— Mannheim, 9. Dez. Strafkammer l. Wegen Beleidigung des Stadtdirektors Siegel find der Wirt J. Willig, 33 Jahre alt, ſowie die Stadt⸗ räte Franz Könighauſen, 55 Jahre alt, und der Kaufmann Auguſt Dreesbach, 42 Jahre alt, ſämt⸗ lich von hier, angeklagt. Der Angeklagte J. Willig wird auf Grund des § 187 zu 4 Monat Gefängnis, der Angeklagte Konighauſen auf Grund des § 186 zu einer Geldſtrafe von M. 200 verurteilt. Der Angeklagte Dreesbach wird koſtenlos freigeſprochen. Die beiden Verurteilten haben gemeinſam die Koſten des Verfahrens zu tragen. Es wurde Herrn Stadtdirektor Siegel die Befugnis erteilt, binnen 14 Tagen das Urteil in nachbenannten Zeitungen zu veröffentlichen: Karlsruher Zeitung, Frankfurter Zeitung, Mannheimer Journal und Neue Badiſche Landeszeitung. — Mannheim, 9. Dez. Zum Tode des Gymnaſtaſten Müller. Von naheſtehender Seite wird mitgeteilt, daß es ſich bei dem traurigen Fall weder um ein Liebesdrama, noch um einen Selbſtmord handelt. Der junge Mann verkehrte im Hauſe der Baier ſchon ſeit einer Reihe von Jahren und habe an dem kritiſchen Nachmittag die kranke Tochter des Hauſes beſucht, bei dem ſich zufällig um dieſe Zeit noch ein Beſuch befand. Ferner habe der junge Mann ſchon lange den Revolver getragen und öfters amit geſpielt. Als er von der Tochter der Frau Baier darüber gewarnt wurde, lachte er darüber und zeigte, daß der Revolver nicht volllommen geladen ſei. In dieſem Augenblick habe er durch Unvor⸗ ſichtigkeit den Hahnen ſeinen Fingern entgleiten laſſen, er Schuß krachte und getroffen ſtürzte der junge Mann zuſammen. 5 — Heidelberg, 5. Dez. In der Sitzung 8 hieſigen naturhiſtoriſch⸗mediziniſchen Vereins am Dezember, zeigte Profeſſor Moos einen Pilz vor, elchen er an 6 Leichen von an Diphteritis ver⸗ orbenen Kindern im Gehörlabyrinth aufgefunden atte. Wie die in der Sitzung vorgelegten Präpa⸗ ate zeigen, verurſacht derſelbe Blutungen berſchiedenen cades, durch welche der Gehoͤrnerv bald mehr, bald weniger Not leidet. Außerdem erzeugt der Pilz törungen in anderen Gebilden des Ohrlabyrinths, welche nach den jetzigen Anſchauungen der Phyſio⸗ logen zu dem Gleichgewichtsorgan des Körpers, zum einen Gehirn, in inniger Beziehung ſtehen, ſo daß ie Kinder, welche die Krankheit überſtehen, bald üezere, bald längere Zeit noch an taumelndem Gang iden. Das Merkwürdige iſt, daß der betr. Pilz — kein Dipßtheritispitz iſt, ſondern ein Spaltpllz, welcher in das Blut eindringt, ſobald als die Schleim⸗ häute durch die Diphteritis zerſtört ſind. — Frankfurt a. M., 8. Dez. Die hieſige Stadt befindet ſich durch nachſtehendes Verbrechen in nicht geringer Aufregung. morgen eine an der Bockenheimerſtraße wohnende Schirmfabrikantin vergeblich auf ihr Dienſtmädchen wartete, begab ſie ſich nach deſſen im Gibelſtock be⸗ legenen Zimmerchen. Sie horte ein Wimmern und veranlaßte ſchleunigſt die Oeffnung der Thüre. Als ſie eingetreten, fand ſie ihr Mädchen, nur mit einem Hemde bekleidet, auf der Erde liegen. Ueber der Magd lagen die Bettſtücke und es zeigte ſich weiter, daß die Unglückliche mit Händen und Füßen an die Bettſtelle gebunden war. Ein ihr im Halſe ſteckender Knebel verhinderte ſie am Schreien. Man befreite das Mädchen aus ſeiner wenig beneidenswerten Lage und erfuhr von ihr, daß nach Mitternacht ein Mann in ihr Zimmer gekommen ſei, der ihr den Schlüſſel zu der Wohnung ihrer Herrſchaft abverlangt habe. Dabei ſoll er die Aeußerung gethan haben, er wolle ſie umbringen. Die Magd habe, damit kein Ver⸗ brechen an ihrer Dienſtgeberin verübt werden könne, den Schlüſſel verweigert, weshalb ihr der gefährliche Beſuch ſo übel mitgeſpielt habe. Die Polizei iſt natürlich in fieberhafter Thätigkeit, um den Verbrecher dingfeſt machen zu können, der ſeine Arbeit ſo ruhig verrichtete, daß von ſeiner Anweſenheit in dem dicht⸗ bewohnten Hauſe nicht das Geringſte wahrgenommen wurde. Ein neuer Wendepflug. Viele Landwirte dürfte es intereſſteren zu erfahren, daß gegenwärtig von der bekannten Firma Ph. Mayfarth u. Co., Maſchinenfabriken und Eiſengießereien in Frankfurt a. M. und Wien, ein neuer Wendepflug geliefert wird, mit dem man ebenſo tief pflügen und ebenſo gut wenden kann, wie mit den beſten Beetpflügen. Bei dieſem neuen Wendepflug iſt gar kein Gußeißen und Holz, ſondern nur Schmiedeeiſen und Stahl verwendet, deshalb hat er weſentlich größere Dauerhaftigkeit und So⸗ lididät als die viel ſchwereren Gußeiſen⸗ u. Holzgründepflüge. Er wiegt nur 90 Kilogramm und erfordert daher eine geringere Zugkraft als die erwähnten ſchweren Pflüge, iſt auch leichter herumzuheben. Dies und der außerordentlich billige Preis von nur Mk. 54.— inkluſive Vorderkarre oder Mk. 34.— ohne Vorderkarre, laſſen die Anwendung dieſes neuen Wende⸗ pfluges als wirklich rationell und ökonomiſch empfehlen, zumal er zugleich auch ſo eingerichtet iſt, daß er durch ein⸗ faches Anſchrauben entſprechender Schaare auch als Univerſal⸗ Tiefkultur⸗Beetpflug, als Hack⸗ und Häufelpflug, kurz, zu Als nämlich geſtern 0 Spezlalpflug benützt werde nn. Um die Vorteile dieſez neuen Wendepfluges ſelbſt dem kleinſten Landwirt zugänglich zu machen, werden, wie wir hören, auch einzelne complete Wendeſchaar⸗Pflugkörper zum Preis von Mk. 18.— abgegeben, ſo daß dadurch jeder be⸗ reits vorhandene Pflug auf einfache und billige Weſſe in einen Wendepflug umgewandelt werden kann. Wer alſo ſeine Ackerwirtſchaft verbeſſern und feine Zugtiere ſchonen will, der wird gut daran thun, bei Zeit die Vorteile auszunlützen, die durch Anwendung des nellen Wendepflugs geboten werden. Von dieſen Vorteilen kann jeder leicht ſich überzeugen, da ſolche Pflüge von der Fabrik bereitwilligſt und kostenfrei zur Probe abgegeben werden. Eine Erleichterung beim Einkauf von Weihnachts gaben bietet auch in dieſem Jahre wieder durch einen ſehr geſchmackvoll ausgeſtatteten Weihnachts⸗Ratalog die Leipziger Lehrmittel⸗Anſtalt don Dr. Oskar Schneider in Leſp⸗ zig. Die Tendenz der Anſtalt weiſt ſchon darauf hin, daß die in derſelben verkäuflichen Spiele, Anterhaltungs⸗Ge⸗ genſtände, Apparate, Veſchäftigungs⸗Atenſtkien, Bil. derbücher, Zugendſchriften u. ſ. w. für Kinder und die reifere Jugend neben der Unterhaltung den Zweck der Be⸗ lehrung und Uebung verfolgen und darum das dauernde Intereſſe derſelben in höherem Grade erwecken und mehr feſſeln, als die vielen, meiſt geiſtloſen Spiele, welche allge⸗ mein feilgehalten werden. Es wird in der Erziehung durch Anſchaffung von Gegen ſtänden zu Feſtgeſchenken viel geſün⸗ digt, denn die meiſten Käufer laſſen ſich durch die Außere Ausſtattung eines ſolchen hauftg beſtechen, ohne den Inhalt genau zu prüfen. Der genannte Katalog iſt wohlgeordnel und verpflichtet den Empfänger zu nichts; er wird auf Ver⸗ langen an jeden Intereſſenten gratis geſandt und empfehlen wir die baldigſte Beſtellung eines ſolchen hierdurch nochmals, da das Ausſuchen von paſſenden Weihnachtsgeſchenken da⸗ durch mindeſtens ſehr erleichtert wird, Geller' ſche Spielwerke. Wir hatten ſchon öfter Gelegenheit, an dieſer Stelle ein Wort des Lobes über die vorzüglichen Eigen ſchaſten der Spielwerke aus der Fabrik des Herrn J. H. Heller in Bern (Schweiz) zu ſprechen. Nicht der Grund allein, daß den Hellerlſchen Spielwerken an faſt allen Ausſtellungen, wie zuletzt in Melbourne, Zürich, Nizza, Krems, Antwerpen erſte Auszeichnungen zuerkannt wurden, gibt uns erneut Veranlaſſung, die Aufmerkſamkeit unſerer Leſer auf die ge⸗ nannte Fabrik zu richten, ſondern hauptſächlich die Ueber⸗ zeugung, daß ſich auf das bevorſtehende Weihnachts ⸗ und Neujahrsfeſt kaum ein Gegenſtand finden läßt, der als ſinniges und paſſendſtes Geſchenk ſo zu empfehlen ſein dürfte, als ein Hellerſches Spielwerk, denn wo Wertgegenſtände und Nutzobjekte oft die Empfindlichkeit verletzen, da eignet ſich gerade das Spielwerk in vorzüglichſter Weiſe. Ja es darf wohl mit Recht behauptet werden, daß es Niemanden gibt, dem ein ſolcher Gegenſtand nicht die innigſte Freude bereitet! Kann es eine beſſere Tröſterin in den ſchweren Stunden des Lebens, wo man ſich vereinſamt oder verbittert fühlt, geben, als die Muſik? Gibt es leider nicht ſo unendlich viele Menſchen, die durch Krankheit an das Zimmer gefeſſelt find und dieſe Univerſalſprache aller Herzen entbehren müſſen? nder ſonſtigen Pſtugarb da acht hindurch Diener des launigſten aller Herren uf Erden zu heißen; es verlangt mich darnach, lbſtſtändig zu ſein, ein trautes Weibchen zu haben; und da ich fünftauſend und dreihundert Franken erſparte. —“ „Fünftauſend und dreihundert?“ machten beide Frauen auf einmal. „Und noch ein kleines Sümmchen, um die inrichtnng einer beſcheidenen Heimat zu kaufen.“ Was !? rief Sofia wieder. „Ein kleines Sümmchen extra, ſagt Ihr, Giaco?“ fragte eifrig die Alte. „Ha kam ich zu Euch, Mutter Forgheſe, um uch zu fragen, ob Ihr mir Eure Sofia für das eben anvertrauen wollt; nach ein paar ochen, meine ich, wenn ich aus der Anſtalt ent⸗ ſſen bin.“ Vor Freude hochrot ſtand Sofia da. „Giaco! hauchte ſie. — Giaco erfaßte ihre Hand. „Nun, Mutter Forgheſe?“ wiederholte er noch nmal. „Aber, Herzensburſche! wie kannſt Du agen?!“ — Madame Forgheſe ſchien in dieſem Augenblick die Schmerzen, welche ihr die Gicht be⸗ reitet, vergeſſen zu haben. — „Iſt es nicht ſelbſt⸗ verſtanden, daß ich Dir Sofia gebe? — Wenn man ſo tapfer iſt, 5000 und 300 Franken zu er⸗ ſparen und noch ein Sümmchen extra für den Kauf einer Einrichtung übrig zu haben. —“ 5 Ein Kuß Sofia's ſchloß ihre Lippen zu. „Aber“, krächzte die Alte. 5 „Nein, rief Sofia lebhaft; tapfer iſt, 2 Jahre lang das Bild im Herzen zu tragen. —“ — eines Mädchens gab.“ „DAber Ihr werdet arbeiten?“ Eine Umarmung Giacomos ſchloß ihr den Mund. „Du, Böſer,“ ſtammelte Sofia. „Gewiß,“ lachte Giacomo. „Zwei Jahre lang getragen! Ihr erlaubt ſchon, Mutter Forgheſe; es war der Verlobungskuß, den ich Euer Tochter Die Alte lachte dazu. 55000 und 300 Franken wiederholte ſſie „Sagt mir, Giaco, was ihr anfangen nochmals. werdet, wenn Ihr die Anſtalt verlaſſen habt. Einen Handel?“ i „Was weiß ich!“ rief Giacomo. „Ei, das verſteht ſich! Wird man nicht ſuchen, ſo viel wie möglich Geld zu verdienen, wenn man ein herziges Weibchen gefunden hat?“ „Aber, Giaco! machte Sofia. „wenn man ſo „Was willſt Du?“ rief Giacomo. „Du wirſt nicht wünſchen, daß ich den Tag, mit Liebkoſen verbringe?“ „Und wie viel iſt es, was Ihr für den Ver⸗ kauf der Einrichtung berechnet habt?“ fragte die Alte wieder. „Habt Ihr bedacht, daß meine Sofia ſo gut wie gar keine Mitgift hat?“ „Ei was, Mitgift! erwiderte Giacomo lebhaft. „Sofia iſt gemacht, um mir das Herz auf eine an⸗ dere Seite zu kehren. Weiter bedarf es nichts, um glücklich zu werden, wie ich annehmen darf. Die Alte ſtimmte zu. „Und ich?“ fragte ſie dann eifrig. „Ich werde Euch pflegen,“ beſtätigte Giacomo habe ich umſonſt meine Verliebtheit mit mir herum⸗ 1 0 „Seht, daß ichs gut meine,“ ward er erregter; „hier ſind — es iſt das Erſparnis, welches ich von meiner letzten Loͤhnung erübrigte — 2 Dukaten; nehmt ſie, Mutter Forgheſe; ich gebe ſie Euch, da⸗ mit Ihr Euch pflegt, bis die Zeit um ſein wird, die ich noch in der Anſtalt zuzubringen gezwun⸗ gen bin.“ Die Alte ſah ihn ſtrahlenden Blickes an. „Welch eine Wohlthat, einen Eidam zu haben! rief ſie. „Giaco,“ hauchte Sofia, „überlegeſt Du auch, ob ich Dir Alles erſetzen kann?“ „Du Schelm,“ warf Giacomo hin. Sofia lachte ſelig. 4 „Ich wollte, die Zeit Deines Dienſtes in St. Salvatore wäre vorüber,“ meinte ſie in der herzigen Weiſe, die ihr ſo wohlg efällig anſtand; „wie viele Wochen noch, Giaco?“ „Bei der heiligen Jungfrau! die Zeit wird lang ſein!“ entgegnete die Alte. Giacomo lächelte. „Ich werde nicht lange bei Euch bleiben dür⸗ fen,“ meinte er, um der Antwort auszuweichen, die man von ihm begehrte. „Ich habe nur für ein paar Stunden Urlaub erhalten; um 10 Uhr muß ich in der Anſtalt zurück ſein.“ „Wie ſchade!“ „Gewiß, ſchade,“ beſtätigte Mutter Forgheſe. „Wie kommt es nur, daß man einen Menſchen ſo abhängig machen kann!“ Fortſetzung folgt. 10 J * * 1 0 r 5 * 8 17 25 2 N 1 1 5 S * * 2 1 4 wol rheu Gliederre Zahn⸗ un fiche ꝛe ar Einreibun lige Preis möglicht 6 fa Uumütz au ſch indes ahmungen Jein⸗Ex Murle N Vorrätig Ahothefe — 585 88 8 80 10 8 An