bie“ prſcheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet vierteljährlich 1 K“ — 85 „ 40 J exel, Poſtproviſion. i Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige b pp, Iburg. ters Jan ee Juſerate, welche am — — immer noch erfolgen können und daß der Kaiſer noch entgegenfieht. ülblichen, nunmehr auch für Preußen und die Reichs⸗ lande eingetretenen Begnadigungen find nicht nur mit illuſtiertem Anterhaltungsblatt 1 Expedition ingehen, Folitiſches. — Karlsruhe, 2. April. Der ſeit der Rückkehr des Kaiſers nach Deutſchland erwartete Gnadenerlaß iſt in ziemlich beſchränktem Umfange nunmehr erſchienen. Der Erlaß zerfällt in vier Teile, deren erſter und wichtigſter die politiſchen Vergehen und Verbrechen, ſoweit es ſich um Be⸗ leſdigungen durch Wort, Schrift und Bild, und um allgemeine politiſche Vergehen handelt, ſoweit die wegen derſelben verhängten Strafen noch nicht voll⸗ ſtreckt ſind, betrifft. Die übrigen Teile des Erlaſſes weiſen eine merkliche Einſchränkung auf, ſchwere Verbrecher, überhaupt mit längeren Freiheitsſtrafen belegte Verurteilte, find von der Begnadigung aus⸗ geſchloſfen. Den Erwartungen, welche man ver⸗ nunftgemäß hegen durfte, iſt durch dieſen Gnaden⸗ erlaß völlig entſprochen. Am Schlnſſe des erſten Teiles des Erlaſſes iſt übrigens ausgeſprochen, daß geweſſe und einzelne nachträgliche Begnadigungen den diesbezüglichen Anträgen ſeines Juſtizminiſters Die bei allen Thronbeſteigungen ein Ausdruck der neu zur Geltung gelangenden mo⸗ narchiſchen Machtbefugniſſe, ſondern dieſelben enk⸗ halten auch einen eindringlichen Appell an die mit den Geſetzen des Landes in Konflikt gerathenen Ver⸗ urteilten. Denſelben wird die Freiheit zurückge⸗ geben, nicht damit ſie aufs Neue darauf losſündigen ſollen, ſondern damit ſie von dieſer Freiheit einen beſſern Gebrauch machen, als zuvor. Durch ſolche Begnadigungen wird unendlich viel menſchliches Elend aus der Welt geſchafft und gar Mancher, der geſtrauchelt iſt, gewinnt den notwendigen Halt wieder, wird der Geſellſchaft, der ſtaatlichen Ord⸗ Garmondzeiele oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bie größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Pfg. nung als tüchtiges und achtbares Mitglied wieder⸗ geſchenkt. Berlin, 31. März. Ein hochwichtiger Mo⸗ ment in der Entwickelungsgeſchichte der Krankheit und Geneſung unſeres Monarchen iſt geſtern einge⸗ treten: Zum erſtenmale, ſeitdem er als Leidender die Kaiſerſtadt verließ, iſt der hohe Herr wieder auf Berliner Boden und zwar im Palais ſeines ver⸗ ewigten Vaters erſchienen. Bei ſchönſtem Frühlings⸗ wetter unternahm der Monarch ſeine erſte Ausfahrt als Deutſcher Kaiſer nach ſeiner Reſidenzſtadt Berlin zum Beſuche ſeiner erlauchten Mutter, der Kaiſerin Auguſta. Gegen halb 12 Uhr fuhren vor dem mittleren Hauptthore des Schloßhofes zu Charlottenburg 3 Hofwagen vor. Zwanzig Minuten vor 12 kamen der Kaiſer und die Kaiſerin die Haupttreppe herab, der Kaiſer in Uniform und Mantel, die Mütze auf dem Kopfe, den Helm mit weißem Federbusch in der Hand, ſtieg zuerſt in den offenen Wagen, gleich darauf folgte die Kaiſerin und nahm an ſeiner Seite Platz. Unter dem ungeheuerſten Jubel einer zahlreichen Menſchenmenge fuhr das Kaiſerpaar aus dem Schloſſe die Straße nach Berlin entlang. Im zweiten Wagen fuhren die drei Prinzeſſinnen Töchter, Viktoria, Sophie und Margaret, im letzten Wagen fuhren Major v. Lynker und Sir Morell Mackenzie. Charlottenburg zurück. Sein Ausſehen war ein vorzügliches. — Berlin, 1. April. In Frankreich iſt noch unmittelbar vor Oſtern die längſt erwartete abermalige Miniſterkriſis infolge des Rücktritts des Miniſterinms Tirard eingetreten. Den unmittelbaren Anlaß zur Demiſſion des Kabinets gab am Freitag der in der Deputirtenkammer verhandelte Antrag Nachſtehende Annoncen ⸗ in Hamburg und fämtliche Rudolf Moſſe, G. . Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg Die Kammer vertagte ſich, nachdem ein Antrag des Kurz vor 2 Uhr kehrten die Mojeſtäten nach Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogleer L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerat“ für uns an. . 1888. des Ultraradikalen und Boulangiſten Laguerre auf Reviflon der Verfaſſung, für welchen von radikaler Seite die Dringlichkeit befürwortet und auch mit 268 gegen 237 Stimmen angenommen wurde. Da das Miniſterium ſich entſchieden gegen den Antrag erklärt und die Kabinetsfrage geſtellt hatte, ſo blieb ihm nach dieſem Votum der Kammer nichts weiter Übrig, als ſeine Entlaſſung einzureichen, welche vom Präfidenten auch angenommen wurde. Die bisherigen Miniſter werden die Geſchäfte bis zur Neukonſtrui⸗ rung des Kabinets weiterführen und wird das neue Miniſterium jedenfalls unter den Auſpicien des ra⸗ dikalen Kammerpräſidenten Floquet gebildet werden. bonapartiſtiſchen Cuneo d Ornano, ſchon am Sonn⸗ abend die Kommiſſion zur Vorberatung der Verſaſ⸗ ſungsreviſton zu wählen, nach längerer Debatte ab⸗ gelehnt worden war. — Im italieniſch⸗abyſſiniſchen Konflikt iſt eine überraſchende Wendung eingetreten. Der Negus hat dem italieniſchen Oberbefehlshaber, General Marzano, durch einen Offizier Friedensvorſchläge machen laſſen, Marzano berichtete dies telegraphiſch nach Rom und erhielt von der italieniſchen Regierung gleichfalls auf telegraphiſchem Wege die Anweiſung, die Unterband⸗ lungen unter Wahrung der Würde und der Inte⸗ reſſen Italiens zu führen. Es ſcheint, daß die abyſſiniſche Armee ſich vollſtändig zurückziehen Will, da der Negus offenbar die Unmöglichkeit erkannt hat, infolge der guten Stellungen der Italiener und des Proviantmangels in ſeinem Heere einen Erfolg durch einen Angriff zu erzielen. Paris, 1. April. Floquet übernahm die Aufgabe ein neues Kabinet zu bilden. Verſchiedenes — Mannheim, 31. März. Der dem Das Jiſchermädchen von Genua. Novelle von Moritz Lilie. 6. Fortſ. Geheimnisvoll, wie das Flüſtern vergangener Jahrhunderte weht es den Beſchauer an, wenn er vor dem alten Dogenpalaſte ſteht, und ein Gefühl von Ehrfurcht überkommt ihn, wenn er über die berühmte Treppe in den großen Ratsſaal tritt, wo einſt Andreas Doria, der gewaltigſte Doge der Republik, mit den Senatoren das Wohl des Staates berſet. Weiterhin feſſelt den Fremden der kleine mit Bäumen bepflanzte Platz dell' Acqua Verde; hier erhebt ſich das Denkmal des Chriſtoph Columbus, des größten Sohnes Genuas. Ueberall begegnen dem Auge die Ueberreſte einer früheren, jetzt verbleichenden Herrlichkeit, Erinnerungen an ver⸗ gangene glorreiche Tage, und das iſt es, was Genua mit ſeiner einſt ſo gefürchteten Schweſter und Rivalin gemein hat. Die außerordentliche Sonnengluth, welche in der heißen Jahreszeit hier herrſcht, macht es er⸗ klärlich, daß faſt alle Straßen auffallend eng ange⸗ legt ſind. Nur wenige find breit genug, um den Verkehr mit Wagen zu geſtatten, in den meiſten müſſen Sänften als Transportmittel dienen. In geräumig genug iſt, das Umlenken zu geſtatten, 8 iſt dies der ſeit 1815 im Privatbeſitz! der könig⸗ der Mitte des 17. Jahrhunderts ſtammender Pracht⸗ bau von 80 Meter Länge, mit 2 großartigen Mar⸗ mortreppen und einer ſehenswerten Gemäldegallerie. Sonſt haben faſt alle jene gewaltigen Bauten nur ſchmale Portale, und wo dieſe breit genug wären, um auch für Equipagen paſſirbar zu ſein, erlaubt es die Enge der Straße oder die Steilheit des Bodens nicht. Es iſt dies eine Eigenthümlichkeit die ſich bei keiner Stadt der Welt von der Größe und Bedeutung Genua wieder findet. Eine der engſten Gaſſen dieſer merkwürdigen iſt die Strada Ovada, deren himmelhohe Häußer den Strahlen der Sonne nur dann einen kurzen Zutritt geſtatten, wenn dieſe ihre größte Höhe am Himmel erreicht. Sonſt iſt es düſter und feucht in dieſem Gͤßchen, diſſen Bewohner aus Flickſchuſtern und ſonſtigen kleinen Handwerkern, Laſtträgern und Bergomo, die zu ihrem Gewerbe in der Stadt Ge⸗ nua ein Jahrhunderte altes Privileg beſitzen, angeb⸗ lich ſchon Kaiſer Karl V. erteilt, während dieſer auf Wunſch der Republick die Oberhoheit über die⸗ ſelbe ausübte, ferner aus Salamie⸗, Zitronen- und Kaſtanien⸗Verkäufern, die tagsüber in den belebteren Straßen und Vergnügungslokalen ihre Waaren an ganz Genua giebt es nur ein einziges ß Haus, in welches ein Wagen einfahren kann und deſſen Hof den Mann zu bringen ſuchen und erſt Nachts in ihre ärmlichen Wohnungen zurücklehren, und an⸗ lichen Familie befindliche Palazzo Reale, ein aus ſchmutzig und unſauber, in ihnen ſpielt ſich aber deren den niedrigſten Ständen angehörenden Be⸗ wohnern der Hafenſtadt beſtehen. Im Erdgeſchoß dieſer Häuſer ſind Tröd⸗lläden der unterſten Sorte angelegt, kenntlich an den alten Kleidern und ſon⸗ ſtigen Effekten, die an den Einganasthüren aufge⸗ hängt find; dazwiſchen befinden fich Brandwein⸗ ſchänken, in denen der Pöbel der Stadt, zuwellen auch Matroſen der fremden vor Anker liegenden Schiffe, anzutreffen find. Dieſe Spelunken ſind ein Stück italieniſches Volksleben ab, nicht minder interreſſant, als die glänzenden Korſos zu Rom u. Neapel oder der Karneval zu Venedig. In einer dieſer Schnapskneipen ging es be⸗ ſonders lebhaft zu. Gebräunte Geſtalten mit wirrem und lärmend an den Tiſchen und das ſüdliche Blut wegungen, mit denen ſie ihre Worte begleiteten. Die N in ihrer Unterhaltung. ſchwarzem Haar und dunklen Augen ſaßen fingend in ihren Adern äußerte ſich durch die raſchen Be⸗ Mehrzahl war in unſaubere Lumpen gehüllt. Laz⸗ zaroni der unterſten Sorte, wie ſie in den größeren Städten Itallens in Menge auf den Stufen zu den Kirchenthüren, den öffentlichen Plätzen und Promenaden träge herumliegend anzutreffen find. In einer Ecke ſaßen zwei Männer in leiſem Geſpräche begriffen. Der Lärm um ſie ſchien ſie wenig zu kümmern, wenigſtens ſtörte er fie nicht Auch ihr Aeußeres zeigte, daß ſie nicht in dieſe Geſellſchaft von Bettlern und