ee n General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureau von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. 11 1 und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Ur uns an. 1 Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Erſcheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet vierteljährlich 1 „4x — 3 mit illuſtiertem Anterhalkungsblatt 1 % 40 excl. Poſtproviſion. 8 Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. (. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Volitiſches. i Leipzig, 30. Okt. Das Reichsgericht ver⸗ urteilte den Schriftſetzer Guſtab Dobner (Leipzig) wegen vorbereitender hochverräteriſcher Handlungen zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverluſt. Die Verurteilung erfolgte auf Grund des F 86 des Reichsſtrafgeſetzbuches wegen Abfaſſung und Herſtellung eines Plakates anarchſſtiſchen Inhaltes zum Zwecke weiterer Verbreitung. Die Beweisauf⸗ nahme ergab eine enge Verbindung Dobners mit ausländiſchen Anarch ſten, beſonders mit John Neve, dem Expedienten der Moſt'ſchen „Freiheit“, und Bruno Reinsdorf in Newyork, dem Bruder des wegen Hochverrats hingerichteten Auguſt Reinsdorf. London, 30. Okt. Aus Kabul geſtern hier eingetroffenen Nachrichten zufolge ſoll ſich der Ghil⸗ zaiſtamm in der Nähe von Ghuzni gegen den Emir erhoben und ſich mit einem Teile des Buzaraſtammes berbunden haben. Ein afghaniſches Regiment, welches einen Schatztransport geleitet, ſei durch die Meuterer angegriffen und zerſprengt worden. Sadu, ein bekann⸗ ter Bandenführer, ſei ebenfalls zu den Meuterern übergegangen, welche von Muſchki Alum angeführt würden. Der Grund des Aufſtandes ſoll Unzufrie⸗ denheit der Bevölkerung mit der übermäßigen Be⸗ ſteuerung ſein. 5 Tirnowa, 31. Okt. Zur Eröffnung der Sobranje verlas Stambulow heute folgende Botſchaft der Regentſchaft: „Nach erfolgter Abdankung des Fürſten Alexander hat die jetzige Regierung die Lei⸗ tung der Staatsgeſchäfte übernommen und ihr Be⸗ ſtreben darauf gerichtet, den Frieden, die Ruhe und die Sicherheit im Lande zu erhalten ſowie das Leben, Beſitztum und die Ehre der bulgariſchen Staats- bürger zu ſchützen; überhaupt beſtand die Aufgabe Mittwoch, oͤen 3. November der bulgariſchen Regierung darin, das Vaterland aus der durch den Staatsſtreich vom 21. Auguſt geſchaf⸗ fenen mißlichen Lage zu befreien. Vor allem erkannte die Regierung es als ihre Pflicht, die Nationalver⸗ ſammlung zu berufen, damit dieſelbe zur Wieder⸗ beſetzung des erledigten Thrones einen neuen Fürſten wähle. Trotz mancher Schwierigkeiten, wie ſolche ſich jeder proviſoriſchen Regierung entgegenſtellen, haben ſich die Wahlen ohne ernſtliche Zwiſchenfälle vollzogen und die Regierung ſieht zu ihrer Freude heute die Vertreter des vereinigten Volkes in der alten Hauptſtadt des bulgariſchen Königreiches ver⸗ ſammelt. In der feſten Ueberzeugung, daß es Ihnen gelingen wird, einen Fürſten zu wählen, der ſein Leben einſetzen wird, um die Freiheit, die Intereſſen des Vaterlandes zu gewährleiſten, der die Nation auf den Weg des Fortſchritts und der Entwicklung leiten und ihrer geſchichtlichen Beſtimmung entgegen ⸗ führen wird, erklären wir die große Natidnalver⸗ ſammlung für eröffnet und erflehen für ihre Arbeiten Gottes Segen. Es lebe das unabhängige freie Bul⸗ garien!“ Dieſe Botſchaft iſt unterzeichnet: Stambulow, Karawelow, Mutkurow. Karawelow, der in Sofia zurückgeblieben iſt, hat ſeine Unterſchrift durch tele⸗ graphiſche Gutheißung gegeben. Die Vicekonſuln Englands und Italiens werden heute abend hier eintreffen. Zunächſt nahm die Nationalverſammlung die Wahl des Bureaus vor. Angeſichts der Haltung Rußlands wird die Tagung der Sobranje ſehr kurz ſein. Die Wahlprüfungen werden etwa 2 Tage in Anſpruch nehmen, und die Fürſtenwahl, die wahr⸗ ſcheinlich auf den Prinzen Waldemar fallen wird, dürfte ſchon in drei bis vier Tagen erfolgen. Newyork, 29. Okt. Die Enthüllung des Rieſenſtandbildes „Der Freiheit“, eines Werkes des Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1886. elſäßiſchen Bildhauers Bartholdy, fand heute bei ſtarker Beteiligung der Bevölkerung ſtatt. Der Fei⸗ erlichkeit wohnten Präfident Cleveland bei, dann die amerik. Miniſter, Ferdinand v. Leſſeps und andere franzöſiſche Abgeſandte. 5 Verſchiedenes. — Ilbesheim, 1. Nov. Das Projekt einer Dampfſtraßenbahn von hier nach Schriesheim iſt ſoweit genehmigt und dürfte ſolche in Bälde zur Ausführung kommen. Dieſelbe dürfte ſich rentabel erweiſen, da der Verkehr zweifellos durch die Ber⸗ bindung ein regerer ſein wird. a — Mannheim, 2. Nov. Der Beginn der Schwurgerichtſitzung für das 4. Quartal l. J. iſt auf Montag, 13. Dezember feſtgeſetzt. Zum Stell⸗ vertreter des Vorfitzenden Herrn Landgerichtsdirektor Baſſermann, wurde Herr Landgerichtsrat Chriſt ernannt. a f — Mannheim, 2. November. In den letzten Tagen wurden die Tabake in Virnheim a M. 25— 35, Lorſch a M. 32—38, Lampertheim a M. 30—34, Waldſee a M. 30 — 34, Haardt⸗ hauſen a M. 30 verkauft. Im Breisgau und Bühlerthat iſt auch der größere Teil der Tabaken am Nagel a M. 28—35 verkauft. Alles per 50 Kilo, exkluſive Steuer. Am Sonntag war es ſeh lebhaft im Einkauf. In Dudenhofen, Iggelheim wurde zu M. 30—32 raſch gekauft. In Ladenburg, Schriesheim, Hochſachſen und Lützelſachen wurden Käufe von M. 25— 30 abgeſchloſſen. Im Breis⸗ gau ſind im Ganzen nur noch 20000 Ctr. zu ver⸗ kaufen. 5 — Mannheim, 30 Okt. Das Aufgebot des früheren Lieutenants Hellwig, der bekanntlich trotz ſeines gegebenen Wortes aus der Feſtungshaft 3 Die Erbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. Nachdruck verboten. 9 Freilich wurde ſie jenem Herrn Ludwig ver⸗ bunden; in Neapel, wohin die Montis Alle ſich zu dieſem Zweck begeben hatten, wurde ſie ihm ange⸗ traut. Aber mit der Hochzeit war das Glück vor⸗ bei. Heute die Trauung, über eine Woche die Krankheit, dann Verlaſſenheit, und hinterdrein Not und Sorge, Verachtung, und was dus ſchlimmſte von Allem iſt, das Liebesleid, dann die Schande mit dem Kinde, — Madonna!“ —rief-ſtie wie zum Schutz gegen ein gleiches Geſchick ein Kreuz über der. Bruſt-ſchlagend, „mögeſt Du alle Weiber von Crovigno vor einem, ſolchen Loſe bewahren! mögeſt Du die Mädchen beſchützen vor thörichtem Liebes- wahn!“ 5 Sprachlos ſtarrte Alice die Geberden der Wirtin eine geraume Zeit an. „Wollen Sie mir nicht erzählen, was geſchehen iſte“ äußerte ſie endlich. „O gewiß,“ verſicherte Frau Barlero geſchwind. „Und wenn mein Pietro nach Hauſe kommt, wird er die Gnädige auch über den Familiennamen des Herrn Ludwig unterrichten; ich bergeſſe dergleichen, weil die Arbeſt in der Wit tſchaft meinen Kopf voll⸗ auf in Anspruch nimmt.“ „Es iſt ja überhaupt mit ein paar Worten geſagt,“ fuhr ſie, eifriger werdend fort. „Der fremde Herr — er muß von diſtinguirtem Blut geweſen ſein — liebte unſer Crovigno nicht, er be⸗ ſuchte die Montis nur einmal; da wurde Verlobung gehalten und 14 Tage ſpäter wurde das junge Paar in Neapel getraut. Ich war nicht dabei; es war überhaupt außer den Montis ſelber Niemand aus unſerem Städtchen mit nach Neapel gefahren; die ganze Sache ging ſo ſchnell vor ſich, daß die Hochzeit vorbei war, bevor man in unſerem Crovigno eigentlich recht zur Beſinnung kam. Und ebenſo geſchwind kam der Gram. Kaum eine Woche nach der Heirat wurde der junge Ehemann von einer anſteckenden Krankheit befallen und da er für das Leben ſeiner jungen Frau, deren Konſtitution nicht die ſtä kſte geweſen, beſorgt war, wurde ſie fern von ihm gehalten; täglich erhielt ſie Nachricht, bis ſie endlich ſelbſt vom Fieber heimgeſucht wurde; und als ſie hiervon geneſen war, hatte der junge Ehe⸗ mann bereits das Weite geſucht.“ „Wie!“ rief Alice in gerechter Empörung. „Er kann ſeine Frau nicht im Stich gelaſſen haben! Warum iſt ſie ihm, da ſie ihm doch ang traut ge⸗ weſen nicht nachgereiſt?!“ Es war ein jroniſches Lächeln, welches über die Miene der Wirtin ging. „Auch unter den vornehmen Heriſchaften giebt es elende Seelen,“ meinte ſie, „die Gnädige wird ſchon vergeben. — Der fremde Herr — o, wie bitter hat Amalia bereut, ſeinen betörenden Worten Glauben beigemeſſen zu haben! — muß wohl im Voraus mit ſich im Klaren geweſen ſein, daß ein ſimbles Bürgermädchen für die Dauer keine Gattin für ihn wäre, denn er hatte ſich, was bei uns mit ſchwerer Strafe geſühnt worden wäre, eines falſchen Namens und erborgter Papiere dedient, als es zur Kopulirung und Trauung in Neapel ging. —“ 5 „Was?!“ rief Alice entſetzt aus. „Das iſt ja unmöglich!“ Ein vorwurfsvoller Blick aus den Augen der Wirtin maß die Fremde. a „Nicht möglich?“ eiferte ſie voll Unmut. „Dort hinten kommt mein Pietro; vielleicht beliebt es der Gnädigen, aus ſeinem Munde zu hoͤren, was ihr aus dem meinigen nicht recht anſtehen will. — He Pietro!“ rief ſie lauter; „wenn die Zeit Dir übrig iſt, komm einen Augenblick zu uns, mein Freund!“ Pietro Barlero, ein kerniger Italiener von un⸗ terſetzter Statur, mit einem ſchwarzen Krauskopf und ſchwarzfunkelnden Augen, trat an die Laube heran. „Eine junge Fremde, die ſich über das Schick⸗ ſal der Amalia Monti zu intereſſiren kommt,“ er⸗ klärte Frau Barlero, jede weitere Etiquette ohne Weiteces ignorirend; ſage ihr doch, wie der fremde Her aus Deutſchland ſich nannte, als es zur Kopu⸗ lirung ging, und beſtätige ihr doch, daß er einen