Vorlage bewieſen habe. Redner kommt nun zur vierten Kategorie von Wählern, zu den Arbeitern. Er ſucht des Längeren nachzuweiſen, daß dieſer bedrückte Stand vom chriſtlichen Standpunkt aus und wenn er ſeine Lage wirklich verbeſſert ſehen wolle, nur für einen Ultramontanen ſtimmen könne. In der Sozialdemokratie liege zwar ein guter Kern, doch wollten die Sozialdemokraten gleich das Kind mit dem Bade ausſchütten und alles auf einmal haben. Das Centrum habe die Bedürfniſſe des Ar⸗ beiters längſt anerkannt und auch ſchon öfters be⸗ wieſen, daß es gewillt ſei, die Lage der Arbeiter zu beſſern. Man ſolle nur an das Krankenkaſſengeſetz und das Unfallverſicherungsgefetz denken, welche wahre Wohlthaten für den Arbeſterſtand ſeien. Herr v. Buol griff in ſeiner Rede des öfteren die Nationalliberalen heftig an und beleuchtet mehrmals in draſtiſcher Weiſe das Verhalten dieſer Partei im Reichstage. * Ladenburg, 25. Okt. Auch die Social⸗ demokiaten hielten geſtern nachmittag eine Verſamm⸗ lung im Gaſthaus zum Rheingau hier ab. Herr Dresbach als Kandidat dieſer Partei, hatte ſich als Thema ſeines Vortrages das Militär⸗Septenat, direkte und inderekte Steiern den Kulturkampf ge⸗ wählt. Der Saal war vollſtändig überfüllt und wurden die Ausführungen des Redners von den Anweſenden mit Beifall aufgenommen. — Weinheim, 32. Okt. Die Dummen werden nicht alle. Geſtern nachmittag hatten es zwei Gauner, die ſich jedenfalls auch ſchon in Heidelberg geputzt hatten, verſtanden zwei Reiſende zwiſchen Hei⸗ delberg und hier zum Spielen zu verleiten. Unter Gottes freiem Himmel ſetzte man ſich hin und wurde ſo lange geſpielt, bis die Gauner ſämmtliches Geld und dies war nicht wenig, in der Taſche hatten. Die Geſchädigten ahnten nun die Gefahr, waren jedoch klug genug, nichts zu verraten, ſondern lockten die Gauner hierher, wo der eine verhaftet wurde, der andere jedoch noch rechtzeitig die Flucht ergriff und gegen Heidelberg zurücklief. Die hieſige Gens⸗ darmerie machte ſich ſofort zur Vofolgung auf und gelang es ihr, den zweiten Gauner noch in fragli⸗ cher Nacht dahier einzuliefern. Löſung gießt man 2 Eßlöffel Glicerin, taucht dann — Ein ſcheußliches Verbrechen iſt in Dietfärt (Bayern) begangen worden. In dem nahe bei dem Orte liegenden Wald fand man einen Mann an einem Baume erhängt vor. Man glaubte es zunächſt hier mit einem Selbſtmord zu thun zu thun zu haben. Bei näherer Unterſuchung der Leiche ſtellte es ſich jedoch heraus, daß der Mann vorher erſchlagen und dann aufgeknüpft worden war — j denfalls um einen Selbſtmord glaublich erſcheinen zu laſſen. Der Verdacht, dieſe That begangen zu haben, lenkt ſich gegen den eigenen Sohn des Un⸗ lücklichen. a 8 Paſſau, 24. Okt. Der Dienſtknecht G. Kollhofer von Eging hat ſich, wie die „Donauztg.“ meldet, von Gewiſſensbiſſen gefoltert, der hieſigen Gensdarmerie mit der Anzeige geſtellt, daß er am 6. März 1884 die Frau des Bauern G. Sonnleit⸗ ner von Haid, auf deſſen Anſtiften gegen eine Be⸗ lohnung von 140 M. erwürgt habe. Kollhofer geſteht ein, daß er am kritiſchen Tage, an welchem Bauer Sonnleitner in Paſſau war, die Frau im Keller überfiel, mit der Hand erdroſſelte und die Leiche ſodann in das Bett legte. Man hielt die Frau ſodann eines natürlichen Todes geſtorben, gleichwohl verbreiteten ſich Gerüchte über ein allenfallſiges Ver⸗ brechen, für deſſen Nachweis aber keine Anhaltspunkte vorlagen, bis Kollhofer ſich ſelbſt dem Gerichte aus⸗ lieferte. Er wurde ſofort in die Frohnfeſte eingeliefert. Abends wurde auch der Bauer Sonnleitner, der ſich inzwiſchen wieder verheiratete und gerade mit ſeiner Frau, um derentwillen das Verbrechen geſchah, auf der Nachkirchweih in Seeſtätten befand, verhaftet und hierher gebracht. En Schmerzensſchrei. „Weib, Weib, wo iſt die Gerechtigkeit in der Welt? Da leſe ich, ein junger Doktor muß ein gebrochenes Heirathsverſprechen mit 14 Tag' büßen, und ich büße mein gehaltenes ſchon 14 Jahr!“ Eier aufzubewahren. Mit Recht werden die im Spätſommer gelegten Eier beſonders gern zur Auſbewahrung für die Wintermonate benutzt und ſeit lange erfreuen ſich die Auguſt⸗ und September eier eines beſonderen guten Rufes für dieſen Zweck. Zur Sicherung derſelben gegen Fäulniß werden neben den alten bekannten Mitteln in neuerer Zeit beſon⸗ des die Salicylſäure und das Vaſelin empfohlen. Die Salicylſäure, die in jeder Apotheke gekauft werden kann, wird in 1 Teil Spiritus und 3 Tei⸗ len Waſſer aufgelöſt. In einen halben Liter dieſer die Eier einfach hinein und läßt ſie an der Luft abtrocknen. Die dünne Schicht von Salicylſäure und Glycerin, welche auf der Oberfläche der Eier bleibt, halt die Fäulnißkeime ab und bedingt ein vortreff⸗ liches Halten der Eier. Einfacher noch iſt die Ver⸗ wendung des Vaſelins. Dieſer dem Parraffin ähn⸗ liche, weiche Stoff, der ebenfals für ganz wenig Geld in den Apotheken käuflich iſt, wird einfach au die Eier aufgerieben, vorſtopft die Poren der Schalen 1000) N und trägt dadurch zur Conſervirung der betreffenden . d 9 Nahrungsmittel bei. 0 fe 10 00 fut Eingeſandt. W. f 2 In einer der letzten Nummern dieſes Blattes Mee wurde die mangelhafte Hut der Felderzeugniſſe urmiklag gerügt; heute muß ich auf weitere Läſſigkeiten auf⸗ in Ruhauf merkſam machen und liegt es im Intereſſe der Gemeinde, energiſch Abhilfe zu ſchaffen. hn, 23 Vor einiger Zeit erließ das Bürgermeiſteramt Hutz eine Bekanntmachung, daß das zweckloſe Umher⸗ A. Hu ſtreichen nach 10 Uhr abends verboten ſei. Es al ſcheint, daß unſer Polizeimacht von dieſem Verbot 90 l keine Kenntnis hat, ſonſt würde ſie es nicht dulden, der gung de daß ganze Banden roher Menſchen belderle! . 38, de Geſchlechts (wie am Sonntag abend) die Promenade, , gen den Bahnhofweg ete. unſicher machen und im genen und hof Corps die ſchamloſeſten Lieder ſingen, ſo n an Sen ein anſtändiger Menſch ſchamrot wird. ab 9 1 l. 8 Zum weiteren war zu leſen, daß es verboten i antennen iſt, während der Saatzeit Tauben fliegen zu laſſen. l. K.. Nr. Es wäre intereſſant zu erfahren, wie viele det de beet unſerer Taubenzüchter dem Geſetze gemäß die Schläge 1155 i lng. während der Saatzeit geſchloſſen haben. Keinen 1 von N einen. Aigen und lch In beiden Fällen iſt es Sache des Bürger⸗ v Engen lan meiſteramts für Einhaltung der erlaſſenen Vorſchriften n Enie g zu ſorgen. Wenn ſich unſere bewaffnete Macht nach un dc rden 10 Uhr vor die Thoren des Städtchens begiebt, u ir Ausihun wird roher Geſang das zu erjagende Wild an⸗ alu, den . zeigen und wenn der Bürgermeiſter kurz nach Er⸗ Age laſſen des Taubenausflugsverbots eine Viſitation U. Hub der Taubinſchläge veranlaſſen thäte, würden vielleicht ——ůů ſelbſt von den Herren des Gemeinderathskollegiumz dkznntn Es mag dem ſein, wie es will, es wirkt demo⸗ raliſtrend auf die Jugend, wenn die Gemeindebe⸗ hörde Geſetze und Vorſchriften bekannt gibt und die⸗ ſelben nicht ſtrenge halten läßt. Was ſoll aus einem Jungen werden wenn er ſeinen Vater auf Grund chen Wahl eine Aiphfichtigen nich wan wude Herr in ier nit St 11 der öffentlichen Bekanntmachung fragt ob er den 1 a Taubenſchlag ſchließen und die Tauben jeden Tag 15 d d. W füttern ſoll die Antwort erhält: „Die ſchreiwe lang 45 Un W gut loſſ'e nor fliege, die annere mache aach nel zu.“ en Esch 1 Mißachtung des Geſetzes wird ſyſtematiſch groß ge⸗ zogen. Möge unſer Bürgermeiſteramt für Abhilfe ſorgen. 5 Ladenburg, 26. Okt. 1886. an und ewa decdweden gehen Tagen dun notgen etz oder be Guß lings in die Welt hinausgefahren; ihr Plan war zurechtgelegt geweſen, bevor ſie von Wallersbrunn Abſchied nahm. Von Wien aus hatte ſie an ihren Vormund, den Pfarrer Bornau, geſchrieben; dann traf ſie ihre Vorbereitungen, ſo weit ihr dies ſchicklich dünkte, und verließ die Hauptſtadt, um mit dem nächſten Kourierzuge — nichts hätte ihr noch vor ein paar Wochen den Mut hierzu gegeben — nach Rom zu gehen. Zwei Tage ſpäter weilte ſie in der ewigen Stadt. In einem beſcheidenen Gaſthofe der nörd⸗ lichen Vorſtadt hatte ſie Wohnung genommen; es war ihre Abſicht, alle die Verhältniſſe, über welche der Inhalt des Käſtchens Andeutung en machte, zu ergründen, bevor ſie ſich zu weiterem Handeln — ob ſo oder anders — beſtimmen ließ. Alice wußte ja ſeit 8 Tagen, daß Ludwig von Erlenburg lebte; aber ſie war nicht aufgeklärt über das Verhältnis, unter welchem er ſ. Z. in Salvatore aufgenommen ward. Auch gab es noch einen anderen Punkt der ihr Intereſſe erregte; und dies, was ihr eine Haupt⸗ ſache dünkte, beſchloß ſie, in erſter Linie zu unter⸗ ſuchen, ſoweit ihr dies möglich war. In dem Käſtchen hatten ſich nämlich zwei Briefe unterzeichnet „Amalia“ gefunden, über deren Inhalt, da die Papiere ſtellenweiſe zerriſſen geweſen Alice nicht recht ins Klare kam. Nur ſo viel ſchien ihr ſicher, daß ſ. Z. eine Beziehung zwiſchen dieſer Amalia und Ludwig von Erlenburg exiſtirte; und das junge Weſen — wenngleich ihr Wille feſt war, Alice, hatte keine Erfahrung im Leben — gab ſich der Hoffnung hin, von dieſer Seite aus lönne ihr zu beſſerer Erreichung ihres Zwecks ge. ſein. Alice berechnete wohl kaum, daß 20 Jahre über das Erlebnis welches ſie zu ergrü gedachte, dahingerauſcht waren; ſie entnahm die Briefe dem Käſtchen, notirte die Namen „Crovigno“ — ein unbedeutendes Städtchen ein paar Meilen nördlich von Neapel — und „Villa Monti“ — ſo war die Adreſſe, an welche die Antworten der Briefe zu richten, geweſen waren — und machte ſich in früher Stunde am nächſten Tage zu der Fahrt nach Crovigno auf, um, wenn es moglich ſein würde, am abend deſſelben Tages in Rom zurück zu ſein. Das Herz des jungen Kindes, ſo beſtimmt ihr Vorſatz geweſen, zitterte, als ſie bei dem Städtchen angelangt war. Alice hatte niemals ohne Begleitung einen fremden Ort beſucht, um wie viel weniger noch allein einen fremden Boden betreten, es hakte ihrer ganzen Willenskraft bedurft, um den Ent⸗ ſchluß in ſich reif werden zu laſſen, nach Rom zu gehen und das Verhältn es Ludw'g von Erlenburgs nach ſeinem Rechte zu prüfen; wie troſtlos kam ihr die Welt vor! wie oft wollte es ihe dünken, als ſtürze ſie in eine Brandung, in der Alles, was ihr übrig geblieben, Ehre, Achtung, Moral und Tugend und das Vertrauen auf ein biſſeres Leben für immer verloren war! Alier, ob ſi gleich Niemanden ihren Schmerz offenbarte, hatte geſchaudert vor dem Gedanken, allein, verlaſſen, ohne Schutz in ein ihr ; 13 „ . „ ö ö 6 e nd ge⸗ fremdes Leben zu fahren; nur dem Verſprechen, „Schweizer Kaffeehaut mi e welches ſie ihrem Vater vor ſeinem Tode gegeben, galt dieſes Opfer, das ihre volle Charakterſtärke, ihre volle Willenskraft für ſich in Anſprach nahm. Jetzt war ſie da. Verwirrt, vor Aufregung glühend, ſtand ſie am Ausgang des Bahnhofs und und blickte fragend auf die Landſchaft, auf das kleine hein ſhtillch der Städtchen, zwiſchen Bergen gelegen, das ſſie vor all ui ling „Villa Monti,“ hauchte ſie mechaniſch, „Was . 5 iſt Villa Monti?“ — — Man mag ihrer 1 11 1 Jugend vergeben, daß ihr erſt jetzt der Gedanke 1 7 kam. — J. Eine kurze Weile ſtand ſie träumend da. Dann J. Ren. befiel ſie die Erinner ung, weshalb ſich nach Crovigno —— gekommen war. f 5 Fein „Könnt Ihr mir die Straße nach Villa Monti J angeben?“ fragte ſie kurzweg einen Mann, der des Ir, N Weges kam. 8 Der Bauer ſah ſie an. ö demigz. „Die Villa Monty?“ lächelte er höͤhnlſch. futgerte, Muck „Sollte die Gnaͤdige nicht wiſſen, daß die Villa dle ital. N „Barlero“ getauft wurde, ſeitdem ſie in die Hände Ne des Pietro kam?“ 2 lil, Bohne Erſchrocken ſtarrte Alice den Alten an. iht „Ah!“ machte ſie tonlos. N 1 . 0 „Ich ſollte meinen, daß die Gnädige ſich den del Maont''s kaum erinnert,“ fuhr der Bauer ſie mit ag ſpöttelndem Grinſen an. 10 Jahre find's, und viel⸗ 0 n leicht darüber, daß der Pietro die ganze Wirtſchaft aal, User, nahm.“ a „Wirtſchaft?“ wiederholte Alice wie fragend. „Nun, ja, Wirtſchaft,“ betonte der Mann. — „Kal nannt wird. Dort drüben auf dem Berge liegt es, „ n h 0 i, M l wenn die Gnädige will, führt der Weg ſie in einer halben Stunde dahin.“ ah und Er lächelte hoͤhniſch, dann hatte er der Fremden 6 Rücken gewandt. 8 See f 0 Mic 8 westig