. 1 S Nai — 2 — 9 an der Sache öffentlich zu bekunden. — Mr. 83. Poli tiſches. Paris, 13. Oktober. Eine Meldung des „Journal des Debats“ aus Petersburg, die ſich das Frkf. Journal depeſchiren läßt, zufolge, iſt die Miſſion Kaulbars geſcheitert und ſeine Erſetzung durch einen anderen Agenten nicht unmöglich. Ruß⸗ land wünſcht nicht die Okkupation, um Oeſterreichs Eifersucht nicht zu wecken. Im Falle die Okkupation unbermeidlich wäre, würde eine Verſtändigung mit Wien und Berlin vorangehen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 13. Okt. Die Einweih⸗ ung des neuen Schulhauſes, welche am 11. d. M. ſtattfand, geſtaltete ſich ſowohl durch die rege Be⸗ teiligung der Einwohnerſchaft unſerer Stadt, als auch durch das Intereſſe, welches die Staatsver⸗ waltung an dieſem Feſte bekundete, zu einer ſchönen nd würdigen Feier. Böllerſchüſſe verkündeten ſchon am Morgen, daß ein Feſttag bevorſteht und genau um 10 Uhr bewegte ſich unter dem feierlichen Ge⸗ Häute aller Kirchen ein ſtattlicher Zug vom alten Schulhauſe in dos neue. An der Spitze des Zuges efand ſich die fröhliche Jugend mit ihren Lehrern nd Lehrerin, während ſich am Rathauſe die Ver⸗ treter der Staats⸗ und Gemeindeverwaltung, die Geiſtlichen und Beamte, ſowie endlich eine beträcht⸗ iche Anzahl Ortseinwohner anſchloſſen, um der ſeltenen Feier beizuwohnen und ihr reges Intereſſe Kaum hatte er Zug den neuen Schulhof erreicht und daſelbſt Aufſtellung genommen, als der Bürgermeiſter als Vorſitzender des Gemeinde⸗ und Ortsſchulrates die Thore des neuen Schulhauſes öffnete. Mit dem herrlichem Pfalm „Lobe den Herrn“ leitete der Kirchenchor die würdige Feier ein und gab derſelbe Erſcheint jeden erittwoch und Hamstag und koſtet vierteljahrlich 1 K — 3 f mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 % 40 J erel. Poſtproviſion. 8 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Erpedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 0 Pfg. ( Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. 7 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg r —— ———— — —— Samſtag, öden 16. Oktober durch dieſen erhebenden Geſang eine beſondere Weihe. Herr Bürgermeiſter überreichte ſodann dem dienſtälteſten Hauptlehrer, Herrn Seelos, unter paſſender Anſprache die Schlüſſel als Zeichen, daß nunmehr das Schulhaus zum Einzug für Feſtteil⸗ nehmer, Lehrer und Schuljugend zur Verfügung ſtehe. Herr Seelos übernahm die dargereichten Schlüſſel und hielt hierauf ſolgende Anſprache: „Geehrteſte Feſtverſammlung! Mit dem Herrn fang Alles an! Wir glauben All' an einen Gott! Das Haus, in welches wir heute einziehen, ſoll einem hohen Zwecke dienen: Dem Unterrichte und der Erziehung der Kinder. Wer liegt uns wohl näher am Herzen als dieſe? Ihr, meine Kinder, kommt hierher, um zu hören, zu krnen, um unterrichtet und erzogen zu werden. Laßt Euch dieſe Räume heilig ſein und haltet fie hoch in Ehren. Seid aber auch gehorſam, denen die euch darin unterrichten. Mit dem Ge⸗ horſam iſt enge verbunden die Dankbarkeit. Strebt darnach, durch Fleiß, Ordnung und ſittliches Be⸗ tragen, die Schuld der Dankbarkeit gegen eure Eltern, Lehrer und Geiſtliche abzutragen. Zum Gedeihen des Unterrichts und der Erziehung müſſen aber auch die Eltern gewiſſenhaft mitwirken. Wenn Schule, Kirche und Eltern einträchtig zuſammen⸗ wirken, dann gibt es einen guten Klang. Reißt aber das Elternhaus wieder nieder, was Schule und Kirche aufbauen, dann leidet das Ganze Not. Karl der Große fragte bei Gemeinde⸗Wäſitationen nach den drei P. Prätor⸗Bürgermeiſter, Paſtor⸗Pfarrer, Prä⸗ ceptor⸗Lehrer. Waren dieſe pflichtgetreu geweſen, ſo war er zufrieden. — Wir Lehrer aber ſind be⸗ rufen, die Schulhäuſer zu rechten Schulen zu machen, 1886. damit, wie die Häuſer eine Zierde der Stadt find diejenigen, welche darin unterrichtet werden, eine Zierde der Bürger bilden. Wohl wenige Gemeinden des engeren Vaterlandes verwenden nach Verhältnis ſo viel auf Unterricht als die Stadt Ladenburg. Wir Lehrer haben durch dieſe Gebäulichkeit nicht nur geräumige Lehrzimmer, ſondern auch alle ſchöne Dienſtwohnungen. Damit die Erziehung und der Unterricht wohlgedeihen, iſt es notwendig, daß das Schulhaus in ſeiner Lage wie in ſeiner ganzen Einrichtung ſeinem hohen Zwecke entſpreche. Alles dies iſt in dem neuen Schulhauſe vorhanden, darum danke ich im Namen der heranwachſenden und kommenden Geſchlechter. Ich danke den hohen Schul⸗ und Staatsbehörden, welche das Schulweſen über⸗ wachen; ferner danke ich der ganzen Gemeinde, dem löblichen Gemeinderat und Bürgerausſchuſſe weil ſie ein Schulhaus II herſtellen ließen, das ebenſo ſchön, als zweckmäßig und mit dem Schulhauſe 1 in Verbindung geſetzt, eine Zierde der Stadt bildet. Endlich danke ich im Namen der Gemeinde dem Großh. Bauinſpektor, den Bau⸗ und Handwerks⸗ leuten, überhaupt allen denen, die dazu beitrugen, das ſchöne Werk herzuſtellen. Ihnen ſoll mein drei⸗ faches Hoch gelten, das wir Lehrer und die Schul⸗ jugend ausbringen.“ Am Schluß des feierlichen Aktes wurde ein weiteres Feſtlied „En Haus voll Glorie ſchauet“ vorgetragen, welchem ein von der ganzen Verſamm⸗ lung geſungenes „Großer Gott wir loben Dich“ folgte. Unter Leitung des Bürgermeiſters beſichtigten ſodann die anweſenden Feſttheilnehmer das Gebäude. Das neuerbaute Schulhaus machte auf ſämtliche Beſucher den allergünſtigten Eindruck, inſofern als ſich dasſelbe durch ſeine freie Lage und erhoͤhten Standpunkt beſonders hervorhebt und die Solidität 7 Die Erbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. ö Nachdruck verboten. 4. Alice, die dies längſt ihre Gewohnheit war, hatte ihn erbrochen, doch konnte ſie nicht anders „als daß ein Irrthum ſie düpire, als ſie Werthgeſchätzter Herr! „Nachdem mehr als zwei Monate über den Beginn des neuen Halbjahres verfloſſen ſind und ich keinerlei Nachricht von Ihnen hatte, erlauben Sie mir, um gefällige Einſendung der Stations- gebühr mit Poſtwende zu erſuchen. Sie wollen dieſe Auffordrrung nicht für eine Beleidigung neh⸗ men; den Statuten unſerer Anſtalt gemäß ſind Vorausbezahlungen für alle Patienten ganz uner⸗ läßlich. Weitere Mittheilungen über Ihren Pfleg⸗ 5 ſobald Sie deren wünſchen, ſind zur Dispo⸗ ſition. Genehmigen Sie die Verſicherung meiner vor⸗ züglichen Achtung, mit welcher ich die Ehre habe, mich zu zeichnen als Ihr ergebenſter Dr. Rimoli, Direktor der Heilanſtalt St. Salvatore. om, im Juli 18. .“ lice hatte dieſe Zeilen achtlos bei Seite ge⸗ e glaubte, wie geſagt, nicht anders, als daß ein Irrthum vorliege; um ſo mehr erſchrack ſie, als kaum drei Wochen nach dieſem erſten ein zweites Schreiben einlief. Ew. Hochwohlgeboren, (ſo hieß es hierin kurzweg.) „Nachdem meine jüngſt gemachte Aufforderung ohne Erfolg blieb, ſehe ich mich veranlaßt, die Summe von .. Gulden Stationsgebühr für den unſerer Anſtalt vertrauten Patienten Herrn von Ludwig, durch Poſtauftrag von Ihnen zu beziehen. Ich erſuche den Betrag bei erſter Nachfrage zu be⸗ gleichen, und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung als Ihr ergebenſter Dr. Rimoli. Wie berſteinert blickte Alice auf das Papier. Sie war noch zu viel Kind, um den Inhalt in ſeinem vollen Werthe ſofort zu begreifen. War es überhaupt möglich, daß ihr, die nichts wußte noch ahnte, das Verſtändniß der Sachlage kam? Sie prüfte das Couvert wieder und immer wieder, dann erhob ſie ſich, um zu ihrem Vormund, der in einer Laube des Parkes weilte, zu eilen, doch ein Gefühl, darüber ſie ſich nicht Rechenſchaft geben konnte, ließ ſie auf halbem Wege rückwärts gehen. Die Erin⸗ nerung der verzweifelten Irrreden, die Herr von Waldheim ſo manches Mal vor ſeinem Tode wieder⸗ holt hatte, kam über ſie. War es dennoch möglich daß zwiſchen dieſen Fieberphantaſiebildern und der Wirklichkeit ein Zuſammenhang exiſtirte, war es möglich, daß, was der Gutsherr im Wahn hervor⸗ gebracht, was ihre junge Seele mit ſo viel Ent⸗ fetzen angefüllt hatte, eine Thatſache des Lebens berührte? Dem jungen Weſen ſchien bei dieſem Gedanken der Atem ſtille zu ſtehen. Den Brief, dieſer un⸗ ſchuldige Bote des Unheils, zerknitterte ſie in ihren Händen. Mit wirrem Auge ſtarrte ſie vor ſich, dann um ſich, wie um aus einem Zeichen, einen Gedanken, der ihr in den Sinn komme, Erloͤſung aus der ſie vernichtenden Ungewißheit zu ſuchen, doch nichts ſprach ihr Troſt zu; Niemand exiſtirte, der ihr Aufſchluß über dieſes unheilvolle Geheimnis bieten konnte, wenigſtens gab es Niemanden, der ihr würdig einer ſolchen Aufgabe dünkte, da, in der Verwirrung, in die ihr junger Sinn geraten war, erinnerte ſie ſich des Etuis. Konnte ſein In⸗ halt, den der Gutsherr unter ſo feierlichem Gelöb⸗ nis ihrer alleinigen Obhut vertraute, mit dieſen Zeilen in irgend einer Verbindung ſein? War es möglich, daß — daß — Alice ſchauerte, als ihr der Gedanke kam. — Nein, es konnte nicht ſein! Nein, es war nicht möglich, daß irgend eins der Worte, die Herr von Waldheim im Fieberwahn hervorgebracht hatte, auf Wahrheit beruhte! Haſtig, wie um die Dementi⸗ rung einer voreilig gemachten Anklage ihres Herzens zu ſuchen, öffnete ſie den Schreibtiſch und ergriff das Käſtchen, das in der naͤchſten Sekunde geöffnet vor ihr lag.