* N erſcheint jeden Nrittwoch und 4 mit illuſtiertem Ankerhaltungshlatt Reklamen mit 20 Pf. berechnet. lune : Fokttiſches. 5 lc b Karlsruhe, 30. April. Wenn inzwiſchen beſolgn : nicht andere Beſtimmungen getroffen ſein ſollten, ein gi, werden JJ. KK. HH. der Großherzog und die ag den Großherzogin heute von Berlin abreiſen, um zunächſt igt, de g bierher zurückzukehren, Der in den letzten Tagen u wieder Vertrauen erweckende Zuſtand des Kaiſers em 91. dürfte vornehmlich mitbeſtimmend für die Abreiſe 5 5 i gewirkt haben. Das Scheiden des großherzoglichen 1 188. Paares aus Berlin kann indeſſen nicht erfolgen, ohne daß man einen Blick auf die Zeit wirft, während welcher unſer Landesfürſt ſeinen mächtigen Einfluß in den Berliner und Charlottenburger Kreiſen in die Waagſchale warf, um das Reich und feine Politik in den bisherigen und auch von Kaiſer Friedrich beſchrittenen Bahnen erhalten zu helfen. Als der Rücktritt des Reichskanzlers in drohende Nähe gerückt war, als die allgemeine politiſche Lage im Begriffe ſtand, eine düſtere, ungewiſſe Färbung anzunehmen, da war es Großherzog Friedrich, wel⸗ cher nach den bislang unwiderſprochenen Zeitungs⸗ meldungen entſchieden für das Verbleiben des Fürſten Bismarck im Amte eintrat, welcher den in Charlotten⸗ burg als Vertrauensmann und gewiegten Staats⸗ mann geſchätzten früheren badiſchen Miniſterial⸗ präſidenten v. Roggenbach nach Berlin berief und ihn mit der ſchwierigen Aufgabe betraute, einer Aenderung der deutſchen Politik zu widerrathen. Und als dann die über ganz Deutſchland ein Gefühl der Beunruhigung, der Beſorgnis verbreitende Kanz⸗ lerkriſis vorüber, als Fürſt Bismarck die Zirkel ſeiner dußeren Politik ungeſtört ſah, — da wurde allgemein und mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß unſer Großherzog hervorragend an der Be⸗ ſeitigung der ſchwebenden Schwierigkeiten beteiligt und koſtet vierteljährlich 1 Xx — 8 1 * 40 J exel. Poſtproviſion. Iuſergte, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition ingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Bie größeren Aufträgen Rabattbhewilligung. geweſen ſei. So kehrt denn unſer gefeierter Landes⸗ fürſt, ein Vorbild echter deutſcher Treue, in ſein Land zurück, welches ihm innigen Dank weiß für ſeine ſtets deutſche Haltung, für ſein deutſches Handeln; er kehrt zurück, nachdem er dem deutſchen Vaterlande den vielleicht wichtigſten Dienſt geleiſtet; nicht nur dem kranken kaiſerlichen Schwager Troſt und Hoffnung zuzuſprechen, ſondern auch ihm mit ſelbſtloſem, ehrlichen Rate zur Seite zu ſtehen, hat unſer Landesherr ſo lange in der Reichshauptſtadt verweilt und wenn auch das Land Baden ihn ſchmerzlich vermißte, — ſeine Rückkehr wird doppelt und dreifach freudig begrüßt, nachdem bekannt ge⸗ worden, wie ſehr ſein Verbleiben am deutſchen Kaiſerhof dem Vaterlande von Nutzen geweſen! Ein freudiges, herzliches Willkommen dem Herr⸗ ſcherpaare! Berlin, 30. April. Der Kaiſer nahm Vormittags die Vorträge Wilmowski's und Winter⸗ fe d's entgegen und war Mittags außer Bett am Fenſter eines nach dem Park hinausgehenden Zimmers. Die Ueberſiedelung des Kaiſers dürfte, ſobald die Witterung und das Befinden dies geſtatten, nach Potsdam, Schloß Friedrichskten, und nicht Wies⸗ baden erfolgen. Der Kronprinz erſchien heute zum Frühſtlck bei den Maj ſtäten. Der „Nordd. Allg. Ztg.“ zufolge beſchäftigte ſich der Kaiſer geſte rn mit leichter Lektüre. Die Temperatur war geſtern Abend und heute früh nur wenig normal. Die letzte Nacht brachte der Kaiſer in faſt ununterbrochenem ſechsſtündigem Schlafe zu. Berlin, 30. April. JJ. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin von Baden begaben ſich um 12 ½½ Uhr zum Frühſtück bei den Majeſtäten, beſuchten alsdann nochmals das Mauſoleum und verabſchiedeten ſich darauf von den Majeſtäten und g Nachſtehende Annoncen ⸗Erpebitionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annonten⸗Buregux von Haaſenſtein und Voglee, Rupolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſeratr für uns an. J Inſerate ſind von nachweisbarer Mirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1888. den übrigen Herrſchaften. Die Abreiſe nach Karls“ ruhe erfolgt heute Abends 8 Uhr. Berlin, 29. April. Die erſten Goldſtücke mit dem Bildnis Sr. Maj. des Kaiſers Friedrich find geprägt und Sr. Majeſtät vorgelegt worden. Die Prägung iſt ganz vorzüglich ausgeführt; der charakteriſtiſche Kopf des Monarchen tritt in plaſti⸗ ſcher Schärfe und ſprechender Porträtähnlichleit her⸗ vor. Die Unterſchrift lautet: „Friedrich Deutſcher Kaiſer König von Preußen.“ Die Wappenſeite zeigt den Reichsadler mit der Umſchrift: „Deutſches Reich 1888. 20 Mark.“ N — Berlin, 30. April. Die authentiſche Veröffentlichung der einzelnen Beſtimmungen des Teſtaments ſteht in Kurzem bevor; ſie werden, in hohem Grade geeignet ſein, neue Einblicke in das Geiſtes⸗ und Gemütsleben des großen Kaiſers zu gewähren. Es gilt dies namentlich von den drei Codizillen, die Kaiſer Wilhelm in bedeutungsvollen Stunden niederſchrieb, und zwar iſt das erſte Codi⸗ zill verfaßt in der Sylveſternacht nach dem öſterrei⸗ chiſchen Kriege 1866,67, das zweite, wie die Nat.⸗ Zig. anführt, nach dem franzöfiſchen Krieg in der Sylbeſternacht 187172, das dritte Kodizill in der Sylveſternacht nach den Mordverſuchen 1878/79. Schon aus der Wahl dieſer Daten darf auf die ungewöhnliche Natur dieſer Niederſchriften ein Schluß gezogen werden. 5 Berlin, 29. April. Vom öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe iſt am Freitag die neue Wehr⸗ vorlage betr. die ausnahmsweiſe Einberufung der Reſerviſten, underändert in der Special⸗Berathung angenommen worden. Von durchſchlagendem Erfolg war die Rede des Landesverteidigungsminiſters, v. Welſersheimb, welcher anknüpfend an das Schil⸗ ler'ſche Wort: „Nichtswürdig iſt die Nation, die Das Fiſchermädchen von Genua. Novelle von Mor itz Lilie. F 1 13. Fort,. 1 . i 1 Und in mächtigen Sprüngen eilte er zum Strande , hinab, wo das Boot lag. 14 i Es ſchien als hätten die andern Beiden nur 2 darauf gewartet, denn ſofort ließen ſie von Marietta al-Agenlet ab und folgten in raſender Eile ihrem Gefährten. ingel, Wenige Minuten ſpäter hörte man die krͤftigeſd f Ruderſchläge der davonfahrenden. 70 Marietta holte tief Athem, der Kampf und die Angſt hatte ihre Kräfte erſchöpft. Sie preßte die Hand, welche noch immer den Dolch hielt, an die brennende Stirn, hinter welcher die Gedanken wild durcheinander wogten. Kaum eine Viertelſtunde konnte der Kampf gedauert haben, und doch, was ſchloß dieſe kurze Spanne Zeit nicht in ſich! Wäre der teufliche Plan gelungen, welches Elend hätte ſie erwartet, wie würde der alte Vater ſich gehärmt und geſorgt haben um das Schickſal ſeines Lieb⸗ lings! — Jetzt lag der Verbrecher blutend und 70 regenslos zu Ihren Füßen; die Deviſe: „Schutz 14 5 209 ee hatte ſich an Ihr glänzend be⸗ ae 5 Da tauchten zwei Männergeſtalten im Dunkel auf; raſchen Laufes kamen Sie herbeigeeilt und wenige Augenblicke ſpäter hatten ſie den Kampfplatz freudeſtrahlende Auge blickend. erreicht. Es waren der Marquis Roſelli und Graf welche ihr Weg — den Letzteren vielleicht auch noch eine andere Abſicht — in die Nähe die Fiſcher⸗ dörfchens geführt hatte. „Was geht hier vor ?“ fragte der junge Mann. Es war, als übte der Ton ſeiner Worte eine Zauberwirkung auf das Mädchen aus; ſie richtete ſich hoch auf und im näͤchſten Augenblicke ſtürzte ſie mit dem Ausrufe: „Leonardo, Du lebſt?“ an den Hals des Grafen, ihn mit heißer Inbrunſt umſchlingend, als fürchte ſie, ihn zum zweiten Male zu verlieren. 5 „Marietta, Du hier und ſo allein? Warſt Du es, die um Hilfe rief?“ fragte Rowen, das klaſſiſch geformte Geficht des Mädchens zwiſchen beide Hände nehmend und ihr in das herrliche, In kurzen Worten erzählte das Mädchen den Vorgang, deſſen An⸗ ſtifter der am Boden liegende Sekretͤͤr geweſen war. Der Graf trat an den Lebloſen heran. „Das iſt die Nemeſis!“ ſagte er leiſe. „Als mich meine Wunde zu Bett und Zimmer feſſelte und mich hinderte, meine finanziellen Angelegen⸗ heiten ſelbſt zu überwachen, veruntreute der gewiſſen loſe Beamte mir eine beträchtliche Summe und ver⸗ ſchwand damit heimlich aus meinem Hauſe und Monaco. Um mir die Aufregung zu erſparen, die e bei meinem Zuſtande leicht bedenkliche Folgen haben konnte, verheimlichte man mir den Vorfall ſo lange als möglich. Als ich ihn endlich erfuhr, waren Wochen darüber hingegangen, ſo daß ich jede Ver⸗ folgung für nutzlos hielt. Am Tage nach dem Duell beauftragte ich ihn, Dir zu ſagen, ich ſei gendtigt, eine größere Reiſe anzutreten; in etwa einem Monat hoffte ich zurück zu ſein. Ich wollte Dich durch Mitteilung des wahren Sachverhaltes nicht ängſti⸗ gen, deshalb gebrauchte ich dieſen Ausweg; der Schändliche hat mein Vertrauen in jeder Weiſe ge⸗ mißbraucht.“ 5 „Er beugte ſich zu Petrenz nieder und fühlte nach der Puls. „Mit dem iſts vorbei, das Leben iſt ent⸗ flohen,“ ſagte er nach einer Pauſe. „Dich aber trifft kein Vorwurf, Marietta, Du haſt Leben und Ehre gegen Tücke und Hinterliſt verteidigt, Du haſt gehandelt wie eine Heldin!“ ö 5 „Auf's neue ſank ſie an ſeine Bruſt und in ihrem Antlitze malte ſich das ſtumme, Entzücken, den heißgeliebten Mann wieder zu beſitzen Der Mond war inzwiſchen höher und höher am Himmel heraufgeſtiegen und überſtrahlte Land und Meer mit ſeinem flimmernden Silberſchein. Namentlich auf der weiten Waſſerfläſche war ſein Licht von zauberhaftem Effekt, denn in Milliarden von Atomen glitzerte und funkelte es auf den leichtgekreuſelten Wellen. In der Ferne wurden ſelige 8