renenbank für dieſen Tag wurde ſowohl von ſeiten der Staatsanwaltſchaft wie von ſeiten der Verteidiger das Ablehnungsrecht durch Ablehnung von ausge⸗ oſten Geſchworenen vollſtändig erſchöpft. 8 7. Der 26jährige Commis Karl Eppel von Mannheim iſt wegen Urkundenfälſchung angeklagt. Derſeßde ſoll die auf den 6. Aug. d. J. lautende Ausgabezeit eines Eiſenbahnbillets ausradiert und am 8. Aug. benutzt haben. Die Verteidigung führte Rechtsanwalt Katz, welcher in einem ſchwungvollen Plaidoyer auf die Unhaltbarkeit der beigebrachten Beweiſe ſowie auf die völlige bisherige Unbeſcholten⸗ zit des Angellagten hinwies. Nachdem die Geſchwo⸗ enen die Schulfrage verneinten, wird der Angeklagte oſtenlos freigeſprochen. 8. Der Beleidigung durch de Preſſe angeklagt, eht der verantwortliche Redakteur der „Neuen Bad. andeszeitung“, Vincenz Becker, von Weinheim ge⸗ üctig, derzeit hier, vor den Schranken des Gerichts. Verteitiger iſt Herr Rechtsanwalt Katz. ahung der Schuldfrage ſeitens der Geſchworenen ird der Angeklagte wegen Beleidigung eines Beamten n Beziehung auf deſſen Beruf durch die Preſſe zu iner Gefängnisſtrafe von 2 Monaten, ſowie zu den oſten des Straſverfahrens und der Strafvollſtreckung erurteilt. Außerdem wird dem Beleidigten, Großh. ziſenbahnbetriebsinſpektor Hartmann in Heidelberg, as Recht zugeſprochen, das Urteil binnen 8 Tagen n der Neuen Bad. Landeszeitung, dem Mannheimer ournal, der Karlsruher Zeitung und der Karlsruher andeszeitung zu veröffentlichen. 9. Auf der Anklagebank ſitzt der Redakteur der ier erſcheinenden „Badiſchen Volkszeitung“, Lorenz rey von hier, wegen Beleidigung des Großh. Stadt⸗ reltors Siegel durch die Preſſe. Nachdem die Ge⸗ ch worenen die Schuldfrage bejahten, wird der Ange⸗ agte zu einer Gefängnisſtrafe von 5 Monaten, owie zur Tragung der Koſten des Strafverfahrens nd der Strafvollſtreckung verurteilt. Außerdem wird em Beleidigten das Recht zugeſprochen, das Urteil innen 14 Tagen in verſchiedenen Blättern, darunter rankfurter Journal, Karlsruher Zeitung, Mann⸗ eimer Journal, Neue Bad. Landeszeitung. Volks⸗ eund auf Koſten des Verurteilten veröffentlichen u laſſen. 4. Tag. Vorfitzender Landgerichtsrat Chriſt. ertreter der Großh. Staatsbehörde: Staatsanwalt Duſch. 10. Die Verhandlung gegen den ehemaligen ürgermeiſter von Kirchhardt, Aug. Kopp I. von dakelbſt, wegen Urkundenſälſchung, wird bis zur nch. ſten Schwurgerichtsperiode vertagt, da noch eine weitere Anſchuldigung wegen ähnlichen Vergehens vorliegt und hierzu erſt noch das nötige Beweis⸗ material herbeizuſchaffen iſt. g 11. Wegen Widerſtands gegen einen Forſt⸗ beamten befinden ſich der 19jährige Tagloͤhner Frd. Köhler von Sandhauſen und deſſen Bruder Jalob Köhler auf der Anklagebank. Die Geſchworenen bejahen die Schuldfrage beider Angeklagten, ſowie die Frage nach dem Vorhandenſein mildernder Umſtände. Frie⸗ drich Köhler erhält eine Gefängnisſtrafe von 1 Jahr, Jakob Köhler erhält eine ſolche von 5 Monaten. — Kollekte zu Gunſten des Vereins ſittlich verwahrloſſen Kinder im Großherzogtum Baden. Das Ergebnis im Amtsbezirke Mannheim zu Gunſten des Vereins für Rettung ſittlich verwahr⸗ loſter Kinder vollzogenen Kollekte war in nachſtehen⸗ den Gemeinden folgendes: Feudenheim M. 34,80, Ilvesheim Mk. 2080, Ladenburg M. 30, Neckarau Mk. 56,30, Neckarhauſen Mk. 12,95, Sandhofen M. 14, Schriesheim M. 30, Wallſtadt M. 12,30, Schaarhof M. 15,50, Kirchgartshauſen M. 4 80, Mannheim, 845,22. Summa Mk, 575,68. Das Großh. Bezirlsamt ſpeicht den Gebern öffentlich den Dank aus. — Kaſſel, 16. Dez. Geſtern iſt in Allen⸗ dorf, Kreis Kirchheim ein choleraverdächtigen Krank⸗ heitsfall vorgekommen. Eine ärztliche Kommiſſion hat ſich nach dort begeben. — Vier Selbmörder in 4 Tagen, das iſt denn doch in Kaſſel noch nicht dageweſen, und erregt mit Recht ein gewiſſes Aufſehen. Zuerſt er⸗ hängte ſich am Dienſtag in den Parkanlagen auf Wilhelmshöhe ein hieſiger Schreinerlehrling von 17 Jabren, am andern Tage ſchnitt ſich iu der Schäfer⸗ gaſſe ein ſeit längerer Zeit kranker Schmied von 40 Jahren den Hals ab, heute vormittag erhängte ſich im Tanneubener Weg ein junger Schloſſer und heute nachmittag erſchoß ſich in der Infanterie⸗Kaſerne der Bataillonsſchreiber des 97 Infanterie⸗Regiments, Sergeant K. Motiv unbekannt. — Einen furchtbaren Tod faud in Schleu⸗ ſingen eine junge Müllersfrau, die am Mühl⸗ graben Waſſer holen wollte. Sie glitt da der Boden mit Glatteis bedeckt war aus, fiel ins Waſſer und wurde unter das Rad ihrer eigenen Mühle getrieben, von demſelben erfaßt, mehrmals herumgeriſſen und völlig zermalmt. L LEine Taufe ſatt einer Trauung. In der Gemeinde Moragh im Toluger Comitake (Ungarn) ereignete ſich dieſer Tage folgender Fall. In einem Bürgerhauſe rüſtete man ſich zu einer Trauung, Die verſammelten Gäſte warteten nur auf daz Zeichen, um zur Trauungs⸗Ceremonie aufzubrechen, Die Glocken läuteten ſchon, die Muſik⸗Kapelle ſtimmte einen Marſch an und die Hochzeitsgäſte machten ſich in fröhlicher Stimmung auf den Weg. Jedoch kaum hatten ſie das Nachbarshaus erreicht. ſtürzte die Braut mit einem Aufſchrei zuſammen. Niemand konnte ſich die Urſache dieſes plötzlichen Unwohlſeins der Braut erklären. Endlich kam die Gemeinde⸗ Hebamme herbei, nahm der Braut den Hochzeits⸗ kranz vom Haupte und in der nächſten Minute be⸗ grüßten die in die Verhültniſſe ſich raſch fügenden Muſikanten mit einem dreifachen Tuſch — einen neuen Weltbürger. Die Gäſte wollten auseinander⸗ gehen, jedoch der gaſtfreundliche „Frudenpater“ hlelt ſie mit dem Troſt zurück, daß, wenn ſie die Hoch⸗ zeit nicht feiern können, ſo mogen ſie die Taufe mit ihm feiern, das zur Hochzeit vorbereitete Gebäck wurde doch durch das Taufwaſſer nicht verdorben, Die Gäſte blieben beiſammen, poculirten lustig und bald hatte ſich auch der Bräutigam mit dem uner⸗ warteten Intermezzo verſöhnt. Es iſt nicht jeder in der Lage, viek Geld auszu⸗ geben, ſei man daher zur rechten Zeit vorſichtig,. Alle, welche an dickem Blut und infolge deſſen an Hautausschlag, Blutandrang nach Kopf und Bruſt, Hämorrhoiden ze. leiden ſollten nicht verſäumen, durch eine Reinigungskur, welch nur wenige Pfennige pro Tag koſtet, ihren Körper friſch und geſund zu erhalten. Man nehme das hierzu beſte Mittel Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen, erhältlich pr. Schach⸗ . tel M. 1 in den Apotheken und achte genau auf den Namenszug R. Brandt's. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1. in Briefmarken an die Apotheken in Ludwigs hafen. Der Vetter vom Ahein, Kalender für 1886. Preis 90 Pf. Verlag von Chr. Schömperlen in Lahr. Der Vetter vom Ahein iſt ein ſehr empfehlens · werter Kalender, der alle unterhält und belehrt und nie⸗ manden verletzt; er iſt kein religibſer, aber ein die Religion nicht verletzender Kalender, der ſich viele Freunde erworben. Ausſtattung, Papier und Bilder ſind gut; von letzteren hat er eine ziemliche Zahl (der neue Erzbischof, Prinz Wilhelm von Württemberg und Gemahlin, König Ludwig, Dr. Gud⸗ den, Fürſt Hohenlohe, König Milan, Fürſt Alexander, Prinz Albrecht, General Manteuffel, Fürſt Anton von Hohenzollern, König Alfons, Viklor Scheffel, Bienenvater Dzierzon). (Freie Stimme, Radolfzell.) efangenen? Es hat ſich niemals Jemand um Herrn on Erlenburg bekümmert?“ „Nein,“ erwiderte Giacomo. Alice ſann ein paar Minuten nach. 8 „Ihr werdet Eure Ausſage zu wiederholen haben,“ ſagte ſie dann ruhig. „Für heute nehmt das Geld und ſchweigt vorläufig über das, was zwiſchen uns geſprochen worden iſt. Direktor Rimoli darf nichts über dieſe Unterredung er⸗ fahren.“ „Madonna!“ rief Giacomo lebhaft. „Es würde ich um das Glück meines ganzen Lebens betrügen, enn er etwas erfahre! — Ich werde zu wieder⸗ olen haben, ſagt das gnädige Fräulein ?“ fügte er ſtotternd hinzu. 5 „Sorgt Euch nicht deswegen,“ meinte Fräulein von Waldheim ſo ruhig wie vordem. „Noch einmal, ehmt das Geld und — wann war es, als Dr. Francesco Hilfsarzt der Anſtalt war. 4 Giacomo berechnete. „Es merden bald 16 Jahre ſein, daß er ſeine Stellung quittirte; es war zu Neujahr, als er St. Salvatore verließ.“ Waldheim ernſten Tones. „Geht und vergeßt nicht, daß Niemand von Eurem Beſuch im Prinzen von aiern unterrichtet ſein darf. are Börſe, komplimentirte unter wiederholten Dankes⸗ bezeugungen, verließ dann das Hotel und eilte die Gaſſen entlang. Sein Buſen ſchwoll. Als habe Fortune ihr Füllhorn über ihn ergoſſen, ſo ſtrahlte ſeine Miene. Krampfhaft umklammerten ſeine Finger die glitzernden Dukaten, die er wieder und abermals überzählte, ſo oft ihm 2 5 Licht de 2 5 5 Funkelnden Auges nahm Giacomo die ſo koſt⸗ den Vollmonds Gelegenheit gab. O, er zweifelte nicht mehr, er war ein gemachter Mann! 5000 und 300 Franken, die ihm Direktor Rimoli aus- bezahlte, dazu 12 Dukaten, die er erſparte, und dieſe Rolle Gold, von der Niemand außer Fräulein von Waldheim und ihm ſelbſt eine Ahnung hatte, dann Sofias Liebe, — ja, bei der heiligen Jung⸗ 6 s hervorbrechen⸗ ha e frau ſelber! das Glück war ihm hold! In welcher Laune hatte es ihm zu dieſen Schätzen geholfen! in welcher holdſeligen Stimmung hatte es ihm den Einfall gegeben, durch die Erzählung, welche er ge⸗ macht hatte, Sieger über den Starrfinn des Dr. zu ſein! Nur ein paar Wochen noch, dann verließ er St. Salvatore, vom Glück begünſtigt, mit Ka⸗ pital beladen, dann wanderte er Rom zu, um ein trautes Heim für ſich zu gründen und Sofia zu freien! — In weich ſeliger, vom Traum des Glücks berauſchter Stimmung mußte Giacomo an dieſem für ihn ſo wonnereichen Abend ſein! — Ein ganz anderer Gemütszuſtand war es, der ſich Alicens bemächtigt hatte, nachdem Giacomo ge⸗ gangen war. Die unerbittlichſte Pein, ſchlimmer noch, als über den Verlauf der Wochen, die ſie, „So verlaßt mich jetzt,“ ſagte Fräulein von ihren Qualen preisgegeben, in Rom zugebracht hatte, folterte ihre Seele nach der ſo kurzen und doch ſo vergewiſſernden Erörterung, die der Burſche ihr ge⸗ macht. Das ſichere Bewußtſein, daß Ludwig von Erlenburg durch die Ruchloſigkeit des niedrigſten Verbrechens 20 Jahre lang ohne Anlaß unter der Herrſchaft des Dr. Rimoli zugebracht hatte, trieb ihr Gefühl bis zu einer Erregung, welche ſie die Herrſchaft über ihr Handeln verlieren ließ. Während der verſtrichenen 2 Wochen hatte ſie geſchwankt, welchen Weg ſie, ihrer Pflicht folgend, zu betreten ben werde; trotz allen Grübelns, trotz aller Be⸗ mühungen hatte ſie keinen Ausweg aus dieſem 5 Labyrinth voll Schande gefunden; heute, nachdem Giacomo ihr den Rücken gewendet, hatte ſich ihr die Straße, die einzig zur Erreichung ihres Zieles, zu Ludwig von Erlenburgs Befreiung führen würde, vor die Augen gelegt. Ihr Entſchluß war gefaßt. Es quälte ſie nicht mehr, daß Herrn don Wald⸗ heims Mitſchuld an den Tag treten würde, ſie kümmerte ſich nicht darum, daß ſie ihr Geheimnis der Welt zum Preis gab; ſie war ſich ja kaum be⸗ wußt, daß ihre eigene Sicherheit in Gefahr kam, denn ohne länger eine Stunde zu verlieren, ließ ſie den Entſchluß, welcher ſo jäh zur Reife gelangt war, in die Wirklichkeit treten, noch an demſelben Abend hatte ſie der Staatsanwaltſchaft zu Rom den Vorfall mit allen ihr zur Verfügung ſtehenden Details zur Anzeige gebracht. XIV. Die verſengende Glut des Hochſommers hatte einem kühleren Herbſtwetter Platz gemacht. Während der letzten Wochen hatten finſtere Wolken unauf⸗ haltſam den Horizont umzogen, ſeit geſtern und heute ſchickte die Sonne wieder mit Alles belebender Wärme ihre freundlichen Strahlen auf Italiens Fluren herab. Es war ein heiter lachender Oktobertag. Der Himmel, der zum erſtenmale nach ſo langen Tagen der Trübſal wieder in ſeiner lichten Bläue ſtrahlte, ſchien ſein Wohlgefallen an dem friſchen Wiederauf⸗ leben der Schöpfung zu haben. Fortſetzung folgt. —