des Baues auf den erſten Blick erkennen läßt. Ebenſo ſind auch die inneren Räumlichkeiten praktiſch, zweck⸗ entſprechend und ſo groß, daß ein Lehrſaal der Töchterſchule zur Verfügung geſtellt werden konnte, während ein anderer vorerſt außer Benützung bleibt. Ventilation, Einrichtung des Mobiliars ſind den bewährteſten und beſten Schuleinrichtuugen enlnom⸗ men, was ſowohl dem Architekten als auch den Bauhandwerkern alle Ehre macht. — Wäbrend die Feſtteilnehmer die innere Ein⸗ richtung beſichtigten, wurden der Schuljugend und den Mitgliedern des Kirchenchors, als Zeichen der Erinnerung an dieſen Feſttag, Bretzeln verteilt. Wenn damit auch die offizielle Feier beendet war, ſo bildete doch erſt ein gemeinſchaftliches Feſt⸗ eſſen im Gaſthauſe zur Roſe den eigentlichen Ab⸗ ſchluß der Feier. Die Beteiligung bei dieſem Feſt⸗ mahle war eine ſo zahlreiche, wie ſolche in unſerer Stadt ſchon lange nicht mehr geſehen worden war, indem über 70 Perſonen aus allen Ständen dem⸗ ſelben beiwohnten. In der Tiſchgeſellſchaft herrſchte allgemeine heitere Stimmung und Trinkſprüche aller Art ſollten den Feiertag noch zu einem Freuden⸗ tage machen. Das erſte Hoch galt dem hohen Protektor aller Schulen, Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich. In einem zweiten Toaſte wurden die beiden anweſenden Vertreter der Großh. Regierung die Herren Landeskommiſſär Miniſterial⸗ rat Frech und Statddirektor Siegel beſonders ge⸗ feiert, welche ihrerſeits auf die Stadt Ladenburg als die „Perle der Pfalz.“ und die Herrn Lehrern toaſtirten. Nachdem einer der Herren Lehrer für die ihnen dargebrachte Ovation gedankt hatte, ergriff Herr Doktor Schütz in ſeiner ihm eigenen, äußerſt humoriſtiſchen Weiſe das Wort, ſchilderte wie es bei dem Schulhausbau zugegangen und ſprach ſowohl ſein Bedauern als auch ſeine Freude darüber aus, daß kein einziger Unfallverſicherungs⸗ unfall, ja nicht einmal ein ernſtliches Krankſein eines Handwerksmannes während des Baues feine Thätigkeit in Anſpruch genommen habe. Er gibt ſeiner Freude Ausdruck, daß das Schulhaus jetzt fertiggeſtellt iſt und wünſcht, daß es lange Beſtand haben möge. Schließlich wurde noch von Herrn Sievert in wohlwollender und freundlicher Weiſe aller derer gedacht, welche ſich als Bauleute an dem ſchönen Neubau verdient gemacht haben. Sein Hoch galt den ſämtlichen Baubandwerkern, für welches einer der Meiſter im Namen ſeiner Kollegen herz⸗ lichen Dank ausdrückte. Und ſo können wir denn mit großer Befriedigung auf den gelungenen Ver- lauf des Feſtes zurückblicken. Die Einweihung des neuen Schulhauſes war eine ſchöne und wahrlich erhebende Feier, durch welche die Bewohner unſerer Stadt wiederum aufs Neue bewieſen haden, daß ſie Verſtändnis für die Forderungen ihrer Zeit haben und dem öffentlichen Intereſſe und Wohlergehen gerne und freudig die größten Opfer zu bringen, imſtande find. — Wallſtadt, 13. Okt. Unlängſt wurden dem hieſigen Gemeinderechner 600 Mark entwendet. Als Thäter wurde jetzt ein 10jähriger Knabe von hier ermittelt und wurde derſelbe in das Amtsge⸗ fängnis nach Mannherm eingeliefert. — Ketſch, 13. Okt. Die diesjährigen Sand⸗ blätter, deren unſere Landwirte etwa 2— 300 Etr. zu verkaufen hatten, find nun auch abgewogen und verhandelt um den geringen Preis von nur 14— 18 Mk. — Hat voriges Jahr ſchon die Luſt zum Tabakbau nachgelaſſen, ſo wird dieſelbe fürs kommende Jahr noch mehr ſchwinden. — Für Hopfen, es ſind zwar nur wenige Partien übrig, wird 25—30 Mark geboten, und da die Eigner f. Z. mit 65 Mark nicht zufrieden waren, ſo kann von einem Handel nicht mehr die Rede ſein. Im Allgemeinen ſieht man ſich hier veranlaßt, mehr Futtergewächſe zu bauen, und ſich auf Viebzucht zu verlegen. Mehrere Landwirte, welche ſich hierauf verlegt haben, verſichern, daß ſie wenigſtens keinen Schaden leiden. — Karlsruhe, 10. Okt. Unſer Gymnaſium rüſtet eifrig auf die 300jährige Jußiläumsfeier am 22. November. Es wird auch eine größere Anzahl auswärtiger Teilnehmer erwartet. Einem in Nord⸗ deutſchland öfter gegebenen Beiſpiele folgend, werden die Schüler den „Philoktet“ des Sophokles zur Feſtfeier aufführen, ſelbſtverſtändlich mit Maske und Kotburn die geſamte Einrichtung der antiken griechiſchen Bühne getreulich nachahmend. — Ma xau, 13. Okt. Geſtern vormittag hat ſich auf dem baieriſchen Bahnhof in Maximi⸗ liansau ein entfetzlicher Unglücksfall ereignet. Ein Bahnarbeiter, der über die Strecke ging, trat gerade in dem Augenblicke in eine Weiche, als dieſelbe von der Zentralſtelle aus geſchloſſen wurde. Der Be⸗ dauernswerte konnte den feſtgeſchloſſenen Fuß nicht mehr herausbringen und mußte mit anſehen, wie zwei abgeſtoßene Wagen auf ihn zufahren. Der Fuß wurde total zermalmt und der Beklagenswerte in die Bahnhofshalle gebracht, wo demſelben erſt preußen betroffen. Jagdgeſellſchaft eingefunden, unter ihnen auch der em Spztnachmittag kgliche Hilfe zu tel wund leider zu ſpät, denn zwei Stunden nach der Ampu⸗ tation ſtarb der Arbeiter. — Ein ſchrecklicher Unglücksfall hat die Fa⸗ milie des Gutsbeſitzers Behrend auf Trenken in Oſt⸗ Dort hatte ſich eine großere benachbarte Gutsbeſitzer Wieſe nebſt ſeiner jungen Frau. Letztere, eine gute Schützin, beſchloß nun mit den übrigen Damen ſich dem Jagdzuge auzn⸗ ſchließen. Dieſer Dame gegenüber, hinter einer kleinen Erhöhung hatte die Schwägerin des Herrn Behrend, eine liebreizende Erſcheinung, ſich aufge⸗ ſtellt und die beiden Damen ſollten das Uebertreten des Wildes verhindern. Die Jagd wurde ſo gut, daß man die hereinbrechende Dammerung weniger achtete und man aus geringer Entfernung nichts mit Beſtimmtheit erkennen konnte. Schließlich glaubte Frau Wiefe noch ein Wild hinter einem Buſchwerke zu erkennen, ſie legte an und drückte ab. Zugleich er⸗ tönte aber aus der Richtung ein fürchterlicher Auf⸗ ſchrei und als man hinzueilte, fand man jene rei⸗ zende junge Dame im Blute liegen, die ganze La⸗ dung hatte ihr das Geſicht faſt gänzlich zerfleiſcht, Es iſt Hoffnung vorhanden, die Dame am Leben zu erhalten, jedoch iſt das rechte Auge und die rechte Geſichtshälfte für immer verloren. Frau W., die unglückliche Schützin, iſt derart erſchülttert, daß ſie gleichfalls ſchwer darniederliegt. Oeffentliche Anfrage. Woher kommt es, daß die Feld und Garten Diebſtäble hier in ſo auffallender Weiſe überhand nehmen? Da, bei der vielſeitigen Klage über dieſen Uebelſtand, doch nicht wohl anzunehmen iſt, daß die Ortsbehörde hiervon keine Kenntnis haben ſollte, ſo wundert man ſich mit Recht, daß von dieſer Seſte auch rein gar nichts geſchieht um dem Hebel zu ſteuern. Es find doch nur zwei Fälle moglich, entweder das Hutperſonal thut ſeine Schuldigkeit nicht, oder es iſt nummeriſch zu ſchwach, um die Hut in be⸗ friedigender Weiſe zu verſehen. Beiden Epentuel⸗ täten könnte aber durch Einſchreiten der Ortsbehörde abgeholfen werden und wäre dies um ſo dringender zu wünſchen, als dieſes Uebel, beſonders bei der lieben Jugend die Grundlage des Stehlens bildet und unſere Stadt bald in ſchlimmen Nuf bringen würde. Ladenburg, im Oktober 1886. Mit bleicher Miene ſtieren Auges Überflog ſie den Juhalt der Papiere, die ſie folgerecht aus dem Käſtchen nahm. Hin und wieder entfuhr ihren Lippen ein Ausruf des Entſetzens, den ſie nicht zu⸗ rückzuhalten im Stande war; ihre Hände zitterten, ihre Züge wurden eiſiger, je mehr ſie ſich in dieſe Dokumente der Schande zu vertiefen bemühte; der Atem ſtockte ihr, als ſie die unabweisbaren Belege ihres Verderbens vor ſich ſah. Alice bebte. Konnte ſie Herrin ibrer ſelbſt bleiben bei einer ſolchen Entdeckung? O, es war mehr,, als ihre junge Seele mit einem Schlage zu tragen vermochte! „Vater! — geliebter Vater!“ quoll es, vom Schmerz gewaltſam herausgepreßt, über ihre Lippen, viſt ſo das Vermächtnis, welches Du Deinem Kinde beſcheerteſte! Du vertrauteſt mir das Kaſſchen, da⸗ ſein Inhalt mich dem Verderben entgegenführt e!“ . Sie bebte ſchaudernd. Wilden Blickes ſtarrte ſie auf das Häufchen ſo geringfügiger und dennoch ſie vernichtender Papiere; auf dieſes Kleinod, das ihr 3 in Fluch für ihr Leben, zur Sühne vielleicht längſt vom Schöpfer des Weltalls gerichteter Sünde von der Liebe des Vaters beſcheert worden war. Es war alles da. „Quittungen der Anſtalt St. Salvatore, kom⸗ mentirte ſie mechaniſch. 5 „Verrat der Freundſchaft. Flehen um Er⸗ ſung,“ ſprach ſie vor ſich, indem ſie die Briefe neinanderlegte und dem Käſtchen wieder vertraute. Aiice ſtöhnte. Ein eiſiger Schauer durchrieſelte hr Mark und Gebein. 1 1 „Mein Gott, beſchütze s endlich wie jammerndes Deine Hand nicht von mir, * Du mich!“ — brach Klagen von ihr; ziehe leite mich auf Deinem Pfade, bis mir ein Ausweg aus dieſem Labyrinth des Elends, der Verzweiflung gefunden ſein wird. — Beſchütze mich, mein Gott!“ wiederholte ſie noch einmal; „laß Deine Hand über mir walten, bis mir die Erlöſung aus dieſem Jammer gefunden ſein wird!“ Sie erhob ſich, verbarg das Käſten in einem Fache ihres Schreibtiſches, wankte, an allen Gliedern bebend, im Gemache anf uud nieder und ſank, über⸗ wältigt durch die Macht innerer Qualen auf einen Divan, wo ſie, ohne auf irgend etwas um ſie her Acht zu haben, liegen blieb. So verbrachte ſie den Reſt des Tages, ſo gingen ihr die Stunden der Nacht dahin. Als die Morgenröte, durch die offenen Fenſter ſtrahlend, ſie von ihrer Lagerſtadt aufrief, erhob ſie ſich mechaniſch; ſie ſchien gebrochen; ihr Auge blickte glanzlos, jeder Ausdruck, jede Farbe hatte ſich aus ihrer Miene berloren; Niemand — dies war ſicher — erkannte jetzt in ihr die junge Erbin, die noch vor wenig Monden mit der lühn⸗ ſten Erwartung auf Glück und Glanz des Lebens, der Zukunft entgegenſah. * * d Acht Tage ſpäter hatte Alice von Waldheim der Beſitzung Wallersbrunn Lebewohl geſagt. Ohne von Jemanden Abſchied zu nehmen, ohne auch nur dem greiſen Pfarrer Bornau von dee Abſicht, die ſie führte, Rechenſchaft abzulegen, hatte ſie früh, als kaum der Tag graute, den Wagen befohlen, der ſie, mit nur wenig Gepäck verſehen, zur nächſten Bahnſtation trug. Niemand wußte, wohln ſie gegangen war. Zwei Tage nachher langte ein Schreiben bei ihrem Vormund, dem Pfarrer an. „Beten Sie für mich zum Herrn der Schöͤpf⸗ ung,“ war die Bitte, die ſich an ihre Enkſchuldig⸗ ung reihte, „daß er mein Leben von jener Prang⸗ ſal behüte, die zum Verderben führt! Ich werde meine Heimat nicht wieder ſehen!“ Nur ein paar flüchtige Verordnungen über Wirtſchaft und Domeſtiken waren dieſen Zellen beſge⸗ fügt. III. Etwa zwei Stunden nördlich von Rom, am rechten Ufer der Tiber, lag hinter dichten Oliden⸗ und Wallnußbaumpflanzungen verborgen, eine im ganzen Lande wohlberühmte Irren⸗ und Idfoten⸗ heilanſtalfſ, St. Salvatore genannt. Dieſe Anſtalt erfreute ſich des ausgedehnteſten Rufes. Der in Rom hochgeſchätzte Sanitätsrat und Prof. Dr. Palmare hatte ſie vor 50 Johren gegründet; auch unter der Leitung ſeines Sohnes, der ſie vier Jahre nach ihrer Eröffnung übernahm, ſteigerte ſich das Lob ihrer Einrichtungen in dem Grade, als St. Salvatore je mehr) und mehr in den Mund der Leute kam. Jetzt gehörte dieſe Au⸗ ſtalt ſeit beinahe zweiundzwanzig Jahren einem Dr. Corlo Alfonſo Rimoli, in deſfen Beſitz fie durch vertragsweiſen Ankauf gekommen war. Dr. Rimoli war ein hagerer, kleiner Mann. Sein bartloſrs Geſicht zeigte einen Charakter doll unbezähmter — vielleicht auch unbezähmbarer — Leidenſchaft an. Das tiefſchwarze, funkelnde Auge beklemmte, wenn man unvermutet dem Direktor der Heilanſtalt gegenübertrat. In den Kreiſen der Ge⸗ ſellſchaft etfteute rr ſich — wenigſtens nach gewiſſen Richtungen hin — einer ungeteilten Beliebtheit, was 'edoch mehr ſeiner finanziellen Stellung, als ſeiner Perſon auf die Rechnung zu ſchreiben war. aſchung sang.