n 2 e 8 3 S ſie fortfäßrt, die Algierer als Ottomanen zu be⸗ trachten. Konſtantinopel, 28. Jan. Die Bank Ottoman hat, wie die Frkf. Zig. meldet, die For⸗ derung des Ffinanzminiſters wegen eines Vorſchuſſes zur Bezahlung der Mauſergewebre vorderhand abge⸗ lehnt. — In Kukojan haben Offiziere wegen Aus⸗ bleibens der Gehälter den erſten Finanzbeamten ge⸗ prügelt. — Krupp hat wegen Nichteinhaltung der Verbindlichkeiten Seitens des Finanzminiſters ein neues Ultimatum geſtellt. Berſchledrnes. — Heidelberg, 30. Jan. In der Nacht vom 27. auf 28. d. Mts. ſtieg ein, leider noch nicht zu ermittelndes, offenbar ganz verw'genes Subjekt vom Garten aus durch ein Fenſter des Hauſes, einer in der Plöckſtraße wohnenden Witwe um diverſe Behältniſſe gewaltſam zu erbrechen und den Baarbetrag von ca. 900 Mk., ſowie ſehr wert⸗ volles Silberz'ug und eine goldene Damenuhr zu entwenden. Trotz der fieberhaften Thätigkeit der Polizei konnte von dem frechen Thäter noch keine Spur entdeckt werden. — Offenburg, 28. Jan. Geſtern wurde ein gefährlicher Gauner hier verhaftet, welcher am Freitag Abend im Gaſthof zum Ochſen abgeſtiegen war und am Samſtag Vormittag dadurch Verdacht erregte, daß er die Seite mit ſeinem Namen aus dem Fremdenbuch herausriß. Nach dieſer That ſtürzte der Verdächtige hinaus, wurde ſofort vom Haus⸗ knecht des Gaſthofs und einigen Nachbarn verfolgt und im Keller eines benachbarten Kaufmanns feſt⸗ genommen. Einige geſtohlene Geldbörſen wurden bei dem Menſchen vorgefunden eine ſilberne Cylinderuhr warf er im Keller des Kaufmanns St. von fich. Bei der Unterſuchung ergab es ſich, daß er auch die Kammer der Dienſtboten des Gaſthofs ausgeraubt hatte. Sichere Anzeichen daß man es mit einem der beiden Karlsruher Räuber zu thun hat, ſind noch nicht vorhanden, obgleich die unbeſtimmte Perſonal⸗ beſchreibung in mehreren Punkten ſtimmt. Der ver⸗ ſtockte Verbrecher hüllt ſich bis jetzt in Schweigen ein. Die ganze Stadt iſt auf den weiteren Verlauf der Unterſuchung geſpannt. 5 a L Konſtanz, 28 Jan. Karl Greiner von Immendingen wurde lt. Kr. Ztg. ſoeben nach 1½ täg. Verhandlung von den Geſchworenen des Mords und des Mordberſuchs ſchuldig erklärt und hierauf vom Gerichshof zum Tode berurtheilt. Angeklag entgegen. 5 — Aus Regensburg meldet man: Der allgemein gefürchtete, äußerſt gefährliche Einbrecher Hofweber, der unkängſt auf dem Transport von Dresden hierher aus dem Eiſenbahnkoupee entſprang, während der ihn escortirende ſächſiſche Poliziſt in den Anblick der Gegend vertieft war, iſt am 2. Januar in Ehrenberg durch einen Gendarm wieder in Haft genommen worden. — In Staßfurt verurſachte dieſer Tage der Polizei das Einfangen des kürzlich aus dem Ge⸗ fängnis in Gommern ausgebrochenen Arbeiters Bi⸗ ſchof, der bei ſeiner Mutter Unterſchlupf gefunden hatte, große Mühe. B. kletterte, als er Unrat merkte, von der Wohnung aus auf's Dach, von wo aus er mit losgeriſſenen Ziegeln ein lebhaftes Bombardement auf ſeine Verſolger eröffnete. Beherzte Männer folgten ihm bei der wilden Jagd von einem Dach zum andern, die Polizei ſchoß mit Revolvern auf ihn, bis er endlich gefaßt und am Seil vom Dache herniedergelaſſen wurde. Selbſtberſtändlich hatte die ſonderbare Jagd, die ziemlich lange dauerte, eine große Menge Schauluſtiger herbeigelockt; zum Glück ſollen Verletzungen durch die geſchleuderten Ziegel⸗ ſteine nicht vorgekommen ſein. In der Gemeinde Carholz bei Wieden⸗ brück erſchoß ein kürzlich nach zweijähriger Dienſt⸗ zeit vom Heer entlaſſener junger Landwirt, als er einen geladenen Revolver zur Beſichtigung in die Hand nahm, durch die unvorſichtige Berührung des Hahns ſeine neben ihm ſtehende Mutter. Die Kugel war der Frau in's Gehirn gedrungen. — In Haag ſtarb kürzlich einer der letzten Veteranen der Schlacht von Waterloo, Chapman Enthoven, welcher für ſeine Tapferkeit im Feldzuge von 1815 das filberne Kreuz von der niederlän⸗ diſchen Regierung erhielt. Der Verſtorbene iſt 108 Jahre alt geworden und hinterläßt eine 10 Jahre jüngere Witwe, mit welcher er 75 Jahre in glück⸗ licher Ehe gelebt hat. — London, 25. Jan. Durch Entzündung ſchlagender Wetter wurde in der Kohlenzeche von Dunsmirs auf den Vancoup ' r⸗Inſeln im britiſchen Nordamerika ein gräßliches Grubenunglück verurſacht. Man fürchtet, daß alle Eingefahrenen verloren find. Bisher wurden die Leichen von 50 weißen Arbeitern und 150 Chineſen zu Tage gefördert. Die Ein⸗ —— fabrtliſte des Tages weist 300 Perſonen auf. — New⸗Pork, 27. Jan. Geſtern wurde unſere Stadt von dem beftigſten Schneeſturme helme geſucht, an den man ſich hier zu Lande erinnern kann. Zum erſtenmale ſeit 31 Jahren geſchah ez auch, daß der Verkehr der New⸗Yorker Zentralbahn eingeſtellt werden mußte. Nachdem es den ganzen Tag über ununterbrochen geſchneit, konnten von 4 Uhr ab Züge weder abgehen noch ankommen. Die Züge blieben in den hochgeſchichteten Schneemengen ſtecken und alle Bemühungrn, die Züge frei zu machen, blieben vergeblich. Dabei war die Kälte ſo furchtbar, daß zahlreiche Reiſende der im Schnee ſteckenden Züge erfroren. Die Schneewehen verur⸗ ſachten auch fonſt noch viele Unfälle. In den — Ofſiſtaaten herrſcht gleichfalls ſtarker Schneeſturm. Der Bahnverkehr iſt ſtellenweiſe gänzlich unter⸗ brochen. Die Frage, ob ein Gaſtwirt jedem Gaſt der bei ihm eintritt, Speiſen und Getränke verab⸗ reichen muß, iſt zu verneinen: im Gegenteil, der Wirt kann ſogar auch verlangen, daß ein Gaſt das Lacal verlaſſe, und wenn der Gaſt nach erfolgter Aufforderung es nicht verläßt, ſo macht derſelbe ſich des Hausfriedensbruchs ſchuldig. Das Reichsgericht hot ſich darüber wiederum ausgeſprochen: Daß der⸗ jenige, welcher als Gaſt ein öffentliches Schank⸗ oder Wirtſchaftslocal befugter Weiſe betritt, damit zugleich auch ein Recht erwirkt, darin nach eigener Willkür zu verweilen, iſt eine haltloſe Ausſtellung, Immer hängt es vom Willen des berechtigten In⸗ habers der fraglichen Localität ab, dem Gaſte Auf⸗ nahme zu gewähren, oder zu verweigern? die Auf⸗ nahme für eine gewiſſe Zeit oder auf aewiſſe Zwecke zu beſchränken. So lange jener ſich nicht ausdrücklich oder durch coneludente Handlungen gebunden hak, dem Gaſt, ſei es Unterkommen, ſei es Beköſtigung, zu gewähren, verweilt der letztere „ohne Befugnis“ und iſt rechtlich verpflichtet, ſich auf Aufforderung zu entfernen. Auch wo beiſpielsweiſe der Wirt durch Verabfolgung von Speiſe und Trank zum Verzehren in ſeinem Locak die Befugnis zu vorübergehenden Aufenthalt einem Dritten eingeräumt hat, dauert eine ſolche Befugnis nicht länger, als nach billigem Ermeſſen und nach vernünftiger Auslegung des ver⸗ einbarten Zweckes erforderlich iſt. Iſt der Zweck füllt, ſo tritt der Inhaber einer derartigen Localite auch wieder in die freie Verfügungsgewalt zurlüg und iſt unbehindert, das längere Verweilen zu ver⸗ ſagen. Nicht weniger kann ungebührliches Betragen des Gaſtes als ein begründeter Anlaß gelten, den⸗ ſelben ſchon früher aus dem Local auszuweiſen. —— Hand bietend, um zum erſten Mal traf ihn ein warmer Strahl aus ihren Augen, ich würde Ihnen dankbar ſein, ſo lange ich lebe, wenn Sie aus dieſer Gefahr mich erretten könnten.“ — „Und verlaſſen Sie ſich darauf, daß ich Alles aufbieten werde, denn was ich für Sie thue, das thue ich auch für mein⸗ Braut.“ — „Er zog ihre Hand an ſeine Lippen und verließ das Boudoir, und ſo ſehr er Ihr auch gegrollt hatte, jetzt konnte er nur noch mit innigem Mitleid ihrer gedenken. Er begriff, wie ſchwer es ihr geworden ſein mußte, dem Glück ihres Kindes entgegenzutreten, wie ſchlaflos und ſorgenvoll ihre Nächte geweſen maren, und mit welcher namenloſen Angſt ſie von Tag zu Tag bor der Kataſtrophe gezittert hatte. Alles Böſe, was ſie ihm angethan hatte vergab er ihr; er kannte ja jetzt die Gründe, aus denen Sie zu dieſen Feindſeligkeiten gezwungen worden war. Siegfried, im Begriff, das Haus zu verlaſſen, ſah ſich plötzlch dem Vater Hedwigs gegenüber, der ebenfalls ſich entfernen wollte. Die beiden Herren erkannten einander gleich wieder. „Ich wußte ſchon, daß Sie ſich in der Reſidenz befinden,“ ſagte Sieg⸗ fried, „mein Bruder ſchrieb mir, und ich würde Sie heut⸗ noch aufgeſucht werden, wenn nicht „ Zufall uns jetzt zuſammengeführt k. Herbert Faber nickte zuſtimmend, als ob er andeuten wollte, er finde das ſehr natürlich, hat ihr Herr Bruder Ihnen alles mitgeteilt, fragte er währ end ſie langſam die Straße hinunterſchritten. „Jawohl“, erwiderte Siegfried, und was ich noch nicht wußte, das erfuhr ich ſoeben. — „Von der Kommerzien⸗ rätin ſelbſt? Sie wird ihnen nicht die Wahrheit be⸗ richtet haben.“ — „Hatten ſie erwartet, ihr heute zu begegnen?“ „Nein,“ ſagte der alte Herr ſarkaſtiſch, „ich wußte voraus, daß ſie nicht den Mut haben würde, mich zu empfangen. Als ſie uns ſagen ließ, fie habe Beſuch, glaubte ich, es ſein nur ein Vorwand, die Zuſammenkunft mit mir hinauszuſchreiben.“ — „Nicht doch, ſie wird Sie um eine Unterredung bitten“ — „Sagte Sie ihnen das? Glauben Sie es nicht, ſie bezweckte damit wohl weiter nichts, als Ihren Vorwürfen vorzubeugen nnd Ihre gereizte Stimmung zu beruhigen.“ — „Das iſt eine irrige Anſicht, ich weiß beſſer, daß und aus welchen Gründen ſie dieſe Unterredung wünſcht.“ „So wird ſie mich den Wünſchen ihres Gatten geneigt machen wollen. Es iſt allerdings ſchwer zu glauben, immerhin aber möglich.“ „Ich verſtehe Sie nicht,“ ſagte Siegfried, er⸗ wartungsvoll zu ihm aufblickend, „welche Wünſche genüber ein Geheimnis daraus zu machen“, fuhr Faber fort. „Der Kommerzeenrat hat mir den Vor⸗ ſchlag gemacht, als ſtiller Aſſocie in ſein Gefchäft einzutreten und mein ganzes Vermögen ihm anzu⸗ vertrauen.“ „Da moͤchte ich ihnen doch raten, ſich vorzu⸗ ſehen“, unterbrach Siegfried Herrn Faber warnend, „er muß bedeutende Summen, verloren haben, denn er hat ſeiner Dienerſchaft gekündigt, und die Pferde ſollen ſamt der Equipage verkauft werden.“ „So ? Das wußte ich nicht, aber ich dachte es mir, es mußte mich ja befremden, daß er jenen Vorſchlag mir machte den ich auch unter geordneten Verhältniſſen abgelehnt haben würde. „Sie haben ihn ſchon abgelehnt?“ — „Na⸗ — „Ich habe keine Veranlaſſung, Ihnen ge⸗ türlich! Mein Vermögen iſt ſo gut angelegt, als ich es natürlich nur wünſchen kann; es wäre thöricht, wenn ich eine Aenderung darin treffen wollte.“ — „Und nun vermuten Sie, daß die Kommerzienrätin den Vorſchlag ihres Gatten unterſtützen werden Mit Entrüſtung würde Sie dieſe Zumutung zurüc⸗ weiſen; ſie hat an ihrer eigenen Sorgen ſchwer ge⸗ nug zu tragen. Haben Sie Hedwig geſehen?“ — „Ja, als ihre Mutter nicht erſchien, ließ der Kom⸗ merzienrat Fräulein Faber bitten; ich kann Ihnen nicht ſagen, welchen Zauber dieſes reizende und liebenswürdige Mädchen auf mich übt!“ — „Das zu hören iſt mir ſebr lieb —“ — „Denken Sie nicht gleich, daß ich ſte nun auch anerkennen werde“, ſagte Faber raſch, Sie wiſſen, welchen Vorwurf ich ihrer Mutter mache —, — Und wenn dſeſer Vox wurf nun unbegründet wäre? Klammern ſie ſich nicht an dieſe Hoffnung! Die Kommerzienrätin ſelbſt deutele darauf hin! . Herbert Faber war ſtehen geblieben, er nahm den Hut ab und fuhr mit dem Taſchentuch ber ſeine feuchte Stirne, ſein Blick ruhte forſchend auf dem Antlitz des jungen Mannes. — „Bah, es ft ja natürlich, daß fie ſich gegen die ſchwere An⸗ klage zu verteidigen ſucht,“ ſagte er achſelzuckend, „aber gelingen kann es, ihr nicht, was ſie auch ſagen mag.“ — „Sie behauptet, damals habe ein Irrtum vorgelegen, und nur ihre unſelllige Leiden⸗ ſchaft —“ „Was ich mit eigenen Augen ge⸗ ſehen habe, das laſſe ich mir nicht abſtreiten.“ — „Nichtsdeſtoweniger werden Sie ihr die Unterredung bewilligen müſſen; es wäre ja immerhin möglich, daß ſie fich rechtfertigen könnte. Fortſetzung folgt.