bängte ſich in dem Keller feiner Vehauſung der 68 Jahre alte, verheirateter Dreher Philipp Gießheimer II. von Laudenbach. Das Motiv dieſes Selbſtmor⸗ des dürfte in zerrütteten Vermögensverhältniſſe und in Lebensüberdruß zu ſuchen ſein. — Aus Baden, 28. Feb. Faſt zu gleicher Zeit wiel in der württembergiſchen Abgeordnetenkammer fanden auch in unſerer erſten Kammer lebhafte Ver⸗ handlungen über die Förderung der Pferdezucht ſtatt und es wird nicht ohne Interreſſe für unſere Leſer ſein, zu bören, wie die Angelegenheit hier erledigt wurde. Ober⸗Regierungsrak Dr. Lydtin verbreitete ſich zunächſt über die Grundſätze, die den Anfangs der 70er Jahre eingeführten Landwirtſchaftsrat bei der Förderung leiteten und die heute noch als richtig anerkannt und befolgt würden. Das Hauptaugen⸗ merk wurde auf die Hengſthaltung gerichtet. Die Staatskaſſe übernehme ein Drittel bis zur Hälfte des Ankaufspreiſes und bewilligte den Hengſthaltern für jeden Beſchäler ein jährliches Futtergeld von 250—420 Mk. Zur Vermehrung eines tüchtigen weiblichen Zuchtmarterials habe der vor zwei Jahren gegründete Landespferdezuchtberein circa vierzig 1/2 jährige Stutenfohlen, zur Hälfte aus Oldenburg, zur Hälfte aus Belgien eingeführt und werde das Unternehmen auch künftighin fortgeſetzt werden. Be⸗ hufs rationeller Aufzucht der jungen Tiere beſtehen ſechs Fohlenweiden, deren Einrichtung von der Re⸗ gierung zur Hälfte übernommen wurden; der Auf⸗ wand hiefür beläuft ſich jährlich auf 8 — 10000 Mk. Die Weide werde jährlich von 200 Fohlen be⸗ gangen. Zur Beſſerung des Hufbeſchlags find 5 Schulen rrichtet worden mit 2⸗ bis Zmonallichen Lehrcurſen. von welchen jährlich bisher 70 bis 80 Hufſchmiede ausgebildet wurden. Zu den jährlichen Prämirungen von Zuchtſtuten und Zuchtfoblen gelangten in letzter Zeit Summen von über 15000 Mark zur Ver⸗ wendung. Was die Qualität der Pferde anbelange, ſo gehe die Zuchtrichtung immer mehr nach den kälteren Sehlägen hin, wie dies auch in den benach⸗ barten Ländern der Fall ſei. Die Zucht von Re⸗ montepferden ſei unter den gegebenen Umftänden kaum mehr möglich. Es könne dem Züchter nicht zugemutet werden, auf dem theuren Boden und bei den hohen Arbeitslöhnen dreijährige fehlerfreie Reit⸗ pferde oder Militärgeſpannpferde um den Preis von 600 Mark aufzuzüchten. Im Jahre 1885 ſeyen noch 27 Pferde, 1886 12 und im verfloſſenen Jahre nur 4 Pferde von der Königl. preuß. Re⸗ montekommiſſion angekauft worden. Wenn auch das lichten eines echten Soldatenpferdes in Baden 2 27 ſei, ſo liefere unſer Land nichtsdeſtoweniger in einem Mobiliftrungsfalle eine ausreichende Anzahl tüchtiger Geſpannpferde, ſo daß es auch hierin den Nachbarländern nicht nachſtehe. — Reichsverfſcherungsbank Bremen. In der Generalverfammlung vom 25. Januar a. c. wurde der Auſſichtsrat aus folgenden Herren zu⸗ ſammengeſtellt: Herrn Johannes Andreas Harmſen in Bremen. Hrn. Johann Stadtlander Kaufmann und Rheder in Geſtemünde. Hrn. Richard Chriſtian Gottgetreu Blau, Teilhaber der Firma G. A. Schrö⸗ der u. Co. in Bremen. General⸗Major z. D. Joh. in Friedenau bei Berlin. Hrn. Oberſt z. D. Paul von Elpons in Berlin. Direktor iſt geblieben Herr Johannes Hieronimus Meier. Firner wurde als General⸗ Bevollmächtigten für Preußen defignirt Hr. Zirzow, Contre⸗Admiral z. D. in Berlin. — Als Kurioſum iſt zu berichten, daß auf einer Anhöhe bei Schaffhauſen ein Bauernhaus ſteht, wo der Grenzſtein die Küche durchſchneidet, ſo daß im Großherzogthum Baden gekocht und in der Schweiz angerichtet und gegeſſen wird. — — Turin, 27. Febr. Seit 48 Stunden ſchneit es in dichten Flocken. Im uördlichen Italien erreicht der Schnee an einzelnen Orten eine Höhe von 1 Meter. Zahlreiche Lawinenſtürze haben in Valtorta, Provinz Bergamo. ſtattgefunden. Etwa 30 Perſonen kamen dabei ums Leben. Hier in Turin ſtürzte das mittlere Dach der großen Markt⸗ balle unter dem Gewicht des Schnees zuſammen. Die unter demſelben befindlichen Leute konnten fich, gewarnt durch das vorhergehende Krachen, glücklicher ⸗ weiſe noch flüchten. Nur 2 Perſonen wurden keicht berwundet. Auf dem Bahnhof iſt der Dienſt unter brochen, kein Zug gebt ab. Der heute früh fällige Pariſer Zug wurde durch eine Lawine aufgehalten, welche in Salbertrand bei Suſa niederging. Alle Züge aus Frankreich ſind eingeſtellt. Der Telegraph arbeitet nur bis Modana. Die Straßen find voll Schnee, weder Droſchken, noz) Pferdebahn fahren. Telegraphen⸗ und Telegraphendrähte wurden zer⸗ riſſen. Auf dem Lande liegen ungeheure Schnee⸗ maſſen. Im Gebirge wüthen Stürmem: London, 28. Februar. Eine entſetzliche Brandkataſtrophe fand geſtern Nacht in Dublin ſtatt In einem der großen, zumeiſt von armen Leuten bewohnten Häuſer kam kurz nach Mitternacht Feuer zum Ausbruche, das ſich mit ſoſcher Raſchheit ver⸗ breitete, daß alsbald das ganze Gebäude in hellen kleinen Hausrat und Wertgegenstände zufammen; kinderlos, mußte erſt in der Nachbarſchöft un ammen ſtand. Die aus dem Schlafe geſcheg 0 . verloren den Kopf,ſie ahnten 915 5 wie groß die Gefahr für ihr Leben, und lud raffen, indeß die Treppen krachend einſtürzten anz dichter Qualm die Rüumlichkeſten erfüllte, Dun war es zu ſpät, an eine Rettung zu denken. Aug dem Feuermeer drangen verzweifelte Rufe, Fah erſchienen mit brennenden Haaren, die Rinder hoc in den Händen haltend am Fenſter und warfen d armen Würmer auf die Straße, um dieſelben eine Feuertode zu entziehen. Die grauenhafteſten Scheel, ensſzenen ſpielten ſich ab. Als das Haus krachen zuſammenſtürzte, war es zum Feuergrabe fr Perſonen geworden, die darin einen gräßlichen 7h gefunden hatten. Aber eben ſo viele Perſonen wude getödtet, oder in ſoſchem Grade ſchwer dere, g fte, um ſich vor den Flammen zu retten, guf di Straße ſprangen. Die Meiſten blieben mit zerſchmeh, terten Gliedern auf dem Platze liegen. Die Nen brannten find zumeiſt Frauen und Kinder, auch ein kranker, der hilflos in ſeinem Bette geloſfg wurde, ging zu Grunde. Die Rettungsgrbeſſeg wurden von der Feuerwehr mit großer Umſicht durh⸗ geführt, doch feblte es an Apparaten und geriſth darüber allſeits große Entrüſtung. — New⸗Nork, 28. Feb. In Billeſo, Kalifornien, zerplatzte geſtern der Keſſel des Dam, bootes Julia, während das Schiff mit 50 Perſogen an Bord über den Fluß fuhr. Nahezu 40 Perſonen find getoͤdtet die Uebrigen verwundet worden, den Boot wurde derart zertrümmert, daß von demfelheh keine Spur vorhanden iſt. — Ueberraſchung. In Reuth lam de einigen Tagen Abends ein Handwerksburſche e ſeiner Frau Gemahlin fürbaß daher gezogen. J gemeinſchaftliches Gepäck beſtand aus einem einge — Wanderſtabe. Sie fanden Unterkunft bel Fah wirt Braun. Wer malt ſich aber den Scheel des Gaſtwirts aus, als am nächſten Morgen die Handwerksburſchenfamilie ſich gleich um drei Köhfe — prächtige Mägdelein — vermehrte. Die war ohne alle Hilfsmittel und die Wirtin, e notwendigen Windeln ꝛc. fechten gehen. — Anwalt zum Klienten, der ſich auf Stoß Akten placirte: Wertheſter! das ſind mi Manual ⸗Ak Noten für ihr Bloß ſtrument, N Einige Tage fpäter ſegelte ein Dampfer von Hamburg ab; Siegfrieds Bruder und deſſen Frau ſtanden auf der Rhede und winkten den Scheidenden den letzten Abſchiedsgruß zu. Was Faber dem Ver⸗ lobten ſeiner Tochter in Aus ſicht geſtellt hatte, das erfüllte ſich raſcher, als ſie es erwarten konnten. Bald nach ihrer Ankunft bot ſich für Siegfried eine Gelegenheit unter annehmbaren Bedingungen als Teilhaber in eine chemiſche Fabrik einzutreten; und nachdem nun die Exiſtenzfrage in befriedigender Weiſe gelöſt war, wurde auch die Trauung des jungen Paares nicht lange mehr hinausgeſchoben. Der Kommerzienrat war verſchollen, aus den Trüm⸗ mern des Schiffbruchs wurde nichts gerettet für die Kinder, die an Faber einen liebevollen Vater und in dem traulichen Heim ihrer Schweſter eine neue Heimat gefunden hatten. Von allen geliebt und ge⸗ ehrt begann jetzt für Herbert Faber ein neuer Le⸗ bensabſchnitt voll Glück und Freude, voll Blütenduft und Sonnenſchein, und wenn ja einmal die Errin⸗ nerung an die Vergangenheit ſeine Stirne umwölkte, ſo mußten vor dem Lächeln ſeiner Angehörigen dieſe Schatten wieder zerrinnen wie Nebel vor dem Sonnenlicht. Wie die Tan ne das Zeichen immergrünen Lebens, am Julfeſt bei unſeren Vorfahren eine Hauptrolle ſpielte, ſo hatten die Bäume im Daſein unſerer Altfordern überhaupt eine wichtige Bedeut⸗ ung. Ihr geheimnisreicher, liebevoller Einfluß be⸗ merkwürdigen Baumſärge müſſen der Broncezeit an⸗ gehört haben, man fand Sie im Norden unter mächtigen Erdhügeln, die den Hünengräbern ähnlich waren. Mehrere ſolcher Grüfte hat man in Jütland und auf Seeland, beſonders im Kirchſpiel Vaudrup entdeckt, und ſie haben nicht geringes Aufſehen er⸗ regt. Seit Jahrhunderten bereits hatten die Land⸗ leute bei Vandrup einen großen Hügel mit aber⸗ gläubiger Furcht betrachtet und viele Spuckgeſchichten an ihn geknüpft. Endlich wurde drei Kopenhagener Profeſſoren aufgetragen, ihn zu unterſuchen. Sie ließen nachgraben und fanden in ihm einen ſehr großen, zu einem Sarge, ausgehöhlten Eichenſtamm. Er war bedeckt mit einer Ochſenhaut, die völlig morſch geworden war. Unter ihr zeigte ſich ein viel⸗ gefalteter Mantel von grobem Wollenſtoff, aus einem Stück gearbeitet. Am Kopfende lag eine Decke und eine weite, ſchirmloſe Mütze, am Fußende ſah man Lederüberreſte, vielleicht bon Saudalen herrührend, einen hölzernen Kaſten und zwei Tuchlappen, in welche wahrſcheinlich die Füße des Verſtorbenen eingewickelt waren. Das Skelett fiel ſogleich in Staub, es hatte einem Manne angehört. Haar und Gehirn waren jedoch verhältnismäßig gut erhalten. Zur Linken des Beſtatteten lag ein ehernes Schwert in einer kunſtvollen, mit Pelz gefütterten Holzſcheide. Der Kaſten am Fußende barg eine zierliche Schachtel aus Rinde und diefe ein kleines Broncemeſſer und einen hübſchen Holzkamm. Einen anderen Baumſarg fand man in Aarhus in Jütland, er umſchloß eine weibliche Leiche. Auch er war mit einer Rinderhaut gleitete den Menſchen von der Wiege bis zum Grabe und noch im Tode fand er Ruhe in einem Baum⸗ ſarg, wie man in neueſter Zeit entdekt hat. Dieſe und einem wollenen Mantel bedeckt. Die Frau war vielleicht, ihrem Manne folgend, mit den Waffen in der Hand im heißen Kampfe gefallen, denn neben mehreren Ringen, Kämmen und Nadeln fand auch einen ehernen Dolſch mit Horngriff. Dieſe Leihe war gut erhalten, doch waren ihre Haare und Knochen vom Eichenholz dunkelbraun geb'ꝛizt worden Der Kopf war edel gebildet und von ovaler Sch heit, woraus man entnehmen kann, daß jene Meg ſchenraſſe, der die Frau angehörte, hervorragende körperliche Vorzüge beſeſſen haben muß a Männerſtolz vor Königsthronen. Bor Alexander dem Großen, König von Macedonien, erſchien z widerholten Malen ein Greis, welcher durch ein nach ſeiner Meinung ungerechten Richterſpruch, ſein Eigentum gekommen war, mit der Bitte König möge ſeine Sache prüfen und dann e die Entſcheidung fällen. — Alexander ober, ſeinen Richtern mehr trauen mochte als dem Rah ger, und den die weitſchweifigen Erzählungen de alten Mannes langweilten, fertigte denfelben gehe Mal mit der Ausrede daß er keine Zeit habe, kun ab. Einmal erſchien der Kreis wieder vor All xandet als ſich derſelbe eben beim ſchwelgeriſchen Mal nz; dergelaſſen hatte. Kaum aber erbliche der König den Alten, als er unwillig rief: „Störe mich nich ich habe Dir ſchon oft geſagt, daß ich keine Je habe, Dich anzuhören!“ Da aber richtete ſich det alte Macedonier ſtolz auf und rief im zu: „Wen Du nicht Zeit haſt, Gerechtigkeit zu üben, ſo hö auf, König zu ſein!“ Beſchämt hörte in Mleponder an, und entſchied die Streitfrage zu Gunten dez Greiſes. I. ünfache Definition. „Sag' mal, Selch⸗ witz, Du Alleswiſſer, was verſteht man denn rigent⸗ lich unter doppelter Buchführung 2“ — „Seht eil ach, Menſchenkind, s wird Alles doppell aufe ſchrieben und am Ende des Johres darch zwe divitirt!“ 5