mehr lohnend ſchien. Der Geſammtwert der Tabak⸗ ernte — den Tabak in dachreifem, trockenem Zuſtande gerechnet — betrug 5,306,606 M. gegen 6 288,368 M. im Vorjahre, ſomit weniger: 981,772 M., was eine Abnahme von im Ganzen 15,61 Prozent ergibt. Der Ertrag der 1885er Ernte iſt zwar erheblich geringer ausgefallen, als im Vorjahre — durchſchnittlich 1900 Klg. gegen 2800 Klg. auf 1 Hektar — kann aber trotzdem quantitativ noch nicht als ein ungünſtiges bezeichnet werden. Dagegen iſt die Qualität der Ernte überwiegend „unter mittel⸗ mäßig“ zu nennen. Infolge der ungünſtigen tro⸗ ckenen Witterung gelangte der Tabak nicht recht zur Entwicklung, und die Ende Auguſt und Anfang September eingetretenen Regengüſſe konnten hieran nicht mehr viel gut machen. Die Minimalpreiſe für dachreifen Tabak, ausſchließlich der Steuer, ſtellten ſich im Durchſchnitt per 100 Kg.: für Obergut auf 30 M., Sandblätter 12 M. und Grumpen 7 M.; die Maximalpreiſe für Obergut auf 57 M., Sand⸗ blätter 26 M, und Grumpen 13 M. — Für ganz Baden, ohne Rückſicht auf die Gattung und Sorte des Tabaks berechnet, wurden vom Pflanzer im Durchſchnitt etwas über 41 M. für 109 Klg. erloͤſt gegen 36 M. im Vorfahre. Für das Erntejahr 1886—87 iſt nach dem einſtweilen vorhandenen Material wieder eine Zunahme des Tabakbaues zu konſtatiren, indem die Zahl der Pflanzer vorläufig zu 39,529 und der Flächengehalt des mit Tabak bebauten Geländes zu 690, 436,99 Ar ermittelt iſt, ſo daß ein Zugang um etwa 5,6 Prozent bezw. 2,8 Prozent zu erwarten ſteht. — Aus Baden, 6. Nov. Im Höllen⸗ thal iſt ein fremder Maler tot aufgefunden worden. Unterhalb der Hüfte batte er eine Schußwunde. Ob ein Verbrechen oder Selbſtmord vorliegt, weiß man noch nicht. — In Söllingen, A. Naſtatt, wurde die Leiche des Rechts konſulenten Kellner aus Bühl geländet. — Zu Waldkirch fand man in den Kleidern einer armen Frau 311 neue Einmarkſtücke eingenäht. — Aus Baden, 6. Nov. In Senſenhart, A. Meßkirch, erſchoß ſich der dort auf Urlaub an⸗ einige Hoffnung vorhanden, denſelben am Leben zu erhalten. . — Karlsruhe, 6. Nov. Die vor einiger Zeit bei der Eiſenbahnhauptkaſſe zur Entdeckung ge⸗ langte große Unterſchlagung, Prozeß Weniger, hat zu einſchneidenden Maßnahmen Seitens der oberſten Finanzbehörde geführt. Dahin gehört namentlich die in anderen Staaten ſchon übliche Einführung eines jährlichen Urlaubs für die verantwortlichen Rechner aller bedeutenden Kaſſen, während welcher Zeit die Kaſſenführung durch einen anderen Beamten beſorgt wird. Gerade in dem vorliegenden Falle hatte der Rechner jahrelang keinen Urlaub genommen. — An der Hauptprüfung der evang. Theologen, welche am 26. Okt. begonnen, beteiligten fich 17 Kanditaten, eine Zahl, die ſchon lauge nicht mehr erreicht worden iſt. Unter den Prüflingen ſind 11 Badener, 4 Pfälzer, 1 aus Württemberg und 1 aus Rumänien. Wie verlautet, will der evang. Oberkirchenrat künftig keine nichtbadiſchen Theologen mehr anſtellen, — Eberbach, 5. Nov. Ein ganz ſeltener Gaſt hat ſich dieſer Tage bis in unſere Gegend verirrt, nämlich ein in Grönlands eiſigen Gauen vorkommender Eistaucher, welcher ſich im Neckar herumtummelte und dann durch einen Jäger erlegt wurde. Es iſt ein prächtiger Vogel, ſo groß wie unſere Gänſe und das Gefieder von ſeltener Fülle. — Frankfurt, 4. Nov. In einem Nach⸗ barort ſtarb vor einigen Tagen ein alter Mann und hinterließ keine Erben. Als man ſein Teſtament öffnete, hatte er ſein Geld dem Sohne eines hiefigen verſtorbenen Rentiers vermacht und zwar mit der Bemerkung, daß er das Kapital ſeiner Zeit, als er bei dem Rentier 27 Jahre lang Diener war, dem⸗ ſelben nach und nach geſtohlen habe. — Großes Aufſehen erregt ein Verbrechen, das von einem ſehr reichen Bauernmädchen in dem Dorfe Laub bei Gerolzhofen (Bayern) be⸗ gangen wurde und das ſich wahrſcheinlich als Kindes⸗ mord herausſtellen dürfte. Die Genannte hatte ein weſende Soldat Joſeph Fundinger im Hauſe ſeiner Eltern. — Auf dem Bahnhofe zu Offenburg kam der Wagenrevident Ant. Burg jung zwiſchen die Puffer zweier Wagen und wurde erdrückl. Der Unglückliche, der ſofort tot war, hinterläßt eine Frau und 3 Kinder. — Das gleiche Unglück widerfuhr dem Bahnhofarbeiter Vogt in Lörrach, nur iſt noch verdecken, beſeitigt. Trotz umfaſſender Nachforschungen ſeitens der Gendarmerie hat ſich bis jetzt noch kein Anhaltspunkt über den Verbleib des Kindes er⸗ geben, und gewinnt ſo das Gerücht, das Mädchen habe das Kind verbrannt, ſehr an Wahrſchein⸗ lichkeit. — Raubmord. Man ſchreibt aus Szered g. d. Waag: „Großes Aufſehen erregt ger eine Mordthat, welche neulich Nachts hier geſchehen itt. Räuber brochen in die Wohnung des Herrn Joſeph Schulhof ein und ſchoſſen deſſen Gattin, welche durch das Geräuſch aus dem Schlafe geweckt wurde und wahrfcheinlich laut aufſchrie, nieder. Die arme Frau war ſofort kot. Herr Schulhof wurde von den Räubern an der Hand ſchwer verletzt. Bish er konnten die Thäter nicht ermittelt werden, und eiſt die Unterſuchung wird zeigen, ob hier ein Rachealt oder ein Berbrechen vorliegt.“ — Aus Oelsnitz i. V. wird berichtet: Unſere Nachbarſtadt Adorf wurde in der jüngſten Nacht von einem großen Brande heimgeſucht, der in kurzer Zeit 49 Scheunen in einen Schutſhaufen verwandelte. Wenngleich die Scheunen ſſoliet von der Stadt ſtanden, konnten dieſelben doch bei leinen Feuer⸗Verſicherungs⸗Geſellſchaft Aufnahme finden, indem ſämtliche Bauten nur aus Holz mit weicher Bedachung beſtanden. Um ſo größer iſt aber die Not, als in der Stadt ſelbſt vor 3 Jahren daz wütende Element furchtbare Ernte hielt, dem ein ganzer Stadtteil zum Opfer fiel. Da das jüngste Feuer an drei verſchiedenen Stellen aufging, iſt wohl ruchloſe Brandſtiftung zweifellos. — Wien, 4. Nov. Ein Mord auf offener Straße ereignete ſich heute abend knapp nach 10 Uhr an der Ecke der Rotenturmſtraße und der Wollzele, Ein bekannter Wiener Buchhändler und Buchdry⸗ ckereibeſitzer, Jakob Schloßberg, ein Mann von über 60 Jahren, wurde um die erwähnte Stunde bon ſeinem Begleiter, einem jungen Manne von 24 bis 26 Jahren, nach einem zwiſchen beiden ſialtgehabten kurzen und erregt geführten Geſpräche erſtochen Here Schloßberg wurde ohne Verzug dan zwei Sicher⸗ heitswachmännern in die Station der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft am Fleiſchmarkt gebracht, und trotz aller angewandten Mittel iſt er dort nach kürzer Zeit an Verblutung geſtorben. — Paris, 6. Nov. Ein Unbekannter de Kind geboren und daſſelbe, um ihre Schande zu geſtern abend eine Nitroglyzerin⸗Bombe in der Rue Laffitte geworfen; das Geſchoß explodierte ohne Schaden anzurichten. — Paris, 6. Nov. Ein amerikaniſcher Ma⸗ ler, Namens Briard, iſt auf der Fahrt von Cannes nach Monaco im Eiſenbahnwagen ermordet und beraubt worden. 5 7 N über den Zuſtand des in St. Salvatore Gefangenen gebracht haben würde, und ſo blieb ihr endlich nichts mehr, als den einzigen, ihr offenen Weg zu betreten, in die Anſtalt zu gehen. 5 Mit zitterndem Bangen harrte ſie des Augen⸗ blicks, in welchem Dr. Rimoli ihr entgegentrat. Das Gefühl der Schande, das während der letzten Wochen mit eiſernem Druck auf ihr laſtete, wuchs zu rieſiger Gewalt bei dem Gedanken, ſich dem Direktor des Irrenhauſes, in deſſen Mauern Ludwig von Erlen⸗ burg weilte, gegenüber zu ſehen. Alice kannte nicht den Direktor; ſie hatte keine Ahnung, ob und wie weit er an der Schuld, die ihr Daſein ruinirte, be⸗ teiligt war; aber ein Gefühl, das ihr Herz krampf⸗ haft umfangen hielt, ſagte ihr mit Gewißheit, ſie, das unerfahrene, für die Anſchauung der Welt durch⸗ aus für dumm zu erachtende junge Weſen, welche ihm gegenüber nur die Beſchämte, die mit Schuld Belaſtete, die Gedemlttigte ſei. Es dauerte auch nicht lange, ſo trat Dr. Rimoli ein. Eine Sekunde genügte, um die gegenſeitige Stellung für beide Teile fühlbar zu machen. Carlo Alfonſo, mit der ganzen Rafffmirtheit, die ſeine lang⸗ ährige Praxis als Welt mann und Itrenarzt ſo ge⸗ läufig für ihn machte, hielt das funkelnde Auge in ie ei Frage auf ſein dem Bewußtſein, als Vertreterin einer Schuld die Anſtalt zu beſuchen, den Blick faſt ohne es zu wollen, zu Boden ſchlug. „Ich habe die Ehre, eine Verwandte des jüngſt vberſtorbenen Herrn von Waldheim von Walle rsbrunn u begrüßen?“ begann Dr. Rimoli. „Herr von Waldheim war mein Vater,“ ent⸗ gegnete Alice. Sie fühlte, wie ihr bei dieſen Worten das Blut in die Wangen ſtieg. „So dachte ich,“ äußerte der Direktor mit etiquettevoller Galanterie einen Seſſel zurechtſchiebend. „Wenn ich bitten darf. —“ Alice verneigte ſich. f „Ich kam der Briefe halber, die nach dem Ab⸗ leben meines Vaters, wie leicht begreiflich in meine Hände gerieten,“ ſagte ſie in moͤglichſt feſtem Tone. „Es handelt ſich darin um die Stationsgebühren für einen Herrn von Ludwig; leider muß ich nun bezeugen, daß mir ein ſolcher Name garnicht in der Erinnerung iſt.“ Das ſetzt mich in Erſtaunen,“ erwiderte Carlo Alfonſo, mit ſeinen tiefſchwarzen Augen die junge Dame, fixirend, als wolle er im tiefſten Geheimnis ihres Inneren leſen; „Herr von Ludwig wurde vor etwa 20 Jahren durch Herrn von Waldheim in meine Behandlung gegeben; leider blieben meine Bemühungen furchtlos. „Auch, fügte er hinzu, „ſcheint es nach den von mir gemachten Erfahrungen ſehr zweifelhaft, ob jemals an eine Wiederherſtellung des Patienten zu denken ſein wird.“ 1 „So iſt er Idiot?“ warf Alice n „Herr von Ludwig iſt irrſinnig,“ entgegnete der Dire ktor. „Und mein Bater Ihrer Obhut?“ „Ich ſagte das.“ Alice ſah vor ſich. „Es erſtaunt mich, während meines ganzen Leben niemals von dieſem Herrn von Ludwig ge⸗ hoͤrt zu haben,“ begann ſie nach einer kurzen Weile; vertraute ihn mein Vater hatte niemals Geheimniſſe vor ſeiner Familie; ich begreife nicht, was ihn veranlaßt haben kann, hierüber Schweigen zu bewahren; er hal nle⸗ mals, auch nur mit der geringſten Andeufung Aber eine ſolche Angelegenheit Ermähnung gemacht. Dr. Rimoli ſah ſie an. f „Sie werden mir geſtatten, Ihnen die Beweſſe zu holen,“ meinte er in einem Tone, der Ale deprimirte. „Der Zweifel, welchen Sie fie meine Ausſage hegen, wird bald geſchwunden ſein. —“ „O,“ ich glaube Ihnen. „Um Vergebung,“ machte Carlo Alfonso, fich kurz verneigend; „ich werde in einer Minute zurück gekeht ſein.“ Alice ſchwieg. Es war ihr nicht unangenehm. daß der Direktor ſich auf ein paar Minuten enk⸗ fernte, denn ſie fühlte, daß ſie nicht mit genügender Klugheit zu Werke gegangen war. a Es dauerte jedoch nicht lange, bis Dr. Rimo l zurückgekehrt war. — Er hatte, da er vorher mit derſelben Angelegenheit in ſeinem Privatbülreau be⸗ ſchäftigt geweſen, nicht lange Zeit gebraucht, um nach den Dokumenten zu ſuchen. — . „Hier ſind Briefe,“ ſagte er kurz, welche die Handſchrift und das Siegel Ihres leider ſelſgen Herrn Vaters tragen; außerdem wird der Inhelt Sie mit leichter Mühe überzeugen, wie richtig meine Angabe war.“ Alice ſtarrte, ohne jedoch ein Wort zu leſen, die Schriftſtlcke an. „Aus welchem Grunde hat mein Vater auß dieſer Angelegenheit ein Geheimnis gemacht?“ fragte ſie bebend. Der Direktor lächelte in Ueberlegenhei „Vielleicht Verwandtſchaftsgründe. Fortſetzung folgt. ant 8 der 4 1 15 b Dunhbe t 0 fl die Sin ei Erholung 65. Die Or Ag 1 ln ff 0 Di erſten n Tlegtabhe 5 Die 1 een Familie 1601 begtichnet nn l f. 85, d e Wohm Fumheim, 9 1.8832. 5 kabaglung der Aabenburg, 8 sgi 1 10 beste I ie e ahi 1155 4