— . das Leben genommen hatte. Der Fiſcher Scheſſo glaubt, daß der Selbſtmörder die That ſchon Tags vorher begangen haben könne. Der Verlebte hatte einen neuen Revolver noch in der Hand, lag auf eine Seite hingeſtreckt, war mit einem hellen Ueber⸗ zieher über den Rock und einem mausgrauen Hut, auch ſonſt anſtändig gekleidet, friſch raſtert und trug ein Schnurrbärtchen. Der unglückliche junge Mann iſt der Sohn des Landmanns und Wirtes Wolf von Laudenbach und war hier als Kommis oder Buchhalter bedienſtet. Derſelbe hatte eine Buch⸗ differenz, welche von ſeinem Vater beglichen wurde und welche durchaus keinen Grund zu einer ſo ver⸗ zweifelten That abgeben konnte. Heute ſind deſſen Eltern hier angekommen. um wegen Ueberführung der Leiche nach Laudenbach zu unterhandeln. — Weinheim, 9. Jan. Am verfloſſenen Sonntag feierte der 78 Jahre alte Fabrikarbeiter Georg Schmiedel von hier mit ſeiner Ehefrau das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit. Zur Feier dieſes Feſtes wurde nachmittags 2 Uhr in der Stadtkirche ein Gottesdienſt gehalten. Dem Jubelpaare wurden vom Stadtpfarrer Zähringer Geſchenke übermittelſt, darunter eines vom Großherzog. Abends wurde ein Familienfeſt gehalten. Mann und Frau ſind wohl⸗ auf und munter; ſie beſitzen 5 Kinder, 3 Söhne, die den Feldzug 1866/1870 mitgemacht hatten, und 2 Töchter, außerdem haben ſie 22 Enkel an dem Jubeltage um ſie geſchaart. 5 — Heidelberg, 9. Jan. Vielen Leuten ſiel es auf, das dieſes Jahr ein Laternenanzünder in äußerſt dreiſter, ja nicht ſelten wirklich beläſtigen⸗ der Weiſe ſein Neujahrsgeſchenk verlangte. Es hat ſich nun herausgeſtellt, daß dieſer Burſche eigentlich gar kein Laternenanzünder, vielmehr ein Gauner iſt, der ſich fälſchlich ols Laternenanzünder ausgab, um in ganz unberechtigter Weiſe zu Neujahrsgratificationen zu kommen. Selbſtve rſtändlich hat er, nachdem das Geld vereinnahmt war, ſofort den Staub Heidel⸗ bergs von den Füßen geſchüttelt, um vielleicht wo anders den gleichen, unſtreitig ganz einträglichen Schw endel fortzuſetzen. f 1— Karlsruhe, 7. Jan. Der 12. bad. Feu erwehrtag findel dieſes Jahr am 4. Auguſt da⸗ hier, verbunden mit einer Stägigen Ausſtellung von Loͤſchgeräten und Rettungsgegenſtänden ſtatt. — Mahlberg, 5. Jan. Ein „liebevoller“ Karlsruher Herr ſtattete, ſo erzählt der „L. A.“, über die Weihnachtsfeiertage unſerem Städtchen einen denkwürdigen Beſuch ab. Kaum einen Tag hier, in Eine der ſchb alf 0 ſah die Auserkorene mit ihm den Tanzboden umkreiſen, ſowie bei anderen Luſtbarkeiten an ſeiner Seite prangen und voll Freude bald das eheliche Glück koſten zu dürfen, ſtellte die Heirats⸗ luſtige ihren zukünftigen Bräutigam Freundinnen und Bekannten vor. Doch durch allzu üppiges Leben waren die Gelder des Herrn bald zu Ende und er wandte ſich an ſeinen Freund in Karlsruhe um Hilfe. Der vermeintliche Freund in K. ſandte freilich Geld, zugleich aber auch einen Brief an das Bürgermeiſteramt mit der Anfrage: „Ob ihr Ge⸗ mahl wirklich krank im Gaſthaus zur „Sonne dar⸗ niederliege und ärztlicher Hilfe bedürfe)“ So ſtellte ſich heraus, daß der Hochzeiter ſchon verheiratet und Vater von 5 Kindern iſt. Und die ſchnell verliebte Braut, ſchrecklich getäuſcht, ſchlägt die Hände über dem Kopf zuſammen und eilt wieder zur Cigarren⸗ fabrik, während der Bräutigam des Octes verwieſen, wieder nach Karlsruhe gehen wird. — Aus Baden, 8. Jan. Da von Seiten einiger Fabrikanten große Mengen von Flüſſigkeits⸗ maßen aus Zinnlegirungen in den Verkehr gebracht werden, die weniger als die nach der Aichordnung zuläſſigen fünf Sechstel reines Zinn enthalten, auch zu befürchten iſt, daß infolge der billigen Preiſe ſehr viel ſchlechte Ware an den Mann gebracht wird, und das Bemühen darin ſich noch ſteigern dürfte, weil nach dem Reichsgeſetz vom 25. Juni 1887, betreffend den Verkehr mit blei⸗ und zink⸗ haltigen Gegenſtänden, vom 1. 1888 an Eß⸗, Koch⸗ und Trinkgefäße im Körper oder in der Verzinnung und Verlöthung nur noch bis zu ein Zehntel Blei enthalten dürfen, — ſo iſt im Grosherzogthum eine allgemeine Kontrole über den Zinngehalt der zur Aichung gebrachten Flüſſigkeitsmaße worden. Die Aichungsämter ſenden von den ihnen zur Aichung vorgelegten Gefäßen einzelne Stücke an das Oberaichungsamt ein, wo ſie chemiſch un⸗ terſucht werden. Sind die Gefäße wegen Mangels des vorgeſchriebenen Zinkgehalts von der Aichung auszuſchließen, ſo wird zugleich die Polizeibehörde des Bezirks, wo die borſchriftswidrige verfertigt wurde, benachrichtigt, damit fie ſtrafend einſchreite. — Freudenſtadt, 6. Jan. Geſtern Abend wurden in der Reichsſtraße durch einen mit Brettern beladenen Schlitten dem 6jährigen Knaben des Zeugſchmieds Braun beide Füße abgefahren. Ein Fuhrknecht hatte nämlich 2 Schlitten aneinander angeordnet neren Hälfte Mahl⸗ ſache. Waare gekoppelt, und der Knabe wollte whrend der aht auf die Deichſel des hintern Schlittens ſteigen, ſſel und kam ſo unter denjenigen Läufer, an welchem der als Sperre dienend ſog. Krätzer in Thätigkeit war. Dieſer Krätzer zerfleiſchte das Kind in ſolch ſchrecklicher Weiſe daß es nach einigen Stunden ſtarb. — Der Süͤgerknecht Teufel aus Reichenbach, welcher am 26. Dez. auf dem Kniebis, im Schnee ſteckend, erſtarrt aufgefunden wurde, befindet ſich a er Beſſerung. 0 15 0 940 10 8. 30 Einen qaalvollen, aber glücklicherweiſe ſchnellen Tod fand geſtern die Frau eines hiefigen Privatbeamten, die irrthümlicher⸗ weiſe anſtatt eines beabſichtigten Magenmitſtels Karbolſäure trank und 10 genuß derſelben binnen i iertelſtunde verſtarb. f 1 0 ee 75 99 Heute vormittags 10 Uhr flog auf Fort Manteufel ein Pulvermagazin in die Luft, ein Unterofftzier 1 Kanonier der en Fußartillerie ſind getödtet. 9 1 5 955 berichtet aus London: In allen Kreifen flößt das Schickſal eines Mitarbeiters des „Sportsmann“, Mr. Me⸗Neil, die größte Theil⸗ nahme ein. Derſellle begleitete die Preis boxer Smith und Kilrain nach der Inſel auf der Seine, wo am 19. Dez. ein internationale Preis boxen ſtattfand, und begab ſich alsdann nach Paris, von wo aug er den „Sportsmann“ eine Depeſche über das ſenta⸗ tionelle Ereignis ſandte. Alsdann reiſte er mit des Boxrern und deren Freunden nach Boulognei wo ez ſpurlos verſchwand. Alle Nachforſchungen blieben erfolglos. Geſtern Donnerſtag ſchwamm ſeine Leiche in Boulogne ans Geſtade. Eine Unterſuchung der⸗ ſelben ergab, daß Me Neil das Opfer eines ruch⸗ loſen Mordes geworden. An dem Halſe fanden ſie Spuren einer Erdrofſelung vor und ſeine Baar⸗ ſchaft in Gold und Banknoten, ſowie eine Uhr und Kette werden vermißt. Die Leiche wurde nach det Morgue gebracht, wo ſie einer Obduktion untere zogen werden ſoll behufs Feſtſtellung der Todesur⸗ — London, 7. Jan. Bei Waterford an der iriſchen Küſte ſcheiterte die amerikaniſche Bark Alfred D. Snow's, welche mit Weizen beladen von San Franzisko nach Liperpool unterwegs war. Die aus 30 Köpfen beſtehende Mannſchaft ertrank. Der wüthende Orkan, der die jriſche Küſte umbraufte, verurſachte noch eine große Anzahl anderer Schiffs⸗ kataſtrophen. 5 mehr erreicht hat?“ — „Eine ſeltſame Nachricht die Abſchrift eines andern an meine Mutter ge⸗ richteten Briefes, der ich in Mama's Boudoir zu⸗ ällig fand. Kennſt Du einen Jakob Lange?“ — „Nein.“ „Er muß ein Spion Momas ſein, er ſchreibt ihr, ich ſei abgereiſt und mein Vater wolle ebenfalls C. verlaſſen —“ — „Dein Vater?“ — „Jawohl, ich brauche Dir wohl nicht zu ſagen, daß mir das unverſtändlich iſt. verlangt Geld und drohte mit der Enthüllung von Geheimniſſen, die ſich jedenfalls auf mich be⸗ ziehen. Ich ſchickte Dir die Kopie des Briefes damit Du den Schreiber aufſuchen und Erkunndigungen einziehen könnteſt.“ i „Mein Bruder wird dieſen Brief in Empfang genommen haben,“ ſagte Siegfried Kopfſchüttelnd; „bor meiner Abreiſe beauftragte ich die Poſt, ihm — da ich keine ſichere Adreſſe anzugeben wußte, wohin ich fie mir nachſenden laſſen konnte. Ich erinnere mich der Stunde, in der wir auf dem Bahnhof von einander Abſchied nahmen. Schon im Warte⸗ ſaal glaubte ich zu bemerken, daß ein alter Herr Dir eine auffallende Aufmerkſamkeit widmete, er re⸗ dete mich an und ſagte, daß Deine Erſcheinung ihn lebhaft an eine Dame erinnerte, die ihm früher ſehr nahe geſtanden habe.“ — „Und Du glaubſt, daß dieſer alte Herr mein Vater ſei ?“ fragte ſie, ihn voll ängſtlicher Erwartung anblickend. — „Wie kann Dein Vater noch leben —“ — „Ich weiß nicht, was ich davon denken ſoll, Siegfried; indem Briefe wurde behauptet, mein Vater ſei in C. und ſtehe im Begriff, dieſe Stadt wieder zu verlaſſen. Kann der betreffende Schreiber das aus der Luft 77 5 — . 1. 1 Der Schreiber dieſes Briefes alle für mich einlaufenden Sendungen zu übergeben, gegriffen haben? Ueber meinen Vater ſind mir nie⸗ mals Mitteilungen gemacht worden, ich erinnere mich, daß ich einmal nach ihm fragte und von Mama eine ſo herbe Antwort erhielt, daß ich nicht weiter zu fragen wagte. Ich habe über ihn nie mehr erfahren, als daß er bald nach meiner Geburt terlaſſen hat.“ „Und nun ſollte er plötzlich wieder auftauchen?“ fragte Siegfried zweifelnd. „Ich verſtehe das ſo wenig wie Du, und vielleicht iſt es beſſer für uns beide, wenn wir dieſes Geheimnis nicht zu erforſchen ſuchen.“ — „Du magſt recht haben, dennoch wird es mir keine Ruhe laſſen, bis ich es erforſcht habe. Vielleicht find in dieſem Geheimnis die Gründe zu ſuchen, die meiner Mutter verbieten, in unſere Ver⸗ lobung einzuwilligen.“ — „Ich werde Sie fragen!“ — „Alles andere magſt Du thun, nur dies nicht!“ ſagte Hedwig beſtürzt. „Nama darf nicht erfahren, 1 frei und offen auftrete, damit ſpäter niemand mir den Vorwurf machen kann, ich hätteſtriftige Gründe gehabt, mich zu verſtecken. Ich könnte ja zufallig Deinem Stiefvater begegnen oder in geſchäftlichen Angelegenheiten mit ihm in Berührung kommen; 17 ich will ihm beweiſen, daß ich offen und ohne geſtorben ſein ſoll, und daß er kein Vermögen hin⸗ daß ich den Brief geleſen und abgeſchrieben habe, ſie würde mir das niemals verzeihen.“ — „Dann werden wir freilich mit unſeren Nachforſchungen warten müſſen, bis ein Zufall uns mit dem Schreiber jenes Briefes zuſammeſnührt. Was auch kümmert haupt die übrigen Menſchen, wenn wir unſeren eigenen Herd gegründet haben? — Wir werden glücklich ſein —“ — „Gewiß, Siegfried, wir werden es ſein, aber dies Glück wäre vollkommen, wenn der Segen meiner Mutter auf ihm rnhte.“ „Vielleicht giebt ſie meinen Bitten und Vor⸗ ſtellungen nach“, ſagte er, indem er einen Blick auf ſeine Uhr warf. „Ich hatte mir anfangs vor⸗ genommen, ihr meine Anweſenheit in dieſer Stadt zu verheimlichen, aber ratſam iſt es wohl, daß ich n 25 775 5 feſt zuſammenhalten. uns dieſes Geheimnis? Was kümmern uns über⸗ 0 uns nicht verraten, ich habe ihn erkauft.“ Scheu ihm ins Ange ſehen darf.“ — „Und wenn er dann abermals die ſchwere Anklage gegen Dich erhebt?“ — „So ſoll er ſie mir beweiſen, oder ich beſchuldige ihn oͤffentlich boshafter Verleumdung.“ „Du könnteſt in dieſem Streit den Kürzeren zihen!“ ſagte Hedwig beſorgt. — „Wenn ich es thaͤte, würdeſt Du dann an mir zweifeln 2“ — „Nein“, „erwiderte ſie, ihn feſt umſchlungen haltend —“ — „Den Glauben an Dich kaun niemand mir rauben. — Ich blicke recht beſorgt in die Zukunft, Siegfried; eine Ahnung, der ich nicht gebieten kann, ſagt mir, daß uns noch Schweres bevorſteht.“ „Wir werden es überwinden“, ſagte Siegftied in beruhigendem Tone, „Deine Liebe macht mich ſtark, alen die Stirn zu bieten, in dieſem Rampfe können wir nicht unterliegen, wenn wir treu und Wann und wo ſehe ich Dich wider?“ — „Wenn Mama erfährt, daß Du hier warſt —“ — „Sei unbeſorgt. der Diener wird „um ſo beſſer, aber allzu oft darfſt du nicht kommen. Abends bin ich hier in der Regel allein, Mama ſcheint nicht zu wünſchen, daß ich Sie in Geſellſchaft oder ins Theater begleite, ich würde ihre Einladung auch ablehnen. Fortſetzung folgt. — f — kunt A 5 Wel, 4 rl um! wt, 14 7e de gan 1 gen, 3 h Jol drum Wit gebe Wangen ne T iber wenne f en nin