Verschiedenes Ladenburg, 9. Feb. Endlich iſt der hieſige „Narrenklub von ſeinem Starrkrampf voll⸗ ſtändig erwacht und trotz der ungünſtigen Anzeichen über den Verlauf des diesjährigen Faſchings wird doch der beabſichtigte Maskenball die früheren Ver⸗ anſtaltungen bei weitem übertreffen. Die Vorbe⸗ reitungen zur Abhaltung eines närriſchen Jahrmarktes ſind in vollem Gange; Schaubuden jeder Art werden errichtet und die ſonſt bei keiner Meße fehlenden Seiltänzer, Kraftmeſſer, Rieſendamen etc. werden auch hier ihre würdige Vertretung finden. Der große Saal zum Anker iſt für derartige Aufführ⸗ ungen wie geſchaffen und zweifeln wir nicht, daß der närriſche Beſucher des Balles durch das bunte Leben und Treiben angeregt auch ſeinerſeits beſtrebt iſt dem Feſte den beſtmöglichſten Glanz zu verleihen. 9 85 * Ladenburg, 9. Feb. Am letzten Montag abend wurde dem Dienſtmädchen des Herrn Schmied Sauer hier 10 Mark aus ibrem Koffer entwendet; gleicher Zeit kamen auch dem Gehilfen ein paar neue Stiefel abhanden. : — Ilvesheim, 7. Februar. Dieſer Tage wurde dahier am Neckar ein wilder Schwan ge⸗ ſchoſſen. Hohe von 1,30 Mtr., Flügelweite 2 ¼ Mtr., Gewicht 29 Pfd. — In Neulußheim macht ein Vorfall viel von fich ſprechen der fich am Dienſtag abend ab⸗ ſpielte. In die Wirtſchaft zum „goldenen Bären“, wo ſich unter anderen Gäſten auch der Metzger Büchner befand, kam die Frau des Letzteren und fragte ihn,“ ob er nicht nach Hauſe wolle, worauf ſie einen Revolver aus der Taſche zog und einen Schuß auf ihren Mann abfeuern wollte. An dieſem Vorhaben wurde ſie aber durch einige hinzuſpringende Gäſte verhindert. Die Frau verließ hierauf die Wirtſchaft, der Mann ſolgte ihr alsbald. Als er in den Laden trat, bedrohte ihn ſeine Frau aber⸗ mals mit dem Revolver; er ſtürzte auf ſie zu und wollte ihr denſelben entreißen, als der Schuß los⸗ ging und die Kugel der Frau in den linken Ober⸗ ſchenkel drang. Der Grund, welcher die Frau zu dieſer That veranlaßte, iſt unbekannt. — Karlsruhe, 6. Feb. Zu den Raub⸗ anfällen in Karlsruhe wird geſchrieben: Der an⸗ gebliche Räuber Chriſtian Gottfried Fix von Bir⸗ kenfeld wurde Freitag Abend durch den Gendarmeri⸗ wachtmeiſter von Karlsruhe nach Lahr verbracht, um die Erhebung über die von Fix vorgebrachten Alibibeweiſe zu machen. Der Alillibeweis iſt dem Fir dollländig gelungen. Fir befand ſich wirklich an dem berhängnißvollen 24. Januar, an welchem das Attentat auf die Frau Obermaier ausgeführt wurde, in Lahr. Es wurde dies von mehreren Per⸗ ſonen beſtätigt. Derſelbe erhielt am Nachmittag des 24. Januar in Lahr eine Suppe angewieſen und bat derſelbe auch den Empfang derſelben beſcheinigt. Fix konnte deshalb um die fragliche Zeit, in welcher. das Verbrechen in Karlsruhe begangen wurde, nicht daſelbſt geweſen ſein, die Frau Obermaier hat ſich alſo in der Perſon des Fix getäuſcht. Am 23 Jan. war Fix in Kippenheim bei Lahr. — Aus Mittelbaden, 7. Feb. Nachdem es faſt den Anſchein hatte, als ob dieſes Jahr der Tabak ſamt und ſonders ohne Käufer bleiben ſollte, ſcheint derſelbe jetzt doch Abnehmer zu finden. Aller⸗ dings find die Preiſe dieſes Jahr äußerſt niedrig geſtellt und mancher Bauer kratzt ſich bedenklich hinter den Ohren, da er für Steuer und ſonſtige Aus⸗ gaben die Tabakeinnahme vorgeſehen hat, welche nun bei einem Betrage von 10 —15 M. für den Zentner nicht reichen will. Der mittelbadiſche Bauernb' rein, welcher ein Helfer in der Not ſein wollte, hat Fiasko gemacht. — Aus dem Amte Kehl, 6. Feb. In ver⸗ floſſener Woche würde bei uns der Anfang im Ein⸗ kauf von Tabak gemacht und zwar zunächſt in einigen Rheinorten. Da der letztjährige Tabak ſehr ungleich geraten iſt, ſo find dem entſprechend auch die Preiſe ſehr verſchieden. Für ſolche Ware, welche infolge der Septemberfröſte unreif eingeheimst worben war, wurden jetzt nur 12 bis 15 Mark bezahlt; ſchöne Waare dagegen wurde zu 18 bis 19 Mark noch ſehr geſucht. Während alſo Viele in ihrer gehofften Einnahme jetzt eine große Einbuße erleiden, können Andere wieder von einer ſogenannten Glücksernte reden. — Einen wertvollen Fund machte ein Wirt in Speyer in ſeiner Wirtſchaft, nachdem ſeine Gäste abends das Lokal verlaſſen hatten. In Zei⸗ tungspapier eingewickelt fand er auf einem Stuhle ein Päckchen, welches aus Wertpapieren im Nominal⸗ wert von 10,800 Mark beſtand. Trotz erſtatteter Meldung bei der Polizei und von dieſer veranlaßter Bekanntmachung von dem Funde, hat ſich bis fetzt der Eigentümer nicht gemeldet. — Aus der Pfalz, 6. Feb. Am 3 d. M. fand zu Rhodt bei Edenkoben ein Bauer beim Be⸗ ackern ſeines Feldes eine bis an den Rand mit Silbermünzen — 123 an der Zahl — gefüllte wertvolle Urne. Her Fund it an einen Mete aus Hainfeld bei Landau das Slück zu 5 Mar verkauft worden. Dieſem ſelbſt hat man bereits 3000 Mk. für die Sammlung geboten. — Berlin, 2. Febr. Der Entwurf eines bürgerlichen Geſetzbuchs für das deutſche Reich, deſſeg lange erwartete und erſehnte Fertigſtellung vor einiger Zeit gemeldet worden iſt, wird ohne Aufenthalt duch die Preſſe veröffentlicht werden, und zwat iſt das Verlagsrecht deſſelben und der dazu gehörigen Be⸗ gründung der Verlagsbuchhandlung für Staats, g. Rechtswiſſenſchaften bon J. Guttenberg in Berg übertragen worden. f Berlin, 7. Feb. Der Küraß wird gun auch bald zu den geſchichtlichen Uniformſtücken un⸗ ſeres Heeres gehören. Wie es, nämlich nach det Poſt, heißt, wird ſich die unter dem Vorſitz dez Generalleutnants Grafen Lehndorff niedergeſehle Kommiſſion mit der Frage ſeines weiteren Forhe ſtands zu befaſſen haben. Es heißt, daß die de menter, die ihn bisher getragen, nur noch bei raden mit dieſen letzten Ueberbleibſeln mittelallg licher Bewaffnung erſcheinen werden. — In Wüſten⸗Rogäſen bei Loburg ſtickten jüngſt die 1¼ und 3 Jahre alten King der K.'ſchen Eheleute, welche dieſelben in ihrer Woh ung ſchlafend zurückließen, um ſich zu Nachbarsleuſ zu einem Plauderſtündchen zu begeben, dadurch daz die Mutter der Kinder unvorfichtigerweiſe ein Rafe zum Trockenwerden auf den Ofen gelegt, das wih rend der Abweſenheit der Eltern in Brand gere Als die Leute zurückkamen, fanden ſie ihre beldeg Lieblinge bereits erſtickt vor. Alle Wiederbelebungz⸗ verſuche blieben ohne Erfolg. — Aus Baden, 10. Feb. In Edingeg wurde ein dortiger angeſehener Landwirt durch den Hufſchlage ſeines Pferdes getödtet. Reueſte Nachrichten. San Remo, 9. Jeb. Dr. Brau nahm beim Kronprinzen heute Nachmiig 4 Ahr 50 Min. den Cuftröhrenſchnitt ag Der Zuſtand des Kronprinzen iſt befriedigeg 5 San Remo, 10. Feb. Die Operation wih im großen Wohnzimmer der Villa, das jezt in d Schlafzimmer umgewandelt iſt, vollzogen. Der Ron prinz wurde während der Operation nicht ohnmt tig und verſpürte keine Schmerzen. Der Bluperluß iſt äußerſt gering. Der Kronprinz fühlt ſich Mpend ſehr erleichtert, er darf zunächſt nicht ſprechen es wagen, noch einmal von ſolchem Verdacht zu reden, hoffentlich verſtehen Sie das, ich habe wenig⸗ ſtens deutlich genug geſprochen. Wer es behaubtet hat? Ein Stubenmädchen des Hotels hat ſie in das Zimmer hineingehen und ebenſo wieder heraus⸗ kommen ſehen, leider hat erſt vor einigen Tagen das Verhör des Dienſtperſonals ſtattgefunden. — Als ich das Zimmer verließ, lagen Fünfhundert Thaler in Banknoten auf dem Tſſche, Sie werden wohl nicht mehr dort gelegen haben, als ſie hinaus⸗ gingen.“ „Sie wollen mich eines Diebſtahls beſchuldigen ?“ fragte Lange. — „Verſuchten Sie nicht vorhin, dieſelbe Beſchuldigung gegen mich zu erheben?“ er⸗ widerte Siegfried. — „Der Verdacht fiel ſofort auf Sie.“ — „Weil man annehmen zu müſſen glaubte, außer mir kenne Niemand in dem Zimmer geweſen ſein.“ — „Bah, man konnte auch auf die Kellner oder jenes lügenhafte Stubenmäͤdchen Verdacht werfen.“ „Die Sache hat ſich nun anders herausgeſtelt, und mein Bruder wird nicht ruhen, bis die Wahr⸗ heit ermittelt iſt. Wie geſagt, der Haftbefehl kann bereits ausgefertigt ſein, deshalb möchte ich Ihnen raten, ſich der Staatsanwaltſchaft fern zu halten.“ — „Jetzt durchſchaue ich das Mandver,“ ſpottete Lange, während er mit nachdenklicher Miene ſein Kinn rieb. „Sie wollen mir Furcht einflößen, um mich von der Ausführung meſnes Vorhabens abzu⸗ halten.“ — „Ich habe Ihnen nur gezeigt, was ſie zu erwarten haben, wenn Sie Ihre Drohungen ausführen: im Uebrigen werden wir, Her Faber und ich, keine Opfer ſcheuen, um ihnen das ſaubere Handwerk der Erpreſſung zu legen. Es iſt ein gutes Werk, wenn man ſie für einige Jahre unſchädlich macht, u. das wird geſchehen, ſobald fie ſich noch einer Feindſeligkeit gegen die Kommerzienrätin ſchul⸗ dig machen.“ Jakob Lange knoͤpfte ſeinen engen abgetragenen Paletot zu und nahm ſeinen Hut. „Sie wolle alſo nicht mit der Dame reden?“ fragte er. „Vielleicht würde ich mit mir handeln laſſen und mich mit der Hälfte meiner Forderung begnügen; in jedem Falle aber müßte das Geld morgen gezahlt werden.“ „Sie haben bereits mehr empfangen, als ich Ihnen jemals bewilligt haben würde; von mir hätten Sie keinen Pfennig erhalten.“ — „Nun wir werden ſehen,“ ſagte der Schreiber; „hoffentlich iſt die Dame vernünftiger als Sie, ich habe Ihr Zeit genug gelaſſen, reiflich über die Frage ihrer Weigerung nachzudenken. Ich könnte auch den Herrn Kommerzienrat die intereſſanteſten Mitteilungen machen; vielleicht würde er es in ſeinem Interreſſe finden, mein ſchweiger zu erkaufen, aber der gute Herr iſt jetzt mit ſeinen Angelegenheiten zu ſehr be⸗ ſchäftigt, und ihm fehlen auch die Mittel.“ — Er würde Sie hinauswerfen laſſen!“ unterbrach Siegfried ihn; „das wäre alles, was ſie erreichen könnten. Thun Sie, was ſie nicht laſſen koͤnnen; aber bedenken Sie wohl, daß Sie ſelbſt die Geſetze verletzt haben und daß der bedrohten Dame Freunde zur Seite ſtehen, die eine Beſchimpfung derſelben nicht dulden und ungeſtraft laſſen werden.“ Höhniſches Lachen war die einzige Erwiederung, die Jofob auf dieſe entſchiedene Erklärung hatte, mit dieſem Lachen ging er hinaus, ohne den zornglühen⸗ den Blick zu bemerken, den Siegftied ihm nach⸗ ſandte. Es ärgerte ihn doch, daß er in ſeinen Er⸗ wartungen getäuſcht worden war, das ſah man ihm an, als das Lachen von ſeinen Lippen ſchwan und die Leidenſchaften, die in ſeinem Innern kohlen ſeine Züge verzerrten. Aber die Habſucht dieß in nicht zu ruhiger Ueberlegung kommen, er war eie ſchloſſen, keinen Schritt zurückzuweichen, ſonderg ſeinen Weg zu verfolgen, bis er das Ziel erreicht hatte, daß ihm den Reſt ſeines Lebens ſorgenſee geſtalten ſollte. „Die Schuld an dem Verrat tragen Se allein, gnädige Frau; er würde nicht erfolgt fei, hätten Sie meinen Brief vorſichtiger aufbewahrt „Wie ſoll ich das verſtehen 2“ fragte Sie i ſtaunt. „Ihr Brief iſt längſt vernicht't.“ „Wife Sie das beſtimmt?“ — „Ich ſelbſt warf ihn f Feuer.“ — „Und doch ſah ich ein wortgetrelle Ae ſchrtft dieſes Briefes in den Händen Faber 8.“ „Das iſt nicht möglich!“ — „Ich ſage ihnen Wahrheit; dieſe Kopie mußte ihn alles erklären, diente den Vermutungen, die er bereits hegte, J Beſtätigung.“ „Dann haben Sie ſelbſt ihm dieß Kopie geliefert!“ Ein ſpöttiſches Lächeln umzuckte ſeine ſchmoleg Lippen. „Wenn Sie über die Vermutung nach de len wollen, ſo werden Sie wohl ſelbſt einſehel daß Sie unhaltbar iſt,“ erwiderte er, „wollte ch Sie verraten, ſo wäre es kürzer und einfacher, ihm die erforderlichen Mitteilungen mündlich zu machen, Als er mir dieſe Kopie zeigte, war der Kaufman Romberg bei ihm; dieſer Herr wird ſie von ſeinem Bruder empfangen haben, und von wem der lehles 5 erhalten hat, iſt am Ende nicht ſchwe raten.“ 3 vag, fac l bam m 2 Een bu hin! dan de i n duch J f mb 1 50 Agb n d asl n l F ain Nager dum fil Ant an n bd. 5 ir tt. fetal n Neißen.