Kurz vor Weihnachten erblickte in dieſer wohlthätigen Anſtalt das erſte Zwillingspärchen, 2 Knaben, das Licht der Welt. In der nächſten Zeit giebt die Ver⸗ waltung den erſten, und, wie wir hören, auch aus⸗ führlichen Jahresbericht heraus. — Schweigern, 10. Jan. Geſtern Nacht vernahm der Schneider Wilhelm Hem in ſeiner Scheuer ein verdächtiges Geräuſch. Er ſuchte des⸗ halb nach und fand, daß die Scheuerthüre erbrochen war. Er weckte nun einige Nachbarn und ſuchte nach dem Einbrecher. Lange war das Suchen ver⸗ gebens. Erſt als man das Gebälk abſuchte, fand man den Einbrecher unter dem Stroh verſteckt. Derſelbe hatte außer Zündbölzern eine halbe Stearinkerze u. ein langes, ſcharfes Meſſer bei ſich und gedachte durch die Scheuer in das Haus einzudringen. Es gelang, den gefährlichen Burſchen zu faſſen, und nach Tauberbiſchofsheim zu liefern. — Aus Baden, 11. Jan. In Oberweiler wurde auf der Straße ein verheirateter, etwa 50jähr. Schuhmachergeſelle in bewußtloſem Zuſtande und mit ſchweren Verletzungen am Kopfe aufgefunden. Er wurde in das Spital gebracht, wo er wieder zu ſich kam und angab, er ſei beim Nachhauſgehen plötzlich zu Boden geſchlagen worden. — In Bruchſal wurde der frühere Armenhausverwalter Buchmüller vom Unterſuchungsrichter aus Karlsruhe vernom⸗ men. Auch der Zuſtand Kanzler's hat ſich ſoweit gebeſſert, daß derſelbe nun verhört werden kann. — Metz, 11. Jar. Nach hieſigen Blätte rn iſt Zangerle, der Menſch, welcher auf den fran zöͤſt⸗ ſchen Grenzkommiſſar in Pont⸗a⸗Mouſſon geſchoſſen hatte und, wie bereits gemeldet, aus dem Irren⸗ bauſe in Marsville bei Naney entwichen iſt, von Chäteauſalius hierher gebracht und im Unterſuchungs⸗ gefängnis internirt, wo er bis zur Feſtſtellung ſeiner Nationalität verbleiben ſoll. — Koln, 10. Jan. leber einen an der Aachenerſtraße gemachten Römerfund wird berichtet: Etwa 10 Meter von der Straße und in einer Tiefe von 1 ½ Meter wurden etwa dreißig wohlerhbaltene Skelette gefunden, verſchiedene Schädel trugen Münzen zwiſchen den Zähnen. Außerdem fanden ſich mehrere geſchliffene Gläſer, Becher, zwei Tiſchglocken, Löffel, Kreuze mit Figurenornament, ein Trinkbecher mit Inſchrift, mehrere Lämpchen, eine große Flaſche mit waſſerähnlicher Flüſſigkeit, ein Henkelgefäß mit Salben, größere Urnen verſchiedenen Thonſtoffes mit Gebeinüberreſten, Schmuckkäſtchen, Münzen aus der Zeit Cäſars und des Kaiſers Auguſtus, Nadeln, Thränenfläſchchen, ein plaftiſches Bruchſtück, Löwen⸗ klauen darſtellend. Anſcheinend find die Fundſtätten ſchon einmal durchſucht worden. Die Nachfarſchungen werden fortgeſetzt. Weimar, 11. Jan. Im Hoftheater ⸗La⸗ boratorium entſtand eine Explofton. Der Maſchinen⸗ meiſter iſt dabei tot geblieben. — Den „Bündner Nachrichten“ wird folgen⸗ der Unglücksfall aus Marienfeld mitgeteilt: Die beiden Brüder Chriſtian und Andreas Juſt waren am 4. d. Mts. Morgens auf den Berg ge⸗ gangen, um Wildheu für ihr Vieh herunter zu holen. Als beide mit dem Heutransport auf dem Heimwege waren, löͤſten ſich plotzlich gewaltige Schnee⸗ maſſen los und riſſen beide Brüder mit in die ſchauerliche Tiefe. Während Chriſtian, der ältere Bruder, in die Lawine verſank, wurde der andere auf den Seitenabhang geſchleudert und war gerettet. Die zunächſt aus Guſcha und dann aus Fläſch u. Marienfeld zur Hülfeleiſtung herbeigeeilten Männer ſchaufelten den Verunglückten hervor, der aber kein Lebenszeichen mehr von ſich gab. — Aus Stettin wird berichtet, daß der daſelbſt im Zellengefängnis wegen verſchiedener Brand⸗ ſtiftungen einſtweilen internirt geweſene Cigarrenar⸗ beiter Brunſt, welcher zu lebenslänglicher Zuchthaus⸗ ſtrafe verurteilt worden war, ſich ſeiner Feſſeln ent⸗ ledigte und entkam. Mit ihm zugleich enſprang der zu Zuchthausſtrafe verurteilte Friſeur Sellack. Brunſt bat ſchon früher aus mehreren G'fängniſſen ſeine Flucht zu bewerkſtelligen gewußt. — Warſchau, 9. Januar. Im Dorfe Slawocin bei Kleczew, Gouvernement Kaltſch, dem Herrn Chrzanowski gehörig, erfolgte geſtern eine Explosion des Brennereikeſſels, infolge deren fünf Menſchen getötet und viele ſchwer verwundet worden find. Das ganze Brennereigebäude ſamt allen Appa⸗ raten iſt in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die Brennerei iſt vor Kurzem erbaut worden. — Zur Unterſuchung der Urſachen, welche das große Unglück in Zug veranlaßt haben, wie zur Verhütung ähnlicher Vorkommniſſe, hatte bekanntlich die eidgenöſſiſche Regierung eine Commiſſion von Sachverſtändigen eingeſetzt, deren Gutachten jetzt ver⸗ öffentlicht worden iſt. Daſſelbe gipfelt in folgenden Vorſchlägen: 1) Entwäſſerung des Vorſtadtgebietes, insbeſondere im Intereſſe des Regierungsgebäudes Koſtenvoranſchlag 40,000 bis 50,000 Francs. 2) Nichtausfüllung des Vorſtadtgebietes, es ſei denn die Herſtellung eines Dammes vom Fuße des Ab⸗ bruchgebletes vom See aus beabſichtigt. Koſſeg 700,000 Francs. Die Herſt⸗Aung eines Dammes iſt allerdings nicht eine ſofortige Nofwendigkeſ, ſondern könnte nur für die Zukunft in's Auge ge⸗ faßt werden. 3) Keine Pfählung mehr im Vor ſtadtgebiete, ſondern breite Betonunterlogen ih Bauten. 4) Schleifung der unteren Häuſerreihe ii der Vorſtadt und der Wirtſchaft Spillmann. — Die Beſeitigung der unteren Häuſerreihe wird auc wohl zur Folge haben, daß an die Schleifung der oberen Vorſtadt gedacht wird. Die daſelbſt bö⸗find⸗ lichen Häuſer find zum Teil ſchon jetzt baulich sehe lein dieſes Bouquet bringen? Aber man darf es ſehen.“ — „Laſſen ſie mich nur ſorgen. Was iſt dabei zu beſtellen?“ — „Nichts, Fräulein Faber wird das Billet zwiſchen den roten Kamelien au⸗ genblicklich entdecken. „Eine Liebeserklärung?“ fragte Daniel in vertraulichem Tone. — „Seien Sie nicht ſo neugierig!“ ſcherzte Schulte. — „Wenn die Sache zu Stande kommt, ſollen ſie fürſtlich belohnt werden.“ s „Na, das laſſe ich mir gefallen“, nickte der Diener, der es nicht in ſeinem Interreſſe fand, die Hoffnungen des freigebigen Herrn ſchon jetzt zu vernichten. „Wenn nur die gnädige Frau oder der Kommerzienrat keinen Strich durch die Rechnung macht!“ — „Das fürchte ich nicht, ich bin auf dem beſten Weg:, Millionär zu werden.“ — „Eine beneidenswerte Karriere!“ — „Das will ich meinen, erwiderte Schulte, das Haupt ſtolz zurückwerfend. — „Aber nun eilen ſie hinauf, ich warte hier, bis Sie zurückkehren, es wäre ja möoͤglich, daß 3 Faber Ihnen eine Antwort für mich mit⸗ giebt!“ Daniel ſtieg die Treppen hinaus, der junge Herr drehte an den Spitzen ſeines Schnurrbarts und betrachtete die Eypsbüſten, die von den Wänden des Hausflurs auf ihn hinabſchauten. Vielleicht be⸗ rechnete er die Koſten, die das Liebesgedicht, das prachtvolle Kamelienbeuquet und die Blſtechung des Dieners ihm verurſacht hatten. Aber was lag daran! Das Geld hatte ja keinen Wert mehr, es lag auf der Straße man brauchte fich nur zu bücken und es aufzuheben. Endlich kehrte Daniel zurück. „Nun?“ fragte Schulte mit erwartungsvoller Spannun J. — „Er⸗ warten Sie wirklich eine Antwort?“ — „Das ge⸗ n rade nicht —“ — „Sie erhalten auch keine. Das gnädige Fräulein hat mich ſehr erſtaunt angeſehen und mit dem Kopf geſchüttelt, ſie fragte mich nur wer ihr das Bouquet ſchicke und ob es wirklich ihr beſtimmt ſei.“ — „Natürlich haben Sie ihr meinen Namen genannt?“ fragte Schulte, in deſſen Augen es freudig aufleuchtete. „Verſteht ſich!“ „Fand Sie das Billet?“ — „So lange ich zugegen war, nicht.“ — „Na, ſie wird es jeßt wohl ſchon gefunden haben. Eine Antwort kann ich nicht er⸗ warten, aber vielleicht können Sie mir einen Wink geben, wie, wann und wo ein Zuſammentreffen mit ihr zu ermöglichen iſt?“ — „Hm, das iſt ſchwierig, aber ich will darüber nachdenken.“ — „Gut ich ſage Ihnen noch einmal, Sie ſollen fürſt⸗ lich belohnt werden. Aber vor allen Dingen ſtrenge Verſchwiegenheit, verſtanden?“ „Verſchwiegen wie das Grab!“ beteuerte der Lakai, während er die Hausthüre öffnete. Schulte wollte hinaustreten, aber ſtutzte und blieb ſtehen, ſtarr ruhte ſein Blick auf einem dunk⸗ len Gegenſtand, der in kurzer Entfernung von ihm auf dem Straßenpflaſter lag. „Was iſt das?“ fragte er mit zittender Stimme. — Daniel eilte hinzu und hob es auf. „Ich glaube es iſt dasſelbe Bou⸗ quet, das ich ſoeben hinaufgebracht babe“, ſagte er ſpöttiſch. „Das gnädige Fräulein ſcheint die Blumen nicht zu lieben. Das ſchöne Bouquet hat ubrigens nicht gelitten, Sie könnens noch einmal benutzen.“ — Der junge Herr warf ihm einen wütenden Blick zu, er ließ das Bouquet fallen und zertrat es. — „So zertrete ich Sie, wenn Sie nur eine Silbe von dem Vorgeſallenen verraten!“ drohte er. — „Hochmut kommt vor dem Fall, das ſollte Fräulein Faber nicht vergeſſen, es könnte eine Zeit kommen e enn . jefährdet. Der Vermögen sberluſt beläuft ſich nag i . ſtaatlichen Abſchätzung bezüglich der Mobiſſeg Ine e! auf 217,182 Francs. Für die Hinterbliebenen dez 100 We, 175 Verunglückten iſt eine Summe von 27,700 Franz Er 16 feſtgeſetzt worden. f Di Birrkt — In Boulogne wurde am Waſe die Leichenſchau über die Leiche des im Waſſer auf, gefundenen engliſchen Journaliſten Me Neill borge⸗ Jekan nommen. Die Aerzte kamen zu dem Schluſſe, daß Be An der Verſtorbene ermordet worden ſei. Wahrſchein⸗ 1 len dan lich hat er jedoch nicht infolge der erhaltenen Bet 14 An S 0 letzungen ſeinen Tod gefunden, ſondern wurde e a l 8, de wußtlos, aber noch lebend ins Waſſer geworfen, wg . er dann ertrank. Me Neill war zuletzt in Geſellſchaßf un eines Franzoſen, namens Dubois in mehreren Kaffee n auf En häuſern Boulognos geſehen worden. Dubois iſt ſeſſz r md fals dem verſchwunden und es iſt noch nicht gelungen, en ſeine Spur aufzufinden. en — Die Gathaer Feuerverſicherungsbank ber Nat 3 die theilt nach uns ſo⸗ben zugekommenem Bericht auc n l ber amtliche dieſes Jahr wieder 75% Dividende an ihre Ver⸗ it verbanden r ſicherten; es iſt dies um ſo bemerkenswerter az V hrdifcränter 1887 gegen 2 Millionen für Schäden vorausgaß — 5 1 wurden, das abgelanfene Jahr ſomit eines der brand, K u Neirrbefbrde reichſten ſeit dem nun 67jäbrigen Beſtehen der gez n du kehenden K nannten gemeinnützigen Anſtalt geweſen iſt. i vachen der — Ladenburg, 12. Jan. In der Kreuz et Menge wirtſchaft zu Ilvesheim wurde ein 28jähriger Dien 1 knecht, Michael Kuch von Geißlingen in Württenherg e anbei, die wegen eines unter Bedrohung (und Vergewaltigung Sr: verübten Verbrechens (8. Abſ. 1 des St.⸗G. . Len lt bauptſüe verhaftet und der hieſigen Staatsanwaltſchaft durch N 1 die Gendarmerie vorgeführt — 1. e — Ein Kirchendiebſt ahl iſt in Diedese 8 feld vorgekommen. In der dortigen Kirche wurde ben rie dom Schl der Altarkelch entwendet. Von dem derrohten Dieh⸗ e aien lie hat man leider noch keine Spur. 3 1 N n be Tete Nüglic n in hilt; baer! ah, ah, ich kann eine beſſere Partie machen, e 0 große Ang war Thorheit. daß ich mich durch äußere Schöne 8 ngen zu dieſem unüberlegten Schritt verleiten ließ.“ Er An lt wandte dem Lakai den Rücken und ſchritt von dan⸗ 55 a nen. Daniel warf hinter ihm hohnlachend die thür ins Schlotz. 1 aus⸗ Zehntes Kapitel. 1 0 Heſcwülſe Die drohenden Gewitterwolken, die dem alten ben n d. Buchhalter Beſorgniſſe einflöͤßten, kamen immer i ſhrel und näher, ſie ballten ſich mehr und mehr zuſammen⸗ 8 „ beſon und die drohenten Vorboten, die dem Gewitter vor⸗ n ausgingen, begannen jetzt auc den Kommerzienrat e kranken 8d zu beunruhigen. An der Börſe wehte eine! ſchwille, e ber del lu drückende Luft, mit jeder Poſt trafen Hiobs nachrichten Aan enſüdig, 1 ein, wer heute noch ein groß 's Vermögen besaß l ehen 25 konnte morgen ſchon ein Bettler ſein. Einzelne Af den darf kein tiengeſellſchaften hatten ſich bereits zahlungsunfähig abe enn erklärt, von andern erwartete man dieſe Erklärung ir ur d in den nächſten Tagen. Fron W 8 1 Gerüchte tauchten auf und weiter verbreſlel, z unte Teer; nig an deren Wahrheit oder Moglichkeit vor kurzem en an noch niemand geglaubt hatte, Kaſſen⸗ und Bücher a eb reviſtonen, an die man bisher nicht gedacht halle, 2 dann mit ergaben niederſchmetternte Reſultate; Aktien, die I dar gend die g man vor wenigen Tagen noch als Goldgruben be⸗ 1 trachtete, wurden plötzlich unverkäuflich, und immer näher kamen die ſchwarzen Wolken, die den alles Uirnichtenden Blitzſtrahl in ihrem unheilſchwangeren 7 bargen. 1 Fortſetzung folgt. i Gaſt: zum Kellner, der ihm ein Glas Bier bringt, welches mehr Schaum als Bier enthält; 0 ſic wil mich nicht raſſteren, ich wil Diez rinken! 1 1