Bekanntlich war derſelbe in erſter Inſtanz wegen ſeiner Ordensſchwindeleien verurteilt, jedoch verſicher⸗ ten ſofort hervorragende franzöſiſche Rechtsgelehrte, daß die ſtrafrichterliche Verurteflung Wilſon's nicht aufrecht erhalten werden koͤnne, da derſelbe wohl mit den Moralgeſetzen, nicht aber mit den Straf⸗ beſtimmungen in Konflikt geraten ſei. Auch Grevy hegte die feſte Ueberzeugung — nicht von der Un⸗ ſchuld — wobl aber von der Strafloſigkeit ſeines Schwiegerſohnes. Paris, 25. März. Der Miniſter des Aus⸗ wärtigen empfing geſtern früh den General Billot, der über den liebenswürdigen Empfang, der ihm in Berlin zu Teil geworden ſei, ſich hoͤchſt rühmend äußerte, und nachmittags den General von Alten, der als außerordentlicher Botſchafter dem Präſiden⸗ ten der Republik die Thronbeſteigung des Kaiſers Friedrich anzeigt. Ferner empfing Herr Flourens den italieniſchen Botſchafter, General Menabrea, und bemerkte ihm, die italieniſchen Gegenvorſchläge für die Erneuerung des Zollvertrages übergingen eine Reihe von Artikeln mit Stillſchweigen, die zwar nicht bedeutend ſeien, aber doch Erwähnnng ber⸗ dienten. Der Botſchafter übermittelte den Wunſch nach Rom. Verſchiedenes. 5 . Ladenburg, 27. März. Nach den Oſter⸗ feiertagen wird ſich in hieſiger Stadt wieder eine Theatergeſellſchaft einfinden. Die Geſellſchaft Stöbe, welche vor ca. 4 Jahren hier war und mit den Leiſtungen noch in gutem Andenken ſteht, wird mehrere Vorſtellungen im Saale zum Schiff geben. — Doſſenheim, 25. März. Geſtern er⸗ eignete ſich dahier ein Unglücksfall, der die ganze Gemeinde in Trauer verſetzt. Wenz Riedinger, 31 Jahre als, Vater von 3 Kindern, ein ebenſo arbeit⸗ ſamer als braver Mann, arbeitete im Steinbruch, als im ein herabfallender Stein derart am Kopfe traf, daß der Tod nach einigen Stunden eintrat. Wie ich erfahre, ſollen Kinder oberhalb des Stein⸗ bruchs geſpielt und den todtbringenden Stein ins Rollen gebracht haben. 5 — Mannheim, 26. März. Zum Kaiſer Wilhelm⸗Denkmal find im Laufe des Samſtag in einem engeren Kreiſe unſerer Mitbürger ſchon 45.000 Mark gezeichnet worden, gewiß eine ſtatt⸗ liche Summe. Die Herren Ladenburg, Joͤrger und Lanz figuriren dabei mit Beiträgen von je 5000 Mark. — Wie wir aus ſicherer Quelle vernehmen, bat die Rhelnſſche Creditbank dahſer mit Rückficht auf die ihr entgegengetretenen Schwierigkeiten Seitens einzelner beteiligter Intertſſenten das Konzeſſionsge⸗ ſuch wegen Erbauung einer Dampfſtraßenbahn Feu⸗ denheim⸗Ilbesheim⸗Schriesheim zurückgezogen. L Aus dem Tabaksgeſchäft. Der In⸗ haber eines hieſigen Tabakhandlung bot Ende No⸗ vember vor. Jahres einem Tabakbauer in der Ge⸗ meinde Klein⸗Welzheim bei Seligenſtadt (an der heſſiſchen Grenze) wo etwa 500 Centner verkauft wurden, pro 50 Kilo 23,50 Mark. Der Zuſchlag wurde ihm auf dieſes Angebot nicht erteilt. muß ſich der betreffende Landwirt mit 12 Mark pro Zentner zufrieden geben — ſo ungünſtig liegen die Tabaksverhältniſſ⸗ an der heſſiſchen Grenze. In derſelben Gemeinde erntete beiſpielsweiſe ein Oekonom auf 5 Morgen Ackerland 6 Zentner Tabak, für den er zuſammen 48 Mark geboten erhielt. Karlsruhe, 23. März. Vor dem Schwurgericht kam heute die Anklage gegen den Armenfondsrechner Albert Buchmüller von Bruchſal wegen Unterſchlagung im Amte, Unterdrückung und Fälſchung von Urkunden zur Verhandlung. Die Ge⸗ ſchworenen bejahten die Schuldfrage wegen rechts⸗ widriger Zuneigung von 1956 Mark Dienſtgelder (die Anklage hatte 5397 M. 95 Pfg angenommen,) ferner die Frage wegen der zur Verdeckung dieſer Unterſchlagung vorgenommenen unrichtigen Buchführ⸗ ung; dabei wurden mildernde Umſtände zugelaſſen. Desgleichen wurde die Frage bejaht, ob Buchmüller ſich wiſſentlich einer falſchen Urkunde bedient hatte. Das Urteil lautete hiernach auf 2 Jahre Gefäng⸗ nis abzüglich 2 Monate Unterſuchungshaft und Verluſt der bürgerlichen Ehrenr⸗chte auf drei Jahre. — Karlsruhe, 26. März. Infolge der ſtarken Schneeſchmelze, andauernder Regengüſſe und ſchnellen Eisganges auf den Flüſſen ſind in einzelnen Teilen der öſterreichiſchen Monarchie ge⸗ waltige Ueberſchwemmungen eingetreten, von denen im Laufe der verfloſſenen Woche vielfache Meldungen eintrafen. Heute nun liegen verſchiedene Drahtnach⸗ richten vor, laut denen auch auf deutſchem Gebiete, namentlich im Elbe⸗ und Weichſelgebiete, große Waſſersgefahr eingetrrten iſt, ganze Ortſchaſten von den Fluthen heimgeſucht find und der bedrängten Bevölkerung Hab und Gut zerſtört wurde. Was in ſolchen Fällen menſchliche Hilfe zu leiſten vermag, wird nicht verabſäumt, gleichwohl ſpottet bekanntlich die Ueberſchmmungsnot allen oder doch den meiſten Vorkehrungen und ein ſchlimmes wirtſchaftliches Jetzt Loos, viel Elend und Entbehrung ſtehen in den bon Waſſer verwüſteten Niederungen bevor, B. Fort dauer dieſer Witterung iſt ein Ende aller Gefahren noch nicht abzuſehen nur trockenes, warmes Wel vermag da abzuhelfen. Soviel aus den vorlſegenhen Drahtmeldungen zu erſehen iſt, gelang es bisher den Menſchen, wenigſtens das Leben zu zee Hoffentlich haben wir recht bald über eine Wendung zum Beſſern zu berichten; die vom Waſſer heimge ſuchten öſtlichen Gegenden find ohnedies von de Natur ziemlich ſtiefmütterlich behandelt. — Ein entſetzlicher Unglücksfall wird gag Todtmoos Schwarzenbach bei St. Blaſten gemeſee Den dort wohnbaften Landwirt Gottfried Zumfelg der auch eine Sägemühle beſitzt, beſuchte ſein 4 jähriges Töchterlein; dieſes kam einem Wandelbaum zu nahe, wurde an den Kleidern erfaßt und derar im Kreiſe herumgeſchleudert, daß es ſofort den Gelſt aufgab. : 1 nahe baus — Marienburg, 26. März. Juehg eines Durchbruches des rechten Nogatdeſches wü der kleine Werder überſchwemmt, — New ⸗Mork, 24. Marz. Verheerende Wi belſtürme wüteten in Georgia, Tenneſee und anden atlandiſchen Staaten mit ſtarkem Schneefalle ber bunden. Viele Menſchen wurden getödtet und ge letzt, ein ungeheuerer Schaden wurde in den belle fenden Landſtrichen angerichtet. Der tiefe Sch hemmt alle Eiſenbahnen nordweſtlich von Chieggh, Die Reiſenden in den einge ſchneiten Zügen mug verhungern, wenn nicht raſch Lebensmittel gen werden. 0 — Rangun, 21. März. Die am dich Ufer des Irrawady gelegene Stadt Myngyan Oberbirma iſt faſt gänzlich ein Raub der Flame geworden. Das Feuer brach während eines Sturmez welcher viel Staub aufwirbelte, aus. Man glaubh, daß Brandſtiftung vorliegt. 15,000 Menſchen ih obdachlos geworden und große Mengen am Fe aufgeſtabelter Waren, wie Getreide, Felle ze. i verbrannt. Den Feiertagen wegen erſihen die nächſte Nummer am Jama abend. — 9 Sonnenſchein über dem Lande liegt. O, es muß auch dort, jenſeits der Alpen, ſchön ſein, ſonſt könnten dort nicht ſo gute Menſchen wohnen, wie Leonardo einer iſt.“ l „Denſelben Abend war es auch, wo ich Euch ein Stück hinausruderte ins Meer, nahm der Fiſcher wieder das Wort. „Der Fremde wünſchte es, und es konnte auch keine herrlichere Nacht geben. Dann ſangſt Du draußen auf dem Waſſer die alle Barca⸗ role, die ich von Genua her kannte und Dich gelehrt hatte, ich überließ den Kahn den Wellen die ihn ſanft wiegten, und wieder ruhten die Augen des Gaſtes mit ſo ſeltſam träumeriſchen Ausdruck auf deinem Geſichte, daß ich geriet, was in ihm vor⸗ ging. Aber auch ſein Begleiter warf dir brennende Blicke zu, die freilich nichts von dem ſeelenvollen, ſchwärmeriſchen Weſen hatten, das ſich in den Augen des Anderen wiederſpiegelte. Mir erſchienen ſte un⸗ heimlich, verzehrend, nichts Gutes verkündend.“ a „Auch ich fürchtete mich vor ihm, Vater, und heute hat er gezeigt, daß er keine Rückſicht kennt, daß er nicht einmal das Andenken ſeines geſchiedenen Herrn achtet, ſondern ſich nicht ſcheut, ihn zu ver⸗ unglimpfen.“ e Der Mann horſchte hoch auf. 5 g Hat er ſich gegen Dich vergangen? fragte er ernſt.“ „Er wurde zudringlich, und ich vermochte mich ſeiner nur mit Gewalt zu erwehren, erzählte Mari⸗ etta erröthend. Er forderte einen Kuß, und als ich dies verweigerte, ſuchte er zu erzwingen, was ich nicht freiwillig gewährte.“ Der Fiſcher war aufgeſprungen. Seinen Jahren hätte man die Eliſtizität der Glieder kaum zugetraut mit welcher er bei dem Berichte des Mädchens zorn⸗ glühend emporſchnellte. „Der Unverſchämte wagte es, Dich zu b'⸗ rühren ?“ rief er erregt. „Bei Gott, das ſoll er büßen!“ „Du hörteſt meinen Hilferuf nicht, Vater?“ fragte ſie. „So weit ging er, daß Du um Hilfe riefſt 2“ forſchte jener immer aufgeregter. Er beharrte auf ſeinem Verlangen, einen Kuß zu erhalten, ich rang mit ihm, um ihn abzuwehren. „Aber meine Kraft war bald erſchöpft und in meiner Herzensangſt blieb mir nur noch die Hoffnung auf fremde Hilfe.“ . g „Schändlich!“ knirſchte der alte; warum mußte ich nicht früher dazu kommen, um dieſem Schurken einen Denkzettel mit auf den Wege zu geben, daß 55 das Wiederkommen für alle Zeiten vergangen wäre!“ „Er wird wiederkommen, erklärte Marietta. „Er hat mir ſeidene Gewänder und alle lichkeiten des Lebens verſprochen, werbung erhöre und mit ihm wie er ſagt, und will mich erringen, müßte er auch mit allen mächten der Hölle kämpfen.“ Der Greis ſchritt einige Male heftig vor dem Hauſe auf und ab, dan trat er in das Innere des⸗ ſelben. Er ſprach nichts, aber Marietta mekte ihm den inneren Grimm an, den der ſeiner Tochter angethane Schimpf in ihm hervorgerufen hatte. Bald darauf kehrte der Vater zurück. Er trug einen Gegen⸗ ſtand in der Hand, den er mit einer gewiſſe 175 lichkeit emporhielt. gewiſſen Feier Vater ſei verſichert!“ Herr⸗ wenn ich ſeine Be⸗ ziehe, er liebt mich, „In unſeren Adern fließt genueſiſches Blut, Marietta, das edelſte Italiens,“ ſagte er. ai Stadt, keine Provinz unſeres Vaterlandes überteift uus an Bürgerfinn und Freiheitsliebe, Genug wa einſt die ſtolze Beherrſcherin der Meere, und gioh heute, wo ihr Glanz erloſchen, ihre Bedeutung gor über iſt, ruht ſie majeſtätiſch, wie eine ſchlafeh Rieſin am Meeresſtrande. Eins aber ging und geh anch heute dem Genueſen über Alles! ſeine Eher wer die antaſtet, hat ſein Leben verwirkt, nur Blut vermag den Schimpf zu tilgen. Der Schändliche fait wiederkehren und Dich auf's Neue beſchimpfen, e eine echte Tochter Genuas!“ b Er hielt den Gegenſtand ſeiner Tochker der die Augen; es war ein Dolch, den er eben a einer ſtarken ledernen Scheide zog. Der Griff waz von herrlicher Arbeit, ein Meiſterwerk der Gols ſchmiedekunſt, den Kopf bildete ein Edelfalke, de ſeltſamer Weiſe ein Skorpion zu ſehen wor Die Klinge war wundervoll ziſelirt und haarſchg ſie trug die Inſchrift: „Schutz dem Bedränglen „Dieſes Kleinod gehörte einſt einem becher Noblile,“ fuhr der alte Fiſcher mit klefem Eruſt fort, „durch Zufall kam ich in ſeinen Beſſe. gebe es Dir, der Bedrängten, die bielleicht le Schutzes bedarf. Führe dieſen Dolſch ſtets de I und ſcheue Dich nicht, dem Uebermuthe und 5 Frechheit gegenüber von ihm Gebrauch zu mache wenn es Deine Ehre gebietet. Das Blu in unſeren Adern iſt nicht ſchlechter, als das det ſogenannen „Vornehmen“, und unſerere Ehre nicht wee werth als die jener Leute mit hoch klingenden Namen. f Fortſetzung folgt. ein Wappenſchilt in den Klauen hielt, auf . WM 92 den, — An al ff ganun Lees. I, ſeide zl E 00 Uf. Not 1 00 Ng. er 1 ach . Tar. a n Oel g Arten n. Ar md e b. an fich. Fockff 7