Folitiſches. Berlin, 16. Dez. Die Militärkommiſſion des Reichstags bewilligte die Erhohung der Friedens⸗ praſenz auf 441,200 Mann auf 3 Jahre, außer⸗ dem ſoll die Regierung ermächtigt ſein, nötigenfalls ſür ein Jahr vom 1. April 1887 ab die Präſenz 9,000 zu erhöhen. Die Regierung hatte 468,409 Mang, und zwar 7jährig gefordert. Mien 15. Dez. Der Grund des längeren Perpeilens der bulgariſchen Deputation in Wien I, pie ſich nun herausſtellt, nur die Candidatur de Peinzen Ferdinand von Coburg. Dieſelbe iſt bereiis vor mehreren Wochen angeregt worden, aber gun erſt perfekt geworden. Der Prinz empfing ge⸗ en die Deputation und erklärte ſich bereit, die Mahl zum Fürſten von Bulgarien durch die Sob⸗ kane anzunehmen, wenn Kaiſer Franz Joſeph — in deſſen Dienſten der Prinz ſteht einwilligt. Der Prinz ſprach ferner die Hoffnung aus, daß keine Macht Einwendungen gegen ſeine Wahl erheben werde, zumal der Prinz die Gunſt des Kaiſers von Rußland zu befitzen glaube. Abends hatte der Prinz Audenz deim Kaiſer Franz Joſeph, der die Ein⸗ willigung zur Randidatur gab. Wien. 15. Dez. Die Kandidatur des Prinzen von Coburg wurde hauptſächlich durch den deutſchen Botſchafter Prinzen Reuß vermittelt und zwar wie man annimmt, im Auftrage des Kaiſers Wilhelm und des Fürſten Bismarck. Verſchiedenes. — Mannheim, 13. Heute vormittag halb 10 Uhr begannen die Verhandlungen der Schwur⸗ gerichsperiode des 4. Quartals 1886. Den Vorſitz führte Herr Landgerichtsdirektor Baſſermann; als Vertreter der Großh. Staatsbehörde fungierten die Erscheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet viertljährli 0 en Ae baftangsölalt 1 4 40 J ertl. Potro. Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 1 N Aieditton eingehen, finden ſofortige Aufnahme und weben i enge Harmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal ⸗ Anzeigen mit 6 1g. 0 Nellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Samstag, den 1 ger General- Anzeiger für Ladenburg und Almgegend. 75 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. 2. Herren Staatsanwälte Duffner, v. Du eidel⸗ berg) und Dürr (Mospac e 5 1. Auf der Anklagebank befindet ſich der 24⸗ jährige Tapezier Johann Meyer, ein wegen Thät⸗ lichkeiten, Ruheſtörung und Körperverletzung ſchon oft vorbeſtrafter Menſch und der 18jährige Eiſen⸗ hauer Georg Weyand, beide von Mannheim, wegen Sittlichkeitsverbrechen. Als Verteidiger fungierten für den Angeklagten Mayer Herr Rechtsanwalt Katz und für den Angeklagten Weyand Herr Rechtsan⸗ walt Geißmar. Der Staatsanwalt beantragt, nach⸗ dem die Geſchworenen die Schuldfragen bejaht, gegen Maher eine Zuchthausſtrafe von 5 Jahren; bezügl. des Angeklagten Weyand ſtellt er ſowohl wie der Verteidiger das Urteil in das Ermeſſen des Gerichts. Mayer wird zu einer Zuchthausſtrafe von 5 Jahren, ſowie Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren, Weyand zu einer Gefängnis⸗ ſtrafe von 2 Jahren verurteilt. 2. Wegen Verbrechens gegen 8 176 Ziff. 2 des R.⸗St⸗G.⸗B. nimmt der 21jährige Taglöhner Karl Neidig von Waldwimmersbach die Anklagebank ein. Die Geſchworenen bejahen jedoch nur die Frage des Verſuchs des angezogenen Verbrechens und be⸗ willigen außerdem die Annahme mildernder Umſtände. Der Angeklagte erhält 10 Monate Gefängnis. 3. Der 1᷑jährige Ziegler Michael Wolf von Schweigern und der 18jährige Dienſtknecht Johann Michael Kranich von Dainbach find wegen Meineids angeklagt. Die Verteidigung für erſteren führt Herr Rechtsanwalt Joachim (Mosbach), für letzteren Hr. Rechtsanwalt Keim. Die Geſchworenen verneinen hinſichtlich des Angeklagten Kranich die Schuldfrage eines begangenen wiſſentlichen Meineids und bejahen nur die Schuldfrage eines fahrläfſigen Falſcheides. Kranich erhält wegen fahrläſfigen Meineids 5 Mo⸗ 7 Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. „Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg — — —— — L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. 115 1886. nate Gefängnis; Wolf wegen Verleitung zum Mein⸗ eid 1 Jahr Zuchthaus. 2. Tag. Vorſitzender Landgerichtsrat Chriſt, Vertreter der Großh. Staatsbehörde die Herren Staatsanwälte Herren Duffner und Dürr. 4. Wegen betrügeriſchen Bankerotts befinden ſich der 29jährige Schuhmacher und Schuhwaaren⸗ händler Peter Spilger von Schwetzingen und deſſen Ehefrau Wilhelmine, geborene Fugger, auf der An⸗ klagebank. Die Geſchworenen bejahen die Schuldfrage bezüglich des Angeklagten Spilger, verneinen aber hinſichtlich deſſen Ehefrau. Spilger erhält 10 Mo⸗ nate Gefängnis. Verteidiger: Rechtsanwalt Staadecker. 5. Der 18jährige Dienſtknecht Georg Johann Doland von Dallau ſteht unter der Anklage eines faſt empörender Leichtſinnigkeit geleiſteten wiſſentlichen Meineids vor den Schranken des Gerichts. Die Geſchworenen verneinen jedoch die Frage eines wiſ⸗ ſentlichen Meineids und bejahen blos die Frage eines fahrläſfigen Falſcheids. Der Angeklagte Doland wird zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt, von welcher 1 Monat Unterſuchungshaft abgerechnet wird. 6. Auf der Anklagebank befindet ſich der 3 jährige Schreiner Joh. Adam Fath von Urſenbach wegen Fälſchung einer öffentlichen Urkunde. Derſelb iſt beſchuldigt, ein Eiſenbahnretourbillet dadurch ge fälſcht zu haben, daß er die Ausgabezeit umänderte Die Verteidigung führte Herr Rechtsanwalt König Die Geſchworenen bejahen ſowohl die Schuldfrag als auch die Frage nach dem Vorhandenſein mil dernder Umſtände. Der Gerichtshof erkennt auf Monate Gefängnis und Verluſt der bürgerliche Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren. 3. Tag. Vorſitzender: Landgerichtsdirektor Baf ſermann; Vertreter der Großh. Staatsbehörde: I. Staatsanwalt Dietz. Bei der Bildung der Geſchwo⸗ Die Erbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Rom any. 1 5 Nachdruck verboten. 1 21. „Ihr werdet das Geld mit leichter Mühe ver dienk haben,“ ſagte Alice; „aber ich verlange von Fuch nur ſolche Ausſage, die Ihr vertreten könnt.“ Giacomo nickte. 9 „Wenn das gnädige Fräulein zu fragen be⸗ lebte, —“ Alice, nachdem ſie Holle, deutete auf einen Stuhl, der ihr zur Seite ſtand. lit der Angelegenheit kurz ſein. — ührtet Herrn von Erlenburg in die Anſtalt St. atore.“ „So iſt 8.“ „War Herr von Erlenburg irrſinnig? — Be⸗ enlt, was Ihr ſprecht. Giacomo,“ wurde ſie er⸗ kegter; ich ſagte Euch ſchon einmal, daß es eine Ausſage iſt, über die Ihr einſtmals dem Himmel Rechenſchaft ablegen werdet!“ Giacomo, deſſen Blick mit Behagen auf der Borſe mit ihrem ſchimmernden Inbalt ruhte, lächelte Roniſch, verſländnisvoll. „Herr von Erlenbarg litt ſeit Wochen an einer Gehirnentzündung, die ihn der Befinnung beraubte,“ erwiderte er glattweg. „Würde dies nicht der Fall geweſen ſein, ſo hätte er ſich wohl ſchwerlich in die Anſtalt bringen laſſen. Als die Gehirnentzündung geheilt war, war er Gefangener“ Alice, die mit wahrhaft begieriger Spannung in die Miene der Burſchen geſehen hatte, hielt einen Schrei nicht zurück, der ſich ihren Lippen entrang. von deſſen Wahrheit überzeugt geweſen war, hielt ihr die ganze Ruchloſigkeit des Verbrechens vor ſelbſt Platz genommen „Wohlan,“ ſagte ſie ſchlichtweg, „wir werden Ihr über⸗ Augen, es drückte ja der That, die zu ſühnen ſie gekommen war, ein Siegel der erbürmlichſten, ver⸗ lorenſten Niedrigkeit auf. „Ich danke Euch, Giacomo,“ ſtammelte ſte bebend; „Ihr gebt mir durch Eure Ausſage die Beſtätigung die ich erſehnte.“ g „Ich bin nicht Arzt. —“ N Alice ſtierte ihn an. 5 18 5 „Ich will die Wahrheit,“ rief ſte wie befehlend, indem ihre Hand ſich unwillkürlich auf die blinken⸗ den Goldſtücke legte. „Habt Ihr jemals eine Spur von Wahnſinn an Herrn von Erlenburg geſehen?“ „Nein,“ ſagte Giacomo beſtimmt.. „Und weiter?“ 5 „Ich bin Diener. * 5 N „Und wenn Ihr ſeht, daß ein Unrecht ge⸗ ſchieht?“ Dieſes Z'ugniß, obgleich ſie in ihrem Innern längſt hebend, „es gab einmal, aber das find mehr als „Was die Beurteilung der Patienten anbetrifft ſo iſt das mein Amt nicht. Alice ſchwieg. „Aber, es giebt andere Aerzte in St. Sal⸗ vatore, die ein Urteil haben,“ warf ſie wieder hin Giacomo ſah ſich vor. „Seid kurz,“ drängte Alice. „Nun,“ erwiderte der Diener, wie im Ver⸗ trauen den Blick zu Fräulein von Waldheim er⸗ 15 Jahre vorüber, einen Hilfsarzt in der Anſtalt, der ſich für das Geſchick der Nr. 40 mehr, als für ſeine Stelle wünſchenswert geweſen iſt, intereſſirte. Ich glaube, daß die Streitigkeiten, die er in Bezug dieſes Patienten mit dem Direktor hatte, Urſache geweſen find, daß er St. Salvatore verließ. In ſpäteren Zeiten hot Direktor Rimoli die Be⸗ handlung der Nr. 40 ſelbſt in den Händen ge⸗ habt.“ „Und dieſer Arzt?“ fragte Alice begierig. „Er hieß Francesco.“ „Und wo iſt er heute?“ „Ich weiß es nicht,“ verſicherte Giacomo ruhi „Wir ſind in der Anſtalt ſo ſehr in Feſſeln ge⸗ halten, daß uns jede Berührung mit dem Leben faſt unmoglich iſt.“ „Und ſonſt weiß Niemand etwas don dem