Erſcheint jeden Nrittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 & — 8 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 40 3 excl. Poſtproviſton. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Jarmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. ( Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bie größeren Aufträgen Rabattbewilligung. PFokitiſches. 5 Berlin, 4. Januar. Sehr hochſtehende Perſonen haben laut F. Z. bei Audienzen in den lezten Tagen ausgeſprochen, daß nach den neueſten Berichten das Leiden des Kconprinzen doch nicht Krebs zu ſein ſcheine. Damit ſtimmt eine Meldung des B. Tagebl. aus San Remo überein, wonach die Aerzte auf Grund von Unterſuchungen in den letzten Tagen es für ſehr wahrſcheinlich halten, daß das Leiden nicht krebsartiger Natur, ſondern ein ſeltener Fall von Knorpelhautentzündung ſei. Berlin, 5. Jan. Auf den 14. Januar, den etzten verfaſſungsmäßigen Termin iſt der preußiſche Landtag zu ſeiner neuen Tagung einberufen. Wenige Tage darauf tritt auch der Reichstag wieder zu⸗ ſammen, und die beiden palamentariſchen Körper⸗ ſchaften werden ſich ſonach wieder nebeneinander ein⸗ kichten müſſen. Die Landtagstagung wird, wie es ſcheint, diesmal mit geſetzgeberiſchen Arbeiten aller⸗ erſten Ranges ſich nicht zu beſchäftigen haben. Von einer neuen Kirchenvorlage iſt nicht die Rede, auch nicht von einer Steuerreformvorlage, und was ſonſt sher von Geſetzentwürfen in Ausficht geſtellt wurde, betraf nur Angelegenheiten zweiten Ranges. Man wird ſonach erwarten können, daß die Land⸗ ſagstagung diesmal nur eine mäßige Dauer ein⸗ nehmen wird, was um ſo wünſchenswerter wäre ngeſichts der vielen wichtigen Geſchäfte, die dem Reichstag noch obliegen. Die bevorſtehende Land⸗ lagstagung iſt bekanntlich die letzte der gegenwärtigen Geſetzgebungsperiode und nach deren Ablauf dürfte eine Verlängerung der Geſetzgebungspetioden ein⸗ eten. i Berlin, 4. Jan. Der Reichsanzeiger warnt vor dem neuerdings von niederländiſchen Firmen betriebenen Promeſſenhandel und Verkauf von Los⸗ E Samskag, den 7. Januar Anteilſcheinen, weil die niederländiſchen Behörden bei Nichtzuſendung des verſprochenen Wertpapiers jedes ſtrafrechtliche Einſchreiten gegen die Losverkäufer ablehnen und den Geſchädigten auf den koſtſpieligen und meiſt ausſichtsloſen Zivilweg verweiſen. a Paris, 4. Jan. Der Handelsminiſter hat einen Preis bon 50,000 Fr. für die Herſtellung einer einfachen Vorrichtung ausgeſetzt, mittelſt deren ſich Wein⸗ und Brandweinfälſchungen feſtſtellen laſſen. Rom, 4. Jan. Der Kriegsminiſter ſendet aus Votſicht weitere 5000 Mann Verſtärkung nach Afrika. Die Berichte einzelner Blätter über die an⸗ geblich ſehr großen Streitkräfte des Negus ſind in⸗ deſſen übertrieben. Ver ſchiedenes. K. Ladenburg, 5. Januar. Der hieſige Geſangverein, welcher in einigen Jahren das Feſt ſeines 50jährigen Beſtheens feiern wird, zählt unter ſeinen Mitgliedern mehrere Sänger die ſchon 25 Jahre und darüber aktiv dem Verein angehören. Als Anerkennung für ihr getreues Mitwirken werden dieſen Mitgliedern gelegentlich des morgen Abend im Gaſthaus zum Schiff ſtattfindenden Balles Dip⸗ lome feſtlich überreicht werden. Wir machen die verehrlichen Mitglieder auf dieſen ſchoͤnen Akt be⸗ ſonders aufmerkſam, indem wir noch Anfügen, daß ſolcher kurz bor der Pauſe bei Geſang und ent⸗ ſprechender Anſprache vor ſich gehen wird. — Vom Wieſengrund. Ein Kalb um 15,000 Franken zu verkaufen, bringt nicht ein Jeder fertig. Im Mai v. J. war es, als lt. „Pf. K.“ der Landwirt W. v. B. ein ſchweres Kalb nach Würzburg brachte, den von ihm verlangten Preis von 70 Mark aber nicht erzielen konnte. Endlich bot ihm ein Metzger 66 Mark, aber unter der Be⸗ Rudolf Moſſe, G. tragen. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. 7 Inſerate ſind von nachweit barer Wirkſamkeit. „ Redaktion, Druck und Verlag von arl Molitor in Ladenburg dingung, daß er ein Schweizer Kantonloos im Werte von 28 Mark an der Zahlung ſich aufrechnen laſſe. M ging darauf ein. Als er geſtern in einem Vank⸗ geſchäft ſeine Nummer nachſchlagen ließ, war er freudig überraſcht. Das Loos war im November mit 15,000 Fr. herausgekommen. Das Kalb war gut verkauft. — Maxau, 4. Jan. Heute nacht iſt die einem Gernsbacher Herrn gehörige, auf der bayer⸗ iſchen Seite unterhalb der Rheinbrücke aufgeſtellt ge⸗ weſene Rheinmühle geſunken. Ein Mann, der ſich in derſelben befand, wurde nachts um 12 Uhr auf ſein Hilferufen durch hinzueilende Männer in einem Brückennachen gerettet. Dieſe mutige That verdient um ſo mehr Anerkennung, als das mitten in der Nacht unternommene Rettungswerk mit Lebensgefahr für die Retter verknüpft war und große Umſicht er⸗ forderte. — Aus Kurheſſen wird berichtet. Ein entſetzliches Ereignis hat ſich Ende der Woche in dem Dorfe Beiſeſörth im Kreiſe Melſungen zuge⸗ Eine arme, alte Witwe im Alter von 69 Jahren ging in der Dämmerung auf den Hof ihres Nachbars und wollte aus einem Ziehbrunnen Waſſer holen. Die Frau wand auch einen Eimer voll Waſſer herauf, als ſie denſelben jedoch oben von der Kette löſen wollte, ſchlug die Winde zurück und der Eimer zog die ſchwache Frau hinab in die etwa 35—40 Meter (alſo mehr als 100 Fuß) betragende Tiefe. In ihrer Todesangſt hatte ſie die Winde kette feſt umklammert gehalten, auch war zum Glück bei der Kälte nicht viel Waſſer in dem Brun⸗ nen, doch ſtand ſie bis an die Schultern im Waſſer und als ſie wieder zur Befinnung gekommen war, ſchrie ſie aus Leibeskräften um Hülfe. Doch ihre Rufe verhallten in dem tiefen Brunnen ungehöͤct, 5 Roman von Ewald Aug uſt König. 24. Fortſ. i i Durch Beſtechung ließ ſich vieles erreichen, und es unterlag wohl keinem Zweifel, daß unter den Lakaien dieſes Hauſes ſicher einer ſich befand, der der Beſtechung zugänglich war, man mußte nur gleich den Richtigen herausſuchen und ſich vor einem Miß⸗ tiff hüten. In der Abenddämmerung kam Siegfried wieder n dem Hauſe vorbei, ein galonnierter Diener trat heraus und bog nach kurzer Wanderung in die nüchſte Seitenſtraße ein. Siegfried folgte ihm, er noch unentſchloſſen, unter welchem Vorwande ihn anreden ſollte, als er bemerkte, daß der Lakai in eine Reſtauration hineinging. Er wartete och einige Minuten, dann trat er ebenfalls in das Haus. In der Gaſtſtube fand er nur zwei Perſonen, den Lakai und einen rotnaſigen Kutſcher, die ſich mlich laut mit einander unterhielten und von ihm nicht die geringſte Notiz nahmen. Er forderte Bier und die neueſte Zeitung und ließ ſich an einem andern Tiſche nieder, hoffend, daß ihr Geſpiäch ihm einen Anhaltepunkt bieten werde, welcher ihm gestattete, Unterhandlungen mit den Lakaien anknüpfen zu können. „Es ſind gute Pferde“, ſagte der Kutſcher, „biſſere findet die gnädige Frau nicht, und wenn das Geſchäft gemacht wird, fällt auch für Dich etwas ab. Aber das Deinige mußt Du dazu thun, wenn Du's nicht kannſt, biſt Du kein richtiger Kommerdiener.“ — „Na, na, ich thue ja, was ich kann“, erwiderte der Lakai, gedankenvoll in ſein Glas blickend, „wenn unſer Kutſcher nur nicht an⸗ derer Meinung wäre.“ — „Euer Kutſcher iſt ein Eſel, der einen Droſchkengaul von einem Luxus⸗ pferde nicht unterſcheiden kann.“ — „Das laß gut ſein, er kennt auch ſeinen Vorteil, und ich glaube, daß der alte Nathan Lob ihm hohe Prozente ver⸗ ſprochen hat.“ — „Gut, das muß der gnädigen Frau geſagt werden,“ antwortete der Kutſcher. — „Kannſt ihr dabei ſagen, Nathan Löb habe ſchon manchen betrogen, unſer Mann dagegen ſei ein ehr⸗ licher Kerl, und wenn ſie darüber Näheres wiſſen wolle, ſo mochte Sie nur mich fragen, ich ſei ein gewiegter Pferdekenner.“ — „Sie will morgen nickte der Kutſcher; kommt denn der Kommerzienrat Seemann auch mit?“ — „Wahrſcheinlich nicht, um ſolche Geſchäfte kümmert er ſich nicht.“ — „Die Börſe macht ihm wohl viel Arbeit? Es ſoll 1 faul an der Börſe ausſehen.“ — „Wer ſagt das? fragte Daniel ungläubig. — „Hab's aus guter Quelle, Aktienbrauerei iſt ſchon um die Ecke gegan⸗ gen, die andern werden folgen.“ „Was liegt uns daran!“ 9 915 Mittag die Tiere ſehen, ob es ſich einrichten läßt,“ „Denk an das, was ich Dir vom Rutſchen geſagt habe,“ erwiderte der Kutſcher mit äußerſt pfiffiger Miene zum Lakaien des Kommerzienrats; „es wäre möglich, daß Dein Herr —“ — „Unſinn daran iſt gar nicht zu denken!“ — „Na, na, ich hab' Erfahrungen gemacht, ſieh' Dich frühzeitig nach einer neuen Stellung um! Was ich ſagen wollte, iſt der alte Vagabund wieder bei der Gnädigen ge⸗ weſen?“ — „Der Landſtreicher, der Dich hier aus⸗ gehorcht hat?“ — „Jawohl derſelbe! Vom Aus⸗ horchen war da keine Rede, er hat ſich nur erkundigt nach den Verhältniſſen in Eurem Hauſe. Und daß würde der Gnädige ſich nicht ſo lange mit ihm un⸗ terhalten haben. heute noch nicht.“ kommen!“ „Sind Sie im Hauſe des Kommerzienrats Seemann?“ wandte Siegfried jetzt zu dem Diener. Der Lakai muſterte ihn mit jeinem unverſchämten Blicke und nickte bejahend. „Die Kommerzienrätin ſoll ja bedenklich erkrankt ſein!“ — „Wer hat Ihnen das aufgebunden ?“ ſpottete Daniel. „Ich habs gehört, man ſagte mir, fie habe deshalb Ihre Tochter aus C. kommen laſſen.“ — „Deshalb?“ lachte der Lakai. „Ich weiß das beſſer, es geſchah aus einem andern Grund. — „Die Kinder ſind ja immer hier geweſen,“ ſchaltete der Kutſcher ein, und der fragende Blick, mit dem er ſeinen Kollegen anſah, ließ erkennen, daß die Sache ihn e War er wieder da?!“ — „Bis „Na gieb Acht, er wird wieder