wiederholt durch Hochrufe auf den Kalſer bon Ruß⸗ land unterbrochen. Hierauf begaben ſich die Bauern nach dem Wahllokal, deſſen Eintritt ſie zu ſtürmen ſuchten, um die Urnen zu zertrümmern und das Wahlgeſchäft unmöglich zu machen. Ein heftiger Hagel von großen Steinen, welche die Bauern unter ihren Schafpelzen verborgen mitgebracht hatten, er⸗ öffnete eine Schlägerei. Die Mehrzahl der Bauern, deren Rotte inzwiſchen noch angewachſen war, drang in das Lokal ein. In dieſem Augenblicke erfolgte aus dem Innern des Wahllokals heraus ein raſch ausgeführter Gegenangriff. Die Bauern wurden mit ungloublicher Geſchwindigkeit hinausgeworfen; hinter ihnen her eilten die Verfolger mit Stöcken. Die Bauern machten in ihren weißen Schaſpelzen den Eindruck einer fliebenden Hammelheerde. Alles das dauerte kaum 3 Minuten. Etwa 6 Bauern hatten leichte Verwundungen am Kopf und blutende Naſen davongetragen. Sofort erſcholl bei ihnen das Loſungswort: Zum ruſſiſchen Konſulate! Sofia, 12. Okt. Bei den geſtrigen Sobranfe⸗ Wahlen find hier alle miniſteriellen Candidaten ge⸗ wählt worden. Die Stadt iſt rubig. Nach den bisber aus der Provinz vorliegenden Wahlnachrichten gehören die Gewählten mit ziemlich großer Mehrheit heit der Regierungspartei an. In Rumelien iſt, ſo weit bis jetzt bekannt, kein zur Oppofition ge⸗ hörender Kandidat gewählt worden. Verſchiedenes. E Ladenburg, 12. Okt. Geſtern fand je Einweihung des neuen Schulgebäudes ſtatt und werden wir in nächſter Nummer ausführlichen Bericht über das ſchöne Feſt erſtatten. — Leutershauſen, 9. Okt. Heute Nach⸗ mittag fiel der 52 Jahre alte Kolb von hier beim Birnenbrechen vom Baum und war ſofort eine Leiche. — Mannheim, 8. Okt. Dem Vernehmen nach ſoll das hier in Garniſon liegende Leibdrago⸗ nerregiment kurze Zeit nach ſeiner auf 1. April nächſten Jahres beſtimmten Verlegung nach Karls⸗ ruhe in ein Garde⸗Regiment verwandelt werden, hnlich wie dies voriges Jahr mit dem Leib⸗Grena⸗ dirreg'ment geſchah. i — Mannheim, 11. Okt. Das Individuum, welches im Verdacht ſteht, in verſchiedenen katholi⸗ ſchen Pfarrhäuſern unſeres Landes eingebrochen zu haben, wurde geſtern Nachmittag hier verhaftet. verkauft in Plonkſtadt zu M. 22 — 26, Bernheim zu M. 20 — 25, Bergſtraße zu M. 20 — 25, Rhein⸗ pfalz zu M. 10—15, Breisgau zu M. 12 — 15. Alles per 50 Kilo exeluſive Steuer. — Wiesloch, 8. Okt. Geſtern wurde der mit hohem Erlaß Gr. Miniſterium des Innern für die Stadt und Bezirk Wiesloch genehmigte Vieh⸗ markt zum erſtenmole abgehalten. vormittags eröffnete Herr Landtagsabgeordneter und Bürgermeiſter Sieber von Wiesloch in beredten Worten den Markt. Einen Beweis für die Not⸗ wendigkeit und das Bedürfnis der Errichtung des Biehmarktes lieferte die ſo zahlreiche Anweſenheit der Viehbeſitzer des Bezirkes, ſowie auch die vielen Vieh⸗ händler von hier und auswärts. Der Markt war befahren mit 160 Stück Rind⸗ vieh, 2 Schafen und 1 Fohlen. Verkäufe wurden abgeſchloſſen 60., die Umſatzſummen beziffert ſich auf 8358 Mk. Durchſchnittspreis für Jährlinge war 70 bis 80 Mk. für Rinder 200 Mk. für Kühe 250 bis 300 Mk. und für zwei Hausſchafe 25 Mark. Am Schluſſe des Marktes herrſchte nur eine Stimme bei den Viehbeſitzern, daß ſie den nächſten Markt am erſten Donnerstag im Monat Dezember mit viel mehr Vieh befahren werden. Sämtliche Landwirte begrüßen mit Freude die regelmäßige Abhaltung der Viehmärkte zu Wiesloch. — Wiesloch, 8. Okt. Der heutige Schwei⸗ nemarkt war mit 62 Paar Milchſchweine beſchickt. Der Durchſchnittspreis betrug 12 bis 17 Mark. — Würzburg, 8. Okt. Privatier Hütſchen⸗ reuter, Schwiegervater des Miniſters von Lutz, hat ſich erſchoſſen. a — Darmſtadt, 7. Okt. Geſtern erſchoß ſich der Rentner Großmann im Alter von 75 Jahreu. Derſelbe hatte ſich noch in heiteſter Stimmung zu einem Spaziergang begeben, als er jedoch nicht zu⸗ rückkam, ſuchte man nach ihm und fand im Wald ſeine Leiche. — Auf dem Miſſiſſtppi iſt vor einigen Tagen der Paſſagierdampfer „Mascotte“ infolge einer Keſſelexploſton zu Grunde gegangen, mit ihm zahl⸗ reiche Menſchenleben. 90 Tage alt war, befand ſich auf der Fahrt nach St. Louis, als unter einem Dampfdruck von 150 Pfund ſeine Keſſel explodierten, wobei die Ofen⸗ feuer über das Schiff geſtreut wurden. Das Boot wurde vom Feuer ergriffen und der Steuermann — Von neuem Sanddblatt wurde letzte Woche ſteuerte nach dem Geſtade. Bald war ſeine Landungs⸗ Punkt 9 Uhr Der Dampfer, welcher erſt ſtelle erreicht, aber während die Frauen und Kinde ſich drängten, um ans Ufer zu gelangen, ſtrzte de Schornſtein des Dampfers quer über die Landungs brücke, wobei einige Leute erſchlagen wurden un 1 Nabl andere in den Fluß ſtürzten und ertranken. d 5 9321.) der Steuermann außer Stande war den „Mascotte⸗ 1 0 am Geſtade zu hallen, ſo trieb der brennende 4 at N Dampfer den Fluß hinab, bis er ſank. Einige 1 15 Paſſagiere ſchwammen an's Ufer, andere wurden git fan durch Bote gerettet, aber etwa 20 find tot und 15 n boden 10 füchterlich verletzt. Einige Mitglieder der Mann lung ſchaft ſind über den ganzen Körper durch das unt ber 90 kochende Waſſer verbrüht. Zur * — Die Kunde von einem entſetzlichen Raub⸗ 72 vile mord kommt aus Dingolfing in Bayern. Man 1 Ju. Wohl bon fand in der Nähe dieſes Ortes auf einer Anhöhe den 71 furchtbar zugerichteten Körper des Landmanns de Wahl bon Spanner aus Deibersdorf, eines hochbetagten Man⸗ 1. fade nes, vor. Derſelbe hatte die Angewohnheſt, erſt Dou ſpät in der Nacht ſeinen Heimweg anzutreten und In 90 don un auch an dem verhängnisvollen Tage ſich erſt nach 10 Uhr Abends auf den Weg gemacht. Noch nicht weit gegangen, wurde er überfallen und mit einer großen Stange über den Kopf geſchlagen, ſo daß er betäubt liegen blieb und die Stange zerſpftterle, 0 baden hig 1 Natlung der 1 A des Vartreers woll rubt. Dann wurde ihm ſein eigenes Meſſer mit gewalti⸗ 5 705 gem Stoß in den Hals getrieben, wo man es noch 19 5 Boll ſteckend fand. Der Stich muß ihm nach Aufnahme Fuhadun ene des Thatbeſtandes in liegender Stellung beigebracht 5 10 * worden ſein. Ueber die Motive zur That konnte 792 c in man nicht lange im Unklaren bleiben, da der Mör⸗ 7 der ſein Opfer, welches faſt ſtets viel Geld bei ſich * ö führte, beraubte. Aber des Thäters konnte man 6 f ö bis jetzt noch nicht habhaft werden. 5 woe f 1 5 f Ein Familiengenie wünſcht ſein neueſtes Stück 1. ide de vorzuleſen und die Frau vom Hauſe ladet zu dem Zwecke eine ſtattliche Geſellſchaft, von der ſich nur ein vertrauter Freuud mit den bittenden und motivierenden Worten ausſchließt: * 5 In Umm Sie mich von der Vorleſung, ich leide ja nicht an i Schlaflofigkeit! ? 15 f ien da daun! 1 1 Reher, ſoſern fte n. Eine Freundin macht einer alten Coquelte, d An u ne m. ſich ſehr jugendlich kleidet, deßhalb Vorwürfe und a n auf oder g detwandt det ſagt zum Schluß: „Wir müſſen unbedingt unſeren Wderbutg, 5. Geſchmack ändern, wenn wir altern.“ „Mag ſein, daß Du alterſt“, ruft die Angegriffene tief verletzt, „ich nehme blos an Jahren zu.“ geſellſchaftlicher Erziehung zu betrachten, und die Verehrung, welche ihnen nach allen Seiten zu Teil ward, konnte nur dazu beitragen, ihre Pietät zu erhöhen. Um ſo mehr hatten natürlich die im Fieberwahn hervorgebrachten Irreden wie ſie glaubte — des Vaters ihren jungen Sinn erſchüttert, wenn ihr auch niemals ein Gedanke an die Wahr ⸗ heit des von Herrn von Waldheim gemachten Be⸗ kenntniſſes kam. Jetzt überließ ſie ſich ihrem Scherz. Es lag nichts vor, es ereignete ſich nichts mehr, as ihre Trauer um den teuren Heimgegangenen unterbrochen haben würde; ſie lebte ihrer Wehmut, der Verlaſſenheit, die ihr unzählige Tränen in die Wimpern lockte, ſie erinnerte ſich des Verlorenen in der Zurückgezogenheit, in welcher ſie ihre Tage ver⸗ brachte, in den Andachten für das Wohl ſeiner ele, die ſie niemals vergaß. 5 Alice erreichte bald isr achtzehntes Jahr. Noch in der zarteſten Blüte reiner Unſchuld ſtand ſie im Leben. Sie hatte nicht geſehen, als die Pracht ihrer elterlichen Heimat, nichts empfunden, als die Liebe der Mutter, des ſie verhätſchelnden Vaters; ſie kannte nichts von der Welt und ihren verkommenen Wegen, niemals war ſie mit einem unſauberen Pfade in die geringſte Berührung getreten; das einzige Leid, welches die Vorſehnung auf ihre jungen Schultern gelegt hatte, war die Krankheit des Vaters geweſen, deren unerſättliche Laune mit bewundernswerter Ruhe und Geduld von ihr getragen worden war. Nun traf ſie in dem Tode des Herrn bon Waldheim der erſte und daher um ſo herbere Schlag. Es mag ihr vergeben werden, wenn ſie mancher Aeußerlich⸗ keiten nicht gedachte, wenn ſelbſt Handlungen, welche Thränen der Erinnerung an den Verlorenen, den einzigen Menſchen auf Erden, an den verwandt⸗ ſchaftliche Rechte ſie knüpften, den Einzigen deſſen Liebe ihr ein Schutz gegen die Rauheiten des Lebens geweſen war. Sobald die erſten beiden Wochen vorüber waren, ſtörte ſie auch nichts mehr, ſich ihren Thränen zu weihen. Ein Teſtament hatte ſich in dem Nachlaſſe des Gutsherrn nicht gefunden; ſomit blieb die Tochter unbeſchränkte Erbin all des Reichtums; und auch dem vielfach ausgeſprochenen Wunſche des Ver⸗ blichenen, den Geiſtlichen der Ortſchaft — der greiſe Pfarrer Bornau war ſeit Jahren ein faſt täglich ge⸗ ſehener Gaſt und Freund des Herrn von Waldheim geweſen — zum Vormunde ſeines Kindes zu er⸗ wählen, war von Seiten der Gerichte Rechnung ge⸗ tragen, durch welchen Umſtand Alice noch eine Stütze für 95 pietätvolle Hingabe an ihre Trauer geboten ward. „Die Liebe, mit welcher Sie des teuren Heim⸗ gegangenrn gedenken, wird zum Segen Ihres zu⸗ künftigen Lebens werden,“ hatte der würdige Mann unzählige Male zu ſeiner Mündel geſprochen; und Alice bedurfte ſolchen Troſtes, es verlangte ſie — in Erinnerung des unheilvollen Abſchieds, den Herr von Waldheim von ihr genommen nach den Segens⸗ wünſchen deſſen, der ihr für die Zukunft Berater, Freund und Vater war. Woche um Woche ging ſo vorbei. Der Mai kam, Juni und Juli zogen vorüber und nichts un⸗ terbrach die ſtille Ruhe, die über Wallersbrunn lag. Die Bemühungen der benachbarten Zirkel, die junge Erbin nur dann und wann ihrer Einſamkeit zu die Etiquette ihr geboten haben würde, von ihr ver⸗ nachläſſigt blieben; Alice lebte ihrer Wehmut, ihren aufzudrängen beſtrebt war, ſtillſchweigend von ſich wies. a ir Unten i Des Käſtchens, welches Herr von Waldheim 22 ihr vor ſeinem Tode vertraute, hatte ſie kaum mehr gedacht. Ihrem Verſprechen getreu hatte ſie es am Morgen nach dem Ableben des Gutsherrn in Ver⸗ wahrung genommen, aber niemals war ihr der Gedanke gekommen, daß ein Unterſuchen ſelnes In⸗ halts von Noten ſei; ſie bewahrte es eben in einem Fache ihres Schreibtiſches verborgen und wer weiß, es wären vielleicht noch Jahre verlaufen, ohne daß ſie an ein oͤffnen des ſo verhängnisreichen Kleinods i i fler Ausw el wf auf überhaupt gedacht haben würde, wenn ihr nicht eine durch ein paar Zeilen, die ihr — Dank dem 105 Nartie fall — — in die Hand gekommen waren, die Veranlaſſung zur Durchſicht ſeines Inhalts geboten — ward. Während der erſten Julitage war eiu Brſef 3 aus Rom, an Herrn von Waldheim adreſſirt, auf Wallersbrunn angelangt. „ J en b Fortſetzung folgt. 10 1 95 Uumenzwichein — Die That eines Wahnſünnigen, Au , Gpaz Oedenburg wird berichtet: Der Fiakerkutſcher dealt 10 f Joſef Kager durchſchnitt heute Morgens ſeinem Weibe mit einem Taſchenmeſſer den Hals und flüchtete ſich dann aus dem Hauſe. Eine Stunde ſpäter wurde der Leichnam Kager's aus der alten Schwimmſchule gezogen. Kager's Weib befindet entziehen und mit in die Geſellſchaft führen, blieben furchtlos, da Alice jede Zerſtreung, die man ihr ſich noch am Leben. Kager führte mit ſeſner Frau 10 Vu ein inniges Familienleben, er führte die That in n iſn d einem Anfalle von Geiſtesſtörung aus. Ag bn iu ſih 1 8 2