs Aufmerkſamkeit auf ſich. Er ſah ihm mit Wohlgefallen zu. Dann öffnete er den Kaſten und ließ den Trauerfalter zum Fenſter hinausfliegen, und es war, als ob er alle trüben Gedanken ſeines Pflegers mit ſich hinausgetragen hatte. „Wenn ſie keine Raupen leiden kann, will ich Sie gern alle wegwerfen,“ dachte Joſeph. Nachdem er ſeine Locken gekämmt und ſein hübſches Geſicht, deſſen ſanfter Ausdruck noch durch die zarten Farben erhöht wurde, in friſchem Waſſer gebadet, machte er ſich auf den Weg zur ſchwarzen Lisbeth.“ 5 . Mit einem freundlichen Guten Morgen trat er in ihr enges Stübchen ein. „Du kommſt wobl um Dir das Geld zu holen, welches mir der Gärtner für Deine Nelken gegeben hat,“ ſagte fie; den Weg hätteſt Du Dir ſparen können, ich habe es heute morgen dem Feäu⸗ lein Adele gegeben, Du kannſt es Dir von ihr hohlen.“ „Nein, Lisbeth, deswegen bin ich nicht gekom- men, erwiederte er näher tretend. „Ich habe daran gedacht, daß Du ganz allein in der Welt ſtehſt u. für Dich und Frieder das Brot ſauer verdienen mußt, und da meinte ich, es wäre doch gut, wenn der Frieder wieder einen Vater hätte. In meinem Häuschen ſſt Platz genug und auf meinem Felde wächſt Korn genugs zu Brot für uns drei und mit meinen Nelken verdiene ich manchen Thaler. Heute iſt meiner Mutter Todestag und da ſiel mir ein, daß ſie ſo oft geſagt hat: Heirate, Joſeph, thu's mir zu Liebe. — Deshalb bin ich heute hergekommen, um Dich zu fragen, ob Du meine Frau werden willſt. Lisbeth hörte in ruhig an. Sie malte ſich in Gedanken aus, wie es ſein würde, wenn ſte in dem kleinen Waldhauſe wirtſchaftete und ſich nicht mehr ſo zu quälen und Wohlthaten von anderen anzu⸗ nehmen brauchte. “ Zuhörer: „Jetzt in der Schonzeit? Haben S r d den Föcſter gar nicht getroffen?“ — Sonnfage e n „Natürlich! Den ſchoß ich tot!“ r u Es war wirklich verlockend. 8 das Fenſter, welchen er gerade gegenüber ſtand, in ſeine röͤthlichen Augen mit den weißen Wimpern Lisbeth wich ängſtlich zurück und ſagte „Nez Joſeph geh' nur wieder nach Hauſe, ich kann i darf Dich nicht heiraten, es iſt mir leid.“ „Ich dacht es mir wohl,“ erwiederte Josh in traurigem Tone. „Du willſt auch nicht weil ic anders bin, als alle andere Menſchen, ich bin Ie auch nicht böſe darum.“ „Nein Joſeph, deshalb iſt es nicht, ich daf Dich nicht heiraten, es wäre Sünde, ich kann Di ö aber nicht ſagen, warum. Ich wollte ich könnte uch (böſe auf Dich ſein. Frag“ nicht weiter und dh den Frieder, wenn er zu Dir kommt, 15 200 eb' wo Er ſah ſie bitternd an. Das Licht fiel dug ö fort, er darf auch nicht bei Dir ſein. Joſeph.“ Als er fort war, brütete Lisbeth lang a. dc ſtill vor ſich hin. Sie merkte nicht das leiſe Reiches 5 hinter ihrem Fenſter, von wo 2 neugierige Knabe die Scene belauſcht hatten. Zur „Er fieht doch ſonft gar nicht das ſo böſe aul murmelte das abergläubiſche Weib, aber ein orden licher Menſch hat nicht ſolche rothe Augen. Es f doch als ob ein Funken Hoͤllenfeuer darin grimmke, Frieder ſoll nie wieder zu ihm, ſonſt wird er ges wiß ein ſchlechter Menſch. Vergieb mir, lieber Het gott, wenn ich den Joſeph nicht haſſen kann, ich wil es aber gewiß verſuchen. Fortſetzung folgt. Gefangen. Frau zu dem Dienſtmädchen! 915 Sie einen Geliebten“ — Mädchen; Nein]! — n wie heißt er 2“ „Schorſch.“ 1710