. mit illuſtiertem Anterhalt Nr. 96. Die Vermehrung der deutſchen Armee. Der Reichstag iſt gleich bei Eröffnung der neuen Geſſton durch die ihm zugegangene Vorlage über die Feſtſezung der Friedenspräſenzſtärke des Heeres vor eine hochernſte Frage geſtellt worden, die in politi⸗ ſcher, wie militärlſcher und finanzieller Beziehung bon ſchwerwiegender Bedeutung iſt und die neue Militärvorlage wird daher nicht nur für die parla⸗ mentariſchen Verhandlungen, ſondern auch für das Ifentliche Leben der ganzen Nation bis auf weiteres den eigentlichen Brennpunkt des allgemeinen Inter⸗ eſſes bilden. In der That rechtfertigt aber auch der inzwiſchen bekannt gewordene Inhalt der Mili⸗ körvorlage vollkommen die Spannung, mit der man ihr in den weiteſten Kreiſen entgegenſah. Schon die rein militäriſchen Beſtimmungen ſind für unſer Heeres weſen von tiefeinſchneidender Bedeutung. Es ſoll nämlich der gegenwärtige Friedenspräſenzſtand des Reichsheeres, welches nach der Septenatsvorlage des Jahres 1880 427274 Mann bekrögt, um ca. 41000 Mann oder nahezu ein Zehntel der bisherigen Prä⸗ ſenzſtärke vermehrt werden und der ſich hiernach ergebende neue Friedensbeſtand von 468 409 Mann würde einem Prozent der bei der Zählung vom 1. Dezember ortsanweſenden Bevölkerung entſprechen. Dies Verhältnis hat bekanntlich ſchon den beiden Neuformationen der deutſchen Armee, die laut der Septenatsgeſetze aus dem Jahre 1874 und 1880 vorgenommen wurden, zu Grunde gelegen, ſo daß in dieſer Beziehung, allerdings nichts neues vorläge. Die Neuformationen ſelbſt beziehen ſich auf die Er⸗ richtung von 5 Regimentern Infanterie (4 preußiſche, 1 ſächſiſches), 15 vierten (preußiſche) Bataillonen, 4 Bataillone Jäger (ſächſiſche), 24 Batterien Feld⸗ artillerie (17 preußiſche, 2 bayriſche, 3 ſächſiſche, 2 wütttembergiſche), 9 Eiſenbahnkompagnien (6 preu⸗ woch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 4 — 9 10 5 ungsblatt 1 %“ 40 J exel. Poſtproviſton. 1 nſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr i Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und 7 die 9 Jarmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 30 Pf, berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Mittwoch, öden 1. 5 N Dezember ßiſche, 1 bayriſche, 1 ſächſiſche, 1 württembergiſche), 1 Kompagnie Pioniere (preußiſche) und 14 Train⸗ kompagnien (12 preußſſche, 1 ſächſiſche, 1 württem⸗ bergiſche), nebſt den entſprechenden Stäben. Hier⸗ durch wird zugleich die Errichtung einer 3. Infanterie⸗ diviſton bei dem 12. und bei dem 15, bedingt. Die Dauer des neuen Geſetzes iſt wiederum auf 7 Jahre bemeſſen, nur daß es bereits mit dem 1. April 1887 in Kraft treten ſoll und demnach bis 31. März 1894 Gültigkeit haben wird. Die finanziellen Mehrerforderniſſe, welche ſich aus dieſen Neubildungen im Heere ergeben, find ſehr beträchtlich, denn ſie belaufen ſich für die fort⸗ laufenden Ausgaben auf ca. 24, für die einmaligen Ausgaben auf ca. 24 Millionen Mark und ſollen dieſe Erforderniſſe im Rahmen eines beſonderen Geſetzentwurfes erſcheinen. Die Mittel zur Deckung der genannten bedeutenden Summen find bereits in der Thronrede angedeudet worden: Dieſelben ſollen durch Erhöhung der Matrikularbeiträge und auf dem Kreditwege beſchafft werden, da die Regierung auf die Vorlegung neuer Steuerentwürfe bei der in der Bevölkerung und im Parlamente vorherr⸗ ſchenden Stimmung glaubt verzichten zu müſſen. Einerſeits die Fortſchritte, welche das Heerweſen der großen Militärmächte Europas, namentlich Frank⸗ reichs und Rußlands, gemacht hat, anderſeits die eigentümliche Lage Deutſchlands zwiſchen den betr. Staaten und endlich die gegenwärtige erregte und bewegte Weltlage — alle dieſe Momente zuſammen ſind für die Reichsregierung beſtimmend geweſen, auch ihrerſeits durch eine abermalige Erhöhung des Friedensbeſtandes des Heeres den Zeitverhältniſſen Rechnung zu tragen. Die Vermehrung des Heeres, wie ſie der neue Septenatsentwurf vorſchlägt, hat alſo neben ihrer 4 a ai Ae Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner urg un mtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogl Rudolf Moſſe, G. L. Daube b 5 fate Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg ——— Z — — und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate 1886. rein militäriſchen auch eine hochwichtige nationale und finanzielle Seite und es fragt ſich nur, von welchem Geſichtspunkt aus der Reichstag die Vorlage bei der Entſcheidung beurteilen wird. Alle Parteien, ſelbſt bis in die Reihen der Oppoſition hinein, ſind darüber einverſtanden, daß es ſich um das wichtigſte aller öffentlichen Intereſſen, um die zeitgemäße Pflege unſerer Wehrkraft, um die Sicherſtellung unſerer Grenzen und unſerer nationalen Selbftſtändigkeit handelt. Aber ebenſo wahr iſt, daß die vorgeſchlagen Neugeſtaltung unſeres Heeresweſens von der Steuer kraft des deutſchen Volkes wiederum bedeutende Opfer erheiſcht, die um ſo ſchwerer wiegen, als die finan zielle Lage im Reiche wie in den meiſten Einzel⸗ ſtaaten eine ungünſtige iſt. Die klar vorgezeichnete Aufgabe des Reichstages iſt es nun, zwiſchen dieſen beiden Hauptgeſichtspunkten, von denen aus die neue Vorlage beurteilt werden will, eine vermittelnde Richtung aufzufinden, aber die erſte unerläßliche Vor⸗ bedingung der hierauf zielenden Beſtrebungen liegt jedenfalls darin, daß in den parlamentariſchen Ver⸗ handlungen weniger der Fraktionston, als vielmehr ein rein ſachlicher Ton vorherrſcht. Es kann nur aufrichtig gewünſcht werden, daß die Diskuſſton Über die Militärvorlage in der nötigen ſachlichen Weiſe behandelt werde ... es ſtehen ja in der vorliegenden Frage für alle Parteien gemeinſame Intereſſen auf dem Spiele, ſoweit ſich eben dieſe Parteien überhaupt noch als Deut ſche fühlen und man ſollte wahr⸗ haftig meinen, daß da, wo es die Stärkung unſerer Wehrkraft und die Erhaltung unſerer Weltſtellung gibt, der Hader der Parteien und die kleinliche Frak⸗ fionspolitik nicht mehr mitzuſprechen hätten. Politiſches. Berlin, 29. Nob. Beim heutigen Empfange DOiriginalroman von Marie Romany. g Nachdruck verboten. 11 Dich — ich danke Ihnen,“ hauchte ſie, indeß die Thränen von Neuem über ihre bleiche Wangen heſen; „ich werde mich beſtreben, meine Pflichten treu zu ſein.“ „Cecilia! geliebtes Weib!“ rief Paolo, außer ſich vor Glück und Erregung, „ich bin Dir kein Fremder, 18 Monate find vergangen, ſeitdem mein Herz Dein Bild mit ſich trug!“ 1 Cecilia ſah ihn an. 0 5 „Es find 18 Monate,“ wiederholte Paolo, ſeitdem man mich, um die Lücken auszubeſſern, welche der Sturm in das Mauerwerk geriſſen hatte, in g das Findelhaus rief. Ich nahm die Arbeit mit Freuden an, denn ich war Anfänger und mein Ka⸗ bital unbedeutend. Ich arbeitete emſig; ich hatte icht Auge, noch Ohren für das, was um mich nich einer kurzen Ruhe erfreute, ſah ich Dich über den Hof nach dem hinteren Gebäude gehen. Du chauteſt nicht um Dich; aber mein Auge hing mit Entzücken an Deiner zarten Erſcheinung; ich konnte affirte; da, als die Vesperſtunde ſchlug und ich 5 5 Mieſſe führte, ini nicht enthalten, Dir zu folgen, bis ich Dich! war. Vor einem Jahre, über den Gang des Hinterhauſes, welches Du be⸗ treten hatteſt, verſchwinden ſah.“ Er hatte in ſeiner Schwärmerei die Hand um des jungen Weibes Hüfte gelegt. „Am anderen Tage kam ich wieder,“ ſprach er lebhaft weiter, „ich arbeitete wie gewöhnlich, aber meine Gedanken weilten im Hauſe, meine Aufmerk⸗ ſamkeit wendete ſich den Beſchäftigungen der Zöoͤg⸗ linge zu. Ueber die erſte Hälfte des Tages blieb mein Bemühen, Dich irgendwo zu erſpähen, frucht⸗ los; aber während der Nachmittagsſtunde, die nun Euch zu freien Spielen gewährte; ſah ich Dich in Begleitung einer der würdigen Damen durch den Garten gehen. Mein Herz ſchlug. O, wie viel würde ich darum gegeben haben, mit Dir plaudern zu dürfen! Aber Du warſt Zögling der Anſtalt und ich gehörte nicht zum Hauſe.“ Er hielt an. „Seit jenem Tage,“ ward er wieder lebhaft, „ging mein Sehnen ohne Unterlaß in Eure Anſtalt zurück. Ich wußte nichts von Dir, ich kannte nicht Deinen Namen; aber ich hatte ein Bild geſehen, in deſſen Liebreiz meine Seele verloren war. An jedem Sonntag, zu jener Stunde, wo man Euch in die eilte ich zur Kirche; ich faßte meinen Stand in der Nähe der Thüre, durch die Ihr ein⸗ und austreten mußtet; ich ſah Dich häufig und war glücklich, obgleich mir jede Annäherung unmoglich als man die reifen Zöglinge vermählte, war ich der Erſte, der beim Altar war 4 aber ich mußte zurücktreten, denn das Ideal, nach welchem ich ſuchte, fehte. Ich wartete ein Jahr. Da war mir das Schicksal geneigter; ich fand Dich, gewann Dich, Cecilia!“ rief er in der Ueberwallung der Leidenſchaft, die er nicht länger zurückzuhalten imſtande war, wirf die Furcht, die Du vor einem fremden Manne empfindeſt, von Dir! Paolo Barlo iſt Dir kein Fremder! 18 Monate trage ich Dein Bild in mir, 18 Monate habe ich Dir meine Grüße geſendet, habe gearbeitet und den Erlös meiner Arbeit zu⸗ ſammengehalten, damit Dir, wenn ich Dich gefunden und in mein Haus gebracht haben würde, eine traute Heimat bereitet war!“ Feſt, als laſſe er ſie nimmer, hatte er die zarte Geſtalt des jungen Weibes mit ſeinem markigen Arm umfaßt; wie ſehr trieb ihn das Verlangen, einen Kuß auf ihre Stirne zu drücken! aber das Zittern, welches Ccllia nicht bewältigen konnte und das er ſelbſt in der Glut ſeiner Leidenſchaft ehrte, bannte ihn. Und Cecilia, das arme Weſen, wußte nicht, wie mit ſich ſelber umzugehen. „Haben Sie Geduld mit mir,“ ſtammelte ſie, immer noch unter Thränen; „ich werde mich be⸗ mühen, durch Crfüllung meiner Pflichten zu ver⸗ gelten, was Sie für mich gethan.“ n Paolo küßte mit Innigkeit ihre Hand. 8 „Und ich,“ ſagte er feierlich, „werde in Dir